Kirche St. Matthäus: Unterschied zwischen den Versionen

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Bereits [[1890]] hatte der Nürnberger Architekt [[Theodor Eyrich]] (1838-1907) eine grundlegende Erneuerung des Kirchenraums vorgeschlagen. Altar und Kanzel aus der Barockzeit hätten einen sehr negativen Kunstwert und sollten passend zum Außenbau in (neu-)gotischem Stil erneuert, die Fassade dagegen nicht wieder gestrichen, sondern abscharriert werden. Entsprechende Pläne, die außerdem einen neuen, wuchtigen Taufstein und die Freilegung des Fachwerks an den Chortürmchen vorsahen, wurden im August [[1901]] vorgelegt. Noch im selben Jahr richtete man eine Kirchenheizung ein und stellte im Chor einen großen Koks-Ofen auf. Das Renovierungsprogramm wurde im Jahr [[1902]] umgesetzt, der Barockaltar wurde durch den neugotischen ersetzt, doch blieb immerhin die Kanzel erhalten. Die alte Herrschaftsempore über dem Eingang zur Sakristei wurde beseitigt, die Wände bekamen einen Anstrich mit Fugenmalerei und es wurde auch eine neue Orgel angeschafft. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten wurde auch die Gruft geöffnet. Unter dem Chor wurden zwei, in der Mitte des Schiffes sechs Särge ehemaliger adeliger Familienmitglieder gefunden.  [[1904]] schuf der Nürnberger Bildhauer Jakob Rotermundt die Statue des ''[[wikipedia:Ecce homo|Ecce homo]]'' (Schmerzensmann) am Turm, die er [[1909]] durch die Figur des Kirchenpatrons St. Matthäus und ein Relief (Christus als Weltenrichter) ergänzte.<ref>PfA Vach, A 205 (umfangreicher Bauakt mit Gutachten von 1890, Plänen, Entwurfsskizzen und Fotos), dazu A 206 (Kirchenheizung). Zu J. Rotermundt, der auch die Konsole der Matthäusstatue und die beiden Baldachine herstellte, vgl. Grieb, Manfred H. (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon (München 2007), S. 1269</ref> Mit dem Stromanschluss [[1911]]/12 kam noch ein großer elektrischer, schmiedeeiserner Kronleuchter hinzu, der barocke Messing-Kerzenleuchter wurde auf den Dachboden verbannt.<ref>PfA Vach, Akt ohne Nr. (Stromanschluss, mit Plänen und Fotos)</ref>
Bereits [[1890]] hatte der Nürnberger Architekt [[Theodor Eyrich]] (1838-1907) eine grundlegende Erneuerung des Kirchenraums vorgeschlagen. Altar und Kanzel aus der Barockzeit hätten einen sehr negativen Kunstwert und sollten passend zum Außenbau in (neu-)gotischem Stil erneuert, die Fassade dagegen nicht wieder gestrichen, sondern abscharriert werden. Entsprechende Pläne, die außerdem einen neuen, wuchtigen Taufstein und die Freilegung des Fachwerks an den Chortürmchen vorsahen, wurden im August [[1901]] vorgelegt. Noch im selben Jahr richtete man eine Kirchenheizung ein und stellte im Chor einen großen Koks-Ofen auf. Das Renovierungsprogramm wurde im Jahr [[1902]] umgesetzt, der Barockaltar wurde durch den neugotischen ersetzt, doch blieb immerhin die Kanzel erhalten. Die alte Herrschaftsempore über dem Eingang zur Sakristei wurde beseitigt, die Wände bekamen einen Anstrich mit Fugenmalerei und es wurde auch eine neue Orgel angeschafft. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten wurde auch die Gruft geöffnet. Unter dem Chor wurden zwei, in der Mitte des Schiffes sechs Särge ehemaliger adeliger Familienmitglieder gefunden.  [[1904]] schuf der Nürnberger Bildhauer Jakob Rotermundt die Statue des ''[[wikipedia:Ecce homo|Ecce homo]]'' (Schmerzensmann) am Turm, die er [[1909]] durch die Figur des Kirchenpatrons St. Matthäus und ein Relief (Christus als Weltenrichter) ergänzte.<ref>PfA Vach, A 205 (umfangreicher Bauakt mit Gutachten von 1890, Plänen, Entwurfsskizzen und Fotos), dazu A 206 (Kirchenheizung). Zu J. Rotermundt, der auch die Konsole der Matthäusstatue und die beiden Baldachine herstellte, vgl. Grieb, Manfred H. (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon (München 2007), S. 1269</ref> Mit dem Stromanschluss [[1911]]/12 kam noch ein großer elektrischer, schmiedeeiserner Kronleuchter hinzu, der barocke Messing-Kerzenleuchter wurde auf den Dachboden verbannt.<ref>PfA Vach, Akt ohne Nr. (Stromanschluss, mit Plänen und Fotos)</ref>
   
   
Die Begeisterung über die neugotische Einrichtung hielt nicht sehr lange an. Pfarrer und Gemeinde wollten [[1938]] den Barockaltar, der zerlegt auf dem Kirchenboden lag, zusammensetzen und mit der Kanzel und dem alten Taufstein (d.h. dem Taufengel) die frühere Einheit wieder herstellen. Das Landesamt für Denkmalpflege schloss sich dem an, verlangte aber außerdem einen neuen Innenanstrich sowie die Beseitigung des modernen Kronleuchters und des hässlichen Bodenbelags von 1902. Im Frühjahr [[1939]] wurden der alte Altar und der Taufengel wieder aufgestellt, der alte Messingleuchter wieder angebracht und der Chor hergerichtet. Dann unterbrach der Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] die Arbeiten.<ref>PfA Vach, A 205. Den neugotischen Taufstein gab man [[1949]] nach Herbolzheim bei Uffenheim ab, dessen 1945 zerstörte Kirche damals gerade wiederhergestellt wurde</ref> Die beiden älteren Glocken von [[1696]] wurden [[1942]] abgehängt und wohl zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. [[1945]]/46 erlitt die Kirche mehrmals erhebliche Schäden: am [[16. April]] [[1945]] und am [[21. Januar]] [[1946]], als erst die [[Vacher Regnitzbrücke|Regnitzbrücke]] vor dem Einmarsch der US-Truppen, dann zunächst im Fluss versenkte Munition durch die Amerikaner gesprengt wurden, was die neuen Fenster wieder zerstörte. Am [[20. September]] [[1946]] griff auch noch ein Großbrand auf die Kirchturmspitze über, deren Absturz einen Teil des Langhausdachs zerschlug. Erst im Herbst [[1947]] konnte die vor Jahren begonnene Kirchenrenovierung beendet werden. Decken, Wände und Emporen wurden hell gestrichen, letztere mit biblischen Sprüchen und Szenen in Sepiaton bemalt.<ref>PfA Vach, A 205 (mit Entwürfen von Architekt Willibald Bernert für die farbige Ausgestaltung des Chorraums)</ref>  
Die Begeisterung über die neugotische Einrichtung hielt nicht sehr lange an. Pfarrer und Gemeinde wollten [[1938]] den Barockaltar, der zerlegt auf dem Kirchenboden lag, zusammensetzen und mit der Kanzel und dem alten Taufstein (d.h. dem Taufengel) die frühere Einheit wieder herstellen. Das Landesamt für Denkmalpflege schloss sich dem an, verlangte aber außerdem einen neuen Innenanstrich sowie die Beseitigung des modernen Kronleuchters und des hässlichen Bodenbelags von 1902. Im Frühjahr [[1939]] wurden der alte Altar und der Taufengel wieder aufgestellt, der alte Messingleuchter wieder angebracht und der Chor hergerichtet. Dann unterbrach der Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] die Arbeiten.<ref>PfA Vach, A 205. Den neugotischen Taufstein gab man [[1949]] nach Herbolzheim bei Uffenheim ab, dessen 1945 zerstörte Kirche damals gerade wiederhergestellt wurde</ref> Die beiden älteren Glocken von [[1696]] wurden [[1942]] abgehängt und wohl als „[[Metallspende]]“ zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. [[1945]]/46 erlitt die Kirche mehrmals erhebliche Schäden: am [[16. April]] [[1945]] und am [[21. Januar]] [[1946]], als erst die [[Vacher Regnitzbrücke|Regnitzbrücke]] vor dem Einmarsch der US-Truppen, dann zunächst im Fluss versenkte Munition durch die Amerikaner gesprengt wurden, was die neuen Fenster wieder zerstörte. Am [[20. September]] [[1946]] griff auch noch ein Großbrand auf die Kirchturmspitze über, deren Absturz einen Teil des Langhausdachs zerschlug. Erst im Herbst [[1947]] konnte die vor Jahren begonnene Kirchenrenovierung beendet werden. Decken, Wände und Emporen wurden hell gestrichen, letztere mit biblischen Sprüchen und Szenen in Sepiaton bemalt.<ref>PfA Vach, A 205 (mit Entwürfen von Architekt Willibald Bernert für die farbige Ausgestaltung des Chorraums)</ref>  


Während die größere der beiden abgenommenen Glocken nicht mehr aus dem Krieg zurückkam, fand man die kleinere ''Heroldtsglocke'' auf der Sammelstelle [[wikipedia:Glockenfriedhof|Hamburger Glockenfriedhof]] wieder. Am [[18. Juni]] 1947 kehrte sie nach Vach zurück und wurde am [[22. Juni]] bei einem Festgottesdienst feierlich geweiht. [[1951]] wurde die verloren gegangene mittlere Glocke ersetzt. [[1958]]/59 erfolgten die gründliche Reparatur der Dächer und die Erneuerung der Schwarwachttürmchen am Chor. Am [[19. August]] [[1959]] zerbarst die alte, kleine Glocke beim Montieren des neuen eisernen Glockenstuhls. Der damals bereits geplante Ersatz des inzwischen maroden Treppenturms von [[1895]] durch einen sich besser einfügenden Neubau ließ sich erst [[1966]] verwirklichen.<ref>PfA Vach, Baupläne 1959 und 1965</ref>  Eine Außenrenovierung folgte [[1970]]/71. Bei dieser Gelegenheit wurde die Fassade gereinigt, anschließend aber mit roter Farbe angestrichen und - angeblich nach Befund - mit einem weißen Fugennetz versehen.<ref>Vgl. die Abb. bei {{BuchQuelle|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Seite=484}}. Eine hellrote Fassung mit weißem Fugennetz, die aber erst von 1681 stammen dürfte, wurde 1986 an der Gründlacher Kirche nachgewiesen. Vgl. Frhr. v. Haller, Bertold: St. Laurentius in Großgründlach. Geschichte eines Kulturdenkmals im Knoblauchsland (Nürnberg 1990), S. 80</ref> Das fand in der Gemeinde keinen großen Anklang. Problematischer war aber, dass die Kirchenmauern durch eine fehlerhafte Ableitung der Dachrinnen stark durchfeuchtet wurden.<ref>Zur Renovierung von 1970/71 vgl. diverse Notizen im Bauakt von 1987ff (PfA Vach)</ref> Zunächst war [[1989]] wieder einmal eine Innenrenovierung an der Reihe. Sie gelang so gut, dass die Gemeinde dafür vom Bezirk Mittelfranken eine Auszeichnung erhielt.<ref>Schötz, Hartmut und Töpner, Kurt: Sanierte  
Während die größere der beiden abgenommenen Glocken nicht mehr aus dem Krieg zurückkam, fand man die kleinere ''Heroldtsglocke'' auf der Sammelstelle [[wikipedia:Glockenfriedhof|Hamburger Glockenfriedhof]] wieder. Am [[18. Juni]] 1947 kehrte sie nach Vach zurück und wurde am [[22. Juni]] bei einem Festgottesdienst feierlich geweiht. [[1951]] wurde die verloren gegangene mittlere Glocke ersetzt. [[1958]]/59 erfolgten die gründliche Reparatur der Dächer und die Erneuerung der Schwarwachttürmchen am Chor. Am [[19. August]] [[1959]] zerbarst die alte, kleine Glocke beim Montieren des neuen eisernen Glockenstuhls. Der damals bereits geplante Ersatz des inzwischen maroden Treppenturms von [[1895]] durch einen sich besser einfügenden Neubau ließ sich erst [[1966]] verwirklichen.<ref>PfA Vach, Baupläne 1959 und 1965</ref>  Eine Außenrenovierung folgte [[1970]]/71. Bei dieser Gelegenheit wurde die Fassade gereinigt, anschließend aber mit roter Farbe angestrichen und - angeblich nach Befund - mit einem weißen Fugennetz versehen.<ref>Vgl. die Abb. bei {{BuchQuelle|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Seite=484}}. Eine hellrote Fassung mit weißem Fugennetz, die aber erst von 1681 stammen dürfte, wurde 1986 an der Gründlacher Kirche nachgewiesen. Vgl. Frhr. v. Haller, Bertold: St. Laurentius in Großgründlach. Geschichte eines Kulturdenkmals im Knoblauchsland (Nürnberg 1990), S. 80</ref> Das fand in der Gemeinde keinen großen Anklang. Problematischer war aber, dass die Kirchenmauern durch eine fehlerhafte Ableitung der Dachrinnen stark durchfeuchtet wurden.<ref>Zur Renovierung von 1970/71 vgl. diverse Notizen im Bauakt von 1987ff (PfA Vach)</ref> Zunächst war [[1989]] wieder einmal eine Innenrenovierung an der Reihe. Sie gelang so gut, dass die Gemeinde dafür vom Bezirk Mittelfranken eine Auszeichnung erhielt.<ref>Schötz, Hartmut und Töpner, Kurt: Sanierte  
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