Flussbad: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Flussbad noch ausgebaut. So wurden weitere Duschen errichtet, es entstanden eine Spielwiese für sportliche Aktivitäten und eine ''Erfrischungshalle''. Über einen Radio-Lautsprecher konnte Musik gespielt werden. Von Zeit zu Zeit gab es auch Standkonzerte.<ref>Nordbayerische Zeitung vom 5.7.1935, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"</ref> Juden wurde der Zutritt ab dem [[8. August]] [[1933]] verboten.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Flussbad noch ausgebaut. So wurden weitere Duschen errichtet, es entstanden eine Spielwiese für sportliche Aktivitäten und eine ''Erfrischungshalle''. Über einen Radio-Lautsprecher konnte Musik gespielt werden. Von Zeit zu Zeit gab es auch Standkonzerte.<ref>Nordbayerische Zeitung vom 5.7.1935, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"</ref> Juden wurde der Zutritt ab dem [[8. August]] [[1933]] verboten.


==Erinnerungen an das Flussbad==
von Paul Altmann im ALTSTADT-Bläddla, Heft 48 von 2014, ergänzt von Peter Frank im Febr. 2023:
Das Zahlbad war flussauf [nach der Siebenbogenbrücke] und hatte zwei gemauerte Ausbuchtungen, die auch heute noch zu sehen sind; eine für die Knaben und weiter unten für die Mädchen. Im Fluss schwammen Stege, Balkenkonstruktionen auf alten Ölfässern, drei oder vier zur Überquerung und jeweils ein Steg längs der Ufer. Im Freibad gab es nur einen Übergang. Der Grund des Wassers war sandig, fast ohne Steine, ein angenehmes Gefühl an der Fußsohle.
Die Aufsicht führten die Bademeister, die außerhalb der Saison im städtischen Brausebad an der Hirschenstraße beschäftigt waren. Der oberste war der Herr Frank, der seine Residenz in einer Bretterbude genau auf der Grenze zwischen Zahl- und Freibad hatte. Klein, grauhaarig, drahtige Figur, mit Schnurrbart, war er für uns eine Respektsperson, zu der wir aber gerne kamen, wenn uns ein Schmerz plagte; zum Beispiel mit einer Verletzung durch eine Glasscherbe, einer blutenden Wunde oder einer Abschürfung. Da er auch beim Roten Kreuz aktiv war, kannte er sich aus. Das erste war immer die Desinfektion mit Jod. Aua!!! Das brannte richtig – und das gibt es heute auch nicht mehr, oder? An seiner Hütte hingen ein Rettungsring und lange Stangen mit einem Drahtring. Innen befand sich auch eine Schwimmweste aus durchbohrten und aufgefädelten Flaschenkorken, die beim Schwimmenlernen Verwendung fand. […]
Diese Erinnerungen kann der Enkel des Friedrich (Fritz) Frank noch ergänzen. Fritz Frank (geb. 23.11.1883) war schon 1915 als Badediener tätig bei der König-Ludwig-Quelle an der Kurgartenstraße. Dem Roten Kreuz gehörte er bereits ab September 1903 an. Als Metallschläger war er auch mal beschäftigt. Bei der Sanitätskolonne wurde er als Berufssanitäter 1916 bis 1918 eingesetzt. Er kam im März 1919 zum städtischen Tiefbauamt als Heizer im Rathaus. Später als Badewärter bzw. Hilfsbademeister im Sommer mit 56 Wochenstunden beschäftigt. Dabei hatte er die Aufsicht über das Frauen- und Mädchenfreibad und gab den Volksschülerinnen Schwimmunterricht. Ab 15. April 1930 als Heizer im Winter mit wöchentlich 71 Stunden. Wegen einer Kohlenoxidvergiftung fiel er mal 12 Tage im März 1931 aus. Im Rathaus half er als Zweithausmeister neben dem Hausverwalter Jäckel auch bei kleineren Reparaturen. 1940 wurde er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung der ganzen Kesselanlage im Rathaus als unabkömmlich für den Kriegsdienst erklärt. Auch dass er beim Roten Kreuz Zugführer und Oberwachführer war, spielte eine Rolle. Durch seine Arbeit im Winter mit der Koksheizung im Rathaus-Keller wurde aber seine Gesundheit belastet. Am 11.6.1957 verstarb er.
(Auswertung städtischer Akten durch seinen Enkel Peter Frank, der ab 1960 in Diensten der Stadt 45 Jahre verbrachte).


Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Flussbad im Sommer 1947 wieder eröffnet und parallel dazu ein Badebetrieb am [[Waldmannsweiher]] eingerichtet. Die anfänglich unhaltbaren Zustände mussten allerdings aufwändig repariert werden, wodurch aber ein erneut sehr beliebter Badeplatz entstand. An heißen Tagen soll es bis zu 12.000 Badegäste gegeben haben. In den 1950er Jahren blieb die Einteilung in Zahl- und Freibad bestehen. Aber interessierte niemand, ob diese auch eingehalten wurde.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2020, S. 25</ref> Im Waldmannsweiher war das Bad so gestaltet worden, dass sogar Sportwettbewerbe durchgeführt werden konnten. Ein 50 mal 20 Meter großer Bereich wurde mit Holzplanken abgegrenzt und ein 3 Meter hoher Sprungturm gebaut. Im August 1952 gab es einen Schwimmwettbewerb mit über 100 Wettkämpfern aus fünf Vereinen und 1.500 Zuschauern.<ref>Fränkische Tagespost vom 27.8.1952, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"</ref> Schon 1955 wurde hier allerdings wieder Badeverbot erteilt, auch da es seit diesem Jahr das neue [[Sommerbad am Scherbsgraben]] gab.
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Flussbad im Sommer 1947 wieder eröffnet und parallel dazu ein Badebetrieb am [[Waldmannsweiher]] eingerichtet. Die anfänglich unhaltbaren Zustände mussten allerdings aufwändig repariert werden, wodurch aber ein erneut sehr beliebter Badeplatz entstand. An heißen Tagen soll es bis zu 12.000 Badegäste gegeben haben. In den 1950er Jahren blieb die Einteilung in Zahl- und Freibad bestehen. Aber interessierte niemand, ob diese auch eingehalten wurde.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2020, S. 25</ref> Im Waldmannsweiher war das Bad so gestaltet worden, dass sogar Sportwettbewerbe durchgeführt werden konnten. Ein 50 mal 20 Meter großer Bereich wurde mit Holzplanken abgegrenzt und ein 3 Meter hoher Sprungturm gebaut. Im August 1952 gab es einen Schwimmwettbewerb mit über 100 Wettkämpfern aus fünf Vereinen und 1.500 Zuschauern.<ref>Fränkische Tagespost vom 27.8.1952, in: Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung "Bad"</ref> Schon 1955 wurde hier allerdings wieder Badeverbot erteilt, auch da es seit diesem Jahr das neue [[Sommerbad am Scherbsgraben]] gab.


Im Flussbad herrschte aber bis in die 1960er Jahre reger Badebetrieb. Allerdings wurden die Einrichtungen dort ab 1955 nicht mehr gepflegt und verfielen nach und nach. [[1968]] wurde das Bad wegen der Konkurrenz durch das 1954-57 errichtete [[Sommerbad Fürth|Sommerbad]] und Bedenken bezüglich der Wasserqualität geschlossen.<ref>''Die Zeit des Flußbads ist vorbei''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 10. Mai 1968</ref> Nach Jahrzehnten der Verwahrlosung und des Niedergangs der Anlage wurde das Gelände ab 2006 zur [[Uferpromenade]] umgestaltet.
Im Flussbad herrschte aber bis in die 1960er Jahre reger Badebetrieb. Allerdings wurden die Einrichtungen dort ab 1955 nicht mehr gepflegt und verfielen nach und nach. [[1968]] wurde das Bad wegen der Konkurrenz durch das 1954-57 errichtete [[Sommerbad Fürth|Sommerbad]] und Bedenken bezüglich der Wasserqualität geschlossen.<ref>''Die Zeit des Flußbads ist vorbei''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 10. Mai 1968</ref> Nach Jahrzehnten der Verwahrlosung und des Niedergangs der Anlage wurde das Gelände ab 2006 zur [[Uferpromenade]] umgestaltet.


=== Baden im 21. Jahrhundert===
=== Baden im 21. Jahrhundert===
Auch in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurde die Rednitz an der Uferpromenade immer wieder von Badenden genutzt. Allerdings war des Baden offiziell verboten, da die Wasserqualität nach der Einschätzung des Gesundheitsamtes zu schlecht war. Im Jahr 2022 wurde das Baden im Bereich von Flussbad und interkulturellen Gärten auf eigene Gefahr freigegeben, mit Hinweisen auf die nicht immer hygienisch einwandfreie Wasserqualität. Lediglich das gefährliche Abspringen von Brückengeländern blieb verboten.
Auch in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurde die Rednitz an der [[Uferpromenade]] immer wieder von Badenden genutzt. Allerdings war des Baden offiziell verboten, da die Wasserqualität nach der Einschätzung des Gesundheitsamtes zu schlecht war. Im Jahr [[2022]] wurde das Baden im Bereich von Flussbad und interkulturellen Gärten auf eigene Gefahr freigegeben, mit Hinweisen auf die nicht immer hygienisch einwandfreie Wasserqualität. Lediglich das gefährliche Abspringen von Brückengeländern blieb verboten.
 
==  Zeitzeugenberichte ==
:''Das Zahlbad war flussauf [nach der Siebenbogenbrücke] und hatte zwei gemauerte Ausbuchtungen, die auch heute noch zu sehen sind; eine für die Knaben und weiter unten für die Mädchen. Im Fluss schwammen Stege, Balkenkonstruktionen auf alten Ölfässern, drei oder vier zur Überquerung und jeweils ein Steg längs der Ufer. Im Freibad gab es nur einen Übergang. Der Grund des Wassers war sandig, fast ohne Steine, ein angenehmes Gefühl an der Fußsohle. Die Aufsicht führten die Bademeister, die außerhalb der Saison im städtischen Brausebad an der Hirschenstraße beschäftigt waren. Der oberste war der Herr Frank, der seine Residenz in einer Bretterbude genau auf der Grenze zwischen Zahl- und Freibad hatte. Klein, grauhaarig, drahtige Figur, mit Schnurrbart, war er für uns eine Respektsperson, zu der wir aber gerne kamen, wenn uns ein Schmerz plagte; zum Beispiel mit einer Verletzung durch eine Glasscherbe, einer blutenden Wunde oder einer Abschürfung. Da er auch beim Roten Kreuz aktiv war, kannte er sich aus. Das erste war immer die Desinfektion mit Jod. Aua!!! Das brannte richtig – und das gibt es heute auch nicht mehr, oder? An seiner Hütte hingen ein Rettungsring und lange Stangen mit einem Drahtring. Innen befand sich auch eine Schwimmweste aus durchbohrten und aufgefädelten Flaschenkorken, die beim Schwimmenlernen Verwendung fand. […]''<ref>Paul Altmann im ALTSTADT-Bläddla, Heft 48, 2014, ergänzt von Peter Frank im Febr. 2023</ref>
 
:Diese Erinnerungen konnte der Enkel des Friedrich (Fritz) Frank noch ergänzen. Fritz Frank (geb. 23. November 1883) war schon 1915 als Badediener tätig bei der König-Ludwig-Quelle an der Kurgartenstraße. Dem Roten Kreuz gehörte er bereits ab September 1903 an. Als Metallschläger war er auch mal beschäftigt. Bei der Sanitätskolonne wurde er als Berufssanitäter 1916 bis 1918 eingesetzt. Er kam im März 1919 zum städtischen Tiefbauamt als Heizer im Rathaus. Später als Badewärter bzw. Hilfsbademeister im Sommer mit 56 Wochenstunden beschäftigt. Dabei hatte er die Aufsicht über das Frauen- und Mädchenfreibad und gab den Volksschülerinnen Schwimmunterricht. Ab 15. April 1930 als Heizer im Winter mit wöchentlich 71 Stunden. Wegen einer Kohlenoxidvergiftung fiel er mal 12 Tage im März 1931 aus. Im Rathaus half er als Zweithausmeister neben dem Hausverwalter Jäckel auch bei kleineren Reparaturen. 1940 wurde er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung der ganzen Kesselanlage im Rathaus als unabkömmlich für den Kriegsdienst erklärt. Auch dass er beim Roten Kreuz Zugführer und Oberwachführer war, spielte eine Rolle. Durch seine Arbeit im Winter mit der Koksheizung im Rathaus-Keller wurde aber seine Gesundheit belastet. Am 11.6.1957 verstarb er.<ref>StA Fürth, Recherche des Enkels Peter Frank</ref>


===Sonstige Badeanstalten an den Fürther Flüssen===
===Sonstige Badeanstalten an den Fürther Flüssen===
90.996

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