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In der Folgezeit durften sich weitere reiche Juden ansiedeln; zuerst nur im Bereich des Markgrafen, später ab [[1556]] im Bereich der [[Bistum Bamberg| Dompropstei Bamberg]], jeweils unter hohen Schutzgeldzahlungen an die betreffenden Herren. So entwickelte sich ab 1528 eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden im süddeutschen Raum. | In der Folgezeit durften sich weitere reiche Juden ansiedeln; zuerst nur im Bereich des Markgrafen, später ab [[1556]] im Bereich der [[Bistum Bamberg| Dompropstei Bamberg]], jeweils unter hohen Schutzgeldzahlungen an die betreffenden Herren. So entwickelte sich ab 1528 eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden im süddeutschen Raum. | ||
Da nur wohlhabende Juden in Fürth wohnen konnten, wurden die Juden in Fürth von ihren jüdischen Glaubensgenossen "Fürther Judenadel" genannt. Durch den Umstand, dass die wohlhabenden Juden für ihre weniger wohlhabenden Glaubensgenossen das Schutzgeld an die Herrschaft zahlten, konnten sich allerdings auch weitere, bedürftige jüdische Mitbürger in Fürth ansiedeln. 1582 betrug die Zahl der Juden in Fürth ungefähr 200.<ref>[[Salomon Haenle]]: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], Ansbach 1867, S. 55</ref> [[1601]] zählte Fürth bereits 22 jüdische Familien (mit entsprechendem Anhang). Im gleichen Jahr soll der erste Privatgottesdienst stattgefunden haben und [[1607]] errichteten die bambergischen und ansbachischen Juden einen gemeinschaftlichen Friedhof.<ref>Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], Nachdruck 1974, erster Teil, S. 153</ref> Ein Jahr vor Ausbruch des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] wurde die erste Synagoge fertiggestellt.<ref> | Da nur wohlhabende Juden in Fürth wohnen konnten, wurden die Juden in Fürth von ihren jüdischen Glaubensgenossen "Fürther Judenadel" genannt. Durch den Umstand, dass die wohlhabenden Juden für ihre weniger wohlhabenden Glaubensgenossen das Schutzgeld an die Herrschaft zahlten, konnten sich allerdings auch weitere, bedürftige jüdische Mitbürger in Fürth ansiedeln. 1582 betrug die Zahl der Juden in Fürth ungefähr 200.<ref>[[Salomon Haenle]]: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], Ansbach 1867, S. 55</ref> [[1601]] zählte Fürth bereits 22 jüdische Familien (mit entsprechendem Anhang). Im gleichen Jahr soll der erste Privatgottesdienst stattgefunden haben und [[1607]] errichteten die bambergischen und ansbachischen Juden einen gemeinschaftlichen Friedhof.<ref>Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], Nachdruck 1974, erster Teil, S. 153</ref> Ein Jahr vor Ausbruch des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] wurde die erste Synagoge fertiggestellt.<ref> "Kristallnacht in Fürth", Sondernummer der [[Fürther Freiheit (Stadtillustrierte)]] November 1988, L. Berthold, Fürth</ref> | ||
[[Bild:Synagogenplatz 1920.jpg|mini|right|Ehem. Schulhof mit Synagoge]] | [[Bild:Synagogenplatz 1920.jpg|mini|right|Ehem. Schulhof mit Synagoge]] | ||
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Ein reines Judenviertel oder Ghetto entstand in Fürth nie. Christliche wie jüdische Glaubensanhänger wohnten stets nachbarschaftlich zusammen in der Altstadt Fürth. | Ein reines Judenviertel oder Ghetto entstand in Fürth nie. Christliche wie jüdische Glaubensanhänger wohnten stets nachbarschaftlich zusammen in der Altstadt Fürth. | ||
''Im Jahre [[1716]] sind zwischen 350 - 400 steuerbare jüdische Familenväter aufgeführt. Aus diesem Verzeichnis ist ersichtlich, dass aus allen Gegenden Deutschlands Juden nach Fürth gezogen waren, so aus Frankfurt, Mainz, Hamburg, Wien, Prag und Naumburg.''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 127 f</ref> Insgesamt waren zu dieser Zeit bereits über 1 500 jüdische Einwohner zu zählen. | ''Im Jahre [[1716]] sind zwischen 350 - 400 steuerbare jüdische Familenväter aufgeführt. Aus diesem Verzeichnis ist ersichtlich, dass aus allen Gegenden Deutschlands Juden nach Fürth gezogen waren, so aus Frankfurt, Mainz, Hamburg, Wien, Prag und Naumburg.''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 127 f.</ref> Insgesamt waren zu dieser Zeit bereits über 1 500 jüdische Einwohner zu zählen. | ||
Im Jahr [[1719]] vereinbarten der Dompropst von Bamberg und die Jüdische Gemeinde Fürth das ''„Reglement für gemeine Judenschafft“'' (gemein = allgemein), darin wurden die Rechte und Pflichten der hier lebenden Juden schriftlich genau fixiert. Der Dompropst verfasste das 39 Bestimmungen umfassende Regelwerk gemeinsam mit zwei Vertretern der Gemeinde Fürth. Es hatte für die Jüdische Gemeinde Fürth Bestand, bis [[1820]] das Bayerische Judenedikt in Fürth durchgesetzt wurde. | Im Jahr [[1719]] vereinbarten der Dompropst von Bamberg und die Jüdische Gemeinde Fürth das ''„Reglement für gemeine Judenschafft“'' (gemein = allgemein), darin wurden die Rechte und Pflichten der hier lebenden Juden schriftlich genau fixiert. Der Dompropst verfasste das 39 Bestimmungen umfassende Regelwerk gemeinsam mit zwei Vertretern der Gemeinde Fürth. Es hatte für die Jüdische Gemeinde Fürth Bestand, bis [[1820]] das Bayerische Judenedikt in Fürth durchgesetzt wurde. | ||
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Die Stadt Fürth hat ihren jüdischen Mitbürgern viel zu verdanken. Die jüdischen Mitbürger waren zum großen Teil durch ihre Strebsamkeit und ihre Stifterfreude (z. B. [[Heinrich Berolzheimer]], [[Alfred Louis Nathan|Alfred Louis Nathan]] und Familie [[Krautheimer]]) am Aufschwung und Wachstum von Fürth beteiligt. | Die Stadt Fürth hat ihren jüdischen Mitbürgern viel zu verdanken. Die jüdischen Mitbürger waren zum großen Teil durch ihre Strebsamkeit und ihre Stifterfreude (z. B. [[Heinrich Berolzheimer]], [[Alfred Louis Nathan|Alfred Louis Nathan]] und Familie [[Krautheimer]]) am Aufschwung und Wachstum von Fürth beteiligt. | ||
Die Juden waren von Anfang an in Fürth selbstverständlich in das normale Alltagsleben fest mit eingebunden. Als Grundbesitzer in Fürth waren sie auch in alle gemeindlichen Aufgaben und Ämter einbezogen. In der [[Dreiherrschaft]] stellten sie während einiger Jahre bis 1652 auch [[Bürgermeister (Dreiherrschaft)| Bürgermeister]].<ref> | Die Juden waren von Anfang an in Fürth selbstverständlich in das normale Alltagsleben fest mit eingebunden. Als Grundbesitzer in Fürth waren sie auch in alle gemeindlichen Aufgaben und Ämter einbezogen. In der [[Dreiherrschaft]] stellten sie während einiger Jahre bis 1652 auch [[Bürgermeister (Dreiherrschaft)| Bürgermeister]].<ref>Das Juden auch Bürgermeister in Fürth stellten, ist z. B. für die Jahre 1623, 1624, 1625, 1626, 1629, 1643 und 1648 aus den Rechnungsbüchern nachzuweisen.</ref> | ||
Die jüdische Hochschule zeigte sich sehr offen und weltlich und wurde von Leopold Krug 1796 folgendermaßen beschrieben: „Junge Leute werden auf der hiesigen Universität in Wissenschaften, Handelsgeschäfften und fremden Sprachen unterrichtet, wozu bisweilen auch christliche Lehrer genommen werden.“<ref>Leopold Krug: | Die jüdische Hochschule zeigte sich sehr offen und weltlich und wurde von Leopold Krug 1796 folgendermaßen beschrieben: „Junge Leute werden auf der hiesigen Universität in Wissenschaften, Handelsgeschäfften und fremden Sprachen unterrichtet, wozu bisweilen auch christliche Lehrer genommen werden.“<ref>Leopold Krug: "Topographisch-Statistisch-Geographisches Wörterbuch der sämmtlichen preußischen Staaten oder Beschreibung aller Provinzen, Kreise, Distrikte, Städte, Aemter, Flecken, Dörfer, Vorwerke, Flüsse, Seen, Berge ... in den preußischen Staaten" Halle, 1796, S. 249 - [http://ub-goobi-pr2.ub.uni-greifswald.de/viewer/image/PPN82553206X/256/ Online-Digitalisat der Universität Greifswald]</ref> | ||
Durch die Zugehörigkeit von Fürth zu Bayern ab [[1806]] wurde die Entwicklung gestört. Im Zuge der Durchsetzung des Bayerischen Judenedikts organisierte sich die Jüdische Gemeinde Fürth ab [[1822]] als Religionsverein '''„Israelitische Kultusgemeinde Fürth“'''. Aus alter Tradition heraus waren selbst nach dem Einschnitt zu Beginn der bayerischen Zeit jüdische Fürther sehr stark bei der Emanzipation der Juden in Bayern und damit auch in Deutschland beteiligt, davon zeugt u. a. der erste jüdische Rechtsanwalt ([[Sigmund Grünsfeld|Dr. Sigmund Grünsfeld]]), der erste jüdische Landtagsabgeordnete ([[David Morgenstern|Dr. David Morgenstern]]), der erste jüdische (Handels-)Richter ([[Salomon Berolzheimer]]), der erste jüdische Schulrektor an einer staatlichen Schule (Dr. [[Heinrich Brentano]]). Auch der jüdische Chefarzt am neuen [[Krankenhaus]] auf der [[Schwand]] ([[Jakob Frank|Dr. Jakob Frank]]) sowie das erste [[jüdisches Waisenhaus|jüdische Waisenhaus]] in Deutschland seien hier beispielhaft genannt. | Durch die Zugehörigkeit von Fürth zu Bayern ab [[1806]] wurde die Entwicklung gestört. Im Zuge der Durchsetzung des Bayerischen Judenedikts organisierte sich die Jüdische Gemeinde Fürth ab [[1822]] als Religionsverein '''„Israelitische Kultusgemeinde Fürth“'''. Aus alter Tradition heraus waren selbst nach dem Einschnitt zu Beginn der bayerischen Zeit jüdische Fürther sehr stark bei der Emanzipation der Juden in Bayern und damit auch in Deutschland beteiligt, davon zeugt u. a. der erste jüdische Rechtsanwalt ([[Sigmund Grünsfeld|Dr. Sigmund Grünsfeld]]), der erste jüdische Landtagsabgeordnete ([[David Morgenstern|Dr. David Morgenstern]]), der erste jüdische (Handels-)Richter ([[Salomon Berolzheimer]]), der erste jüdische Schulrektor an einer staatlichen Schule (Dr. [[Heinrich Brentano]]). Auch der jüdische Chefarzt am neuen [[Krankenhaus]] auf der [[Schwand]] ([[Jakob Frank|Dr. Jakob Frank]]) sowie das erste [[jüdisches Waisenhaus|jüdische Waisenhaus]] in Deutschland seien hier beispielhaft genannt. | ||
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* [[Fiorda]] | * [[Fiorda]] | ||
* [[Perman|Perman Juden]], Schutzjuden | * [[Perman|Perman Juden]], Schutzjuden | ||
* [https://www.wortbedeutung.info/Maskilim/ Maskilim], Vertreter der [[wikipedia:Haskala|Haskala]], einer jüdischen Aufklärung<ref>vgl. Carsten L. Wilke: "Eine Fürther Haskala: David Ottensoser, Heimann Schwabacher und die Mendelsohnianer an der Talmudschule", in FRANCONIA JUDAICA, Bd. 5 "Judentum und Aufklärung", | * [https://www.wortbedeutung.info/Maskilim/ Maskilim], Vertreter der [[wikipedia:Haskala|Haskala]], einer jüdischen Aufklärung<ref>vgl. Carsten L. Wilke: "Eine Fürther Haskala: David Ottensoser, Heimann Schwabacher und die Mendelsohnianer an der Talmudschule", in FRANCONIA JUDAICA, Bd. 5 "Judentum und Aufklärung", S. 162 </ref> | ||
::''Linksmendelsohnianern'', die eine linke, antirabbinische Strömung widerspiegeln: | ::''Linksmendelsohnianern'', die eine linke, antirabbinische Strömung widerspiegeln: | ||
::: [[Elkan Henle]], | ::: [[Elkan Henle]], |