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Die '''Widerstandsgruppe Obst/Doktor''' bestand aus zwei unabhängig von einander agierenden Gruppen während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Von beiden Gruppen sind nur zum Teil sehr vage Informationen vorhanden, die sich meist nur mündlich überliefert haben. Die Akteure selbst | Die '''Widerstandsgruppe Obst/Doktor''' bestand aus zwei unabhängig von einander agierenden Gruppen während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Von beiden Gruppen sind nur zum Teil sehr vage Informationen vorhanden, die sich meist nur mündlich überliefert haben. Die Akteure selbst hatten sich wenig bis gar nicht zu dem Sachverhalt geäußert, auch nicht nach dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings wurde öffentlich die Frage nach den Akteuren zu Lebzeiten auch nicht gestellt. Durch Einsicht in die Unterlagen im Archiv konnte die Sachverhalte aber inzwischen geklärt werden. | ||
== Erste Überlieferungen == | == Erste Überlieferungen == | ||
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Erst Barbara Ohm verwies 1995 in ihrem Beitrag in den Fürther Heimatblättern Nr. 2/1995 darauf, dass nach Berichten von Fürther Bürgern bei der Übergabe der Stadt vor allem der Chirurg [[Fritz Gastreich|Dr. Fritz Gastreich]] eine herausragende Rolle gespielt hätte. Und sie vermutete, dass dieser – nachdem er „eigenmächtig mit den Amerikanern verhandelt und die kampflose Übergabe der Stadt angeboten habe“ auch Dr. Häupler zur Unterschrift in der Kapitulationsurkunde bewegt hatte. So stehe es auch in der Chronik des Pfarrers Schmetzer im Pfarrarchiv St. Michael. | Erst Barbara Ohm verwies 1995 in ihrem Beitrag in den Fürther Heimatblättern Nr. 2/1995 darauf, dass nach Berichten von Fürther Bürgern bei der Übergabe der Stadt vor allem der Chirurg [[Fritz Gastreich|Dr. Fritz Gastreich]] eine herausragende Rolle gespielt hätte. Und sie vermutete, dass dieser – nachdem er „eigenmächtig mit den Amerikanern verhandelt und die kampflose Übergabe der Stadt angeboten habe“ auch Dr. Häupler zur Unterschrift in der Kapitulationsurkunde bewegt hatte. So stehe es auch in der Chronik des Pfarrers Schmetzer im Pfarrarchiv St. Michael. | ||
Die Vermutung des “eigenmächtigen Handelns“ ist aber nicht | Die Vermutung des “eigenmächtigen Handelns“ ist aber nicht zutreffend. Denn Dr. Gastreich hatte sich bereits Monate vorher mit den Gegnern des [[wikipedia:NS-Staat|NS-Regimes]] in Fürth abgesprochen, um Maßnahmen zu treffen, die beabsichtigte Verteidigung Fürths zu vereiteln. Er wurde als Leiter der Fürther Lazarette ermächtigt, bei Annähern der Amerikaner im Auftrag und namens der Stadtverwaltung die bedingungslose Übergabe der Stadt zu erklären (so in einer Erklärung des Rechtsrats Dr. Andreas Wagner im Entnazifizierungsverfahren seines Vorgesetzten Dr. Karl Häupler). | ||
Die Kapitulationsverhandlungen der Amerikaner am Morgen des 19. April 1945 mit Dr. Häupler und Dr. Gastreich im Haus an der Rednitzstraße dürften zeitlich zwischen 10:30 und 11:30 Uhr stattgefunden haben. Das bringt Mahr 1998 nach Auswertung der amerikanischen Aufzeichnungen. Das Dokument über die „vollkommene und bedingungslose Aufgabe der Stadt Fürth“ ist im Stadtarchiv Fürth verwahrt. | Die Kapitulationsverhandlungen der Amerikaner am Morgen des 19. April 1945 mit Dr. Häupler und Dr. Gastreich im Haus an der Rednitzstraße dürften zeitlich zwischen 10:30 und 11:30 Uhr stattgefunden haben. Das bringt Mahr 1998 nach Auswertung der amerikanischen Aufzeichnungen. Das Dokument über die „vollkommene und bedingungslose Aufgabe der Stadt Fürth“ ist im Stadtarchiv Fürth verwahrt. | ||
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Rechtsrat Wagner (Wg), Beamter und Freund von Oberbgm. Dr. H., wohnte als Zeuge von H. unseren Unterredungen bei, stand mit Dr. H. in starker Opposition zur Gauleitung; hatte Parteiauftrag zurückzubleiben. | Rechtsrat Wagner (Wg), Beamter und Freund von Oberbgm. Dr. H., wohnte als Zeuge von H. unseren Unterredungen bei, stand mit Dr. H. in starker Opposition zur Gauleitung; hatte Parteiauftrag zurückzubleiben. | ||
Oberbürgermeister Dr. Häupler: Er hatte schon frühzeitig, Mitte 1944, den Umschwung erkannt, schloss sich mir (Dr. G.) an in der Annahme, dass ich auf „dem reaktionären Teil der Wehrmacht stand“, teilte meine Meinung zum Widerstand vom 20. Juli 1944; sprach frühzeitig von der kampflosen Übergabe, besprach verschiedene Möglichkeiten, stellte sich mir vorbehaltlos zur Verfügung; hatte versprochen, die beiden NS-Stadträte Sandreuther und Link [Sicherheitsdienst-Chef] sofort zu übergeben nach Einmarsch. Durfte zunächst mit der einmarschierenden Truppe 24 Std. arbeiten. Wollte Haushaft anschließend für ihn bei Amerikanern durchsetzen, war aber nicht mehr möglich, da er die beiden oben Genannten nicht übergeben hatte. Meine diesbezügliche Frage beantwortete er „es waren doch meine Parteikameraden.“ Kam nach seiner Verhaftung in ein Internierungslager, wo er zunächst Suizidversuch unternahm, später verstarb er an Lungenentzündung. Obwohl bereits bei uns im Gegenlager wurde sein Schicksal seine große Anständigkeit gegen zwei üble Parteikameraden, deren Angabe er fälschlicherweise als „Verrat“ ansah. Seine Frau kannte meine Zusammenarbeit. | Oberbürgermeister Dr. Häupler: Er hatte schon frühzeitig, Mitte 1944, den Umschwung erkannt, schloss sich mir (Dr. G.) an in der Annahme, dass ich auf „dem reaktionären Teil der Wehrmacht stand“, teilte meine Meinung zum Widerstand vom 20. Juli 1944; sprach frühzeitig von der kampflosen Übergabe, besprach verschiedene Möglichkeiten, stellte sich mir vorbehaltlos zur Verfügung; hatte versprochen, die beiden NS-Stadträte Sandreuther und Link [Sicherheitsdienst-Chef] sofort zu übergeben nach Einmarsch. Durfte zunächst mit der einmarschierenden Truppe 24 Std. arbeiten. Wollte eine Haushaft anschließend für ihn bei Amerikanern durchsetzen, war aber nicht mehr möglich, da er die beiden oben Genannten nicht übergeben hatte. Meine diesbezügliche Frage beantwortete er „es waren doch meine Parteikameraden.“ Kam nach seiner Verhaftung in ein Internierungslager, wo er zunächst Suizidversuch unternahm, später verstarb er an Lungenentzündung. Obwohl bereits bei uns im Gegenlager wurde sein Schicksal seine große Anständigkeit gegen zwei üble Parteikameraden, deren Angabe er fälschlicherweise als „Verrat“ ansah. Seine Frau kannte meine Zusammenarbeit. | ||
Im Bericht führt Dr. Gastreich über sein Wirken u. a. noch auf: | Im Bericht führt Dr. Gastreich über sein Wirken u. a. noch auf: |
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