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Aufgrund der politischen Ereignisse Anfang der 1920er Jahre (Kriegsende, Novemberrevolution und der Einführung der Weimarer Republik) wurde ab [[1920]] erneut das Thema Eingemeindung konkreter und ernsthafter als bisher voran getrieben. Dieses Mal kam der Vorschlag vom 1. Bürgermeister der Stadt [[Nürnberg]], Dr. Hermann Luppe, der dies ebenfalls mit einer Denkschrift begründete. Die konkreten Vorschläge von ihm wurden in dem ''Ausschuss zur Förderung des Zusammenschlusses'' eingebracht und beraten. Oberregierungsrat Otto Dorn informierte als Geschäftsführer des Ausschusses in einer Stadtdratssitzung am 1. Dezember [[1921]], dass das Bay. Ministerium der Bildung einer ''Einheitsgemeinde'' nicht im Wege stehen würde. <ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref> Oberbürgermeister Dr. [[Robert Wild]], der inzwischen einer Eingemeindung postiv gegenüber stand, stellte dies im [[Stadtrat]] zur Abstimmung. Für eine Eingemeindung fanden sich 30 Stimmen, dagegen sprachen sich lediglich 12 Stimmen aus <ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref>. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. Die Nordbayrische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Mistrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.'' <ref> * Quelle: Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref> | Aufgrund der politischen Ereignisse Anfang der 1920er Jahre (Kriegsende, Novemberrevolution und der Einführung der Weimarer Republik) wurde ab [[1920]] erneut das Thema Eingemeindung konkreter und ernsthafter als bisher voran getrieben. Dieses Mal kam der Vorschlag vom 1. Bürgermeister der Stadt [[Nürnberg]], Dr. Hermann Luppe, der dies ebenfalls mit einer Denkschrift begründete. Die konkreten Vorschläge von ihm wurden in dem ''Ausschuss zur Förderung des Zusammenschlusses'' eingebracht und beraten. Oberregierungsrat Otto Dorn informierte als Geschäftsführer des Ausschusses in einer Stadtdratssitzung am 1. Dezember [[1921]], dass das Bay. Ministerium der Bildung einer ''Einheitsgemeinde'' nicht im Wege stehen würde. <ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref> Oberbürgermeister Dr. [[Robert Wild]], der inzwischen einer Eingemeindung postiv gegenüber stand, stellte dies im [[Stadtrat]] zur Abstimmung. Für eine Eingemeindung fanden sich 30 Stimmen, dagegen sprachen sich lediglich 12 Stimmen aus <ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref>. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. Die Nordbayrische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Mistrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.'' <ref> * Quelle: Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref> | ||
[[Datei:Einverleibung Fürth.jpg|thumb| | [[Datei:Einverleibung Fürth.jpg|thumb|right|Postkarte mit dem Thema Eingemeindung]]Gleichzeitig formierte sich der Widerstand gegen eine Zusammenlegung beider Städte. An der Spitze des Widerstandes stand der [[1918]] gegründete Verein "[[Treu Fürth]]" mit den Vorsitzenden [[Paul Fronmüller]], Isaak Löw Weiskopf und [[Babette Bauer]]. Ebenfalls im Widerstand angeschlossen waren der Grund- und Hausbesitzerverein, die Vereinigten Innungen, dem "Interessenverband für gesamte Gewerbe und dem Kleinhandel" sowie der "Verein zum Schutze für Handel und Gewerbe". Sie gründeten gemeinsam einen Arbeitsausschuss "Zur Erhaltung der Selbständigkeit der Stadt" Fürth.<ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref> In einer Volksabstimmung am 22. Januar [[1922]] stimmten 64,8 % gegen einen Zusammenschluss der Städte. <ref> * Anmerkung: Fürth hatte zu diesem Zeitpunkt 42.297 stimmberechtige Einwohner. 33.485 gaben Ihre Stimme ab (79% Wahlbeteiligung!) - davon entfielen für den Zusammenschluss 11.801 (~ 35,24 %), gegen den Zusammenschluss 21.684 (~ 64,75 %).</ref> <ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106 </ref> | ||
Der [[Stadtrat]], der sich zuvor mehrheitlich für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat aufgrund des Ergebnisses geschlossen zurück. Am 14. Mai [[1922]] fanden die Neuwahlen statt. Dabei konnten die Verfechter der sog. "Fürther Selbständigkeit" 50 % der Sitzplätze im [[Stadtrat]] erobern (20 Sitze von 40).<ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref> | Der [[Stadtrat]], der sich zuvor mehrheitlich für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat aufgrund des Ergebnisses geschlossen zurück. Am 14. Mai [[1922]] fanden die Neuwahlen statt. Dabei konnten die Verfechter der sog. "Fürther Selbständigkeit" 50 % der Sitzplätze im [[Stadtrat]] erobern (20 Sitze von 40).<ref> * Quelle: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref> | ||
== Eingemeindungsbestreben im Nationalsozialismus == | == Eingemeindungsbestreben im Nationalsozialismus == | ||
Der nächste Versuch beide Städte zusammenzuführen kam im Frühjahr [[1935]] vom Oberbürgermeister Willy Liebel aus [[Nürnberg]]<ref> * Quelle: Protokoll der geheimens Stadtratssitzung vom 16.01.1935, Stadtarchiv Nbg C 7/IX, Nr. 570</ref>. Beide Städte wurden inzwischen durch die Machtergreifung des Nationalsozialsums durch Parteimitglieder der NSDAP geführt. Willy Liebel regte eine Arbeitsgemeinschaft beider Kommunaladministrationen an, was jedoch in Fürth auf Ablehnung stieß. Hintergrund dieses Anliegen waren erneut gemeinsame Stadtentwicklungsprogramme, wie z.B. ein gemeinsames Theater oder die Straßenbahnnutzung. In einer öffentlichen Stadtratssitzung am 15. Juli [[1936]] gab Liebel bekannt, dass im Falle einer Eingemeindung der Nachbarstadt "''ja wohl nur Nürnberg den Schaden hätte''" <ref> * Quelle: Protokoll der öffentlichen Stadtratssitzung vom 15. Juli 1936, Stadtarchiv Nbg, C 7/IX, Nr. 595</ref> Zu weiteren Gesprächen kam es zunächst nicht mehr, da der Reichsmarschall Herrmann Göring sich ablehnend über eine Eingemeindung geäußert hatte <ref> * Quelle: Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 21.10.1937, Stadtarchiv Nbg, C7/IX, Nr. 620 </ref>. Hintergrund dieser Ablehnung war vermutlich die Erinnerungen seiner Schulzeit von [[1898]] bis [[1903]] in Fürth <ref> * Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring#Zeit_des_Nationalsozialismus | Stand: 21.12.12, 17:52 Uhr</ref>. | Der nächste Versuch beide Städte zusammenzuführen kam im Frühjahr [[1935]] vom Oberbürgermeister Willy Liebel aus [[Nürnberg]]<ref> * Quelle: Protokoll der geheimens Stadtratssitzung vom 16.01.1935, Stadtarchiv Nbg C 7/IX, Nr. 570</ref>. Beide Städte wurden inzwischen durch die Machtergreifung des Nationalsozialsums durch Parteimitglieder der NSDAP geführt. Willy Liebel regte eine Arbeitsgemeinschaft beider Kommunaladministrationen an, was jedoch in Fürth auf Ablehnung stieß. Hintergrund dieses Anliegen waren erneut gemeinsame Stadtentwicklungsprogramme, wie z.B. ein gemeinsames Theater oder die Straßenbahnnutzung. In einer öffentlichen Stadtratssitzung am 15. Juli [[1936]] gab Liebel bekannt, dass im Falle einer Eingemeindung der Nachbarstadt "''ja wohl nur Nürnberg den Schaden hätte''" <ref> * Quelle: Protokoll der öffentlichen Stadtratssitzung vom 15. Juli 1936, Stadtarchiv Nbg, C 7/IX, Nr. 595</ref> Zu weiteren Gesprächen kam es zunächst nicht mehr, da der Reichsmarschall Herrmann Göring sich ablehnend über eine Eingemeindung geäußert hatte <ref> * Quelle: Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 21.10.1937, Stadtarchiv Nbg, C7/IX, Nr. 620 </ref>. Hintergrund dieser Ablehnung war vermutlich die Erinnerungen seiner Schulzeit von [[1898]] bis [[1903]] in Fürth <ref> * Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring#Zeit_des_Nationalsozialismus | Stand: 21.12.12, 17:52 Uhr</ref>. | ||
[[Datei:Liebel, Willy.JPG|thumb|right|Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel]]Im Januar [[1940]] startete OB Liebel erneut einen Versuch der Eingemeindung Fürths, dieses Mal direkt über Berlin. Nach seinen bisherigem Scheitern vor Ort und dem Wissen, dass eine Eingemeindung unter "demokratischen Vorzeichen" (Volksbegehren vom 19. Januar [[1922]]) nicht zu erreichen ist, hatte Liebel offensichtlich unter den neuen Bedingungen einer Diktatur erst gar nicht vor auf die Betroffenen Rücksicht zu nehmen. Adolf Hitler selbst hatte bereits mehrfach Beschwerden Liebels entgegen genommen, und so wird Liebel von Hitler wie folgt zitiert: "''Die Fürther bezeichnet er als Schmarotzer und findet tausend Gründe dafür, dass die Fürther die Stadt Nürnberg betrügen. Wenn es auf ihn ankäme (Liebel), würde die Stadt mindestens eingemeindet, wenn nicht ausgerottet''" <ref> * Quelle: Werner Jochmann (Hrsg.), Monologe im Führerhauptquartier 1941 - 1944, Gespräch vom 17.12.1941, Albrecht Knaus Verlag 1986, S. 154 ff. </ref>. Am 10. Januar [[1940]] beantragt Liebel die Eingemeindung in einem persönlichen Gespräch beim Staatssekretär des Reichsinnenministerium, Hans Pfundtner. Dieser lehnt zwar einen solchen Antrag ab, schließt jedoch eine Prüfung nicht aus. Hierzu werden in der Folge der Reichsinnenminister Wilhelm Frick, der Staatssekretär und ehem. Regierungspräsident Ober- und Mittelfrankens Hans Georg Hofmann, Reichsstatthalter Ritter Franz Xaver von Epp in die Prüfung mit einbezogen, sowie der Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers und der Reichsminister und Leiter der Partei Kanzlei Martin Bormann <ref> * Quelle: Matthias Klaus Braun, Hitlers liebster Bürgermeister: Willy Liebel, Nbg. Werkstücke zur Stadt und Landgeschichte Band 71, Nürnberg 2012, S. 790 ff.</ref>. In einer Unterredung am darauf folgenden Tag (11. Januar [[1940]]) zwischen Frick und Bormann wird die Aussage getroffen, das Hitler die fränkische Städtevereinigung "''so bald als möglich erledigt''" sehen wolle. Trotz der Bedenken Fricks mit einer Ausnahmegenehmigung, wolle er sich dem Wunsch Hitlers nicht widersetzten. Der Staatssekretär Pfundtner soll auch auf Grund der "''hinreichend bekannten besonderen Verhältnisse hier in Nürnberg''" schnellstens die Städtevereinigung umsetzten. Damit war wohl die Absetzung Julius Streichers gemeint, der zuvor am 16. Februar [[1939]] in der sog. Göring Kommission als Gauleiter abgesetzt wurde mit dem Befund: Zur Menschenführung ungeeignet <ref> * Quelle: Anonym (Benno Martin), Neuer Kurier, "Wie Streicher gestürzt wurde!", 03.12.1949 </ref>. Pfundtner selbst, der grundsätzlich solchen Eingemeindungen skeptisch gegenüber stand <ref> * Anmerkung: Laut Pfundtner stellen Sonderbestimmungen generell eine Gefahr für einen einheitlichen und effizienten Verwaltungsapparat dar und sind deshalb grundsätzlich abzulehnen. Die Ablehung hatte somit nichts mit den Fürther oder Nürnberger Verhältnissen zu tun. Es gab in dieser Zeit noch mehr Bestrebungen der Eingemeidungen, z.B. München und Starnberg. </ref> schenkte diesen Aussagen scheinbar nicht allzu viel Glauben entgegen und versuchte sich direkt beim Reichskanzleramt über den Wahrheitsgehalt zu erkundigen <ref> * Quelle: Peter Diehl-Thiele, Partei und Staat im Dritten Reich, Beck München 1971, S. 190 ff. </ref>. Auch der Innenminister Wilhelm Frick erkundigte sich am 16. Februar [[1940]] in einem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, ob es wirklich Hitlers Wunsch entspricht, wenn beide Städte zusammengefasst werden <ref> * Quelle: Schreiben Reichsinnenminister an den Chef der Reichskanzlei vom 16.02.40, Bundesarchiv Berlin B 43/II, Nr. 576 </ref>? Zwar wurde dieses Ansinnen dann von Bormann bestätigt, aber inzwischen hatte sich in der Angelegenheit noch ein "Fürther Sohn" an Adolf Hitler gewannt - kein geringerer als der in Fürth geborene Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig, [[Albert Forster]]. In einer Unterredung mit dem Diktator entrüstete sich [[Albert Forster|Forster]] und sagte: dass der alte Gegensatz zwischen Nürnberg und Fürth nach wie vor bestände, dass also die Fürther keineswegs begeistert die Vereinigung ihrer Stadtverwaltung mit der Nürnberger begrüssen würden" <ref> * Quelle: Schreiben Martin Bormann an Hans Heinrich Lammers vom 26.02.1940, Bundesarchiv Berlin R 43/II, Nr. 576 </ref>. Nach einer persönlichen Unterredung Bormanns mit Lammers und Hitler kam im März 1940 prompt die Antwort zu Ungunsten Liebels: "Der Führer wünscht während des Krieges weder eine Zusammenlegung der Stadtgemeinden [[Nürnberg]] und Fürth noch eine kommissarische Verwaltung der Stadt Fürth durch den [[Oberbürgermeister]] der Stadt der Reichsparteitage" <ref> * Quelle: Schreiben Hans Heinrich Lammers an Martin Bormann vom 19.03.1940 (Entwurf), Bundesarchiv Berlin R. 43/II, Nr. 576 </ref>. Warum Hitler seine Zustimmung noch aus dem Januar [[1940]] im März zurückzog ist nicht geklärt, die Hinweise [[Albert Forster|Forsters]] auf vermeintliche Widerstände aus der Bevölkerung und der nachwievor schwellende Konflikt um die sog. "Holz-Aktion" bzw. der Absetzung Streichers als Gauleitung mögen hier sicherlich mit eine Rolle gespielt haben. | [[Datei:Liebel, Willy.JPG|thumb|right|Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel]]Im Januar [[1940]] startete OB Liebel erneut einen Versuch der Eingemeindung Fürths, dieses Mal direkt über Berlin. Nach seinen bisherigem Scheitern vor Ort und dem Wissen, dass eine Eingemeindung unter "demokratischen Vorzeichen" (Volksbegehren vom 19. Januar [[1922]]) nicht zu erreichen ist, hatte Liebel offensichtlich unter den neuen Bedingungen einer Diktatur erst gar nicht vor auf die Betroffenen Rücksicht zu nehmen. Adolf Hitler selbst hatte bereits mehrfach Beschwerden Liebels entgegen genommen, und so wird Liebel von Hitler wie folgt zitiert: "''Die Fürther bezeichnet er als Schmarotzer und findet tausend Gründe dafür, dass die Fürther die Stadt Nürnberg betrügen. Wenn es auf ihn ankäme (Liebel), würde die Stadt mindestens eingemeindet, wenn nicht ausgerottet''" <ref> * Quelle: Werner Jochmann (Hrsg.), Monologe im Führerhauptquartier 1941 - 1944, Gespräch vom 17.12.1941, Albrecht Knaus Verlag 1986, S. 154 ff. </ref>. Am 10. Januar [[1940]] beantragt Liebel die Eingemeindung in einem persönlichen Gespräch beim Staatssekretär des Reichsinnenministerium, Hans Pfundtner. Dieser lehnt zwar einen solchen Antrag ab, schließt jedoch eine Prüfung nicht aus. Hierzu werden in der Folge der Reichsinnenminister Wilhelm Frick, der Staatssekretär und ehem. Regierungspräsident Ober- und Mittelfrankens Hans Georg Hofmann, Reichsstatthalter Ritter Franz Xaver von Epp in die Prüfung mit einbezogen, sowie der Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers und der Reichsminister und Leiter der Partei Kanzlei Martin Bormann <ref> * Quelle: Matthias Klaus Braun, Hitlers liebster Bürgermeister: Willy Liebel, Nbg. Werkstücke zur Stadt und Landgeschichte Band 71, Nürnberg 2012, S. 790 ff.</ref>. In einer Unterredung am darauf folgenden Tag (11. Januar [[1940]]) zwischen Frick und Bormann wird die Aussage getroffen, das Hitler die fränkische Städtevereinigung "''so bald als möglich erledigt''" sehen wolle. Trotz der Bedenken Fricks mit einer Ausnahmegenehmigung, wolle er sich dem Wunsch Hitlers nicht widersetzten. Der Staatssekretär Pfundtner soll auch auf Grund der "''hinreichend bekannten besonderen Verhältnisse hier in Nürnberg''" schnellstens die Städtevereinigung umsetzten. Damit war wohl die Absetzung Julius Streichers gemeint, der zuvor am 16. Februar [[1939]] in der sog. Göring Kommission als Gauleiter abgesetzt wurde mit dem Befund: Zur Menschenführung ungeeignet <ref> * Quelle: Anonym (Benno Martin), Neuer Kurier, "Wie Streicher gestürzt wurde!", 03.12.1949 </ref>. Pfundtner selbst, der grundsätzlich solchen Eingemeindungen skeptisch gegenüber stand <ref> * Anmerkung: Laut Pfundtner stellen Sonderbestimmungen generell eine Gefahr für einen einheitlichen und effizienten Verwaltungsapparat dar und sind deshalb grundsätzlich abzulehnen. Die Ablehung hatte somit nichts mit den Fürther oder Nürnberger Verhältnissen zu tun. Es gab in dieser Zeit noch mehr Bestrebungen der Eingemeidungen, z.B. München und Starnberg. </ref> schenkte diesen Aussagen scheinbar nicht allzu viel Glauben entgegen und versuchte sich direkt beim Reichskanzleramt über den Wahrheitsgehalt zu erkundigen <ref> * Quelle: Peter Diehl-Thiele, Partei und Staat im Dritten Reich, Beck München 1971, S. 190 ff. </ref>. Auch der Innenminister Wilhelm Frick erkundigte sich am 16. Februar [[1940]] in einem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, ob es wirklich Hitlers Wunsch entspricht, wenn beide Städte zusammengefasst werden <ref> * Quelle: Schreiben Reichsinnenminister an den Chef der Reichskanzlei vom 16.02.40, Bundesarchiv Berlin B 43/II, Nr. 576 </ref>? Zwar wurde dieses Ansinnen dann von Bormann bestätigt, aber inzwischen hatte sich in der Angelegenheit noch ein "Fürther Sohn" an Adolf Hitler gewannt - kein geringerer als der in Fürth geborene Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig, [[Albert Forster]]. In einer Unterredung mit dem Diktator entrüstete sich [[Albert Forster|Forster]] und sagte: dass der alte Gegensatz zwischen Nürnberg und Fürth nach wie vor bestände, dass also die Fürther keineswegs begeistert die Vereinigung ihrer Stadtverwaltung mit der Nürnberger begrüssen würden" <ref> * Quelle: Schreiben Martin Bormann an Hans Heinrich Lammers vom 26.02.1940, Bundesarchiv Berlin R 43/II, Nr. 576 </ref>. Nach einer persönlichen Unterredung Bormanns mit Lammers und Hitler kam im März 1940 prompt die Antwort zu Ungunsten Liebels: "Der Führer wünscht während des Krieges weder eine Zusammenlegung der Stadtgemeinden [[Nürnberg]] und Fürth noch eine kommissarische Verwaltung der Stadt Fürth durch den [[Oberbürgermeister]] der Stadt der Reichsparteitage" <ref> * Quelle: Schreiben Hans Heinrich Lammers an Martin Bormann vom 19.03.1940 (Entwurf), Bundesarchiv Berlin R. 43/II, Nr. 576 </ref>. Warum Hitler seine Zustimmung noch aus dem Januar [[1940]] im März zurückzog ist nicht geklärt, die Hinweise [[Albert Forster|Forsters]] auf vermeintliche Widerstände aus der Bevölkerung und der nachwievor schwellende Konflikt um die sog. "Holz-Aktion" bzw. der Absetzung Streichers als Gauleitung mögen hier sicherlich mit eine Rolle gespielt haben. | ||
[[Bild:Dr_Karl_Häupler.jpg|thumb|right|Dr. Karl Häupler]]OB Liebel, noch nicht wissend um die endgültige Ablehnung, versuchte durch einen weiteren Umstand die Karten zu seinen Gunsten zu mischen. Kurz zuvor wurde der Fürther Oberbürgermeister und Amtskollege [[Franz Jakob]] am 28. Oktober [[1939]] in das damalige Westpreußen versetzt. Dies geschah nicht zuletzt zum Schutz der Partei auf Grund seiner Verfehlungen vor Ort und der maßlosen persönlichen Bereicherungen durch jüdisches Eigentum (Arisierung). Die dadurch vakant gewordene Stelle des Oberbürgermeisters wurde zunächst nur kommissarisch durch Dr. [[Karl Häupler]] besetzt. Liebel versuchte einer dauerhaften Übertragung der Stelle entgegen zu wirken, zumal ihm [[Franz Jakob|Jakob]]s Nachfolger viel zu selbstbewusst auftrat. Stattdessen sollte [[Karl Häupler|Häupler]] im Juni [[1941]] nach Liebels Vorstellung lieber nach Straßburg als erster Beigeordneter wechseln, damit eine Eingemeindung nichts im Wege steht <ref> * Quelle: Schreiben Häupler an den Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfrankens vom 26.08.1940, Stadtarchiv Fürth, HG 025, Nr. 415 </ref>. [[Karl Häupler|Häupler]] lehnte dankend ab mit der Begründung "''er werde während des Krieges in Fürth gebraucht''" und forcierte seine Bemühungen zum ordentlichen Oberbürgermeister ernannt zu werden <ref> * Quelle: Schreiben Karl Häupler an den Reichsstatthalter in Bayern vom 4.12.1941 (Entwurf), Stadtarchiv Fürth HG 025, Nr. 415 </ref> - auch um eine Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] zu erschweren. Weder im Bay. Ministerium noch im Reichsministerium war man gewillt die Frage der Städtevereinigung während des Krieges abschließend zu klären, zumal es eine klare Entscheidung des Diktators in Berlin gab. Der letzte Versuch am 31. Mai [[1940]] durch einen schriftlichen Antrag Liebels an das Reichsinnenministerium wurde demzufolge konsequent abgelehnt: ''da im Krieg nur wichtige Ausnahmen eine solche Veränderung der Gemeindegrenzen rechtfertigt'' <ref> * Quelle: Aktenvermerk Ministerialrat Reihling im Reichsministerium des Innern vom 14. Juni 1940, Bundesarchiv Berlin R 1501, Nr. 1303 </ref>. | [[Bild:Dr_Karl_Häupler.jpg|thumb|right|Fürther Kom. Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler]]OB Liebel, noch nicht wissend um die endgültige Ablehnung, versuchte durch einen weiteren Umstand die Karten zu seinen Gunsten zu mischen. Kurz zuvor wurde der Fürther Oberbürgermeister und Amtskollege [[Franz Jakob]] am 28. Oktober [[1939]] in das damalige Westpreußen versetzt. Dies geschah nicht zuletzt zum Schutz der Partei auf Grund seiner Verfehlungen vor Ort und der maßlosen persönlichen Bereicherungen durch jüdisches Eigentum (Arisierung). Die dadurch vakant gewordene Stelle des Oberbürgermeisters wurde zunächst nur kommissarisch durch Dr. [[Karl Häupler]] besetzt. Liebel versuchte einer dauerhaften Übertragung der Stelle entgegen zu wirken, zumal ihm [[Franz Jakob|Jakob]]s Nachfolger viel zu selbstbewusst auftrat. Stattdessen sollte [[Karl Häupler|Häupler]] im Juni [[1941]] nach Liebels Vorstellung lieber nach Straßburg als erster Beigeordneter wechseln, damit eine Eingemeindung nichts im Wege steht <ref> * Quelle: Schreiben Häupler an den Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfrankens vom 26.08.1940, Stadtarchiv Fürth, HG 025, Nr. 415 </ref>. [[Karl Häupler|Häupler]] lehnte dankend ab mit der Begründung "''er werde während des Krieges in Fürth gebraucht''" und forcierte seine Bemühungen zum ordentlichen Oberbürgermeister ernannt zu werden <ref> * Quelle: Schreiben Karl Häupler an den Reichsstatthalter in Bayern vom 4.12.1941 (Entwurf), Stadtarchiv Fürth HG 025, Nr. 415 </ref> - auch um eine Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] zu erschweren. Weder im Bay. Ministerium noch im Reichsministerium war man gewillt die Frage der Städtevereinigung während des Krieges abschließend zu klären, zumal es eine klare Entscheidung des Diktators in Berlin gab. Der letzte Versuch am 31. Mai [[1940]] durch einen schriftlichen Antrag Liebels an das Reichsinnenministerium wurde demzufolge konsequent abgelehnt: ''da im Krieg nur wichtige Ausnahmen eine solche Veränderung der Gemeindegrenzen rechtfertigt'' <ref> * Quelle: Aktenvermerk Ministerialrat Reihling im Reichsministerium des Innern vom 14. Juni 1940, Bundesarchiv Berlin R 1501, Nr. 1303 </ref>. | ||
Ironie des Schicksals: so verdankt letztendlich die Stadt Fürth zwei brutalen Kriegsverbrechern und Massenmördern ihre Selbständigkeit - [[Albert Forster]] und Adolf Hitler. | Ironie des Schicksals: so verdankt letztendlich die Stadt Fürth zwei brutalen Kriegsverbrechern und Massenmördern ihre Selbständigkeit - [[Albert Forster]] und Adolf Hitler. |