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Franz Jakob kam [[1891]] in Veitsbronn bei Heilsbronn als Sohn des Lehrers Jakob zur Welt<ref>*Quelle: Fürther Anzeige, Oberbürgermeister Franz Jakob, 27.03.1939 </ref>. In Amberg besuchte er das dortige Gymnasium. [[1910]] trat er freiweillig in den Militärdienst ein und nahm [[1914]] bis [[1918]] am 1. Weltkrieg teil. [[1918]] trat er aus dem Militärdienst aus und arbeitete vorübergehend in einer Munitionsfabrik in Fürth - vermutlich in der [[Dynamit-Nobel]]. Ab [[1919]] trat er bei der Reichsbahn die Beamtenlaufbahn an und war hier zuletzt als Reichsbahnobersekretär bis [[1928]] tätig. Als Beamter der Reichsbahn wurde er für sein Mandat im Landtag freigestellt bzw. beurlaubt.  
 
Franz Jakob kam [[1891]] in Veitsbronn bei Heilsbronn als Sohn des Lehrers Jakob zur Welt<ref>*Quelle: Fürther Anzeige, Oberbürgermeister Franz Jakob, 27.03.1939 </ref>. In Amberg besuchte er das dortige Gymnasium. [[1910]] trat er freiweillig in den Militärdienst ein und nahm [[1914]] bis [[1918]] am 1. Weltkrieg teil. [[1918]] trat er aus dem Militärdienst aus und arbeitete vorübergehend in einer Munitionsfabrik in Fürth - vermutlich in der [[Dynamit-Nobel]]. Ab [[1919]] trat er bei der Reichsbahn die Beamtenlaufbahn an und war hier zuletzt als Reichsbahnobersekretär bis [[1928]] tätig. Als Beamter der Reichsbahn wurde er für sein Mandat im Landtag freigestellt bzw. beurlaubt.  
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[[1925]] tritt er in die [[NSDAP]] Ortsgruppe Fürth ein und wird ebenfalls seit [[1925]] als SA Führer der Ortsgruppe Fürth und Kreisleiter der Organisation benannt. Seit [[1929]] war er Mitglied und Fraktionsführer der [[NSDAP]] im [[Stadtrat]] der Stadt Fürth, ein Jahr zuvor (1928) wurde er erstmals für die NSDAP in den Landtag gewählt. Seit [[1929]] wird Jakob auch zum Bezirksführer benannt. [[1932]] zieht er erneut für die NSDAP in den Landtag ein und wird zum Kreisleiter ernannt.
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[[1925]] tritt er in die [[NSDAP]] Ortsgruppe Fürth ein und wird ebenfalls seit [[1925]] als SA Führer der Ortsgruppe Fürth und Kreisleiter der Organisation benannt. Seit [[1929]] war er Mitglied und Fraktionsführer der [[NSDAP]] im [[Stadtrat]] der Stadt Fürth, ein Jahr zuvor (1928) wurde er erstmals für die [[NSDAP]] in den Landtag gewählt. Seit [[1929]] wird Jakob auch zum Bezirksführer benannt. [[1932]] zieht er erneut für die [[NSDAP]] in den Landtag ein und wird zum Kreisleiter ernannt.
 
   
 
   
Am 17. März [[1933]] wurde der vormalige [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] von der [[NSDAP]] zum Rücktritt gezwungen, da er stets eine ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und Adolf Hitler hatte und als Vertreter der Weimarer Republik von der [[NSDAP]] verhaßt war. So weigerte sich [[Robert Wild|Wild]] z.B. bis zuletzt Adolf Hitler am Flughafen in [[Atzenhof]] in seiner Funktion als [[Oberbürgermeister]] der Stadt Fürth mit allen Ehren zu empfangen, was die Nationalsozialisten ihm mehrfach negativ auslegten.
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Am [[17. März]] [[1933]] wurde der vormalige [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] von der [[NSDAP]] zum Rücktritt gezwungen, da er stets eine ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und Adolf Hitler hatte und als Vertreter der Weimarer Republik von der [[NSDAP]] verhaßt war. So weigerte sich [[Robert Wild|Wild]] z.B. bis zuletzt Adolf Hitler am Flughafen in [[Atzenhof]] in seiner Funktion als [[Oberbürgermeister]] der Stadt Fürth mit allen Ehren zu empfangen, was die Nationalsozialisten ihm mehrfach negativ auslegten.
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Am [[19. Oktober]] [[1933]] wurde Jakob einstimmig als berufsmässiger [[Oberbürgermeister]] durch den [[Stadtrat]] gewählt. Zuvor hatte er bereits am [[17. März]] [[1933]] die Stelle des [[Oberbürgermeister]]s kommissarisch übernommen. Als [[Oberbürgermeister]] war er massgeblich an den Arisierungsaktionen in Fürth beteiligt, so auch an der Arisierung der [[Bergbräu|Brauerei Mailaender / Berg Bräu]]. Zusätzlich war Franz Jakob dafür bekannt, dass er als "Lüstling seinen privaten Leidenschaften fröhnte", insbesondere mit dem weiblichen Personal des [[Stadttheater|Stadttheaters]]. <ref>*Quelle: Fürther Nachrichten, 5 statt 10 Jahre Arbeitslager für Jakob, 28.5.49</ref> Bei internen Ermittlungen der [[NSDAP]] gegen die Gauleitung in Franken wurde Franz Jakob wegen persönlicher Bereicherung auf Kosten der [[NSDAP]] von seinem Amt in die Ostgebiete "weggelobt". Am [[28. Oktober]] [[1939]] wurde er nach Thorn im damaligen Westpreußen, dem heutigen Toruń in Polen, versetzt. Nach kommissarischer Tätigkeit wurde er am [[1. April]] [[1940]] in Thorn offiziell bis zum Kriegsende als Stadthalter eingesetzt<ref>*Quelle: Fürther Anzeiger, Stadtkomissar Kreisleiter Jakob in Thorn eingetroffen, 28.10.1939</ref>. Dorthin ließ er auch [[Adolf Schwammberger]] in die Stadtverwaltung nachholen, der dort ebenfalls bis zum Kriegsende arbeitete. Die frei gewordene Stelle des [[Oberbürgermeister|Oberbürgermeisters]] übernahm bis Kriegsende [[Karl Häupler]].  
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Am [[19. Oktober]] [[1933]] wurde Jakob einstimmig als berufsmässiger [[Oberbürgermeister]] durch den [[Stadtrat]] gewählt. Zuvor hatte er bereits am [[17. März]] [[1933]] die Stelle des [[Oberbürgermeister]]s kommissarisch übernommen und im Anschluss den gewählten Stadtrat abgesetzt und durch einen handverlesenen Stadtrat eigenständig neu besetzt. Als [[Oberbürgermeister]] war er gemeinsam mit [[Hans Sandreuter]] massgeblich an den Arisierungsaktionen in Fürth beteiligt, so auch an der Arisierung der [[Bergbräu|Brauerei Mailaender / Berg Bräu]]. Zusätzlich war Franz Jakob dafür bekannt, dass er als "Lüstling seinen privaten Leidenschaften fröhnte", insbesondere mit dem weiblichen Personal des [[Stadttheater|Stadttheaters]]. <ref>*Quelle: Fürther Nachrichten, 5 statt 10 Jahre Arbeitslager für Jakob, 28.5.49</ref>. In einem Spruchkammerverfahren [[1948]] wird ebenfalls bekannt, dass er die Frau eines Arbeitskollegen zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben soll und - dies gestand er sogar vor Gericht ein - in seinem Stammlokal sich vor der Wirtin entblößt zu haben, um sich anschließend dabei unsittlich zu berühren<ref>* Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref>. Bei internen Ermittlungen der [[NSDAP]] gegen die Gauleitung in Franken wurde Franz Jakob wegen persönlicher Bereicherung auf Kosten der [[NSDAP]] von seinem Amt in die Ostgebiete "weggelobt". Auch wenn mit großen Worten in Fürth verabschiedet wurde, wurde er aus Fürth entfernt, weil er wegen persönlicher Bereicherungen und vieler Frauengeschichten nicht einmal mehr für seine Parteigenossen tragbar war<ref>* Quelle: Barbara Ohm: Fürth. Geschichte der Stadt. Fürth, 2007, S. 309</ref>.
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Am [[28. Oktober]] [[1939]] wurde er nach Thorn im damaligen Westpreußen, dem heutigen Toruń in Polen, versetzt. Nach kommissarischer Tätigkeit wurde er am [[1. April]] [[1940]] in Thorn offiziell bis zum Kriegsende als Stadthalter eingesetzt<ref>*Quelle: Fürther Anzeiger, Stadtkommissar Kreisleiter Jakob in Thorn eingetroffen, 28.10.1939</ref>. Dorthin ließ er auch [[Adolf Schwammberger]] in die Stadtverwaltung nachholen, der dort ebenfalls bis zum Kriegsende arbeitete. Die frei gewordene Stelle des [[Oberbürgermeister|Oberbürgermeisters]] übernahm bis Kriegsende [[Karl Häupler]].  
    
==Verurteilung nach dem Nationalsozialismus==
 
==Verurteilung nach dem Nationalsozialismus==
[[Bild:Jakob 160251 NZ.jpg|thumb|right|Franz Jakob bei der Verurteilung 1951]]Franz Jakob wurde durch die Allierten nach dem Krieg verhaftet und als "Aktivist" klassifiziert. In einem Gerichtsverfahren wurde er [[1949]] zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, wobei seine politische Haft vom [[6. Juli]] [[1945]] bis [[15. Januar]] [[1949]] angerechnet wurde. In der Verhandlung vor der Spruchkammer Dachau gab Jakob an, "''dass er schon von [[1933]] ab gegen die Partei eingestellt war und nur ein "kleiner, unbedeutender ehrenamtlicher Kreisleiter" gewesen sei, der politisch in Fürth überhaupt nichts zu sagen hatte''"<ref>* Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref>. Dies nahm ihm jedoch niemand ab, selbst die Presse sprach davon, dass Jakob "sich heute auch als ahnungsloser Engel hin (stellt), der nichts von den ganzen Dingen wußte, die im Dritten Reich geschehen sind. Er hatte auch keine Ahnung, dass es KZ´s gab." Auch die Mitschuld am [[Synangogenbrand]] am [[9. November]] [[1938]] versuchte er zu leugnen. Vielmehr versuchte er die Alleinschuld dem damaligen Wehrführer Dipl. Ing. [[Johann Rachfahl]] zuzuschieben. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass Rachfahl "nur" als ausführendes Organ von Jakob gehandelt hat<ref>* Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref>.  
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[[Bild:Jakob 160251 NZ.jpg|thumb|right|Franz Jakob bei der Verurteilung 1951]]Franz Jakob wurde durch die Allierten nach dem Krieg verhaftet und als "Aktivist" klassifiziert. In einem Gerichtsverfahren wurde er [[1949]] zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, wobei seine politische Haft vom [[6. Juli]] [[1945]] bis [[15. Januar]] [[1949]] angerechnet wurde. In der Verhandlung vor der Spruchkammer Dachau gab Jakob an, "''dass er schon von [[1933]] ab gegen die Partei eingestellt war und nur ein "kleiner, unbedeutender ehrenamtlicher Kreisleiter" gewesen sei, der politisch in Fürth überhaupt nichts zu sagen hatte''"<ref>* Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref>. Dies nahm ihm jedoch niemand ab, selbst die Presse sprach davon, dass Jakob "''sich heute auch als ahnungsloser Engel hin (stellt), der nichts von den ganzen Dingen wußte, die im Dritten Reich geschehen sind. Er hatte auch keine Ahnung, dass es KZ´s gab.''" Auch die Mitschuld am [[Synangogenbrand]] am [[9. November]] [[1938]] versuchte er zu leugnen. Vielmehr versuchte er die Alleinschuld dem damaligen Wehrführer Dipl. Ing. [[Johann Rachfahl]] zuzuschieben. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass Rachfahl "nur" als ausführendes Organ von Jakob gehandelt hat <ref>* Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref>.  
    
Nach seiner Inhaftierung lebte Franz Jakob in Gaimersheim bei Ingolstadt. Dort verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit einfachen Tätigkeiten in einer Gaststätte. [[1965]] starb Franz Jakob.
 
Nach seiner Inhaftierung lebte Franz Jakob in Gaimersheim bei Ingolstadt. Dort verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit einfachen Tätigkeiten in einer Gaststätte. [[1965]] starb Franz Jakob.
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