Bürokraten, Oberflächenadministratoren, SMW-Administratoren, SMW-Kuratoren, SMW-Editoren, Oversighter, Administratoren, Widget-Bearbeiter
11.916
Bearbeitungen
Zeile 91: | Zeile 91: | ||
==Zeitzeugenberichte== | ==Zeitzeugenberichte== | ||
Als langjähriger Verkaufsleiter für die Gastronomie in Fürth mit Firmeneintritt 1960 in die [[Brauerei Humbser]] zu der ab 1962/1963 auch die [[Brauerei Geismann]] gehörte, verbrachte ich daher „zwangsläufig“ so manche Stunde im [[Geismannsaal]], sowohl während des 14-tägigen Poculator-Ausschanks, als auch bei der Fürther Kirchweih. | Als langjähriger Verkaufsleiter für die Gastronomie in Fürth mit Firmeneintritt 1960 in die [[Brauerei Humbser]] zu der ab 1962/1963 auch die [[Brauerei Geismann]] gehörte, verbrachte ich daher „zwangsläufig“ so manche Stunde im [[Geismannsaal]], sowohl während des 14-tägigen Poculator-Ausschanks, als auch bei der Fürther Kirchweih. | ||
In dieser Zeit traten auch viele Künstler auf, die allgemein bekannt wurden. U.a. auch Roberto Blanco, Herbert Hisel oder der „Singende Cowboy“, der mit seinem Pferd (ich glaube, es hieß Fritz) durch die große Eingangshalle im Parterre, die breite Treppe mit ihren flachen Stufen in den 1. Stock hinauf und in den Saal ritt. Lange Jahre spielte die Kapelle Jakl Strobel, die später durch German Hofmann und seine Ochsenfurter Blaskapelle abgelöst wurde. Gar nicht vorstellen konnte man sich eine Poculator- oder Kirchweih-Eröffnung ohne die Peterlas Boum (oder „Poiterlas Boum“). Ihr berühmtes Lied „Die Baa“ konnte man getrost als „Geismann Saal Hymne“ bezeichnen. Passte sie ja auch bestens zu den beliebten Brathähnchen, die in großer Zahl die Grundlage für einen feuchten Starkbierabend bildeten. Unzählige Schlagerparodien erlebten im Geismann Saal ihre Premiere. Herbert Hisel brachte in den 70er Jahren sogar eine eigene Schallplatte mit dem Titel Poculator-Stimmung heraus. Mitwirkende: Kapelle Martl Felbinger, Maria und Margot Hellwig, das Münchner Humor Terzett, die 2 Pöiterlas Boum und natürlich Herbert Hisel. | In dieser Zeit traten auch viele Künstler auf, die allgemein bekannt wurden. U.a. auch Roberto Blanco, [[Herbert Hisel]] oder der „Singende Cowboy“, der mit seinem Pferd (ich glaube, es hieß Fritz) durch die große Eingangshalle im Parterre, die breite Treppe mit ihren flachen Stufen in den 1. Stock hinauf und in den Saal ritt. Lange Jahre spielte die Kapelle Jakl Strobel, die später durch German Hofmann und seine Ochsenfurter Blaskapelle abgelöst wurde. Gar nicht vorstellen konnte man sich eine Poculator- oder Kirchweih-Eröffnung ohne die Peterlas Boum (oder „Poiterlas Boum“). Ihr berühmtes Lied „Die Baa“ konnte man getrost als „Geismann Saal Hymne“ bezeichnen. Passte sie ja auch bestens zu den beliebten Brathähnchen, die in großer Zahl die Grundlage für einen feuchten Starkbierabend bildeten. Unzählige Schlagerparodien erlebten im Geismann Saal ihre Premiere. Herbert Hisel brachte in den 70er Jahren sogar eine eigene Schallplatte mit dem Titel Poculator-Stimmung heraus. Mitwirkende: Kapelle Martl Felbinger, Maria und Margot Hellwig, das Münchner Humor Terzett, die 2 Pöiterlas Boum und natürlich Herbert Hisel. | ||
Die letzten drei Jahre, bevor der Saal 1982 abgerissen wurde, war ich der letzte „Geismann Saal Minister“. Das hieß, dass ich die zweifelhafte (weil mit vielen abendlichen Überstunden verbundene) Ehre hatte, die beiden inoffiziellen Eröffnungen (am Freitag- und Samstagabend) und die öffentliche am Sonntagvormittag zu organisieren und das Programm zusammenzustellen. Zu diesen Eröffnungen, moderiert von Egon Helmhagen, wurden Kunden der Brauerei, hauptsächlich Firmenkunden und Betriebsräte eingeladen. Pro Abend waren das rd. 600 Personen, die im Saal eingeteilt werden mussten. Internet und Email gab es da noch nicht, alles lief per Postkarte und Telefon. Und wehe man vergaß jemanden! Denn das war ein gesellschaftliches Ereignis und was an diesen Abenden und sonst an Freibier getrunken wurde, überstieg schon fast die immer weiter rückläufige Menge an den Publikumsabenden. Diese waren damals schon auf drei Abende an drei Wochenenden reduziert worden. Starkbier kam langsam aus der Mode und alle späteren Versuche nach Schließung des Saales, den Poculator neu zu beleben, scheiterten. | Die letzten drei Jahre, bevor der Saal 1982 abgerissen wurde, war ich der letzte „Geismann Saal Minister“. Das hieß, dass ich die zweifelhafte (weil mit vielen abendlichen Überstunden verbundene) Ehre hatte, die beiden inoffiziellen Eröffnungen (am Freitag- und Samstagabend) und die öffentliche am Sonntagvormittag zu organisieren und das Programm zusammenzustellen. Zu diesen Eröffnungen, moderiert von Egon Helmhagen, wurden Kunden der Brauerei, hauptsächlich Firmenkunden und Betriebsräte eingeladen. Pro Abend waren das rd. 600 Personen, die im Saal eingeteilt werden mussten. Internet und Email gab es da noch nicht, alles lief per Postkarte und Telefon. Und wehe man vergaß jemanden! Denn das war ein gesellschaftliches Ereignis und was an diesen Abenden und sonst an Freibier getrunken wurde, überstieg schon fast die immer weiter rückläufige Menge an den Publikumsabenden. Diese waren damals schon auf drei Abende an drei Wochenenden reduziert worden. Starkbier kam langsam aus der Mode und alle späteren Versuche nach Schließung des Saales, den Poculator neu zu beleben, scheiterten. | ||
Einmal jedoch fiel eine Eröffnung zwar nicht ins Wasser, sondern wurde ein Opfer des alten Schornsteins der Geismann Brauerei. Dieser sollte an diesem Tag im März 1975 gesprengt werden und die Anwohner im Umkreis von 300 m mussten ihre Wohnungen verlassen. Leider war die Sprengladung zu schwach, der Schlot wollte nicht umfallen. Der Saal lag gleich daneben und die Eröffnung fiel aus. 600 ½ Brathähnchen warteten vergeblich auf ebenso viele Münder. Über sie freuten sich etliche soziale Einrichtungen, u.a. das Fürther Waisenhaus. | Einmal jedoch fiel eine Eröffnung zwar nicht ins Wasser, sondern wurde ein Opfer des alten Schornsteins der Geismann Brauerei. Dieser sollte an diesem Tag im März 1975 gesprengt werden und die Anwohner im Umkreis von 300 m mussten ihre Wohnungen verlassen. Leider war die Sprengladung zu schwach, der Schlot wollte nicht umfallen. Der Saal lag gleich daneben und die Eröffnung fiel aus. 600 ½ Brathähnchen warteten vergeblich auf ebenso viele Münder. Über sie freuten sich etliche soziale Einrichtungen, u.a. das Fürther Waisenhaus. | ||
Ernst-Wolfgang Plischke | Ernst-Wolfgang Plischke | ||
==Literatur== | ==Literatur== |