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==Das Fürther Gedenkblatt zum Tode Joseph Süß von 1738== | ==Das Fürther Gedenkblatt zum Tode Joseph Süß von 1738== | ||
Es wurde ein Gedenkblatt zum Tode Joseph Süß Oppenheimers 1738 bei der Fürther Druckerei des [[Chaim Zwi Hirsch]] in Auftrag gegeben.<ref>siehe auch Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], III. Teil, Seite 31</ref> "Die Kosten für den Druck kann nur [[wikipedia:Mardochai Schloß|Nathan]] bezahlt haben."<ref>siehe Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 111. Es handelte sich um Hoffaktor Marx Nathan, alias Mordechai Schloß.</ref> Er war mit dem [[wikipedia:Schochet|Schochet]] Salomon Schächter einen Tag vor der Hinrichtung am 3. Februar 1738 in der Todeszelle bei Joseph Süß Oppenheimer gewesen<ref>Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 110</ref>, getraute sich aber nicht als Hoffaktor - also offiziell Zugelassener Geschäfte am Hof zu machen - das Gedenkblatt selbst zu schreiben und beauftragte damit den mitgekommenen [[wikipedia:Schochet|Schochet]] Salomon Schächter.<ref>ebenda</ref> Als Druckerei fand man erst in Fürth mit [[Chaim Zwi Hirsch]] in der [[Schindelgasse 10]] eine Werkstatt, die den Mut besaß, das Blatt zu drucken.<ref>"Somit kann [[Chaim Zwi Hirsch]] als erster jüdischer Verleger Stuttgarts gelten." So Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 111.</ref> | Es wurde ein Gedenkblatt zum Tode Joseph Süß Oppenheimers 1738 bei der Fürther Druckerei des [[Chaim Zwi Hirsch]] in Auftrag gegeben.<ref>siehe auch Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], III. Teil, Seite 31</ref> "Die Kosten für den Druck kann nur [[wikipedia:Mardochai Schloß|Nathan]] bezahlt haben."<ref>siehe Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 111. Es handelte sich um Hoffaktor Marx Nathan, alias Mordechai Schloß.</ref> Er war mit dem [[wikipedia:Schochet|Schochet]] Salomon Schächter einen Tag vor der Hinrichtung am 3. Februar 1738 in der Todeszelle bei Joseph Süß Oppenheimer gewesen<ref>Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 110</ref>, getraute sich aber nicht als Hoffaktor - also offiziell Zugelassener Geschäfte am Hof zu machen - das Gedenkblatt selbst zu schreiben und beauftragte damit den mitgekommenen [[wikipedia:Schochet|Schochet]] Salomon Schächter.<ref>ebenda</ref> Als Druckerei fand man erst in Fürth mit [[Chaim Zwi Hirsch]] in der [[Schindelgasse 10]] eine Werkstatt, die den Mut besaß, das Blatt zu drucken.<ref>"Somit kann [[Chaim Zwi Hirsch]] als erster jüdischer Verleger Stuttgarts gelten." So Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 111.</ref> „Die Gedenkschrift erschien im Untergrund, ohne Angabe des Ortes, der Druckerei, des Autors und des Jahres. Der Fürther Drucker wusste warum, doch er war sich nicht sicher, wie gefährlich die antijüdische Stimmung der Umgebung sei. Zum Glück war er nicht zu ängstlich.“<ref>Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 112.</ref> Die Identifikation des Blattes erfolgte über die verzierenden Druckzeichen, die [[Chaim Zwi Hirsch]] auch in seinen Gebetbüchern verwendete.<ref>ebenda</ref> | ||
Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Gedenkblatt auch an interessierte Menschen verkauft wurde, die Hebräisch lesen konnten. Die Hinrichtung des Hoffaktors Süß Oppenheimer in Stuttgart galt als "herausragendes Medien- und Klatschereignis des Jahres.<ref>ebenda</ref> Es kamen Übersetzungen in Umlauf, die hochgradig antisemitisch gefärbt waren mit einer Menge bösartiger Fußnoten.<ref>ebenda</ref> Offensichtlich erkannte die jüdische Gemeindeleitung in Fürth die Brisanz, kaufte die gesamte Auflage auf und verbrannte sie, noch ehe sie an die deutschen Gemeinden verschickt worden war.<ref>Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 113</ref> Dies erfuhr sogar der Rabbiner Bernard in Tübingen.<ref>ebenda</ref> </br> | Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Gedenkblatt auch an interessierte Menschen verkauft wurde, die Hebräisch lesen konnten. Die Hinrichtung des Hoffaktors Süß Oppenheimer in Stuttgart galt als "herausragendes Medien- und Klatschereignis des Jahres.<ref>ebenda</ref> Es kamen Übersetzungen in Umlauf, die hochgradig antisemitisch gefärbt waren mit einer Menge bösartiger Fußnoten.<ref>ebenda</ref> Offensichtlich erkannte die jüdische Gemeindeleitung in Fürth die Brisanz, kaufte die gesamte Auflage auf und verbrannte sie, noch ehe sie an die deutschen Gemeinden verschickt worden war.<ref>Hellmut G. Haasis: "Totengedenkbuch für Joseph Süß Oppenheimer", Worms 2012, S. 113</ref> Dies erfuhr sogar der Rabbiner Bernard in Tübingen.<ref>ebenda</ref> </br> |
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