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[[Datei:Wilhelm Erhard Werbung.jpg|mini|left|Wilhelm Erhard Textilwaren, historische Werbeanzeige von 1898]] | [[Datei:Wilhelm Erhard Werbung.jpg|mini|left|Wilhelm Erhard Textilwaren, historische Werbeanzeige von 1898]] | ||
[[Datei:Villa Forsthaus 49 1.jpg|mini|right|Villa [[Forsthausstraße 49]] in [[Dambach]]]] | [[Datei:Villa Forsthaus 49 1.jpg|mini|right|Villa [[Forsthausstraße 49]] in [[Dambach]]]] | ||
Ludwig Erhard wurde am [[4. Februar]] [[1897]] in Fürth in der damaligen [[Sternstraße]] 5 geboren. Sein Vater [[Wilhelm Philipp Erhard]] war Textilwarenhändler. Ludwig Erhard hatte noch einem 1890 geborenen Bruder Max Erhard, der am 5. April 1915 als Leutnant der Reserve der 1. Kompanie des 21. Infanterieregiments in [[wikipedia:Thiaucourt-Regniéville|Thiaucourt]], Frankreich, gefallen ist. | Ludwig Erhard wurde am [[4. Februar]] [[1897]] in Fürth in der damaligen [[Sternstraße]] 5 geboren. Sein Vater [[Wilhelm Philipp Erhard]] war Textilwarenhändler und betrieb dort ein ''Spezialhaus für Weißwaren''. Ludwig Erhard hatte noch einem 1890 geborenen Bruder Max Erhard, der am 5. April 1915 als Leutnant der Reserve der 1. Kompanie des 21. Infanterieregiments in [[wikipedia:Thiaucourt-Regniéville|Thiaucourt]], Frankreich, gefallen ist. | ||
Der Vater hatte die Ehren-Funktion als [[Distriktsvorsteher]]; eine Anlaufstelle für die umliegenden Bewohnern zur behördlichen Hilfestellung. Im Dezember 1929 bat der Kaufmann Wilhelm Erhard „in Anbetracht seines Alters und der zerrütteten Vermögensverhältnisse die Folge seines Gesundheitszustandes“ ihn von dem Amt des Distriktsvorstehers zu entbinden. Für den IX. Distrikt erklärte sich der Schuhwarenhändler Franz Postler, Wasserstraße 3, bereit, Nachfolger zu werden. Der Finanz- und Verwaltungsausschuss beschloss am 18. Dezember 1929 dementsprechend. Am 21. Januar 1930 hielt ein Aktenvermerk fest: ''Herr Erhard teilt mit, dass er das Dienstsiegel und das Adressbuch der Stadt Fürth trotz eifriger Nachschau in der Wohnung nicht mehr finden kann. Er ist der Meinung, dass diese Sachen gelegentlich der Kaufhausversteigerung abhanden gekommen sind.'' Die Tafel des Distriktsvorstehers am Haus wurde dann im Januar 1930 entfernt und in der [[Wasserstraße 3]] angebracht. | Der Vater hatte die Ehren-Funktion als [[Distriktsvorsteher]]; eine Anlaufstelle für die umliegenden Bewohnern zur behördlichen Hilfestellung. Im Dezember 1929 bat der Kaufmann Wilhelm Erhard „in Anbetracht seines Alters und der zerrütteten Vermögensverhältnisse die Folge seines Gesundheitszustandes“ ihn von dem Amt des Distriktsvorstehers zu entbinden. Für den IX. Distrikt erklärte sich der Schuhwarenhändler Franz Postler, Wasserstraße 3, bereit, Nachfolger zu werden. Der Finanz- und Verwaltungsausschuss beschloss am 18. Dezember 1929 dementsprechend. Am 21. Januar 1930 hielt ein Aktenvermerk fest: ''Herr Erhard teilt mit, dass er das Dienstsiegel und das Adressbuch der Stadt Fürth trotz eifriger Nachschau in der Wohnung nicht mehr finden kann. Er ist der Meinung, dass diese Sachen gelegentlich der Kaufhausversteigerung abhanden gekommen sind.'' Die Tafel des Distriktsvorstehers am Haus wurde dann im Januar 1930 entfernt und in der [[Wasserstraße 3]] angebracht. | ||
Nach seiner Kindheit und Jugendzeit in Fürth und einer kaufmännischen Lehre in [[Nürnberg]] studierte er Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaft und Soziologie. Nach der [[wikipedia: Promotion (Doktor)|Promotion]] im Dezember [[1925]], bei [[wikipedia:Franz Oppenheimer|Franz Oppenheimer]] an der [[wikipedia:Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Universität zu Frankfurt am Main]] über „Wesen und Inhalt der Werteinheit“, übernahm er die Geschäftsführung im Laden seiner Eltern. Drei Jahre später ging dieser wegen der damaligen schwierigen Wirtschaftslage | Nach seiner Kindheit und Jugendzeit in Fürth und einer kaufmännischen Lehre in [[Nürnberg]] studierte er Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaft und Soziologie. Nach der [[wikipedia: Promotion (Doktor)|Promotion]] im Dezember [[1925]], bei [[wikipedia:Franz Oppenheimer|Franz Oppenheimer]] an der [[wikipedia:Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Universität zu Frankfurt am Main]] über „Wesen und Inhalt der Werteinheit“, übernahm er die Geschäftsführung im Laden seiner Eltern. Drei Jahre später ging dieser wegen der damaligen schwierigen Wirtschaftslage in Konkurs, den er selbst abwickelte.<ref>Alexander Jungkunz: ''Wie wichtig war Ludwig Erhard'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Februar 2022, S. 3</ref> Danach wurde er zuerst Assistent beim "Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware" in Nürnberg, später dann dessen stellvertretender Leiter. Ab [[1933]] hatte er zudem einen Lehrauftrag an der Nürnberger Handelshochschule. 1942 gründete er sein eigenes "Institut für Industrieforschung". | ||
Ludwig Erhard war seit Dezember [[1923]] mit der Volkswirtin [[Luise Schuster]] (1893 - 1975), geborene [[Lotter]] aus Langenzenn verheiratet. Aus ihrer Ehe ging die Tochter Elisabeth (geb.[[10. März]] [[1926]], gest. [[30. August]] [[1996]]) hervor. Zu diesem Zeitpunkt wohnte Familie Erhard noch in Fürth ([[Hornschuchpromenade 50]])<ref>Recherche Peter Frank (Fürth), Standesamtsakten</ref> und von [[1933]] bis Kriegsende bei Verwandten in [[Dambach]] in der [[Forsthausstraße 49]]. Später Umzug nach Gmund am Tegernsee. | Ludwig Erhard war seit Dezember [[1923]] mit der Volkswirtin [[Luise Schuster]] (1893 - 1975), geborene [[Lotter]] aus Langenzenn verheiratet. Aus ihrer Ehe ging die Tochter Elisabeth (geb.[[10. März]] [[1926]], gest. [[30. August]] [[1996]]) hervor. Zu diesem Zeitpunkt wohnte Familie Erhard noch in Fürth ([[Hornschuchpromenade 50]])<ref>Recherche Peter Frank (Fürth), Standesamtsakten</ref> und von [[1933]] bis Kriegsende bei Verwandten in [[Dambach]] in der [[Forsthausstraße 49]]. Später Umzug nach Gmund am Tegernsee. | ||
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Die Planung und Durchführung der Währungsreform 1948 geschah durch den amerikanischen Leutnant Edward A. Tenenbaum (1922 – 1975/76), der selbst den Namen „Deutsche Mark“ festlegte. Die beteiligten elf deutschen Experten, die damals nach Rothwesten, einem ehemaligen Fliegerhorst der Luftwaffe in der Nähe von Kassel eingeladen wurden, konnten an den von ihm beschlossenen Eckpunkten nichts mehr ändern. Ludwig Erhard selbst war nicht angereist. | Die Planung und Durchführung der Währungsreform 1948 geschah durch den amerikanischen Leutnant Edward A. Tenenbaum (1922 – 1975/76), der selbst den Namen „Deutsche Mark“ festlegte. Die beteiligten elf deutschen Experten, die damals nach Rothwesten, einem ehemaligen Fliegerhorst der Luftwaffe in der Nähe von Kassel eingeladen wurden, konnten an den von ihm beschlossenen Eckpunkten nichts mehr ändern. Ludwig Erhard selbst war nicht angereist. | ||
Der Finanzhistoriker Carl-Ludwig Holtfrerich stellte fest: »Ohne Tenenbaum wäre Erhard gescheitert«.<ref>Carl-Ludwig Holtfrerich: Wie ein amerikanischer Leutnant Ludwig Erhard half. Edward A. Tenenbaum und die Währungsreform 1948. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. Mai 2018, S. 16 (Druckausgabe)</ref> Dennoch schrieb Erhard sich etliche Erfolge rund um die Währungsreform, die hauptsächlich von den Amerikanern, aber auch streikender Bevölkerung erzwungen wurden, persönlich zu, wofür ihn der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher einen »Reklameluftballon« nannte.<ref>Uwe Fuhrmann: Die Entstehung der "sozialen Marktwirtschaft" 1948/49. Eine historische Dispositivanalyse, UVK Verlagsgesellschaft Konstanz, 2017, S. 144</ref> | Der Finanzhistoriker Carl-Ludwig Holtfrerich stellte fest: »Ohne Tenenbaum wäre Erhard gescheitert«.<ref>Carl-Ludwig Holtfrerich: Wie ein amerikanischer Leutnant Ludwig Erhard half. Edward A. Tenenbaum und die Währungsreform 1948. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. Mai 2018, S. 16 (Druckausgabe)</ref> Dennoch schrieb Erhard sich etliche Erfolge rund um die Währungsreform, die hauptsächlich von den Amerikanern, aber auch streikender Bevölkerung erzwungen wurden, persönlich zu, wofür ihn der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher einen »Reklameluftballon« nannte.<ref>Uwe Fuhrmann: Die Entstehung der "sozialen Marktwirtschaft" 1948/49. Eine historische Dispositivanalyse, UVK Verlagsgesellschaft Konstanz, 2017, S. 144</ref> Mit der durchaus umstrittenen weitgehenden Preisfreigabe im Zuge der Währungsreform hat Erhard aber auch die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln substanziell verändert. Sein Widerstand gegen Forderungen nach stärkerer Planwirtschaft war ein wichtiger Beitrag zum Wirtschaftswunder.<ref>Professor Matthias Wrede im Beitrag von Alexander Jungkunz: ''Wie wichtig war Ludwig Erhard'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Februar 2022, S. 3</ref> | ||
Als Direktor der Verwaltung für Wirtschaft versuchte Erhard 1949 die Rückgabe der durch die Nationalsozialisten „arisierten“ Porzellanfirma Rosenthal Porzellan AG an die Familie des Unternehmensgründers Philipp Rosenthal durch Intervention bei den US-Militärbehörden zu verhindern. Erhard hatte einen Beratervertrag mit der Rosenthal AG und erhielt jährlich 12.000 DM. Der US-Geheimdienst stufte ihn ab diesem Zeitpunkt als bestechlich ein.<ref>Dokumentationsreihe der ARD "Geschichte im Ersten": Unser Wirtschaftswunder - Die wahre Geschichte. Erstausstrahlung vom 15. Juli 2013 [http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wdr/wirtschaftswunder-100.html online abrufbar]</ref> | Als Direktor der Verwaltung für Wirtschaft versuchte Erhard 1949 die Rückgabe der durch die Nationalsozialisten „arisierten“ Porzellanfirma Rosenthal Porzellan AG an die Familie des Unternehmensgründers Philipp Rosenthal durch Intervention bei den US-Militärbehörden zu verhindern. Erhard hatte einen Beratervertrag mit der Rosenthal AG und erhielt jährlich 12.000 DM. Der US-Geheimdienst stufte ihn ab diesem Zeitpunkt als bestechlich ein.<ref>Dokumentationsreihe der ARD "Geschichte im Ersten": Unser Wirtschaftswunder - Die wahre Geschichte. Erstausstrahlung vom 15. Juli 2013 [http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wdr/wirtschaftswunder-100.html online abrufbar]</ref> | ||
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== Lokalberichterstattung == | == Lokalberichterstattung == | ||
* Matthias Boll: ''Willkommen daheim.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 25. Juli 2020, S. 30 (Druckausgabe) | * Matthias Boll: ''Willkommen daheim.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 25. Juli 2020, S. 30 (Druckausgabe) | ||
* Alexander Jungkunz: ''Wie wichtig war Ludwig Erhard'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Februar 2022, S. 3 (Druckausgabe) | |||
* Alexander Jungkunz: ''Ludwig Erhard: "Vater des Wirtschaftswunders" oder mehr PR-Mann in eigener Sache?'' In: nordbayern.de vom 4. Februar 2022 - [https://www.nn.de/1.11776457 online abrufbar (Bezahlschranke)] | * Alexander Jungkunz: ''Ludwig Erhard: "Vater des Wirtschaftswunders" oder mehr PR-Mann in eigener Sache?'' In: nordbayern.de vom 4. Februar 2022 - [https://www.nn.de/1.11776457 online abrufbar (Bezahlschranke)] | ||
* Andre Fischer: ''125 Jahre Ludwig Erhard: Das freie Spiel der Kräfte braucht einen Rahmen'' In: nordbayern.de vom 5. Februar 2022 - [https://www.nn.de/1.11784607 online abrufbar] | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == |