90.937
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 7: | Zeile 7: | ||
|Geburtsort=Fürth | |Geburtsort=Fürth | ||
|Todesdatum=1971 | |Todesdatum=1971 | ||
|Beruf=Journalist; Dichter | |Beruf=Journalist; Dichter; Mundartdichter; Künstler | ||
}} | }} | ||
'''Ernst Kiesel''' (geb. [[31. Mai]] [[1900]] in [[Fürth]]; gest. [[1970]]) war ein Fürther [[Journalist]] und [[ | '''Ernst Kiesel''' (geb. [[31. Mai]] [[1900]] in [[Fürth]]; gest. [[1970]]) war ein Fürther [[Journalist]] und einer der bekanntesten Heimatdichter bzw. [[Mundartdichter]]. Im Volksmund als der „Kieselstaah“ genannt. Die Zwillingstöchter von Kiesel aus der Ehe mit Babette Huber (ꚙ1921) Erna (verh. Reinel, dann verh. Weiß) und Ernst wurden am 7. April 1938 geboren. Den 2. Weltkrieg verbrachte er als Unteroffizier bei der Feldgendarmerie. | ||
Kiesel | Seit [[1930]] arbeitete Kiesel als freier Journalist und war zugleich ein Chronist seiner Zeit - und das über 40 Jahre lang. So belieferte er u.a. die [[Fürther Nachrichten]] mit Gerichtsberichten, in denen er als Journalist die kriminellen Entgleisungen durch seine wahrhaft "menschliche Brille“ sah. „Einer der Liebenswürdigsten der alten schreibenden Zunft“ nannte ihn die Zeitung in einer Würdigung 1980. Da wäre der gebürtige Fürther 80 Jahre alt geworden. | ||
Angetan vom | |||
== Leben und Wirken == | |||
Bekannt wurde er durch seine Mundart-Gedichte, unzählige Prologe und Festsprüche. Kiesel habe schon als Schüler seine ersten Verse zu einem Gedicht gereimt, als Packer seinen ersten Roman vollendet. [[1926]] wurde sein erstes Gedicht (hochdeutsch) veröffentlicht, [[1930]] seine erste Skizze und [[1931]] seine erste Heimatgeschichte. Ab 1930 war er selbständiger Pressemitarbeiter und ab 1934 in die Schriftleiterliste eingetragen. | |||
Angetan vom „''Schöpfer köstlicher Schilderungen aus dem täglichen Leben''“ war auch der Vorsitzende Dr. Schwammberger von [[Alt-Fürth]], Verein für Heimatforschung und Leiter des damaligen Stadtarchivs. Deshalb bat Dr. Schwammberger schon frühzeitig Kiesel [[1937]] bat er deshalb von Kiesel einen Lebenslauf, den er ihm am [[20. November]] [[1937]] persönlich übergab.[[Adolf Schwammberger|Schwammberger]] sammelte Kiesels Gedichte und veröffentlichte etliche in den [[Fürther Heimatblätter|Fürther Heimatblättern]] (heute Fürther Geschichtsblätter). | |||
Nach dem 2. Weltkrieg erschien eine Auswahl aus seinen Mundartgedichten [[1952]] in den [[Fürther Heimatblätter]]n. Gleichzeitig trat Kiesel in den 1950er Jahren bei den „Alt-Fürth“-Abenden auf und trug Gedichte vor. So z.B. über die Gründung Fürths aus der Sicht des Fischer Martl und seiner Fraah (Frau). Er ließ deren Begegnung mit Kaiser Koorl (Karl) und seinem Gefolge im Mai [[803 |803]] „ba der seichten Furt“ geschehen. Anlässlich des 60. Geburtstags von Ernst Kiesel veröffentlichte Dr. Schwammberger mehrere Gedichte von ihm. Zuvor erschienen schon in Buchform 1953 weitere Verse mit dem Band unter dem Titel „Lustiger Streusand“. In drei Bänden wurden seine Gedichte gesammelt. In folge erschienen noch weitere Titel: „[[A Zinsela (Buch)|A Zinsela]]“ (= eine Kleinigkeit, 1966), „[[Nu a Zinsela (Buch)|Nu a Zinsela]]“ (1966) und „[[Widder a Zinsela (Buch)|Widder a Zinsela]]“ (1969). | |||
Einen Roman verfasste 1949 Kiesel ebenfalls: Als heiterer Kriminalroman entstand „[[Raubmord bei Stadeln (Buch)|Raubmord bei Stadeln?]]“. Vorangegangen war das Erstlingswerk „[[Das blutige Hemd auf der Kirchenmauer (Buch)|Das blutige Hemd auf der Kirchenmauer]]“, das er auf Bestellung eines Nürnberger Verlegers schrieb. Vom zugesagten Honorar von 2.000 Mark erhielt er aber nur zwei Vorschüsse von je 10 Mark. Dann war der Verleger unauffindbar verschwunden. Trotzdem hatte er es herausgegeben unter einem Pseudonym und Kiesel war leer ausgegangen. „Die Gründung Fürths“ verfasste Kiesel 1955. | |||
Kiesel verstand es, das Milieu der Altstadt, rund um den [[Gänsberg]] – seinem Revier – zu beschreiben. Der Literaturhistoriker und Mundartforscher Dr. Karlheinz Goldmann von der Stadtbibliothek Nürnberg bestätigte ihm in einer Rezension, dass er die banale primitive Reimerei dialektischer Ausdrücke zur sprach-philosophischen Lyrik emporhob. Auch der Philosoph und Hegel-Forscher Professor Dr. [[Hermann Glockner]] lobte Kiesel und schickte ihm [[1967]] als „seinem Landsmann und großen Fürther Dichter“ einen Geschenkband. | |||
Es gab wohl keinen, der über Fürth und die Fürther mehr geschrieben hat als der „Kieselstah“, schrieb die Fränkische Tagespost im Nachruf vom [[28. September]] [[1971]]. Unerschöpflich sei er in seinem Bemühen gewesen, die Wesensart von Land und Leuten zu erkennen. Unter seiner Feder formte sich´s schließlich zu Versen, hier dickstrichig, dort pastellfarben, getreu der Fürther Mentalität; so formulierte es Konrad Vogelsang. | |||
Zu seinem 65. Geburtstag 1965 hieß es, er sei wie kein anderer mit dem Miljö seiner Vaterstadt vertraut. Unerschöpflich sei er in seinem Bemühen, die Wesensart von Land und Leuten zu erkennen und aufzuzeichnen, damit auch die Nachwelt sich noch vorzustellen vermag, wie einst „die Alten sangen“. | Zu seinem 65. Geburtstag 1965 hieß es, er sei wie kein anderer mit dem Miljö seiner Vaterstadt vertraut. Unerschöpflich sei er in seinem Bemühen, die Wesensart von Land und Leuten zu erkennen und aufzuzeichnen, damit auch die Nachwelt sich noch vorzustellen vermag, wie einst „die Alten sangen“. | ||
„Ein Heimatfestspiel in drei Akten“ schrieb Kiesel und verlegte den Ort auf den Kirchenplatz von St. Michael und den Marktplatz und die Zeit auf Juni 1632. | |||
„Ein Heimatfestspiel in drei Akten“ schrieb Kiesel und verlegte den Ort auf den Kirchenplatz von St. Michael und den Marktplatz und die Zeit auf Juni 1632. | |||
== Werke (Auswahl) == | == Werke (Auswahl) == | ||
{{Autoren}} | |||
Dr. [[Adolf Schwammberger]] über E. Kiesel anlässlich dessen 60. Geburtstags: "Kiesels Stoffe liegen auf der Straße, er findet sie im Umgang mit den Nachbarn, in der Beobachtung der Sprache, in Enttäuschungen, Ängsten, aber auch in der Freude darüber, dass auf dieser Welt keine Kante auf die Dauer eckig bleibt." | Dr. [[Adolf Schwammberger]] über E. Kiesel anlässlich dessen 60. Geburtstags: "Kiesels Stoffe liegen auf der Straße, er findet sie im Umgang mit den Nachbarn, in der Beobachtung der Sprache, in Enttäuschungen, Ängsten, aber auch in der Freude darüber, dass auf dieser Welt keine Kante auf die Dauer eckig bleibt." | ||