Telefonnetz: Unterschied zwischen den Versionen

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[[1886]] umfasste es in beiden Städten bereits 106 Anschlüsse, im selben Jahr erhöhte sich die Durchschnittszahl der täglichen Gespräche von 113 (Januar) auf 334 (Dezember)<ref name="Schwammberger">Dr. Schwammberger: Fürth von A bis Z, Fürth, 1968, S. 290 ff.</ref>. Das Telefon hatte seinen Siegeszug angetreten und war nicht mehr aufzuhalten, den [[1887]] - als nur zwei Jahre nach Einführung der neuen Technologie - stieg die Zahl der Nutzer auf 556, während viele Antragssteller noch auf einen Anschluss warten mussten. Aus technischen Gründen musste anfänglich noch bis zu dreimal zwischen Fürth und Nürnberg umgeschaltet werden, bis man den gewünschten Gesprächspartner am Hörer hatte. Die Zahl der zunehmenden Telephonverbindungen, u.a. auch mit anderen Städten, zwang die Städte Fürth und Nürnberg ab 1891 die Trennung zu Orts- und Ferndiensten. Zwischen 1895 und 1905 stiegen erneut die Teilnehmer von ursprünglich 1.589 auf 5.449 - womit auch die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Vermittlung von 47 auf 114 stieg. Ab 1895 wurden auch die Umschaltschränke technisch verbessert. Am [[6. April]] [[1895]] gingen somit erstmals in Bayern sog. Multiplexschränke in den Betrieb, die in der Bedienung deutlich einfacher waren und im Sitzen bedient wurden. Gleichzeitig waren die neue Geräte raumsparender durch die kompakte Bauweise, deutlich ruhiger im Betrieb und vor allem wesentlich schneller im Verbindungsaufbau. Insbesondere die Tatsache, dass nun auch im Sitzen gearbeitet werden konnte, ließ das Oberpostamt die Anforderungen für den Beruf ändern. Am [[16. Oktober]] [[1895]] wurden erstmals 10 Bewerberinnen zum Probearbeiten eingestellt. Die Voraussetzung für den Job am Mulitplexschrank war das vollendete 16. Lebensjahr, Höchstalter 25 Jahre, und eine gute Schulbildung mit Fremdsprachkenntnissen. In einer "Weisung für Umschalte- und Fernleitungsstellen" aus den Jahren 1895 bis 1917 konnte vor allem für weibliche Beschäftigte folgendes entnommen werden: "''Beamtinnen, die nicht in der Lage sind bei ihren Eltern wohnen zu können, haben sich über den Ausschuss an eine achtbare Familie auszuweisen ... Das weibliche Postpersonal bedarf zur Eingehung einer Ehe der Erlaubnis der zuständigen Dienstbehörde ... Die Aussichten auf Heirat sind für das weibliche Personal des Telephonamtes nicht günstig. Von 1911 - 1916 trafen im Mittel auf 300 Beamtinnen und Anwärterinnen jährlich 1,4 Eheschließungen. Das weibliche Personal möge daraus Veranlassung nehmen, den Staatsdienst nicht als vorläufige Versorgung bis zur Eingehung einer Ehe zu betrachten, sondern sich ihm mit voller Hingebung zu widmen.''" Der Einsatz von weiblichem Personal bewährte so gut, dass der Anteil von Frauen in dem Beruf von Jahr zu Jahr deutlich stieg. Bereits ab Ende 1885 durften Frauen die ersten Spätdienste bis 21 Uhr übernehmen, später zu Nachtdiensten und ab 1903 auch zu Aufsichtsdiensten. Die Bedeutung der Frauen schlug sich auch in der "Dienstkleidung" nieder. So wurden die Frauen ab 1905 mit einer Uniform und Dienstschürze eingekleidet, während Aufsichtstelephonistinnen als Zeichen ihres Ranges eine oder mehrere silberne Tressen auf den Schulterklappen verliehen bekamen.  
[[1886]] umfasste es in beiden Städten bereits 106 Anschlüsse, im selben Jahr erhöhte sich die Durchschnittszahl der täglichen Gespräche von 113 (Januar) auf 334 (Dezember)<ref name="Schwammberger">Dr. Schwammberger: Fürth von A bis Z, Fürth, 1968, S. 290 ff.</ref>. Das Telefon hatte seinen Siegeszug angetreten und war nicht mehr aufzuhalten, den [[1887]] - als nur zwei Jahre nach Einführung der neuen Technologie - stieg die Zahl der Nutzer auf 556, während viele Antragssteller noch auf einen Anschluss warten mussten. Aus technischen Gründen musste anfänglich noch bis zu dreimal zwischen Fürth und Nürnberg umgeschaltet werden, bis man den gewünschten Gesprächspartner am Hörer hatte. Die Zahl der zunehmenden Telephonverbindungen, u.a. auch mit anderen Städten, zwang die Städte Fürth und Nürnberg ab 1891 die Trennung zu Orts- und Ferndiensten. Zwischen 1895 und 1905 stiegen erneut die Teilnehmer von ursprünglich 1.589 auf 5.449 - womit auch die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Vermittlung von 47 auf 114 stieg. Ab 1895 wurden auch die Umschaltschränke technisch verbessert. Am [[6. April]] [[1895]] gingen somit erstmals in Bayern sog. Multiplexschränke in den Betrieb, die in der Bedienung deutlich einfacher waren und im Sitzen bedient wurden. Gleichzeitig waren die neue Geräte raumsparender durch die kompakte Bauweise, deutlich ruhiger im Betrieb und vor allem wesentlich schneller im Verbindungsaufbau. Insbesondere die Tatsache, dass nun auch im Sitzen gearbeitet werden konnte, ließ das Oberpostamt die Anforderungen für den Beruf ändern. Am [[16. Oktober]] [[1895]] wurden erstmals 10 Bewerberinnen zum Probearbeiten eingestellt. Die Voraussetzung für den Job am Mulitplexschrank war das vollendete 16. Lebensjahr, Höchstalter 25 Jahre, und eine gute Schulbildung mit Fremdsprachkenntnissen. In einer "Weisung für Umschalte- und Fernleitungsstellen" aus den Jahren 1895 bis 1917 konnte vor allem für weibliche Beschäftigte folgendes entnommen werden: "''Beamtinnen, die nicht in der Lage sind bei ihren Eltern wohnen zu können, haben sich über den Ausschuss an eine achtbare Familie auszuweisen ... Das weibliche Postpersonal bedarf zur Eingehung einer Ehe der Erlaubnis der zuständigen Dienstbehörde ... Die Aussichten auf Heirat sind für das weibliche Personal des Telephonamtes nicht günstig. Von 1911 - 1916 trafen im Mittel auf 300 Beamtinnen und Anwärterinnen jährlich 1,4 Eheschließungen. Das weibliche Personal möge daraus Veranlassung nehmen, den Staatsdienst nicht als vorläufige Versorgung bis zur Eingehung einer Ehe zu betrachten, sondern sich ihm mit voller Hingebung zu widmen.''" Der Einsatz von weiblichem Personal bewährte so gut, dass der Anteil von Frauen in dem Beruf von Jahr zu Jahr deutlich stieg. Bereits ab Ende 1885 durften Frauen die ersten Spätdienste bis 21 Uhr übernehmen, später zu Nachtdiensten und ab 1903 auch zu Aufsichtsdiensten. Die Bedeutung der Frauen schlug sich auch in der "Dienstkleidung" nieder. So wurden die Frauen ab 1905 mit einer Uniform und Dienstschürze eingekleidet, während Aufsichtstelephonistinnen als Zeichen ihres Ranges eine oder mehrere silberne Tressen auf den Schulterklappen verliehen bekamen.  
[[Datei:Hauptbahnhof Post 1912.jpg|mini|rechts|Telefondachkonstruktion für das Telefonnetz auf dem Bahnhof und der Hauptpost]]
[[Datei:Hauptbahnhof Post 1912.jpg|mini|rechts|Telefondachkonstruktion für das Telefonnetz auf dem Bahnhof und der Hauptpost]]
Die neue Technik war auch im Stadtbild erkennbar. So wurden auf den Dächern in der Stadt sog. Dach- und Konstruktionsständer angebracht, die sich max. in einem Abstand von 50 bis 100 m befinden durften. Häufig wurden hierzu öffentliche Gebäude wie Ämter oder Schulen herangezogen. Während die Konstruktionen gegen Witterungseinflüsse gewappnet waren, hatten die Erbauer mit einer Störung nicht gerechnet: aufsteigende Flugdrachen von Kindern und Jugendlichen - die häufig Grund einer Störung waren. Weitere Störungen kamen durch die zunehmende Elektrifizierung im Stadtbild hinzu. Die bis dahin eindrahtig geführten Leitungen hatten bis ca. 1895 ihren Zweck erfüllt, zumal die Erde als Rückleiter genutzt wurde. Spätestens mit der Elektrifizierung der Straßenbahn überlagerten die Störungen die Telephonleitungen in so einem Ausmaß, dass die Post auf den sog. Doppelleitungsbetrieb umstellen musste. Alleine in der Telephonzentrale in Nürnberg, in der Karolinenstraße 36, gingen 1896 rund 3600 Leitungen über das Dach hinaus, womit die Dachständer mehr als doppelt belastet wurden. Erst in den 1930er Jahren verschwanden zunehmend die Freileitungen aus dem Stadtbild, die durch unterirdische Leitungen ersetzt wurden.  
Die neue Technik war auch im Stadtbild erkennbar. So wurden auf den Dächern in der Stadt sog. Dach- und Konstruktionsständer angebracht, die sich max. in einem Abstand von 50 bis 100 m befinden durften. Häufig wurden hierzu öffentliche Gebäude wie Ämter oder Schulen herangezogen. Während die Konstruktionen gegen Witterungseinflüsse gewappnet waren, hatten die Erbauer mit einer Störung nicht gerechnet: aufsteigende Flugdrachen von Kindern und Jugendlichen - die häufig Grund für Störungen waren. Weitere Störungen kamen durch die zunehmende Elektrifizierung im Stadtbild hinzu. Die bis dahin eindrahtig geführten Leitungen hatten bis ca. 1895 ihren Zweck erfüllt, zumal die Erde bis dahin als Rückleiter gericht hatte. Spätestens mit der Elektrifizierung der Straßenbahn überlagerten die Störungen die Telephonleitungen in so einem Ausmaß, dass die Post auf den sog. Doppelleitungsbetrieb umstellen musste. Alleine in der neu erbauten Telephonzentrale in Nürnberg, in der Karolinenstraße 36, gingen 1896 rund 3.600 Leitungen über das Dach hinaus, womit die Dachständer mehr als doppelt so viel wie vorher belastet wurden. Erst in den 1930er Jahren verschwanden zunehmend die Freileitungen aus dem Stadtbild, da diese zunehmend durch unterirdische Leitungen ersetzt wurden.  


Die nächste technische Revolution ließ nicht lange auf sich warten. Zwar hatte der 1. Weltkrieg und die anschließende Inflation den technischen Wandel noch aufgehalten, aber spätestens ab Anfang der 1920er Jahre setzte die Automatisierung des Telephondienstes ein. Mit dem sog. Selbstanschluß-System konnte die Post zwei Probleme aufeinmal lösen. Zum einen wurden die "Fräuleins vom Amt" überflüssig, so dass sich die Post die Personalkosten für die Steckverbindungen einsparen konnten. Zum anderen wurde durch die Einführung des sog. Hebdreh-Wähler - der späteren Wählscheibe für den Kunden die direkte Anwahl ermöglicht. Der Verbindungsaufbau wurde damit deutlich beschleunigt - mit dem Vorteil der Kostensenkung durch die Personaleinsparung - die die Gebühren auch senken konnte. Die erste Wählvermittlung im Raum Fürth-Nürnberg wurde am 28. Januar 1925 hergestellt, allerdings noch mit dem Nachteil, dass das automatische Verbinden zunächst auf den jeweiligen Ort beschränkt war. Nur zwei Jahre später, im Jahr 1927, war die Umstellung auf das automatische System in Fürth und Nürnberg vollständig umgestellt. Erst 1929 war in Bayern der Selbstwähl-Weitverkehr eingerichtet, so dass der Wählverkehr auch mit benachbarten Orten und Netzgruppen aufgenommen werden konnte. Ab 1930 konnte alle Orte im Umkreis von 10 km direkt angewählt werden, ab 1939 auch alle größeren Orte in Nordbayern.
Die nächste technische Revolution ließ nicht lange auf sich warten. Zwar hatte der 1. Weltkrieg und die anschließende Inflation den technischen Wandel noch aufgehalten, aber spätestens ab Anfang der 1920er Jahre setzte die Automatisierung des Telephondienstes ein. Mit dem sog. Selbstanschluß-System konnte die Post zwei Probleme aufeinmal lösen. Zum einen wurden die "Fräuleins vom Amt" überflüssig da die Verbindung automatisch entstand und nicht mehr per Hand zugeschaltet werden musste, so dass sich die Post die Personalkosten für die Steckverbindungen einsparen konnte. Zum anderen wurde durch die Einführung des sog. Hebdreh-Wähler - der späteren Wählscheibe - für den Kunden die direkte Anwahl eines anderen Teilnehmers ermöglicht. Der Verbindungsaufbau wurde damit deutlich beschleunigt - mit dem Vorteil der Kostensenkung durch die Personaleinsparung für Post und Kunden. Die erste Wählvermittlung im Raum Fürth-Nürnberg wurde am [[28. Januar]] [[1925]] hergestellt, allerdings noch mit dem Nachteil, dass das automatische Verbinden zunächst auf den jeweiligen Ort beschränkt war. Nur zwei Jahre später, im Jahr 1927, war die Umstellung auf das automatische System in Fürth und Nürnberg vollständig umgestellt. Erst 1929 war in Bayern der Selbstwähl-Weitverkehr eingerichtet, so dass der Wählverkehr auch mit benachbarten Orten und Netzgruppen aufgenommen werden konnte. Ab 1930 konnte alle Orte im Umkreis von 10 km direkt angewählt werden, ab 1939 auch alle größeren Orte in Nordbayern.


== Erste Telefonzelle im öffentlichen Raum ==
== Erste Telefonzelle im öffentlichen Raum ==
91.181

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