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Hans Sandreuter wurde bereits [[1935]] vom [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] mit der Aufgabe der Arisierung versehen, also einer Form des Raubes an Eigentum und Besitz von Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Raub erfolgte in erster Linie zu Gunsten der Gauleitung Julius Streicher und Karl Holz - sowie der eigenen Tasche und mancher Geschäftspartner und Parteigenossen, wie z.B. [[Gustav Schickedanz]]. Nach heutigem Wissenstand wechselten von [[1933]] bis [[1945]] alleine in Fürth ca. 594 jüdische Anwesen und Grundstücke, ca. 190 Unternehmen, Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen incl. aller privaten Vermögenswerte den Besitzer oft zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes <ref>* Quelle: Geheimer Bericht Göring Kommission o.D. 1939 in IMT, Band XVIII, S. 175 f.</ref> - woran Sandreuter massgeblich beteiligt war und stets für jeden Verkauf eine stattliche Provision kassiert <ref>* Quelle: Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg, S. 57 f.</ref>. So war Sandreuter z.B. maßgeblich an der Arisierung der [[Bergbräu]] AG mit beteiligt, die der jüdischen Familie [[Bergbräu|Mailaender]] gehörte. Für seine Dienste erhielt er 8.000 RM Provision + weitere 8.000 RM als "Weihnachstgeschenk" der Gauleitung. | Hans Sandreuter wurde bereits [[1935]] vom [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] mit der Aufgabe der Arisierung versehen, also einer Form des Raubes an Eigentum und Besitz von Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Raub erfolgte in erster Linie zu Gunsten der Gauleitung Julius Streicher und Karl Holz - sowie der eigenen Tasche und mancher Geschäftspartner und Parteigenossen, wie z.B. [[Gustav Schickedanz]]. Nach heutigem Wissenstand wechselten von [[1933]] bis [[1945]] alleine in Fürth ca. 594 jüdische Anwesen und Grundstücke, ca. 190 Unternehmen, Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen incl. aller privaten Vermögenswerte den Besitzer oft zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes <ref>* Quelle: Geheimer Bericht Göring Kommission o.D. 1939 in IMT, Band XVIII, S. 175 f.</ref> - woran Sandreuter massgeblich beteiligt war und stets für jeden Verkauf eine stattliche Provision kassiert <ref>* Quelle: Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg, S. 57 f.</ref>. So war Sandreuter z.B. maßgeblich an der Arisierung der [[Bergbräu]] AG mit beteiligt, die der jüdischen Familie [[Bergbräu|Mailaender]] gehörte. Für seine Dienste erhielt er 8.000 RM Provision + weitere 8.000 RM als "Weihnachstgeschenk" der Gauleitung. | ||
Als im Herbst [[1939]] bekannt wurde, dass der Reichtstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischen Eigentums plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Schmeer Rudolf Schmeer], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: "Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sie die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt."<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f.</ref>. Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die NSDAP dabei weitesgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von Ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die "Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten", um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen <ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176</ref>. Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Die die Grundbuchübertragung sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und Nürnberg ins Leere laufen sollte. | Als im Herbst [[1939]] bekannt wurde, dass der Reichtstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischen Eigentums plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Schmeer Rudolf Schmeer], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: "''Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sie die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f.</ref>. Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die NSDAP dabei weitesgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von Ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die "Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten", um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen <ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176</ref>. Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Die die Grundbuchübertragung sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und Nürnberg ins Leere laufen sollte. Ab dem [[15. Dezember]] [[1938]] wurde Sandreuter zusätzlich im Auftrag der Gauleitung zum Treuhändler aller jüdischer Besitztümer im Gau Franken ernannt, womit Sandreuter eine maßgebliche Schlüsselrolle im Rahmen der Arisierungen in Franken erhielt. | ||
Die Verärgerung in Berlin über die zügellosen persönlichen Berreicherungen einzelner Parteimitglieder in Franken auf Kosten der NSDAP war entsprechend groß - und einmalig in gesamten Reichsgebiet. Es folgte eine interne Kommission zur Klärung der Ferfehlungen in Franken, bei der u.a. Hans Sandreuters am [[22. Februar]] [[1939]] festgenommen wurde. Im Rahmen der Ermittlungen der "Göring-Kommission" zur Klärung der Arisierungsfälle im Gau Franken leugnte Sandreuter von dem neuen Gesetz erfahren zu haben. Somit hätten die hektischen Aktivitäten ab dem [[4. Dezember]] [[1938]] auch seiner Meinung nach keinen kausalen Zusammenhang mit dem geplanten Gesetz. Erst in einer Gegenüberstellung mit dem Staatsrat Schmeer musste Sandreuter eingestehen, das er gelogen hatte. Selbst nach seiner Freilassung aus der Haft am [[25. März]] [[1939]] zeigte Sandreuter kein Schuldbewußtsein in seinem Verhalten. Vielmehr drückte er gegenüber dem Stadtinspektor Landmann aus Fürth seinen Entrüstung über die Festnahme und den Ermittlungen aus mit folgenden Äußerungen: "''dass der Leiter der Prüfungskommission, Regierungs- und Kriminalrat Meisinger, und auch der Polizeipräsident von Nürnberg "fliegen" würden.''"<ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178</ref>. Die Göring Kommission gab zur Person Sandreuter zu Protokoll: ''Die Äusserungen Sandreuter steht ganz im Widerspruch zu seinen Angaben, die er während seiner Festnahme den vernehmenden Beamten gegenüber dauernd gemacht hat. Bei jeder Vernehmung erklärte Sandreuter immer wieder, dass er einsehe, dass seine Festnahme berechtigt sei und ihm eine sehr gute Behandlung seitens der Beamten zuteil würde. Zu bemerken ist noch, dass dem Stadtrat Sandreuter genügend bekannt war, dass die Prüfungskommission im Auftrage des Herrn Generalfeldmarschalls Göring eingesetzt worden ist.''" <ref>* Quelle: Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178 f.</ref>. | |||
Sandreuter wurde nach [[1945]] inhaftiert und beteuerte vor Gericht seine Unschuld. Über seinen weiteren Lebensverlauf ist aktuell nichts bekannt. | |||
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