Tanzschule Streng: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 2: Zeile 2:


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Bild:CarlFriedrichStreng2_158_200.jpg|mini|left|Carl Friedrich Streng]] Die Tanzschule wurde [[1889]] von dem Pfarrerssohn und Kaufmann Carl Friedrich Streng (geb. [[1856]]-[[1904]]) gegründet.  
[[Bild:CarlFriedrichStreng2_158_200.jpg|mini|left|Carl Friedrich Streng]]  
Die Tanzschule wurde [[1889]] von dem Pfarrerssohn und Kaufmann [[Carl Friedrich Streng]] ([[1856]]-[[1904]]) gegründet und nach seinem Tod vom Sohn [[Johannes Streng]] ([[1879]]-[[1953]]) übernommen.  


Während die Bälle von Beginn an im [[Weißengarten]] abgehalten wurden, fand der Unterricht anfangs in den Privaträumen Strengs statt, ehe sein Sohn Johannes Streng ([[1879]]-[[1953]]) das Anwesen mit dem populären Lokal und Biergarten [[1919]] erwarb.
Während die Bälle von Beginn an im [[Weißengarten]] abgehalten wurden, fand der Unterricht anfangs in den Privaträumen Strengs statt, bis Johannes Streng, zusammen mit seiner Frau Franziska, das Anwesen mit dem populären Lokal und Biergarten [[1919]] erwarb.  


1943 wurden alle Tanzveranstaltungen verboten, 1945 der Weißengarten von den US-Besatzern beschlagnahmt und in den letzten Teilen erst 1949 wieder freigegeben. Manfred Streng renovierte nach dem Tod Johannes Strengs den Weißengarten, so wurde das Gebäude nachträglich unterkellert, auch wirtschaftlich sanierte er die Tanzschule.
[[Alfred Streng]] (1914-1943) sollte eigentlich nach seinem Vater die Tanzschule übernehmen. Jedoch wurde er sofort nach der Tanzlehrerprüfung zur Wehrmacht eingezogen. Zwar überlebte er die Kämpfe um Stalingrad, kam dann jedoch in russischer Kriegsgefangenschaft um.
So musste Johannes Streng mit 64 Jahren die Schule weiterhin führen.


[[Bild:Sommertheater-700_small.jpg‎|mini|right|Das "Sommertheater".]]Beim Weißengarten handelt es sich in kultureller Hinsicht um einen sehr geschichtsträchtigen Boden. So wurde später auf dem Biergarten ein Holzbau, das "Fürther Sommertheater", errichtet. Heute: Schulhof der [[Rosenschule]]. [[1816]] wurde auf Weißengartengrund das erste Fürther [[Theater]] erbaut.
Als 1943 der "totale Krieg" ausgerufen wurde, verbot Adolf Hitler alle Tanzveranstaltungen und den Tanzunterricht.
1945 rückten die [[US Army|Amerikaner]] in Fürth ein, beschlagnahmten den Weißengarten und benützten den großen Ballsaal für Feste der Mannschaftsdienstgrade. Der kleine Saal diente als Offizierskasino.
Wände, und Tische wurden mit blauer Ölfarbe gestrichen und die Decke mit tarngrünen Fallschirmen abgehängt. Der wertvolle Steinway-Flügel, zu dessen Klängen Generationen von Fürthern das Tanzen gelernt hatten, wurde weiß lackiert und darauf getanzt.
Die amerikanische Militärregierung gestattete Johannes Streng erst im Herbst 1945, wieder Tanzunterricht zu geben. Der Weißengarten-Saal aber blieb beschlagnahmt und so mussten die Schlussbälle in Gasthaussälen stattfinden.


Johannes Streng (1879-1953) übernahm nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1904 die elterliche Tanzschule.
Erst 1949 räumten die [[US Army|Amerikaner]] den großen Saal. Der prächtige Ballsaal war verwahrlost, der herrliche Kronleuchter demontiert und die Einrichtung in ganz Fürth und Umgebung verstreut. Klaviere, die man damals für die Musik im Unterricht brauchte, waren ruiniert.
1919 gingen er und seine Frau Franziska ein für die damalige Zeit sehr großes Wagnis ein. Ohne viel Geld, nur auf die eigene Arbeitskraft und Fleiß vertrauend, kauften sie den bei der Fürther Bevölkerung so beliebten Weißengarten.
Alfred Streng (1914-1943) sollte eigentlich nach seinem Vater die Tanzschule übernehmen. Jedoch wurde er sofort nach der Tanzlehrerprüfung zur Wehrmacht eingezogen. Zwar überlebte er die Kämpfe um Stalingrad, kam dann jedoch in russischer Kriegsgefangenschaft um.
So mußte sein Vater Johannes Streng mit 64 Jahren die Schule weiterhin führen.
Als 1943 der "totale Krieg" ausgerufen wurde, verbot Adolf Hitler alle Tanzveranstaltungen und den Tanzunterricht. 1945 rückten die [[US Army|Amerikaner]] in Fürth ein, beschlagnahmten den Weißengarten und benutzten den großen Saal für Feste der Mannschaftsdienstgrade. Der kleine Saal diente als Offizierskasino.
Wände und Tische wurden mit blauer Ölfarbe gestrichen und die Decke mit tarngrünen Fallschirmen abgehängt. Der wertvolle Flügel der Marke ''Steinway'', zu dessen Klängen Generationen von Fürthern das Tanzen gelernt hatten, wurde weiß lackiert und darauf getanzt. Die amerikanische Militärregierung gestattete Johannes Streng erst im Herbst 1945, im kleinen Saal wieder Tanzunterricht zu geben. Der große Saal blieb beschlagnahmt und so mussten Schlussbälle in Gasthaussälen stattfinden.
Erst 1949 räumten die [[US Army|Amerikaner]] den großen Saal. Der prächtige Ballsaal war total verwahrlost, der herrliche Kronleuchter demontiert und die Einrichtung in ganz Fürth und Umgebung verstreut. Klaviere, die man damals für die Musik im Unterricht benötigte, waren ruiniert.
[[Bild:Tanzschule2_-_gr_400_267.jpg|mini|left|Der große Ballsaal.]]Johannes Streng mußte mit nunmehr 70 Jahren von vorn anfangen, es blieben ihm nur noch vier Jahre, um den Weißengarten wenigstens notdürftig zu renovieren - Er starb 1953.


Die folgenden Jahre kann man eigentlich nur überspringen. Immer weniger Tanzkurse fanden statt und im Hause Streng hielt man sich notdürftig mit öffentlichen Tanzveranstaltungen über Wasser. Geld für Reparaturen war nicht vorhanden und so verfiel der Weißengarten immer mehr.
Johannes Streng musste mit nunmehr 70 Jahren von vorn anfangen und es blieben ihm nur noch vier Jahre, um den Weißengarten wenigstens notdürftig zu renovieren. Er starb 1953.  
In den folgenden Jahren fanden immer weniger Tanzkurse statt und im Hause Streng hielt man sich notdürftig mit öffentlichen Tanzveranstaltungen über Wasser. Geld für Reparaturen war nicht vorhanden und so verfiel der Weißengarten immer mehr.


[[Manfred Streng]], der Enkel von Johannes Streng, hat zusammen mit seiner Frau Ingrid den guten Ruf der Tanzschule in überraschend kurzer Zeit erneuern und dem Weißengarten zu neuer Blüte verhelfen können.
[[Manfred Streng]], der Enkel von Johannes Streng, übernahm 1961 einen völlig maroden Betrieb und ein verwahrlostes Anwesen. Es regnete es durch sämtliche Dächer.
Manfred Streng renovierte den Weißengarten und konnte, zusammen mit seiner Frau Ingrid, den guten Ruf der Tanzschule in überraschend kurzer Zeit erneuern und dem Weißengarten zu neuer Blüte verhelfen.
Ab [[1980]] wunderte sich mancher Fürther, als fünf Jahre lang, Tag für Tag, über ein Förderband Aushubmaterial unter dem großen Weißengarten-Saal hervorquoll - der große Saal wurde nachträglich im Bergwerksverfahren unterkellert. Über 1.500 m<sup>3</sup> Erdreich wurden ausgehoben, das meiste davon in Eigenleistung.


[[Bild:Tanzschule2_-_gr_400_267.jpg|mini|left|Der große Ballsaal.]]
[[Bild:IMStreng-700 small.jpg|mini|right|Ingrid und Manfred Streng]]
[[Bild:IMStreng-700 small.jpg|mini|right|Ingrid und Manfred Streng]]
[[Bild:Tanzkeller_400_301.jpg|mini|right|Der Tanzkeller.]]Nach der Tanzlehrer-Prüfung musste Manfred Streng einen völlig maroden Betrieb und ein total verwahrlostes Anwesen übernehmen. Im Weißengarten regnete es durch sämtliche Dächer. Es blieb nichts anderes übrig, als durch "Ärmelhochkrempeln" in mühevoller Arbeit, die sich über Jahre erstreckte, das Anwesen wieder in Schuss zu bringen.
[[Bild:Tanzkeller_400_301.jpg|mini|right|Der Tanzkeller.]]
Nach und nach konnte man endlich die Säle renovieren und erweitern.


Ab [[1980]] wunderte sich mancher Fürther, als fünf Jahre lang, Tag für Tag, über ein Förderband Aushubmaterial unter dem großen Weißengarten-Saal hervorquoll - der große Saal wurde nachträglich im Bergwerksverfahren unterkellert. Über 1.500 m<sup>3</sup> Erdreich wurden ausgehoben, das meiste davon in Eigenleistung.
Seitdem im Jahre [[1985]] der neue Tanzkeller eingeweiht wurde, hat der Weißengarten nach 50-jähriger Pause wieder einen gastronomischen Betrieb.
Seitdem im Jahre [[1985]] der neue Tanzkeller eingeweiht wurde, hat der Weißengarten nach 50-jähriger Pause wieder einen gastronomischen Betrieb.