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Es wird manchmal angenommen, dass in ihrem Bereich auch der [[Königshof Fürth|Königshof]] gelegen haben könnte. (Zu der Diskussion um Standort des Königshofs siehe [[Kapellenruh]].) | Es wird manchmal angenommen, dass in ihrem Bereich auch der [[Königshof Fürth|Königshof]] gelegen haben könnte. (Zu der Diskussion um Standort des Königshofs siehe [[Kapellenruh]].) | ||
Die Ruine der Kapelle St. Martin wurde [[1705]] auf einem Stich von [[Johann Alexander Boener]] abgebildet, gibt aber einen Bauzustand wieder, der nicht vor 1250 entstanden sein kann.<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 10; auch Thomas Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18</ref> Diese Erkenntnis macht aber einen Widerspruch deutlich, da die St. Michaelskirche im 11./12. Jhdt. gegründet wurde.<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 6 </ref> Diese Unstimmigkeit wird aufgelöst, indem ein Holzgängervorbau postuliert wird, der aber nie nachgewiesen werden konnte.<ref> Thomas Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18 </ref><ref>zu dem Verhältnis zwischen Martinskapelle und Michaelskirche siehe auch: Thomas Werner: ''Das alte Martinspatrozinium in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 44, 2010/11, S.36 - 37</ref></br> | Die Ruine der Kapelle St. Martin wurde [[1705]] auf einem Stich von [[Johann Alexander Boener]] abgebildet, gibt aber einen Bauzustand wieder, der nicht vor 1250 entstanden sein kann.<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 10; auch Thomas Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18</ref> Diese Erkenntnis macht aber einen Widerspruch deutlich, da die St. Michaelskirche im 11./12. Jhdt. gegründet wurde.<ref>Gerda Kriesch: ''Die Martinskapelle in Fürth. Wie könnte sie ausgesehen haben?'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2007, S. 6 </ref> Diese Unstimmigkeit wird aufgelöst, indem ein Holzgängervorbau postuliert wird, der aber nie nachgewiesen werden konnte.<ref> Thomas Werner: ''Weitere Anmerkungen zur „Martinskapelle“ in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 57, 2024, S. 18 </ref><ref>zu dem Verhältnis zwischen Martinskapelle und Michaelskirche siehe auch: Thomas Werner: ''Das alte Martinspatrozinium in Fürth''. In: Altstadtbläddla Nr. 44, 2010/11, S. 36 - 37</ref></br> | ||
Der Ursprung der Kapelle im Zeitalter Karls des Großen scheint letztlich auf den Ausführungen des Rechtsgelehrten Dr. [https://www.google.de/books/edition/N%C3%BCrnbergisches_Gelehrten_Lexicon_oder_B/QZlfAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Leonhard+Wurfbain+aus+N%C3%BCrnberg&pg=PA308&printsec=frontcover Leonhard Wurfbain]<ref>Georg Andreas Will: „Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon“, IV. Teil, 1858, S. 308 - 312</ref> aus Nürnberg zurückzugehen, die für Merians „Topographia Franconiae“ als Textgrundlage dienten. Jener hatte aber offensichtlich nicht Fürth sondern Altenfurt im Blick.<ref>Die Formulierung „gegen auffgang der Sonnen“ weist von Nürnberg in östliche und nicht westliche Richtung, wobei es dann „gegen niedergang der Sonnen“ hätte heißen müssen. Siehe Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 41 - 42 </ref> Dies scheint der Grund für die Verbindung der Martinskapelle mit Karl dem Großen zu sein, die im Laufe der Zeit zum Fürther Narrativ geriet. Kombiniert wurde dazu die passend erscheinende Schiffsreise Karls des Großen im Jahr 793 auf der Rednitz vom [[wikipedia:Fossa Carolina|Fossa Carolina]] (Karlsgraben) bei Treuchtlingen nach Würzburg.<ref>„''Die Legende von der Kapellengründung im Wiesengrund ist eine vom Humanismus der Aufklärungszeit vorgebrachte Erklärung, die nach der 1. Kirche in Fürth gesucht hat, durch die Flussfahrt Karls des Großen vom Karlsgraben bis Würzburg 793 inspiriert für ein sinnvolles Geschichtsbild in Fürth sorgen wollte und dadurch die Ansiedlung sehr alt gemacht hat. Dieses Geschichtsbild konnte bisher durch keine Untersuchung wissenschaftlich erhärtet werden.''“ Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 34</ref> | Der Ursprung der Kapelle im Zeitalter Karls des Großen scheint letztlich auf den Ausführungen des Rechtsgelehrten Dr. [https://www.google.de/books/edition/N%C3%BCrnbergisches_Gelehrten_Lexicon_oder_B/QZlfAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Leonhard+Wurfbain+aus+N%C3%BCrnberg&pg=PA308&printsec=frontcover Leonhard Wurfbain]<ref>Georg Andreas Will: „Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon“, IV. Teil, 1858, S. 308 - 312</ref> aus Nürnberg zurückzugehen, die für Merians „Topographia Franconiae“ als Textgrundlage dienten. Jener hatte aber offensichtlich nicht Fürth sondern Altenfurt im Blick.<ref>Die Formulierung „gegen auffgang der Sonnen“ weist von Nürnberg in östliche und nicht westliche Richtung, wobei es dann „gegen niedergang der Sonnen“ hätte heißen müssen. Siehe Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 41 - 42 </ref> Dies scheint der Grund für die Verbindung der Martinskapelle mit Karl dem Großen zu sein, die im Laufe der Zeit zum Fürther Narrativ geriet. Kombiniert wurde dazu die passend erscheinende Schiffsreise Karls des Großen im Jahr 793 auf der Rednitz vom [[wikipedia:Fossa Carolina|Fossa Carolina]] (Karlsgraben) bei Treuchtlingen nach Würzburg.<ref>„''Die Legende von der Kapellengründung im Wiesengrund ist eine vom Humanismus der Aufklärungszeit vorgebrachte Erklärung, die nach der 1. Kirche in Fürth gesucht hat, durch die Flussfahrt Karls des Großen vom Karlsgraben bis Würzburg 793 inspiriert für ein sinnvolles Geschichtsbild in Fürth sorgen wollte und dadurch die Ansiedlung sehr alt gemacht hat. Dieses Geschichtsbild konnte bisher durch keine Untersuchung wissenschaftlich erhärtet werden.''“ Thomas Werner: ''Neue Überlegungen zum Standort der alten Martinskapelle''. In: Altstadtbläddla Nr. 51, 2017/18, S. 34</ref> | ||
Nicht nur die Karte von Andreas Albrecht erkennt keine Kapelle im Wiesengrund, sondern deutet das verfallene Gemäuer eher als eine abgegangene Mühle. Auch der schwedische Reichskanzler Graf Oxenstjerna kommt im Kriegsjahr 1632 zu einer anderen Interpretation: „''Aber nachdem er'' (der Feind) ''sich nirgends sehen ließ, sondern sich im Lager hinter den Schanzen hielt, wurden Seine Majestät daraufhin genötigt, einen kleinen Flecken namens Fürtt zu nehmen, mit einer kleinen Befestigung, dort wo Regnitz und Pegnitz zusammenkommen und wo zwei Brücken sind, daraus seine Majestät den Feind 2 Tage vorher verjagt hatte.“<ref>zitiert nach Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 46. Dort auch mit entsprechender Abbildung der ''Befestigungsanlage'' im Umfeld Fürths auf einer Aueninsel - zugängig durch zwei Brücken - entnommen der Skizze: „CASTRA SVECICA FURTI POSITA: FRIEDLANDIUM DUCEM IN MONTE, VETERI DICTO, OPPUCNATIA. Kay. Läger auff dem Altenberg bey Fürdt“ aus dem Kupferstichkabinett des [[wikipedia:Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Nationalsmuseums]] (Signatur: HB 581 Kapsel 1343)</ref> Oxenstjerna nutzte die Relikten zur Verschanzung und bezeichnete sie als „Befestigung“.<ref | Nicht nur die Karte von Andreas Albrecht erkennt keine Kapelle im Wiesengrund, sondern deutet das verfallene Gemäuer eher als eine abgegangene Mühle. Auch der schwedische Reichskanzler Graf Oxenstjerna kommt im Kriegsjahr 1632 zu einer anderen Interpretation: „''Aber nachdem er'' (der Feind) ''sich nirgends sehen ließ, sondern sich im Lager hinter den Schanzen hielt, wurden Seine Majestät daraufhin genötigt, einen kleinen Flecken namens Fürtt zu nehmen, mit einer kleinen Befestigung, dort wo Regnitz und Pegnitz zusammenkommen und wo zwei Brücken sind, daraus seine Majestät den Feind 2 Tage vorher verjagt hatte.“<ref name="TW-2012">zitiert nach Thomas Werner: ''Fürth in Merians Topographie Franconiae''. In: [[Altstadtbläddla]] Nr. 46, 2012/13, S. 46. Dort auch mit entsprechender Abbildung der ''Befestigungsanlage'' im Umfeld Fürths auf einer Aueninsel - zugängig durch zwei Brücken - entnommen der Skizze: „CASTRA SVECICA FURTI POSITA: FRIEDLANDIUM DUCEM IN MONTE, VETERI DICTO, OPPUCNATIA. Kay. Läger auff dem Altenberg bey Fürdt“ aus dem Kupferstichkabinett des [[wikipedia:Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Nationalsmuseums]] (Signatur: HB 581 Kapsel 1343)</ref> Oxenstjerna nutzte die Relikten zur Verschanzung und bezeichnete sie als „Befestigung“.<ref name="TW-2012"/> | ||
Ab [[1. März]] [[1843]] bis gegen Ende April/Anfang Mai wurden auf dem Gelände Grabungen von dem späteren 2. Bürgermeister [[Johann Martin Meyer]] durchgeführt. Diese endeten mit einem Grabungsbericht vom 3. Mai 1843. Eine untergegangene Kapelle wurde allerdings nicht gefunden.<ref>Thomas Werner: ''„Archäologische Pionierstadt Fürth“ oder Was uns das Kapellenruh-Denkmal in Wirklichkeit verrät''. In: Altstadtbläddla Nr. 48, 2014/15, S. 40</ref> Stattdessen "fand man [...] eine Masse Menschenknochen, ohne aber Spuren von Gräbern".<ref name="FT-531">"Fürther Tagblatt" vom 3. Mai 1843, S. 531</ref> Dies führte damals zu der Vermutung, dass die Fundstellen in früherer Zeit bei der „Räumung der Gräber“, welche sich ehemals in der Mitte der Kapelle befunden haben sollen, benutzt worden seien. Auch gab es - laut damaligem Zeitungsbericht - noch einen Zeitzeugen, der sich an „mehrere Grabsteine“ erinnern konnte, die zunächst noch in der Mitte der Ruine gelegen hatten und dann zum Kirchhof gebracht wurden und die er noch eine Zeit lang „an der Sakristei gelehnt liegen sah“.<ref name="FT-531"/> | Ab [[1. März]] [[1843]] bis gegen Ende April/Anfang Mai wurden auf dem Gelände Grabungen von dem späteren 2. Bürgermeister [[Johann Martin Meyer]] durchgeführt. Diese endeten mit einem Grabungsbericht vom 3. Mai 1843. Eine untergegangene Kapelle wurde allerdings nicht gefunden.<ref>Thomas Werner: ''„Archäologische Pionierstadt Fürth“ oder Was uns das Kapellenruh-Denkmal in Wirklichkeit verrät''. In: Altstadtbläddla Nr. 48, 2014/15, S. 40</ref> Stattdessen "fand man [...] eine Masse Menschenknochen, ohne aber Spuren von Gräbern".<ref name="FT-531">"Fürther Tagblatt" vom 3. Mai 1843, S. 531</ref> Dies führte damals zu der Vermutung, dass die Fundstellen in früherer Zeit bei der „Räumung der Gräber“, welche sich ehemals in der Mitte der Kapelle befunden haben sollen, benutzt worden seien. Auch gab es - laut damaligem Zeitungsbericht - noch einen Zeitzeugen, der sich an „mehrere Grabsteine“ erinnern konnte, die zunächst noch in der Mitte der Ruine gelegen hatten und dann zum Kirchhof gebracht wurden und die er noch eine Zeit lang „an der Sakristei gelehnt liegen sah“.<ref name="FT-531"/> |