Industrialisierung in Fürth: Unterschied zwischen den Versionen

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===Energieversorgung===  
===Energieversorgung===  
Die industrielle Produktion verlangte eine immer größer werdende Anzahl von Hilfsmaschinen, deren Antrieb Energie erforderte. Diese Energie lieferten Wasserräder, später Turbinen, Dampfmaschinen, Gasmotoren, Heißluftaggregate, noch später Benzinmotoren. In Fürth spielten vor allem Wasser- und Dampfkraft bis zum Ende des 19. Jh. eine wichtige Rolle. Das [[Gaswerk]] der [[1858]] gegründeten [[Gaswerk|Gasbeleuchtungsaktiengesellschaft]] hatte bei der gewerblichen Energieversorgung vorerst keinen großen Stellenwert. Der erste Dampfkessel wurde im Oktober [[1840]] in der Branntwein- und Spiritusfabrik Heinrich Lederer aufgestellt<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref>, die erste Dampfmaschine im August [[1842]] in der [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]]. Während der erste Dampfkessel vermutlich noch ein Import war, hatte [[Johann Wilhelm Engelhardt]] die 3 PS starke Dampfmaschine selbst gebaut. Seit [[1853]] verfügte zudem die [[Ultramarinfabrik]] von Reichmann und Naumburger über eine 6-8 PS starke Dampfmaschine, ebenso seit Mai [[1853]] die Kammfabrik G. Hahn, beide von Engelhardt gebaut. Im Jahr [[1861]] arbeiteten in Fürth 10 Dampfmaschinen mit zusammen 76 PS, davon eine 6 PS starke bei [[J. W. Engelhardt & Co.]] und die stärkste mit 20 PS in der Zwirnerei und Carderie von Bernstein & Co.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref> [[1875]] verwendeten 45 Gewerbebetriebe die Dampfkraft mit insgesamt 416 PS, davon 55 Dampfkessel. Somit erlangte die Dampfkraft die größte Bedeutung bezüglich der mechanischen Antriebe. Von je 100 PS der Leistungsfähigkeit aller Motoren entfielen auf  
Die industrielle Produktion verlangte eine immer größer werdende Anzahl von Hilfsmaschinen, deren Antrieb Energie erforderte. Diese Energie lieferten Wasserräder, später Turbinen, Dampfmaschinen, Gasmotoren, Heißluftaggregate, noch später Benzinmotoren. In Fürth spielten vor allem Wasser- und Dampfkraft bis zum Ende des 19. Jh. eine wichtige Rolle. Das [[Gaswerk]] der [[1858]] gegründeten [[Gaswerk|Gasbeleuchtungsaktiengesellschaft]] hatte bei der gewerblichen Energieversorgung vorerst keinen großen Stellenwert. Der erste Dampfkessel wurde im Oktober [[1840]] in der Branntwein- und Spiritusfabrik [[Heinrich Lederer]] aufgestellt<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref>, die erste Dampfmaschine im August [[1842]] in der [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]]. Während der erste Dampfkessel vermutlich noch ein Import war, hatte [[Johann Wilhelm Engelhardt]] die 3 PS starke Dampfmaschine selbst gebaut. Seit [[1853]] verfügte zudem die [[Ultramarinfabrik]] von Reichmann und Naumburger über eine 6-8 PS starke Dampfmaschine, ebenso seit Mai [[1853]] die Kammfabrik G. Hahn, beide von Engelhardt gebaut. Im Jahr [[1861]] arbeiteten in Fürth 10 Dampfmaschinen mit zusammen 76 PS, davon eine 6 PS starke bei [[J. W. Engelhardt & Co.]] und die stärkste mit 20 PS in der Zwirnerei und Carderie von Bernstein & Co.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref> [[1875]] verwendeten 45 Gewerbebetriebe die Dampfkraft mit insgesamt 416 PS, davon 55 Dampfkessel. Somit erlangte die Dampfkraft die größte Bedeutung bezüglich der mechanischen Antriebe. Von je 100 PS der Leistungsfähigkeit aller Motoren entfielen auf  
* Wasser 39,7 PS
* Wasser 39,7 PS
* Dampf 58,8 PS
* Dampf 58,8 PS
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[[1889]] gab es in Fürth bereits Dampfmaschinen oder Dampfkessel mit insgesamt 1.914 PS, Ende [[1907]] mit 4.168 PS. Im gleichen Jahr wurden aber auch weitere 8.000 PS von Wasserkraft, Benzin- und Gasmotoren erzeugt, wobei immer mehr Gasmotoren in der Privatwirtschaft zum Einsatz kamen.
[[1889]] gab es in Fürth bereits Dampfmaschinen oder Dampfkessel mit insgesamt 1.914 PS, Ende [[1907]] mit 4.168 PS. Im gleichen Jahr wurden aber auch weitere 8.000 PS von Wasserkraft, Benzin- und Gasmotoren erzeugt, wobei immer mehr Gasmotoren in der Privatwirtschaft zum Einsatz kamen.
[[Datei:Fürth2018 eigenständig.jpg|mini|right|400px|Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums [[Stadtrecht|"200 Jahre eigenständig"]] im Jahr 2018]]
[[Datei:Fürth2018 eigenständig.jpg|mini|right|400px|Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums [[Stadtrecht|"200 Jahre eigenständig"]] im Jahr 2018]]
===Bevölkerungswachstum===
===Bevölkerungswachstum===
Die Fürther Bevölkerung belief sich anfangs des 19. Jahrhunderts auf etwa 12.000 Einwohner (1808). Im Verlauf der nächsten 100 Jahre stieg die Einwohnerzahl geradezu explosionsartig auf über 60.000 Personen im Jahr [[1905]].<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 72</ref> Dieser demografische Zuwachs beruhte auf der Vermehrung der ansässigen Bevölkerung aber vor allem auf Zuwanderungen aus dem agrarischen Umfeld Mittel- und Oberfrankens und der Oberpfalz. Auch aus anderen deutschen Staaten und auch aus dem europäischen Ausland kamen die Neubürger. Während zwischen [[1808]] und [[1825]] der Anstieg noch gering war und auch bis [[1840]] nur langsam anstieg, ist die nachfolgende Phase bis [[1864]] gekennzeichnet durch ein sprunghaftes Anwachsen der Bevölkerung um circa 30% und in den nächsten 10 Jahren um noch einmal rund 25% auf dann über 27.000 Einwohner. Bis zur Jahrhundertwende verdoppelte sich die Bevölkerung erneut und erreichte etwa 55.000 Einwohner. Fürth war nun fünftgrößte Stadt in Bayern. Auslöser für dieses enorme Wachstum war die sehr gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung des gesamten Raumes Nürnberg-Fürth und dabei speziell das Anwachsen der industriellen Kapazität.<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 77</ref>  
Die Fürther Bevölkerung belief sich anfangs des 19. Jahrhunderts auf etwa 12.000 Einwohner (1808). Im Verlauf der nächsten 100 Jahre stieg die Einwohnerzahl geradezu explosionsartig auf über 60.000 Personen im Jahr [[1905]].<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 72</ref> Dieser demografische Zuwachs beruhte auf der Vermehrung der ansässigen Bevölkerung aber vor allem auf Zuwanderungen aus dem agrarischen Umfeld Mittel- und Oberfrankens und der Oberpfalz. Auch aus anderen deutschen Staaten und auch aus dem europäischen Ausland kamen die Neubürger. Während zwischen [[1808]] und [[1825]] der Anstieg noch gering war und auch bis [[1840]] nur langsam anstieg, ist die nachfolgende Phase bis [[1864]] gekennzeichnet durch ein sprunghaftes Anwachsen der Bevölkerung um circa 30% und in den nächsten 10 Jahren um noch einmal rund 25% auf dann über 27.000 Einwohner. Bis zur Jahrhundertwende verdoppelte sich die Bevölkerung erneut und erreichte etwa 55.000 Einwohner. Fürth war nun fünftgrößte Stadt in Bayern. Auslöser für dieses enorme Wachstum war die sehr gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung des gesamten Raumes Nürnberg-Fürth und dabei speziell das Anwachsen der industriellen Kapazität.<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 77</ref>