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Die '''Heilig-Grab-Kapelle''' stand bis [[1812]] auf dem Kirchhof neben der [[Kirche St. Michael]] und diente als Friedhofskapelle.  
Die '''Heilig-Grab-Kapelle''' stand bis [[1812]] auf dem [[Städtischer Friedhof#Erster Friedhof bei der St. Michaeliskirche|Kirchhof]] neben der [[Kirche St. Michael]] und diente seit der [[Reformation]] als Friedhofskapelle.  
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Heilig-Grab-Kapellen gab es im katholischen Mittelalter viele quer durch Europa als formelhafte Nachbildung des sogenannten Heiligen Grabes Jesu Christi.<ref>{{Quelle Wikipedia|Grabeskirche (Nachbildung)}}</ref> Das waren aber originär keine Friedhofskapellen sondern eigentlich Scheingräber, die sich am Heiligen Grab Jesu Christi im Heiligen Land<ref>{{Quelle Wikipedia|Heiliges Land}}</ref> (Palästina) orientierten. Denn im katholischen Mittelalter vor allem zur Zeit der Kreuzzüge gaben zahlreiche Landesfürsten und private Stifter Heilige Gräber in Auftrag um dem Ort der Auferstehung Jesu Christi nahe sein zu können, ohne weite Pilgerreisen unternehmen zu müssen.<ref>''ohne Verfasser'': Hintergrund. Was ist ein Heiliges Grab? In: Onlineangebot MDR.DE, Mitteldeutscher Rundfunk, Leipzig, vom 28. März 2024, aufgerufen am 18. Juni 2024 - [https://www.mdr.de/religion/was-ist-ein-heiliges-grab-100.html#:~:text=Traditionell%20ist%20ein%20Heiliges%20Grab,diese%20Nachbauten%20im%20fr%C3%BChen%20Mittelalter. Online]</ref> Erst durch die Reformation verloren die Heilig-Grab-Kapellen ihre ursprüngliche Funktion und wurden zum Beispiel wie im lutherisch gewordenen Kitzingen auch profaniert.<ref>{{Quelle Wikipedia|Heilig-Grab-Kirche (Kitzingen)}}</ref>
Von der Heilig-Grab-Kapelle bekam der Heiligenberg, die [[Heiligenstraße]], ihren Namen. Sie wurde [[1812]] abgerissen.
Von der Heilig-Grab-Kapelle bekam der Heiligenberg, die [[Heiligenstraße]], ihren Namen. Sie wurde [[1812]] abgerissen.
Die genaue Lage der Kapelle ist nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich stand die Kapelle auf der Nordseite des gotischen Chorhauses der [[Kirche St. Michael]]. Dies lässt zumindest ein Zeichnung von [[Johann Alexander Boener]] aus dem 18. Jahrhundert vermuten. Die Arbeitsgruppe Archäologie vom [[Altstadtverein St. Michael|Altstadtverein Fürth e. V.]] hat sich im Jahr [[2017]] auf die Suche nach den Überresten der Kapelle gemacht und mittels einer Georadaruntersuchung die Fläche neben dem Chorhaus untersucht. In der Tat konnten klare Strukturen im Boden gefunden werden, die den Schluss nahelegen, dass hier einmal die Kapelle stand. Weitere Untersuchungen stehen noch aus.
Die genaue Lage der Kapelle ist nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich stand die Kapelle auf der Nordseite des gotischen Chorhauses der [[Kirche St. Michael]]. Dies lässt zumindest ein Zeichnung von [[Johann Alexander Boener]] aus dem 18. Jahrhundert vermuten. Die Arbeitsgruppe Archäologie vom [[Altstadtverein St. Michael|Altstadtverein Fürth e. V.]] hat sich im Jahr [[2017]] auf die Suche nach den Überresten der Kapelle gemacht und mittels einer Georadaruntersuchung die Fläche neben dem Chorhaus untersucht. In der Tat konnten klare Strukturen im Boden gefunden werden, die den Schluss nahelegen, dass hier einmal die Kapelle stand. Weitere Untersuchungen stehen noch aus.


== Verwendungszweck nach der Reformation ==
== Verwendungszweck nach der Reformation ==
Nachdem der größte Teil Fürths im [[Reformation]]szeitalter protestantisch geworden war, suchte [[Bistum Bamberg|Bamberg]] den Katholizismus in Fürth dadurch zu erhalten, dass es sich als oberster Gotteshauspfleger behauptete und für den Kultus einen sogenannten ''Frühmesser primissarius'' einsetzte, der als katholischer Geistlicher fungieren sollte. Dieser hielt Gottesdienste nicht in [[Kirche St. Michael|St. Michael]], sondern in der Hl. Grabkapelle <ref>vgl. Beilage im [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Juni]] [[1861]]. Als Primissarii werden dort angegeben: Wilhelm Erkel, Johann Kebitz bis 1549, Christoph Fuchs bis 1578, Johann Hager bis 1618, danach Albert Behaim.</ref>. Alle diese Benefiziaten bezogen ihre Wohnung im sog. [[Kirchenplatz 7|Frühmesserhaus]], das ein Opfer im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] wurde. Da es in Fürth seit 1570 außer dem bambergischen Amtmann und seinen wenigen Bediensteten keine Katholiken mehr gab, wurde das Frühmessbenefizium nur noch förmlich besetzt. Der präsentierte Geistliche kam aber nie nach Fürth<ref>  
Nachdem der größte Teil Fürths im Reformationszeitalter protestantisch geworden war, suchte [[Bistum Bamberg|Bamberg]] den Katholizismus in Fürth dadurch zu erhalten, dass es sich als oberster Gotteshauspfleger behauptete und für den Kultus einen sogenannten ''Frühmesser primissarius'' einsetzte, der als katholischer Geistlicher fungieren sollte. Dieser hielt Gottesdienste nicht in [[Kirche St. Michael|St. Michael]], sondern in der Hl. Grabkapelle <ref>vgl. Beilage im [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Juni]] [[1861]]. Als Primissarii werden dort angegeben: Wilhelm Erkel, Johann Kebitz bis 1549, Christoph Fuchs bis 1578, Johann Hager bis 1618, danach Albert Behaim.</ref>. Alle diese Benefiziaten bezogen ihre Wohnung im sog. [[Kirchenplatz 7|Frühmesserhaus]], das ein Opfer im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] wurde. Da es in Fürth seit 1570 außer dem bambergischen Amtmann und seinen wenigen Bediensteten keine Katholiken mehr gab, wurde das Frühmessbenefizium nur noch förmlich besetzt. Der präsentierte Geistliche kam aber nie nach Fürth<ref>  
Zu jenen ''Frühmess-Belehnten'' zählte bis 1723 Joannes Werner (später Generalvicar), dann Dr. romanus Caspar Lobenhofer, 1725 Caspar Hebendanz, 1726 Pancraz Allersberger (Pfarrer zu Adelsdorf), 1728 Johann Christoph Dietz und 1749 Johann Adam Baumeister. Vgl. Beilage im [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Juni]] [[1861]].</ref>. </br>
Zu jenen ''Frühmess-Belehnten'' zählte bis 1723 Joannes Werner (später Generalvicar), dann Dr. romanus Caspar Lobenhofer, 1725 Caspar Hebendanz, 1726 Pancraz Allersberger (Pfarrer zu Adelsdorf), 1728 Johann Christoph Dietz und 1749 Johann Adam Baumeister. Vgl. Beilage im [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Juni]] [[1861]].</ref>. </br>
Durch die lange Abwesenheit eines katholischen Geistlichen nahmen die Protestanten die Hl. Grabkapelle in Besitz, allerdings lediglich dass dort einmal wöchentlich an Freitagen Betstunde abgehalten wurde und dass "''die außerehelichen Kinder daselbst getauft''" wurden<ref>siehe [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Juni]] [[1861]]</ref>.
Durch die lange Abwesenheit eines katholischen Geistlichen nahmen die Protestanten die Hl. Grabkapelle in Besitz, allerdings lediglich dass dort einmal wöchentlich an Freitagen Betstunde abgehalten wurde und dass "''die außerehelichen Kinder daselbst getauft''" wurden<ref>siehe [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Juni]] [[1861]]</ref>.
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* [[Kirche St. Michael]]
* [[Kirche St. Michael]]
* [[Kapelle St. Martin]]
* [[Kapelle St. Martin]]
* [[Heiligenstraße]]
* [[Kirchenplatz]]
* [[Städtischer Friedhof#Erster Friedhof bei der St. Michaeliskirche|Erster Friedhof bei der St. Michaeliskirche]]


== Lokalberichterstattung ==
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<references />
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== Bilder ==
==Bilder==
{{Bilder dieses Gebäudes}}
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[[Kategorie:Altstadt]]
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