Gewerbebetriebe mit jüdischen Eigentümern 1938: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Liste (26 Seiten) umfasst 153 Unternehmen in Fürth, davon u.a. auch sehr bekannte Firmen wie z.B. die Brauerei der Familie [[Mailaender|Mailänder]], die Gummibandweberei [[Gummibandweberei Jonas Heymann|Heymann]] oder die Betriebe der Familie [[Sahlmann]]. Auch Betriebe, die in "arischer Hand" waren, kamen in den Fokus der Nationalsozialisten mit zum Teil absurden Behauptungen, wie z.B. "Jüdisch versippet". Die meisten Eigentümer wurden unter Androhung von Gewalt gezwungen, ihre Betriebe deutlich unter dem Marktpreis zu verkaufen. Und selbst der Verkaufspreis wurde i.d.R. auf ein Sperrkonto der [[NSDAP]] eingezahlt, so dass die ehem. Eigentümer leer ausgingen. Da der Verkauf notariell beglaubigt war und durch die ehem. Eigentümer durch eine unfreiwillige Unterschrift "legitimiert" wurde, hatten diese nach Kriegsende häufig Probleme einen Beweis für diesen Zwangsverkauf zu erbringen, so dass die Rückgabe des eigenen Unternehmens sich oft gerichtlich über Jahre hinzog.  
Die Liste (26 Seiten) umfasst 153 Unternehmen in Fürth, davon u.a. auch sehr bekannte Firmen wie z.B. die Brauerei der Familie [[Mailaender|Mailänder]], die Gummibandweberei [[Gummibandweberei Jonas Heymann|Heymann]] oder die Betriebe der Familie [[Sahlmann]]. Auch Betriebe, die in "arischer Hand" waren, kamen in den Fokus der Nationalsozialisten mit zum Teil absurden Behauptungen, wie z.B. "Jüdisch versippet". Die meisten Eigentümer wurden unter Androhung von Gewalt gezwungen, ihre Betriebe deutlich unter dem Marktpreis zu verkaufen. Und selbst der Verkaufspreis wurde i.d.R. auf ein Sperrkonto der [[NSDAP]] eingezahlt, so dass die ehem. Eigentümer leer ausgingen. Da der Verkauf notariell beglaubigt war und durch die ehem. Eigentümer durch eine unfreiwillige Unterschrift "legitimiert" wurde, hatten diese nach Kriegsende häufig Probleme einen Beweis für diesen Zwangsverkauf zu erbringen, so dass die Rückgabe des eigenen Unternehmens sich oft gerichtlich über Jahre hinzog.  


Aktuell bekannt ist, dass im Rahmen der Arisierungen in Fürth ca. 300 Grundstücke und Häuser und ca. 190 Unternehmen durch die örtliche [[NSDAP]] den jüdischen Eigentümern unter zum Teil massiven Druck enteignet wurden. Zusätzlich sind ca. 45 Ärzten, Rechtsanwälten und Apothekern die Zulassen entzogen, sowie deren Geschäfte geschlossen worden. Juden, die im öffentlichen Dienst beschäftigt waren, wurden entlassen bzw. bekamen Berufsverbot.<ref>Siegried Imholz: Arisierungen in Fürth - eine Skizze, in: Henkel, Dietzfelbinger: Entrechtet. Entwürdigt, Beraubt. Imhof Verlag Nürnberg, 2013, S. 57 ff.</ref> Das besondere in Fürth bzw. in Franken war jedoch, dass die jeweils örtliche [[NSDAP]] bis 1938 gesetzteswidrig enteignetes jüdisches Eigentum bewußt an den Parteikassen vorbei vorbei schleuste - um es ausschließlich für örtliche Aktivitäten zu nutzte bzw. dieses Vermögen in den privaten Kassen der nationalsozialisten Akteure landete. Dies selbst in der NS-Zeit rechtswidrige "Praxis" führte u.a. in der Folge zur Versetzung der Akteure in Franken und Fürth. So wurde z.B. der Oberbürgermeister [[Franz Jakob|Jakob]] nach [[Thorn]] in Polen (straf-)versetzt - und der Gauleiter [[wikipedia:Julius Streicher|Julius Streicher]] wurde gar seiner Ämter enthoben und auf das Landgut Pleickershof bei Cadolzburg ins "Exil" verbannt.  
Aktuell bekannt ist, dass im Rahmen der Arisierungen in Fürth ca. 300 Grundstücke und Häuser und ca. 190 Unternehmen durch die örtliche [[NSDAP]] den jüdischen Eigentümern unter zum Teil massiven Druck enteignet wurden. Zusätzlich sind ca. 45 Ärzten, Rechtsanwälten und Apothekern die Zulassen entzogen, sowie deren Geschäfte geschlossen worden. Juden, die im öffentlichen Dienst beschäftigt waren, wurden entlassen bzw. bekamen Berufsverbot.<ref>Siegried Imholz: Arisierungen in Fürth - eine Skizze, in: Henkel, Dietzfelbinger: Entrechtet. Entwürdigt, Beraubt. Imhof Verlag Nürnberg, 2013, S. 57 ff.</ref> Das besondere in Fürth bzw. in Franken war jedoch, dass die jeweils örtliche [[NSDAP]] bis 1938 gesetzwidrig enteignetes jüdisches Eigentum bewußt an den Parteikassen vorbei schleuste - um es ausschließlich für örtliche Aktivitäten zu verwenden bzw. dieses Vermögen in den privaten Kassen der nationalsozialistischen Akteure landete. Diese selbst in der NS-Zeit rechtswidrige "Praxis" führte u.a. in der Folge zur Versetzung der Akteure in Franken und Fürth. So wurde z.B. der Oberbürgermeister [[Franz Jakob|Jakob]] nach [[Thorn]] in Polen (straf-)versetzt - und der Gauleiter [[wikipedia:Julius Streicher|Julius Streicher]] wurde gar seiner Ämter enthoben und auf das Landgut Pleikershof bei Cadolzburg ins "Exil" verbannt.  


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| F. Biermann || Hopfenhandlung || Bahnhofplatz 4 || Julius Biermann <br> Siegfried Landmann || Fürth <br> Fürth || 4. August 1874 <br> 6. Juni 1877 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||  
| F. Biermann || Hopfenhandlung || Bahnhofplatz 4 || Julius Biermann <br> Siegfried Landmann || Fürth <br> Fürth || 4. August 1874 <br> 6. Juni 1877 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||  
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| Berthold Bing || Schuhwarengeschäft || Schwabacher Straße 42 || Berthold Bing || Fürth || 9. Juli 1862 || Jude || DStA || E.F. ||
| [[Berthold Benedikt Bing|Berthold Bing]] || Schuhwarengeschäft || Schwabacher Straße 42 || Berthold Bing || Fürth || 9. Juli 1862 || Jude || DStA || E.F. ||
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| Bruckmann & Co. || Hopfenhandlung || Bahnhofstraße 5 || Fritz Bruckmann <br> Oskar Bruckmann || Fürth <br> Nürnberg || 11. April 1874 <br> 5. April 1875 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||  
| Bruckmann & Co. || Hopfenhandlung || Bahnhofstraße 5 || Fritz Bruckmann <br> Oskar Bruckmann || Fürth <br> Nürnberg || 11. April 1874 <br> 5. April 1875 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||  
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| Moritz J. Cohn i. Liqu. || Spiegelglasfabrik || Königstraße 123 || Abwickler: <br> Dr. Martin Tuchmann <br> Dr. Max Kunreuther || Nürnberg <br> Fürth <br> || - || - || - || K.G. || in Liquidation seit <br> 6. Januar 1938
| Moritz J. Cohn i. Liqu. || Spiegelglasfabrik || Königstraße 123 || Abwickler: <br> Dr. Martin Tuchmann <br> Dr. Max Kunreuther || Nürnberg <br> Fürth <br> || - || - || - || K.G. || in Liquidation seit <br> 6. Januar 1938
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| Hermann Dingfelder || Vieh-, Güter- und <br> Hopfengeschäft || Maxstraße 22 || Hermann Dingfelder || Fürth || 13. Oktober 1869 || Jude || DStA || E.F. ||  
| [[Hermann Dingfelder]] || Vieh-, Güter- und <br> Hopfengeschäft || Maxstraße 22 || Hermann Dingfelder || Fürth || 13. Oktober 1869 || Jude || DStA || E.F. ||  
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| B. W. Dinkelspühler || Spiegelglasmanufaktur || Bahnhofplatz 7 || Bernhard Dinkelspühler || - || 15. April 1866 || Jude || DStA || E.F. ||
| B. W. Dinkelspühler || Spiegelglasmanufaktur || Bahnhofplatz 7 || Bernhard Dinkelspühler || - || 15. April 1866 || Jude || DStA || E.F. ||
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| P. J. Drescher || Handel mit echtem u. <br> unechtem Blattgold || Rosenstraße 11 || Ella Erlenbach || Nürnberg || - || Jüdin || DStA || E.F. ||
| P. J. Drescher || Handel mit echtem u. <br> unechtem Blattgold || Rosenstraße 11 || Ella Erlenbach || Nürnberg || - || Jüdin || DStA || E.F. ||
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| S. J. Dünkelsbühler Söhne || Großhandlung in Kurz-, <br> Spiel- und Manu- <br> fakturwaren || Maxstraße 42 || Siegfried Dinkelsbühler <br> Max Dinkelsbühler || Fürth <br> Fürth || 23. März 1883 <br> 18. November 1884 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||
| S. J. Dünkelsbühler Söhne || Großhandlung in Kurz-, <br> Spiel- und Manu- <br> fakturwaren || [[Maxstraße 42]] || [[Siegfried Dinkelsbühler]] <br> [[Max Dinkelsbühler]] || Fürth <br> Fürth || 23. März 1883 <br> 18. November 1884 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||
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| EF-ES-EM - Fürther <br> Spiegel- u. Metallwaren <br> Fabrik GmbH || Spiegelfabrik || Adolf-Hitler-Straße 10 || Heinrich Blank || Fürth || 7. Mai 1870 || Arier || DStA || GmbH || Jüdisches Kapital
| EF-ES-EM - Fürther <br> Spiegel- u. Metallwaren <br> Fabrik GmbH || Spiegelfabrik || Adolf-Hitler-Straße 10 || Heinrich Blank || Fürth || 7. Mai 1870 || Arier || DStA || GmbH || Jüdisches Kapital
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| Hirschmann & Kitzinger <br> in Liqu. || Bankgeschäft || Friedrichstraße 12 || Liquidatoren: <br> Karl Hirschmann <br> Dr. Gabriel Ktizinger || Fürth <br> Fürth || - || - || - || o.H. || in Liquidation seit <br> 6. Juli 1918  
| Hirschmann & Kitzinger <br> in Liqu. || Bankgeschäft || Friedrichstraße 12 || Liquidatoren: <br> Karl Hirschmann <br> Dr. Gabriel Ktizinger || Fürth <br> Fürth || - || - || - || o.H. || in Liquidation seit <br> 6. Juli 1918  
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| K. Höchster || Öl- und Fettwaren-<br> fabrikation || Maxstraße 5 || Kallmann Höchster <br> Gustav Höchster || Fürth <br> Fürth || 16. Februar 1860 <br> 6. Februar 1892 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||  
| [[Kalonimus Höchster|K. Höchster]] || Öl- und Fettwaren-<br> fabrikation || [[Maxstraße 5]] || Kalman Höchster <br> [[Gustav Höchster]] || Fürth <br> Fürth || 16. Februar 1860 <br> 6. Februar 1892 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||  
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| A. N. Holzinger || Agenturengeschäft in <br> Textilwaren || Moststraße 23 || Ludwig Thalheimer <br> Friedrich Thalheimer || Fürth <br> Fürth || 4. Februar 1895 <br> 1. Oktober 1892 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||
| A. N. Holzinger || Agenturengeschäft in <br> Textilwaren || Moststraße 23 || Ludwig Thalheimer <br> Friedrich Thalheimer || Fürth <br> Fürth || 4. Februar 1895 <br> 1. Oktober 1892 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||
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| Gebrüder Neuburger <br> in Liqu. || Hopfengeschäft || || Liquidatoren: <br> Zacharias Neuburger <br> Ernst Neuburger || Nürnberg <br> Bamberg || || || || o.H. || in Liquidation seit <br> 29. Mai 1934
| Gebrüder Neuburger <br> in Liqu. || Hopfengeschäft || || Liquidatoren: <br> Zacharias Neuburger <br> Ernst Neuburger || Nürnberg <br> Bamberg || || || || o.H. || in Liquidation seit <br> 29. Mai 1934
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| Gebr. Neumann || Schreibmaterialien-<br>handlung || Hirschenstraße 37 || Elkan Neumann || Fürth || 8. Februar 1879 || Jude || DStA || E.F. ||  
| Gebr. Neumann || Schreibmaterialien-<br>handlung || [[Hirschenstraße 37]] || [[Elkan Neumann]] || Fürth || 8. Februar 1879 || Jude || DStA || E.F. ||  
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| Nürnberger Spiele-Fabrik <br> L. Kleefeld & Co. || Spielwaren || Nürnberger Straße 129 || Leopold Bomeisl <br> Moritz Bomeisl || Fürth <br> Fürth || 24. Februar 1877 <br> 23. November 1869 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||
| Nürnberger Spiele-Fabrik <br> L. Kleefeld & Co. || Spielwaren || Nürnberger Straße 129 || Leopold Bomeisl <br> Moritz Bomeisl || Fürth <br> Fürth || 24. Februar 1877 <br> 23. November 1869 || Jude <br> Jude || DStA <br> DStA || o.H. ||
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| Obermeyer & Co. || Kurz-, Spiel- und <br> Manufakturwarenhandlung || Bahnhofstraße 6 || Theodor Löwy || Fürth || 12. Oktober 1873 || Jude || DStA || E.F. ||  
| Obermeyer & Co. || Kurz-, Spiel- und <br> Manufakturwarenhandlung || Bahnhofstraße 6 || Theodor Löwy || Fürth || 12. Oktober 1873 || Jude || DStA || E.F. ||  
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| Emil Oberndörfer || Großhandel mit Rasier-<br> und Toilettenartikeln || Adolf-Hitler-Straße 2 || Emil Oberndörfer || Fürth || 31. Mai 1877 || Jude || DStA || E.F. ||  
| [[Emil Oberndörfer]] || Großhandel mit Rasier-<br> und Toilettenartikeln || Adolf-Hitler-Straße 2 || [[Emil Oberndörfer]] || Fürth || 31. Mai 1877 || Jude || DStA || E.F. ||  
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| Julius Offenbacher || Holzwarenfabrikant || Maxstraße 8 || Ludwig Offenbacher || Fürth || 3. Dezember 1871 || Jude || DStA || E.F. ||  
| Julius Offenbacher || Holzwarenfabrikant || Maxstraße 8 || Ludwig Offenbacher || Fürth || 3. Dezember 1871 || Jude || DStA || E.F. ||  
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