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'''Karl Ritter von Aldebert''' (geb. [[24. September]] [[1888]] in Nürnberg; gest. [[25. März]] [[1918]] in Biefvillers-lès-Bapaume/ Frankreich) war Lehramtsanwärter und Soldat im [[ | '''Karl Ritter von Aldebert''' (geb. [[24. September]] [[1888]] in Nürnberg; gest. [[25. März]] [[1918]] in Biefvillers-lès-Bapaume/ Frankreich) war Lehramtsanwärter und Soldat im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Er war verheiratet mit der Fabrikbesitzerstochter Hannaliese Döring aus Lauf. Aldebert wurde 1918 posthum mit dem "[[wikipedia:Militär-Max-Joseph-Orden|Militär-Max-Joseph-Orden]]", dem höchsten militärischen Verdienstorden des ehemaligen [[Königreich Bayern|Königreiches Bayern]], ausgezeichnet. | ||
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== Leben und Wirken == | == Leben und Wirken == | ||
Die Familie Aldebert stammte ursprünglich aus der südfranzösischen Handschuhmacherstadt Millau und ist vermutlich im 17. Jahrhundert vor den Verfolgungen der katholischen Kirche aus Frankreich geflohen. Ein Teil der hugenottischen Familie siedelte sich in Erlangen an, wo sie Glacéhandschuhe für die Offiziere der dortigen Garnison produzierte, ein Teil ließ sich in Berlin nieder und ein weiterer Teil (Gustav Aldebert) zog nach Fürth, in die [[Hirschenstraße]]. Der Vater Franz Aldebert war Journalist, seine Mutter war Maria Aldebert, geborene Strebel. Karl Aldebert selbst lebte stets in Nürnberg, absolvierte dort am humanistischen Gymnasium die Reifeprüfung und studierte im Anschluss Mathematik und Physik an den Universitäten München und Erlangen. Ein direkter Bezug zu Fürth lässt sich zwar für die Familie Aldebert herstellen, nicht aber für Karl Aldebert - mit Ausnahme der später erfolgten Straßenbenennungen nach ihm in Fürth. | Die Familie Aldebert stammte ursprünglich aus der südfranzösischen Handschuhmacherstadt Millau und ist vermutlich im 17. Jahrhundert vor den Verfolgungen der katholischen Kirche aus Frankreich geflohen. Ein Teil der hugenottischen Familie siedelte sich in Erlangen an, wo sie Glacéhandschuhe für die Offiziere der dortigen Garnison produzierte, ein Teil ließ sich in Berlin nieder und ein weiterer Teil (Gustav Aldebert) zog nach Fürth, in die [[Hirschenstraße]]. Der Vater Franz Aldebert war Journalist, seine Mutter war Maria Aldebert, geborene Strebel. Karl Aldebert selbst lebte stets in Nürnberg, absolvierte dort am humanistischen Gymnasium die Reifeprüfung und studierte im Anschluss Mathematik und Physik an den Universitäten München und Erlangen. Ein direkter Bezug zu Fürth lässt sich zwar für die Familie Aldebert herstellen, nicht aber für Karl Aldebert selbst - mit Ausnahme der später erfolgten Straßenbenennungen nach ihm in Fürth. | ||
Karl Aldebert trat am [[1. November]] [[1911]] freiwillig in den Militärdienst ein. Seine Militärlaufbahn begann im 14. Infanterie-Regiment Nürnberg. Am [[12. November]] [[1914]] wurde er zum Leutnant des Regiments berufen, ehe er am [[5. Dezember]] [[1914]] zum [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|21. Infanterie-Regiment]] nach Fürth versetzt wurde. | Karl Aldebert trat am [[1. November]] [[1911]] freiwillig in den Militärdienst ein. Seine Militärlaufbahn begann im 14. Infanterie-Regiment Nürnberg. Am [[12. November]] [[1914]] wurde er zum Leutnant des Regiments berufen, ehe er am [[5. Dezember]] [[1914]] zum [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|21. Infanterie-Regiment]] nach Fürth versetzt wurde. | ||
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* [[1918]]: Aufmarsch zur Großen Schlacht in Frankreich, Durchbruchsschlacht zwischen Monchy-Cambrai, Schlacht bei Bapaume | * [[1918]]: Aufmarsch zur Großen Schlacht in Frankreich, Durchbruchsschlacht zwischen Monchy-Cambrai, Schlacht bei Bapaume | ||
Bei seinem letzten Einsatz bei Biefvillers wurde Aldebert am [[25. März]] [[1918]], sechs Monate vor Kriegsende im Alter von nur 30 Jahren, schwer verletzt. Er starb an den Folgen seiner Verletzungen auf dem Hauptverbandsplatz Lagnicourt und liegt seit dem auf dem Soldatenfriedhof. Kurz vor seinem Tod wurde er | Bei seinem letzten Einsatz bei Biefvillers wurde Aldebert am [[25. März]] [[1918]], sechs Monate vor Kriegsende im Alter von nur 30 Jahren, schwer verletzt. Er starb an den Folgen seiner Verletzungen auf dem Hauptverbandsplatz Lagnicourt und liegt seit dem auf dem Soldatenfriedhof. Kurz vor seinem Tod wurde er noch am [[15. März]] [[1918]] zum Oberleutnant befördert. | ||
== Verleihung des Max-Joseph-Ordens == | == Verleihung des Militär-Max-Joseph-Ordens == | ||
Posthum wurde Aldebert für seine Dienste im Militär mit dem nicht | Posthum wurde Aldebert für seine Dienste im Militär mit dem nicht vererblichen Adelstitel "Ritter von" geadelt, bei gleichzeitiger Verleihung des Militär-Max-Joseph-Ordens. Der Ritter-Orden, eine der damals höchsten Auszeichnungen im bayerischen Königreich, erhielten während des Ersten Weltkrieges lediglich 281 Personen.<ref>{{Quelle Wikipedia|Militär-Max-Joseph-Orden}}</ref> Dabei konnte der Orden nur an Offiziere verliehen werden, die ''hierzu tapfere Thaten vollbrachten, und zwar solche, die ein Offizier entweder ohne Verantwortung hätte unterlassen können, und zum Nutzen der Armee gereichen, oder welche mit außerordentlicher Klugheit, oder Muth und Entschlossenheit zur besonderen Ehre und Vortheil der Armee oder der Truppe ausgeführt worden sind.''<ref>Arnhard Graf Klenau: Orden in Deutschland und Österreich. Band II: Deutsche Staaten (1806–1918). Teil I: Anhalt–Hannover. Offenbach 2008, S. 38</ref> Diese Tat bzw. das Verdienst Aldeberts wird in dem Bayerischen goldenen Ehrenbuch aus dem Jahr 1928 wie folgt beschrieben: | ||
: ''Die 5. b. Res. Div. war am 21. 3. 1918 im Vorgehen gegen die Höhen beiderseits Bapaume, einige Kilometer östl. des Ortes auf den sogenannten Bapaume-I-Riegel - eine gut ausgebaute, mit starken Drahthindernissen versehene Stellung - gestoßen. Der am 23. 3. nachmittags unternommene Angriff war gescheitert. Die Kompagnie Aldebert befand sich in vorderster Kampflinie am linken Flügel. Im Morgengrauen des 24. 3. sollte überraschend in die feindl. Stellungen eingebrochen werden. Daher sollten in der Nacht zum 24. 3. Sturmgassen in das feindl. Drahthindernis geschnitten werden. Obltn. Aldebert ging, es war nicht Aufgabe der Infanterie, mit einigen beherzten Leuten selbst ans Werk. Es gelang auch, 2 Gassen zu schaffen. Inzwischen wurde der geplante Angriff verschoben. Während so die vordersten Linien dicht am Feinde lagen, bemerkte Aldebert vor dem linken Nachbarregiment ein Zurückgehen des Feindes. Sofort entschloß er sich selbständig zum Angriff, trotzdem Verluste durch eigene Artillerie eingetreten waren. Gleichwohl gelang es seiner starken Persönlichkeit, seine Leute mit sich zu reißen, den feindl. Graben zu säubern, einen feindl. Gegenstoß abzuwehren und dem seinem Regiment gegenüberliegenden Feind in den Rücken zu kommen, wodurch der Angriff des Regiments in Fluß kam. Aldebert hat somit bei der Frühjahrsoffensive 1918 durch sein selbständiges, umsichtiges und entschlossenens Handeln die Wegnahme des zäh verteidigten Bapaume-I-Riegels vor Beugnâtre beschleunigt.''<ref>Bay. Kriegsarchiv: Bayerns Goldenes Ehrenbuch, Verlag Joseph Hyroniums München, 1928, S. 14 - online Digitalisat [http://wiki-de.genealogy.net/Bayerns_goldenes_Ehrenbuch_1914_-_1918 online abrufbar]</ref> | : ''Die 5. b. Res. Div. war am 21. 3. 1918 im Vorgehen gegen die Höhen beiderseits Bapaume, einige Kilometer östl. des Ortes auf den sogenannten Bapaume-I-Riegel - eine gut ausgebaute, mit starken Drahthindernissen versehene Stellung - gestoßen. Der am 23. 3. nachmittags unternommene Angriff war gescheitert. Die Kompagnie Aldebert befand sich in vorderster Kampflinie am linken Flügel. Im Morgengrauen des 24. 3. sollte überraschend in die feindl. Stellungen eingebrochen werden. Daher sollten in der Nacht zum 24. 3. Sturmgassen in das feindl. Drahthindernis geschnitten werden. Obltn. Aldebert ging, es war nicht Aufgabe der Infanterie, mit einigen beherzten Leuten selbst ans Werk. Es gelang auch, 2 Gassen zu schaffen. Inzwischen wurde der geplante Angriff verschoben. Während so die vordersten Linien dicht am Feinde lagen, bemerkte Aldebert vor dem linken Nachbarregiment ein Zurückgehen des Feindes. Sofort entschloß er sich selbständig zum Angriff, trotzdem Verluste durch eigene Artillerie eingetreten waren. Gleichwohl gelang es seiner starken Persönlichkeit, seine Leute mit sich zu reißen, den feindl. Graben zu säubern, einen feindl. Gegenstoß abzuwehren und dem seinem Regiment gegenüberliegenden Feind in den Rücken zu kommen, wodurch der Angriff des Regiments in Fluß kam. Aldebert hat somit bei der Frühjahrsoffensive 1918 durch sein selbständiges, umsichtiges und entschlossenens Handeln die Wegnahme des zäh verteidigten Bapaume-I-Riegels vor Beugnâtre beschleunigt.''<ref>Bay. Kriegsarchiv: Bayerns Goldenes Ehrenbuch, Verlag Joseph Hyroniums München, 1928, S. 14 - online Digitalisat [http://wiki-de.genealogy.net/Bayerns_goldenes_Ehrenbuch_1914_-_1918 online abrufbar]</ref> | ||
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Am [[9. Februar]] [[1939]] ordnete der damalige NS-[[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] die Benennung einer Straße in der Südkaserne nach Karl Aldebert an. Dies erfolgte auf Vorschlag der dort ansässigen XIII. Armeekorps, obwohl Karl Aldebert keine direkte Verbindung mit Fürth hatte. Vermutlich sah man durch seine familiären Wurzeln in Fürth und der hohen Auszeichnung Grund genug, ihm durch diese Straßenbenennung zu ehren. Im Rahmen der Entnazifizierung wurden [[1945]] von der amerikanischen Militärregierung die von den Nationalsozialisten benannten Straßen wieder umbenannt bzw. erhielten einen neuen Namen. So wurde die damalige [[Ritter-von-Aldebert-Straße]] in der [[Südstadt]] in [[Dr.-Frank-Straße]] umbenannt, nach dem ehem. jüdischen Ärztlichen Leiter des [[Stadtkrankenhaus|Städtischen Krankenhauses]]. | Am [[9. Februar]] [[1939]] ordnete der damalige NS-[[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] die Benennung einer Straße in der Südkaserne nach Karl Aldebert an. Dies erfolgte auf Vorschlag der dort ansässigen XIII. Armeekorps, obwohl Karl Aldebert keine direkte Verbindung mit Fürth hatte. Vermutlich sah man durch seine familiären Wurzeln in Fürth und der hohen Auszeichnung Grund genug, ihm durch diese Straßenbenennung zu ehren. Im Rahmen der Entnazifizierung wurden [[1945]] von der amerikanischen Militärregierung die von den Nationalsozialisten benannten Straßen wieder umbenannt bzw. erhielten einen neuen Namen. So wurde die damalige [[Ritter-von-Aldebert-Straße]] in der [[Südstadt]] in [[Dr.-Frank-Straße]] umbenannt, nach dem ehem. jüdischen Ärztlichen Leiter des [[Stadtkrankenhaus|Städtischen Krankenhauses]]. | ||
[[1963]] rief der damalige Großkanzler des Max-Joseph-Ordens, Oberst a. D. Rudolf von Kramer, die Stadt auf erneut eine Straße nach dem Ritter und Ordensträger zu benennen. Die Stadt Fürth bzw. der [[Stadtrat]] folgte der Aufforderung und beschloss [[1963]] einstimmig erneut die Benennung einer Straße nach Karl Aldebert, dieses Mal auf der [[Hardhöhe]]. | [[1963]] rief der damalige Großkanzler des Militär-Max-Joseph-Ordens, Oberst a. D. Rudolf von Kramer, die Stadt auf erneut eine Straße nach dem Ritter und Ordensträger zu benennen. Die Stadt Fürth bzw. der [[Stadtrat]] folgte der Aufforderung und beschloss [[1963]] einstimmig erneut die Benennung einer Straße nach Karl Aldebert, dieses Mal auf der [[Hardhöhe]]. | ||
Durch eine Berichterstattung der [[Fürther Nachrichten]] im November [[2018]] wurde die allgemeine Öffentlichkeit erneut auf den Sachverhalt der doppelten Straßenbenennung hingewiesen. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass der bis dahin existente Straßennamenszusatz, dass Aldebert ein hugenottischer Handschuhmacher aus Fürth gewesen sein soll, durch die örtliche Presse in Abrede gestellt. Bei einer Prüfung der Sachlage durch die Stadt Fürth korrigierte man diesen Umstand und entfernte im Oktober 2018 den irreführenden Zusatz am Straßenschild. Auch eine Nachfahrin konnte in Fürth eruiert werden, in deren Augen ihr Vorfahre "kein Kriegsheld" gewesen sei, weshalb die Ehrung nicht notwendig gewesen wäre.<ref>Volker Dittmar: "Ritter von Aldebert war kein Kriegsheld". In: Fürther Nachrichten vom 25. November 2018 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.8334946 online abrufbar]</ref> | Durch eine Berichterstattung der [[Fürther Nachrichten]] im November [[2018]] wurde die allgemeine Öffentlichkeit erneut auf den Sachverhalt der doppelten Straßenbenennung hingewiesen. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass der bis dahin existente Straßennamenszusatz, dass Aldebert ein hugenottischer Handschuhmacher aus Fürth gewesen sein soll, durch die örtliche Presse in Abrede gestellt. Bei einer Prüfung der Sachlage durch die Stadt Fürth korrigierte man diesen Umstand und entfernte im Oktober 2018 den irreführenden Zusatz am Straßenschild. Auch eine Nachfahrin konnte in Fürth eruiert werden, in deren Augen ihr Vorfahre "kein Kriegsheld" gewesen sei, weshalb die Ehrung nicht notwendig gewesen wäre.<ref>Volker Dittmar: "Ritter von Aldebert war kein Kriegsheld". In: Fürther Nachrichten vom 25. November 2018 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.8334946 online abrufbar]</ref> | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
* Rudolf von Kramer, Otto Freiherr von Waldenfels: ''Der königlich bayerische Militär-Max-Joseph-Orden''. Selbstverlag des k. b. Militär-Max-Joseph-Ordens. München 1966. | * Rudolf von Kramer, Otto Freiherr von Waldenfels: ''Der königlich bayerische Militär-Max-Joseph-Orden''. Selbstverlag des k. b. Militär-Max-Joseph-Ordens. München 1966. | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Ritter-von-Aldebert-Straße]] | * [[Ritter-von-Aldebert-Straße]] | ||
* [[Straßenbenennungen im Nationalsozialismus]] | * [[Straßenbenennungen im Nationalsozialismus]] | ||
* [[ | * [[Erster Weltkrieg]] | ||
* [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“]] | * [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“]] | ||
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