Industrialisierung in Fürth: Unterschied zwischen den Versionen

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Um [[1800]] bot Fürth verkehrstechnisch noch ein klägliches Bild. Die allermeisten Straßen waren ungepflastert und unbeleuchtet. Mit der [[Königreich Preußen|preußischen Verwaltung]] änderte sich allerdings das Bild. Die gepflasterte [[Nürnberger Straße|Nürnberger Chaussee]], die um [[1801]] begonnen und vier Jahre später vollendet wurde, galt als große technische Leistung und entwickelte sich bald zur wichtigsten und vielbefahrenen Verbindung zwischen Fürth und Nürnberg. In den folgenden Jahren wurden weitere Straßen gepflastert und [[1822]] gab es mit 85 Öllampen die erste Straßenbeleuchtung. Ab [[1858]] kamen die ersten Gaslampen und ab [[1908]] die elektischen Bogenlampen in Gebrauch.<ref>{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)|Seite=351}}</ref>
Um [[1800]] bot Fürth verkehrstechnisch noch ein klägliches Bild. Die allermeisten Straßen waren ungepflastert und unbeleuchtet. Mit der [[Königreich Preußen|preußischen Verwaltung]] änderte sich allerdings das Bild. Die gepflasterte [[Nürnberger Straße|Nürnberger Chaussee]], die um [[1801]] begonnen und vier Jahre später vollendet wurde, galt als große technische Leistung und entwickelte sich bald zur wichtigsten und vielbefahrenen Verbindung zwischen Fürth und Nürnberg. In den folgenden Jahren wurden weitere Straßen gepflastert und [[1822]] gab es mit 85 Öllampen die erste Straßenbeleuchtung. Ab [[1858]] kamen die ersten Gaslampen und ab [[1908]] die elektischen Bogenlampen in Gebrauch.<ref>{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)|Seite=351}}</ref>
Nach Eröffnung des [[Ludwigskanal|Ludwig-Donau-Main-Kanals]] im Jahr [[1843]], der Nürnberg mit Bamberg verband, verfügte Fürth über einen Kanalhafen. Der Güterumschlag des Fürther Kanalhafens betrug 1853/1854 insgesamt 13.495 t, wobei 11.769 t Fürth erreichten und 1.726 t abgingen.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=7}}</ref> Wesentlich wichtiger für die Stadt war jedoch die Entwicklung der [[Eisenbahn]]. Mit der Eröffnung der [[Ludwigseisenbahn]] im Dezember [[1835]] bekam der Nürnberger Wirtschaftsraum einen entscheidenden verkehrstechnischen Impuls. Die Eisenbahn ermöglichte durch relativ geringe Transportkosten den billigen Bezug von Rohstoffen, vor allem Kohle, und die günstigen Massenlieferungen von Fertigprodukten in alle Welt. Allerdings war Fürth von der weiteren Entwicklung der Bahn zwischenzeitlich abgehängt, denn mit der [[1844]] fertiggestellten [[Ludwig-Süd-Nord-Bahn]] war Fürth nur umständlich über die [[Fürther Kreuzung]] angebunden, worunter der Warentransport lange Zeit litt. Erst durch die Eröffnung der [[Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg]] im Jahr [[1865]] und die Umgestaltung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn über Fürth-Vach-Gründlach [[1876]] konnte das Fürther Gewerbe die Errungenschaften des neuen Verkehrsmittels uneingeschränkt nutzen und in eine neue Phase der Industrialisierung eintreten.
Nach Eröffnung des [[Ludwigskanal|Ludwig-Donau-Main-Kanals]] im Jahr [[1843]], der Nürnberg mit Bamberg verband, verfügte Fürth über einen Kanalhafen. Der Güterumschlag des Fürther Kanalhafens betrug 1853/1854 insgesamt 13.495 t, wobei 11.769 t Fürth erreichten und 1.726 t abgingen.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=7}}</ref> Wesentlich wichtiger für die Stadt war jedoch die Entwicklung der [[Eisenbahn]]. Mit der Eröffnung der [[Ludwigseisenbahn]] im Dezember [[1835]] bekam der Nürnberger Wirtschaftsraum einen entscheidenden verkehrstechnischen Impuls. Die Eisenbahn ermöglichte durch relativ geringe Transportkosten den billigen Bezug von Rohstoffen, vor allem Kohle, und die günstigen Massenlieferungen von Fertigprodukten in alle Welt. Allerdings war Fürth von der weiteren Entwicklung der Bahn zwischenzeitlich abgehängt, denn mit der [[1844]] fertiggestellten [[Ludwig-Süd-Nord-Bahn]] war Fürth nur umständlich über die [[Fürther Kreuzung]] angebunden, worunter der Warentransport lange Zeit litt. Erst durch die Eröffnung der [[Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg]] im Jahr [[1865]] und die Umgestaltung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn über Fürth-Vach-Gründlach [[1876]] konnte das Fürther Gewerbe die Errungenschaften des neuen Verkehrsmittels uneingeschränkt nutzen und in eine neue Phase der Industrialisierung eintreten.
== Industriegleise der Bahn in der Südstadt ==
Das erste, von der Staatsbahn zu einem Betrieb abzweigende Gleis, wurde 1866 von der Maschinenfabrik J. W. Engelhardt errichtet. Es führte über die Gebhardtstraße zur dortigen Fabrik zwischen Luisenstraße und Jakobinenstraße. Westlich davon lag die Villa der Firmeninhaber an der Königswarterstraße. Ab 1877 und nach dem Tod des Vaters Johann Wilhelm Engelhardt 1878 führten die Söhne Eduard und Philipp Engelhardt die Firma weiter. 1889 bauten sie jenseits des Eisenbahngeländes in der Südstadt, da es dort mehr Ausdehnungsmöglichkeiten gab. Das Areal für Werkstätten, Maschinenräume, Lager, Büros usw. erstreckte sich zwischen Karlstraße und Gießereistraße bis hin zur Herrnstraße. Als 1889 ein Schienengleis über die öffentliche Straße (Karolinenstraße) ohne Genehmigung der Stadt angelegt wurde, stellte die Stadt den Bau ein (Verfügung des Stadtmagistrats vom 22.6.1889). Erst nachdem das Kgl. Oberbauamt Nürnberg „keine Erinnerungen“ erhob, erteilte der Stadtmagistrat Fürth die Baukonzession am 2.7.1889. Bis 1910 bestand die Maschinenfabrik J. W. Engelhardt & Cie.
Insgesamt gab es folgende Anschlüsse von Betrieben an die Staatsbahn:
1. Industriegleis Bach/Bergmann östlich der Adlerstraße. Die Firma J. Bach importierte Zedernholz und sonstige ausländische Hölzer. Die Spiegelglasfabrik hatte ihren Sitz in der Gebhardtstraße 33-35. Der Bergmann’sche Lagerplatz diente für Kohlen und Koks.
2. Industriegleis der Firma Büchenbacher, Spiegelglasfabrik von Siegmund Büchenbacher, Karolinenstraße 90 - Lagerhaus östlich der Karlstraße ab 1904(Umbau des Gleisanschlusses, s. Plan der Eisbahndirektion Nürnberg von 1908).
3. Industriegleis zur Maschinenfabrik von J. W. Engelhardt, Karolinenstr. 106/108 mit Weiche im Fabrikhof, westlich der Gießereistraße. Die Gleise wurden 1908 erneuert und zwar ersetzte man sowohl die Schienen, als auch deren Einbettung in das Straßenpflaster Zwei Pläne der Kgl. Eisenbahndirektion Nürnberg verdeutlichten dies.
Nach Übergang 1917 an die Firma Bauernfreund, Konservenfabrik, diente das Industriegleis für den Transport von Schlachtvieh in die Stallungen und Schlachträume und für den Transport der Konserven „aller Art“. Die benachbarte Firma Arnold & Co. stellte Obst- und Gemüsekonserven her sowie Marmeladen und Fruchtsäfte. Auch diese Firma benötigte das Industriegleis für den Transport der leeren Dosen ins Lager und die „Expedition“ der hergestellten Dosen mit den Konserven.
4. Industriegleis zum neuen Gaswerk der Stadt Fürth, Leyher Straße 69 (s. Plan der Eisenbahndirektion Nürnberg vom Januar 1909). Ein Anschlussgleis führte zum städtischen Bauhof. Dieses wurde verlängert über die Leyher Straße bis zum Kasernenareal.
1936 beantragte die Firma Schickedanz eine Abzweigung zu ihrem Fabrikanwesen in der Artilleriestraße. Zwei Entwürfe wurden der Reichsbahn und der Stadt vorgelegt: a) Abzweigung durch eine Weiche, b) Abzweigung durch eine Drehscheibe. Wie das Verfahren ausgegangen ist, kann aus der Akte im Stadtarchiv Fürth nicht ersehen werden. Es heißt im Abschlussvermerk des Stadtbaurats Schreyer vom 27.4.1936 lapidar: „Ratsherr Schickedanz wurde vom Ergebnis der Verhandlungen mündlich verständigt. Weiteres ist nicht veranlasst.“
5. Industriegleis zur Speditionsfirma C. Wolfram, Karolinenstr. 146, Lagerhaus (Plan vom Nov. 1913, ab 1927 Internationale Spedition Apfelbaum & Wolfram.
6. Industriegleis zur Speditionsfirma Weber & Co., Karolinenstr. 148, zu einer Wellblech-Güterhalle sowie offenen Lagerhalle.
7. Industriegleis der Firma Ammersdörfer & Haas, Fabrik für Möbel- und Spiegelrahmen mit Sägewerk, Karolinenstr. 156, 1901 hergestellt bis zur Waldstraße; anschließend Streit mit der Stadt wegen der Pflasterung der Flächen zwischen den Gleisen. Die Kosten übernahm die Stadt. Nach Konkurs der Firma 1913: Spiegel- und Spiegelglasmanufaktur Hermann Schön; Einbau von Rillenschienen, System Phönix; Waldstraße zwischen Balbierer- und Humbserstraße 8 Tage lang gesperrt. Umbau 1926 wegen des zunehmenden Autoverkehrs.
Außerdem hatten die Deutsche Glas- und Spiegelfabriken AG (DEGUS) Anschluss an die Bahn (Schreiben vom Nov. 1926 – Kosten von den Gleisteilnehmern gemeinsam zu tragen!)
8. Industriegleich der Firma Stern und Co., Kaiserstraße 168/170, mit 3 Weichen innerhalb des Fabrikgeländes (Plan von 1908 der Eisenbahndirektion Nürnberg).
9. Industriegleis zur Firma N. Wiederer & Comp., Fabrikbesitzer Gebrüder Georg und Konrad Schwarz, Besitzer ab 1913 Georg Eugen Schwarz, Leyher Straße 4, zuerst Rillenschienen System Phönix (1912, Plan der Bauinspektion Fürth vom Juli 1913).
Heutige Reste der Industriegleise finden wir:
Zu Karolinenstraße 102 – Bauunternehmung Joseph Hubert (noch intakte Gleisanlage!);
Zu Karolinenstraße 136 – Karo-Druck (früher zu Fa. Wiederer / Stern);
Zu Karolinenstraße 146 – Auto-Teile Schreiter (ein Gleis führt in ein Rolltor) und Fahrzeug-Verwertung/Recycling ATS, Abschleppservice; Gleisreste noch auf dem Gehweg entlang der Bahn, Gleis führte hinüber zur Ecke Flößaustraße, wo jetzt  das Centro Italia (italienische Fahrzeuge) ist.
Bei der Infra nur mehr Gleise innerhalb des Betriebshofs für die Busse von infra-verkehr. Die ehemaligen Gleise über die Karolinenstraße wurden zurückgebaut bzw. entfernt.


===Energieversorgung===  
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