Kapelle St. Martin: Unterschied zwischen den Versionen

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* Kirche St. Lorenz in [[Nürnberg]]
* Kirche St. Lorenz in [[Nürnberg]]


Die Martinskapelle soll angeblich [[1634]] zerstört worden sein<ref> [http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-709/1197_read-17754/ Stadtmuseum Fürth] - Diese Zeitangabe beruht vermutlich auf den Ausführungen von Fronmüller (Fronmüllerchronik, 1887, S. 96) und wurde seither häufig ungeprüft übernommen, - ist aber definitiv falsch und widerlegt durch eine Karte von Andreas Albrecht aus dem Jahr 1624 mit dem Flussabriss der Pegnitz. Diese Karte wurde vom Rat der Stadt Nürnberg am 11. Dezember 1623 nach einem Ortstermin zur Besichtigung aller Mühlen, Stauwerke, Eichpfähle und Wasserschöpfräder an der Pegnitz bis zum Zusammenfluss mit der Rednitz in Auftrag gegeben (siehe "Der Nürnberger Zeichner, Baumeister und Kartograph Hans Bien (1591 - 1632)". Ausstellungskatalog zum 400. Geburtstag des Künstlers, 1991, S. 175)</ref>, taucht aber auf Karten bereits 1624 als Ruine auf. Zudem existiert ein Brief des Fürther Pfarrers [[Carl Friedrich Lochner d. Ä.]] an das Landalmosamt Nürnberg, mit einer Anfrage bezüglich der "''mutmaßlich in dem Markgräf(lichen) Krieg''" zerstörten St. Martins Capell.<ref name="JH-1989">Josef Hoffmanns: "Die Fürther St.-Martins-Kirche 1679". In Fürther Heimatblätter 1989, Nr. 1, S. 46</ref> Lochner kannte wohl auch die vom größeren Rat der Stadt Nürnberg in Auftrag gegebenen Annalen des Johannes Müllner - [[1623]] fertiggestellt - der von einem alten Gemäuer berichtet, dem das Wasser oft Schaden zugefügt hat.<ref>Thomas Werner "Fürth in Merians Topographia Franconiae". In: Altstadtbläddla Nr. 46, 2012/13, S. 42 ff.</ref> In dem Antwortschreiben des Landalmosamtes wird dann berichtet, dass die Familie [[Konrad Held|Held]] "''in dem verfallenen Kirchlein oder Cappellein unterhalb Fürth einen Grabstein hätte''", unter dem ein Held, ein Geistlicher begraben sei.<ref name="JH-1989"/>  
Die Martinskapelle soll angeblich [[1634]] zerstört worden sein<ref> [http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-709/1197_read-17754/ Stadtmuseum Fürth] - Diese Zeitangabe beruht vermutlich auf den Ausführungen von Fronmüller (Fronmüllerchronik, 1887, S. 96) und wurde seither häufig ungeprüft übernommen, - ist aber definitiv falsch und widerlegt durch eine Karte von Andreas Albrecht aus dem Jahr 1624 mit dem Flussabriss der Pegnitz. Diese Karte wurde vom Rat der Stadt Nürnberg am 11. Dezember 1623 nach einem Ortstermin zur Besichtigung aller Mühlen, Stauwerke, Eichpfähle und Wasserschöpfräder an der Pegnitz bis zum Zusammenfluss mit der Rednitz in Auftrag gegeben (siehe "Der Nürnberger Zeichner, Baumeister und Kartograph Hans Bien (1591 - 1632)". Ausstellungskatalog zum 400. Geburtstag des Künstlers, 1991, S. 175)</ref>, taucht aber auf Karten bereits 1624 als Ruine auf. Zudem existiert ein Brief des Fürther Pfarrers [[Carl Friedrich Lochner d. Ä.]] an das Landalmosamt Nürnberg, mit einer Anfrage bezüglich der "''mutmaßlich in dem Markgräf(lichen) Krieg''" zerstörten St. Martins Capell.<ref name="JH-1989">Josef Hoffmanns: "Die Fürther St.-Martins-Kirche 1679". In Fürther Heimatblätter 1989, Nr. 1, S. 46</ref> Lochner kannte wohl auch die vom größeren Rat der Stadt Nürnberg in Auftrag gegebenen Annalen des Johannes Müllner - [[1623]] fertiggestellt - der von einem alten Gemäuer berichtet, dem das Wasser oft Schaden zugefügt hat.<ref>Thomas Werner "Fürth in Merians Topographia Franconiae". In: Altstadtbläddla Nr. 46, 2012/13, S. 42 ff.</ref> In dem Antwortschreiben des Landalmosamtes wird dann berichtet, dass die Familie [[Konrad Held|Held]] "''in dem verfallenen Kirchlein oder Cappellein unterhalb Fürth einen Grabstein hätte''", unter dem ein Mitglied der Familie Held, ein Geistlicher, begraben sei.<ref name="JH-1989"/>  


Es wird manchmal angenommen, dass in ihrem Bereich auch der [[Königshof Fürth|Königshof]] gelegen haben könnte. (Zu der Diskussion um Standort des Königshofs siehe [[Kapellenruh]].)
Es wird manchmal angenommen, dass in ihrem Bereich auch der [[Königshof Fürth|Königshof]] gelegen haben könnte. (Zu der Diskussion um Standort des Königshofs siehe [[Kapellenruh]].)


Die Ruine der Kapelle St. Martin wurde [[1705]] auf einem Stich von [[Johann Alexander Boener]] abgebildet, gibt aber einen Bauzustand wieder, der nicht vor 1250 entstanden sein kann.<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 10; auch Thomas Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18</ref> Diese Erkenntnis macht aber einen Widerspruch deutlich, da die St. Michaelskirche im 11./12. Jhdt. gegründet wurde<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 6 </ref>, der damit aufgelöst wird, indem ein Holzgängervorbau postuliert wird, der aber nie nachgewiesen werden konnte.<ref> Thomas  Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18 </ref><ref>zu dem Verhältnis zwischen Martinskapelle und Michaelskirche siehe auch: Thomas Werner: ''Das alte Martinspatrozinium in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 44, 2010/11, S.36 - 37</ref></br>
Die Ruine der Kapelle St. Martin wurde [[1705]] auf einem Stich von [[Johann Alexander Boener]] abgebildet, gibt aber einen Bauzustand wieder, der nicht vor 1250 entstanden sein kann.<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 10; auch Thomas Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18</ref> Diese Erkenntnis macht aber einen Widerspruch deutlich, da die St. Michaelskirche im 11./12. Jhdt. gegründet wurde.<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 6 </ref> Diese Unstimmigkeit wird aufgelöst, indem ein Holzgängervorbau postuliert wird, der aber nie nachgewiesen werden konnte.<ref> Thomas  Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18 </ref><ref>zu dem Verhältnis zwischen Martinskapelle und Michaelskirche siehe auch: Thomas Werner: ''Das alte Martinspatrozinium in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 44, 2010/11, S.36 - 37</ref></br>
Der Ursprung der Kapelle im Zeitalter Karls des Großen scheint letztlich auf den Ausführungen des Rechtsgelehrten Dr. [https://www.google.de/books/edition/N%C3%BCrnbergisches_Gelehrten_Lexicon_oder_B/QZlfAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Leonhard+Wurfbain+aus+N%C3%BCrnberg&pg=PA308&printsec=frontcover Leonhard Wurfbain]<ref>Georg Andreas Will: „Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon“, IV. Teil, 1858, S. 308 - 312</ref> aus Nürnberg zurückzugehen, die für Merians „Topographia Franconiae“ als Textgrundlage dienten. Jener hatte aber offensichtlich nicht Fürth sondern Altenfurt im Blick.<ref>Die Formulierung „gegen auffgang der Sonnen“ weist von Nürnberg in östliche und nicht westliche Richtung, wobei es dann „gegen niedergang der Sonnen“ hätte heißen müssen. Siehe Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 41 - 42 </ref> Dies scheint der Hintergrund für die Verbindung der Martinskapelle zu Karl dem Großen zu sein, die im Laufe der Zeit zum Fürther Narrativ geriet. Kombiniert wurde dazu die anscheinend passende Schiffsreise Karls des Großen im Jahr 793 auf der Rednitz vom [[wikipedia:Fossa Carolina|Fossa Carolina]] (Karlsgraben) bei Treuchtlingen nach Würzburg.<ref>
Der Ursprung der Kapelle im Zeitalter Karls des Großen scheint letztlich auf den Ausführungen des Rechtsgelehrten Dr. [https://www.google.de/books/edition/N%C3%BCrnbergisches_Gelehrten_Lexicon_oder_B/QZlfAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Leonhard+Wurfbain+aus+N%C3%BCrnberg&pg=PA308&printsec=frontcover Leonhard Wurfbain]<ref>Georg Andreas Will: „Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon“, IV. Teil, 1858, S. 308 - 312</ref> aus Nürnberg zurückzugehen, die für Merians „Topographia Franconiae“ als Textgrundlage dienten. Jener hatte aber offensichtlich nicht Fürth sondern Altenfurt im Blick.<ref>Die Formulierung „gegen auffgang der Sonnen“ weist von Nürnberg in östliche und nicht westliche Richtung, wobei es dann „gegen niedergang der Sonnen“ hätte heißen müssen. Siehe Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 41 - 42 </ref> Dies scheint der Grund für die Verbindung der Martinskapelle mit Karl dem Großen zu sein, die im Laufe der Zeit zum Fürther Narrativ geriet. Kombiniert wurde dazu die anscheinend passende Schiffsreise Karls des Großen im Jahr 793 auf der Rednitz vom [[wikipedia:Fossa Carolina|Fossa Carolina]] (Karlsgraben) bei Treuchtlingen nach Würzburg.<ref>
:„''Die Legende von der Kapellengründung im Wiesengrund ist eine vom Humanismus der Aufklärungszeit vorgebrachte Erklärung, die nach der 1. Kirche in Fürth gesucht hat, durch die Flussfahrt Karls des Großen vom Karlsgraben bis Würzburg 793 inspiriert für ein sinnvolles Geschichtsbild in Fürth sorgen wollte und dadurch die Ansiedlung sehr alt gemacht hat. Dieses Geschichtsbild konnte bisher durch keine Untersuchung wissenschaftlich erhärtet werden.''“ Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 34</ref>
:„''Die Legende von der Kapellengründung im Wiesengrund ist eine vom Humanismus der Aufklärungszeit vorgebrachte Erklärung, die nach der 1. Kirche in Fürth gesucht hat, durch die Flussfahrt Karls des Großen vom Karlsgraben bis Würzburg 793 inspiriert für ein sinnvolles Geschichtsbild in Fürth sorgen wollte und dadurch die Ansiedlung sehr alt gemacht hat. Dieses Geschichtsbild konnte bisher durch keine Untersuchung wissenschaftlich erhärtet werden.''“ Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 34</ref>


Nicht nur die Karte von Andreas Albrecht erkennt keine Kapelle im Wiesengrund, sondern deutet das verfallene Gemäuer eher als eine abgegangene Mühle, auch der schwedische Reichskanzler Graf Oxenstjerna  kommt im Kriegsjahr 1632 zu einer anderen Interpretation: „''Aber nachdem er'' (der Feind) ''sich nirgends sehen ließ, sondern sich im Lager hinter den Schanzen hielt, wurden Seine Majestät daraufhin genötigt, einen kleinen Flecken namens Fürtt zu nehmen, mit einer kleinen Befestigung, dort wo Regnitz und Pegnitz zusammenkommen und wo zwei Brücken sind, daraus seine Majestät den Feind 2 Tage vorher verjagt hatte.“<ref>zitiert nach Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 41. Dort auch mit entsprechender Abbildung der ''Befestigungsanlage'' im Umfeld Fürths auf einer Aueninsel - zugängig durch zwei Brücken - entnommen der Skizze: „CASTRA SVECICA FURTI POSITA: FRIEDLANDIUM DUCEM IN MONTE, VETERI DICTO, OPPUCNATIA. Kay. Läger auff dem Altenberg bey Fürdt“ aus dem Kupferstichkabinett des [[wikipedia:Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Nationalsmuseums]] (Signatur: HB 581 Kapsel 1343)</ref> Oxenstjerna nutzte die Relikten zur Verschanzung und bezeichnete sie als „Befestigung“.<ref>Thomas Werner, ebenda</ref>
Nicht nur die Karte von Andreas Albrecht erkennt keine Kapelle im Wiesengrund, sondern deutet das verfallene Gemäuer eher als eine abgegangene Mühle. Auch der schwedische Reichskanzler Graf Oxenstjerna  kommt im Kriegsjahr 1632 zu einer anderen Interpretation: „''Aber nachdem er'' (der Feind) ''sich nirgends sehen ließ, sondern sich im Lager hinter den Schanzen hielt, wurden Seine Majestät daraufhin genötigt, einen kleinen Flecken namens Fürtt zu nehmen, mit einer kleinen Befestigung, dort wo Regnitz und Pegnitz zusammenkommen und wo zwei Brücken sind, daraus seine Majestät den Feind 2 Tage vorher verjagt hatte.“<ref>zitiert nach Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 46. Dort auch mit entsprechender Abbildung der ''Befestigungsanlage'' im Umfeld Fürths auf einer Aueninsel - zugängig durch zwei Brücken - entnommen der Skizze: „CASTRA SVECICA FURTI POSITA: FRIEDLANDIUM DUCEM IN MONTE, VETERI DICTO, OPPUCNATIA. Kay. Läger auff dem Altenberg bey Fürdt“ aus dem Kupferstichkabinett des [[wikipedia:Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Nationalsmuseums]] (Signatur: HB 581 Kapsel 1343)</ref> Oxenstjerna nutzte die Relikten zur Verschanzung und bezeichnete sie als „Befestigung“.<ref>Thomas Werner, ebenda</ref>


Ab [[1. März]] [[1843]] bis gegen Ende April/Anfang Mai wurden auf dem Gelände Grabungen von dem späteren 2. Bürgermeister [[Johann Martin Meyer]] durchgeführt. Diese endeten mit einem Grabungsbericht vom 3. Mai 1843. Eine untergegangene Kapelle wurde allerdings nicht gefunden.<ref>Thomas Werner: ''„Archäologische Pionierstadt Fürth“ oder Was uns das Kapellenruh-Denkmal in Wirklichkeit verrät''. In: Altstadtbläddla Nr. 48, 2014/15, S. 40</ref> Allerdings "fand man [...] eine Masse Menschenknochen, ohne aber Spuren von Gräbern".<ref name="FT-531">"Fürther Tagblatt" vom 3. Mai 1843, S. 531</ref> Dies führte damals zu der Vermutung, dass die Fundstellen in früherer Zeit bei der "Räumung der Gräber", welche sich ehemals in der Mitte der Kapelle befunden haben sollen, benutzt worden seien. Auch gab es - laut damaligem Zeitungsbericht - noch einen Zeitzeugen, der sich an "mehrere Grabsteine" erinnern konnte, die zunächst noch in der Mitte der Ruine gelegen haben und dann zum Kirchhof gebracht wurden und die er noch eine Zeit lang "an der Sakristei gelehnt liegen sah".<ref name="FT-531"/>
Ab [[1. März]] [[1843]] bis gegen Ende April/Anfang Mai wurden auf dem Gelände Grabungen von dem späteren 2. Bürgermeister [[Johann Martin Meyer]] durchgeführt. Diese endeten mit einem Grabungsbericht vom 3. Mai 1843. Eine untergegangene Kapelle wurde allerdings nicht gefunden.<ref>Thomas Werner: ''„Archäologische Pionierstadt Fürth“ oder Was uns das Kapellenruh-Denkmal in Wirklichkeit verrät''. In: Altstadtbläddla Nr. 48, 2014/15, S. 40</ref> Stattdessen "fand man [...] eine Masse Menschenknochen, ohne aber Spuren von Gräbern".<ref name="FT-531">"Fürther Tagblatt" vom 3. Mai 1843, S. 531</ref> Dies führte damals zu der Vermutung, dass die Fundstellen in früherer Zeit bei der „Räumung der Gräber“, welche sich ehemals in der Mitte der Kapelle befunden haben sollen, benutzt worden seien. Auch gab es - laut damaligem Zeitungsbericht - noch einen Zeitzeugen, der sich an „mehrere Grabsteine“ erinnern konnte, die zunächst noch in der Mitte der Ruine gelegen hatten und dann zum Kirchhof gebracht wurden und die er noch eine Zeit lang „an der Sakristei gelehnt liegen sah“.<ref name="FT-531"/>
Laut Fronmüllerchronik gab es deshalb keine Gräber, weil in früheren Zeiten Selbstmordopfer hier begraben worden waren.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 269</ref>
Laut Fronmüllerchronik gab es deshalb keine Gräber, weil in früheren Zeiten Selbstmordopfer hier begraben worden waren.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 269</ref>
[[Datei:Gedenkstein Kapellenruh mit Käppnersteg.jpg|mini|right|Gedenkstein für die Martinskapelle von 1855]]
[[Datei:Gedenkstein Kapellenruh mit Käppnersteg.jpg|mini|right|Gedenkstein für die Martinskapelle von 1855]]
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:''Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich [...] auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem Schießplatz und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: "Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno [[1855]]. Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist.<ref> ''"Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung. ..."'', Nürnberg, 1869 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref>
:''Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich [...] auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem Schießplatz und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: "Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno [[1855]]. Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist.<ref> ''"Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung. ..."'', Nürnberg, 1869 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref>


Im April [[1945]] zerstörten die von Westen anrückenden [[U.S. Army|Amerikaner]] das Denkmal, das [[1983]] vom [[Lions Club Fürth]], dem alten nachempfunden, neu errichtet wurde. Es ist von Stieleichen umstanden, die [[1864]] gepflanzt wurden.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=13}}</ref>
Im April [[1945]] zerstörten die von Westen anrückenden [[U.S. Army|Amerikaner]] das Denkmal, das [[1983]] vom [[Lions Club Fürth]], dem alten nachempfunden, neu errichtet wurde. Es ist von Stieleichen umgeben, die [[1864]] gepflanzt wurden.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=13}}</ref>
[[Datei:1 Altstadtblaeddla 51, 2017-2018 Radargramm.png|mini|right|Radargramm mit eingetragener Messfläche (Martinskapelle) nach Geo-Büro Tarasconi, Fürth]]
[[Datei:1 Altstadtblaeddla 51, 2017-2018 Radargramm.png|mini|right|Radargramm mit eingetragener Messfläche (Martinskapelle) nach Geo-Büro Tarasconi, Fürth]]
im November 2016 wurde eine Geo- oder Bodenradarmessung auf dem [[Kirchenplatz]] durchgeführt. Dabei konnte Zwischen 2,8 m und 3,0 m nordwestlich der nordöstlichen Sakristeiecke tritt ein Mauerzug von ca. 5 m Länge in ungefähr 80 cm Tiefe unter der nördlichen Sakristeiwand nachgewiesen werden, der nach  
Im November 2016 wurde eine Geo- oder Bodenradarmessung auf dem [[Kirchenplatz]] durchgeführt. Dabei konnte zwischen 2,8 m und 3,0 m nordwestlich der nordöstlichen Sakristeiecke ein Mauerzug von ca. 5 m Länge in ungefähr 80 cm Tiefe unter der nördlichen Sakristeiwand nachgewiesen werden, der nach  
Nordnordost ausgerichtet ist und dann im rechten Winkel mit ca. 11 m in südsüdöstliche Richtung umknickt.<ref>Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 27</ref>. Die aufgefundenen Fundamentmauern haben nichts mit der [[Heilig-Grab-Kapelle]]. Letztere stand vielmehr auf dem für sie abgetragenen Kapellenbauwerk, für das sich die Martinskapelle nahelegt. Der Abriss der Martinskapelle dürfte mit der Chorerweiterung von [[Kirche St. Michael|St. Michael]] durch Pfarrer [[Konrad Held]] ab 1470 erfolgt sein, nachdem St. Martin bereits zur Grabkapelle herabgesunken war.<ref>siehe zu den Überlegungen Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 32</ref>
Nordnordost ausgerichtet ist und dann im rechten Winkel mit ca. 11 m in südsüdöstliche Richtung umknickt.<ref>Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 27</ref>. Die aufgefundenen Fundamentmauern haben nichts mit der [[Heilig-Grab-Kapelle]] zu tun. Letztere stand vielmehr auf dem für sie abgetragenen Kapellenbauwerk, für das sich die Martinskapelle nahelegt. Der Abriss der Martinskapelle dürfte mit der Chorerweiterung von [[Kirche St. Michael|St. Michael]] durch Pfarrer [[Konrad Held]] ab 1470 erfolgt sein, nachdem St. Martin bereits zur Grabkapelle herabgesunken war.<ref>siehe zu den Überlegungen Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 32</ref>


Wie schwer neuere wissenschaftliche Erkenntnisse neben liebgewonnenen, althergebrachten Legenden sich Gehör verschaffen können, wurde beim [[Erntedankfestzug|Kirchweihfestzug 2007]] zum Stadtjubiläum noch einmal deutlich, als ein Nachbau der legendären Kapelle St. Martin aus dem Wiesengrund auf einem Festwagen gezeigt wurde.
Wie schwer neuere wissenschaftliche Erkenntnisse neben liebgewonnenen, althergebrachten Legenden sich Gehör verschaffen können, wurde beim [[Erntedankfestzug|Kirchweihfestzug 2007]] zum Stadtjubiläum noch einmal deutlich, als ein Nachbau der legendären Kapelle St. Martin aus dem Wiesengrund auf einem Festwagen gezeigt wurde.
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