Vakanz auf der Stelle des Oberrabbiners 1819 - 1831: Unterschied zwischen den Versionen

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==Nachfolgekandidat Rabbi [[wikipedia: Moses Sofer|Moses Sofer]]<ref name="Löwenstein 2">Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], 1. Teil, S. 208</ref>==  
==Nachfolgekandidat Rabbi [[wikipedia: Moses Sofer|Moses Sofer]]<ref name="Löwenstein 2">Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], 1. Teil, S. 208</ref>==  
Daraufhin wandte sich die Gemeinde an [[wikipedia: Moses Sofer|Moses Sofer]], eine anerkannte talmudische Autorität. Dieser war seit 13 Jahren  Oberrabbiner von Pressburg ([[wikipedia:Bratislava|Bratislava]]), der damaligen Hauptstadt Ungarns. Als die Verhandlungen bereits gut gediehen schienen, wandte sich Moses Sofer noch einmal brieflich an [[Wolf Hamburger]], um noch einige Punkte zu klären.<ref>Dabei ging es darum, ob Sofer in Fürth eine eigene Jeschiwa unterhalten dürfe und die Gemeinde bereits sei, seine Talmudschüler zu verpflegen.</ref> Die Pressburger Gemeinde ihrerseits startete eine Charmeoffensive, um Moses Sofer in Pressburg zu behalten. Ginge er nach Fürth, würde der Ruf Fürths einen gewaltigen Aufschwung nehmen, wie umgekehrt in Ungarn das Thorawissen sich immer mehr verdunkeln würde. Die begeisterten Worte verfehltten nicht ihre Wirkung und Sofer verblieb in Pressburg.<ref name="Löwenstein 2"/>
Daraufhin wandte sich die Gemeinde an [[wikipedia: Moses Sofer|Moses Sofer]], eine anerkannte talmudische Autorität. Dieser war seit 13 Jahren  Oberrabbiner von Pressburg ([[wikipedia:Bratislava|Bratislava]]), der damaligen Hauptstadt Ungarns. Als die Verhandlungen bereits gut gediehen schienen, wandte sich Moses Sofer noch einmal brieflich an [[Wolf Hamburger]], um noch einige Punkte zu klären.<ref>Dabei ging es darum, ob Sofer in Fürth eine eigene Jeschiwa unterhalten dürfe und die Gemeinde bereits sei, seine Talmudschüler zu verpflegen.</ref> Die Pressburger Gemeinde ihrerseits startete eine Charmeoffensive, um Moses Sofer in Pressburg zu behalten. Ginge er nach Fürth, würde der Ruf Fürths einen gewaltigen Aufschwung nehmen, wie umgekehrt in Ungarn das Thorawissen sich immer mehr verdunkeln würde. Die begeisterten Worte verfehlten nicht ihre Wirkung und Sofer verblieb in Pressburg.<ref name="Löwenstein 2"/>


==Nachfolgekandidat [[wikipedia:Eleasar Löw|Eleasar Löw]]<ref name="Löwenstein 3">Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], 1. Teil, S. 208 f</ref>==  
==Nachfolgekandidat [[wikipedia:Eleasar Löw|Eleasar Löw]]<ref name="Löwenstein 3">Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], 1. Teil, S. 208 f</ref>==  
Als die Wahl sodann am [[11. Februar]] [[1821]] auf [[wikipedia:Eleasar Löw|Eleasar Löw]] fiel, konnte dieser die Wahl nicht annehmen, da er bereits der Gemeinde [[wikipedia:Liptovský Mikuláš| Liptau Szent-Miklos]] (damals Ungarn, heute Slowakei) eine Zusage gegeben hatte.<ref>siehe auch Lazar Münz:„Rabbi Eleasar, genannt Schemen Rokeach. Eine Lebensbeschreibung.“, Trier, 1895, Verlag Sigmund Mayer, S. 87</ref>
Als die Wahl sodann am [[11. Februar]] [[1821]] auf [[wikipedia:Eleasar Löw|Eleasar Löw]], den Rabbiner von [[wikipedia:Třešť|Triesch]] fiel, konnte dieser die Wahl nicht annehmen, da er bereits der Gemeinde [[wikipedia:Liptovský Mikuláš| Liptau Szent-Miklos]] (damals Ungarn, heute Slowakei) eine Zusage gegeben hatte.<ref>siehe auch Lazar Münz:„Rabbi Eleasar, genannt Schemen Rokeach. Eine Lebensbeschreibung.“, Trier, 1895, Verlag Sigmund Mayer, S. 87</ref>


==Nachfolgekandidat Aron Joschua Elia Herzfeld<ref name="Löwenstein 4">Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], 1. Teil, S. 209</ref>==  
==Nachfolgekandidaten Aron Joschua Elia Herzfeld, Lazarus aus Miclos und Moses Minz<ref name="Löwenstein 4">Leopold Löwenstein: [[Zur Geschichte der Juden in Fürth (Buch)|Zur Geschichte der Juden in Fürth]], 1. Teil, S. 209</ref>==  


„''Die am 11. Februar 1821 vorgenommene Wahl eines Ober-Rabbiners fiel auf Josua Bär Herzfelder, Ober-Rabbiner in [[wikipedia:Rawicz|Rawicz]] in Posen<ref>Josua Beer Herzfeld, geb. 22. September 1760 (eigentl. „Josua Elia‘‘ nannte sich seit 1804 Josua Beer Herzfeld), war seit 1786 Rabbinatsassessor in Rawiz (Rawitsch); Näheres bei Wolfgang D. Herzfeld: „Der Oberrabbiner Josua Beer Herzfeld in Rawitsch und seine Vorfahren“ in: [http://www.herzfeld-online.de/Ludwig.htm Herzfeld – Familiechronik]</ref>, auf Moses Minz aus [[wikipedia:Buda|Altofen]], und Lazarus aus Miclos; allein sie wurde durch höchste Rescripte vom 9. April und 3. September 1821 aus besonderen Gründen nicht genehmigt<ref>offensichtlich erachtete die Regierung die Wahl eines gesetzlich befähigten Inländers für unerlässlich. So etwa [[Hugo Barbeck]]: „[[Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth (Buch)|Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth]]“, S. 89</ref> und endlich stand man von der Wahl eines Ober-Rabbiners ganz ab.''“</br>
„''Die am 11. Februar 1821 vorgenommene Wahl eines Ober-Rabbiners fiel auf Josua Bär Herzfelder, Ober-Rabbiner in [[wikipedia:Rawicz|Rawicz]] in Posen<ref>Josua Beer Herzfeld, geb. 22. September 1760 (eigentl. „Josua Elia‘‘ nannte sich seit 1804 Josua Beer Herzfeld), war seit 1786 Rabbinatsassessor in Rawiz (Rawitsch); Näheres bei Wolfgang D. Herzfeld: „Der Oberrabbiner Josua Beer Herzfeld in Rawitsch und seine Vorfahren“ in: [http://www.herzfeld-online.de/Ludwig.htm Herzfeld – Familiechronik]</ref>, auf Moses Minz aus [[wikipedia:Buda|Altofen]], und Lazarus aus Miclos; allein sie wurde durch höchste Rescripte vom 9. April und 3. September 1821 aus besonderen Gründen nicht genehmigt<ref>offensichtlich erachtete die Regierung die Wahl eines gesetzlich befähigten Inländers für unerlässlich. So etwa [[Hugo Barbeck]]: „[[Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth (Buch)|Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth]]“, S. 89</ref> und endlich stand man von der Wahl eines Ober-Rabbiners ganz ab.''“</br>
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Nachdem sich der gesamte Prozess also hinzog wurde im Juni 1829 dem israelischen Vereinsausschuss die Neuwahl eines Rabbiners von der Staatsregierung befohlen. Es kam zu Protesten und der Wahltermin wurde bis zum 1. Oktober 1829 verlängert<ref>ebenda</ref>. Widrigenfalls wurde angedroht dem Ausschuss das Wahlrecht zu entziehen und auf Gemeindekosten einen Rabbiner zu bestellen. Neuerliche Proteste samt folgenden Abweisungen verschoben den Wahltermin auf längstens 30. Dezember 1829<ref>ebenda</ref>.
Nachdem sich der gesamte Prozess also hinzog wurde im Juni 1829 dem israelischen Vereinsausschuss die Neuwahl eines Rabbiners von der Staatsregierung befohlen. Es kam zu Protesten und der Wahltermin wurde bis zum 1. Oktober 1829 verlängert<ref>ebenda</ref>. Widrigenfalls wurde angedroht dem Ausschuss das Wahlrecht zu entziehen und auf Gemeindekosten einen Rabbiner zu bestellen. Neuerliche Proteste samt folgenden Abweisungen verschoben den Wahltermin auf längstens 30. Dezember 1829<ref>ebenda</ref>.
==Stichwahl zwischen Samson Wolf Rosenfeld aus Bamberg und [[Isaak Loewi]] aus Uelfeld==
Zwei vergeblich durchgeführte Wahlen führten schließlich dazu, dass nach einer wiederholten Wahl am 24. Dezember 1830 die beiden Kandidaten Rabbiner Rosenfeld aus Bamberg und Dr. Loewi aus Uhlfeld der Regierung zur Auswahl und Selbstbestimmung präsentiert werden sollten. Diese bestätigte am [[31. Dezember]] [[1830]] Loewi als Rabbiner in Fürth. Aufgrund neuerlicher Beanstandungen erfolgte aber erst am [[10. März]] [[1831]] die allerhöchste Entscheidung<ref>ebenda</ref>.
Zwei vergeblich durchgeführte Wahlen führten schließlich dazu, dass nach einer wiederholten Wahl am 24. Dezember 1830 die beiden Kandidaten Rabbiner Rosenfeld aus Bamberg und Dr. Loewi aus Uhlfeld der Regierung zur Auswahl und Selbstbestimmung präsentiert werden sollten. Diese bestätigte am [[31. Dezember]] [[1830]] Loewi als Rabbiner in Fürth. Aufgrund neuerlicher Beanstandungen erfolgte aber erst am [[10. März]] [[1831]] die allerhöchste Entscheidung<ref>ebenda</ref>.


Samson Wolf Rosenfeld war [[1830]] orthodoxer Gegenkandidat zu dem Reformrabbiner Loewi bei der Wahl in Fürth, der größten bayerischen Gemeinde. „Rosenfeld galt, mit einigem reformistischen Anstrich (er konnte deutsch schreiben), im Allgemeinen für orthodox, und seine Wahl wäre sicher erfolgt“ <ref>siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref>, hätte nicht [[Meschullam Salman Kohn|Meschullam Salman Kohns]] Schwiegersohn Gewissensbisse gehabt, für den von seinem Schwiegervater Gebannten<ref>nach liturgischen Reformen [[1819]] war Rosenfeld wegen Bekenntnis zum religiösen Pluralismus durch den Fürther Oberrabbiner [[Meschullam Salman Kohn]] mit dem Bann belegt worden. Siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref> zu stimmen.<ref>Er war der erste bairische Rabbiner, der die deutsche Predigt in die Synagoge einführte und für eine zeitgemäße Umbildung des jüdischen Religionswesens wirkte. Siehe: [https://www.deutsche-biographie.de/sfz76966.html Rosenfeld, Samson Wolf] in ''Deutsche Biographie''</ref></br>
Samson Wolf Rosenfeld war [[1830]] orthodoxer Gegenkandidat zu dem Reformrabbiner Loewi bei der Wahl in Fürth, der größten bayerischen Gemeinde. „Rosenfeld galt, mit einigem reformistischen Anstrich (er konnte deutsch schreiben), im Allgemeinen für orthodox, und seine Wahl wäre sicher erfolgt“ <ref>siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref>, hätte nicht [[Meschullam Salman Kohn|Meschullam Salman Kohns]] Schwiegersohn Gewissensbisse gehabt, für den von seinem Schwiegervater Gebannten<ref>nach liturgischen Reformen [[1819]] war Rosenfeld wegen Bekenntnis zum religiösen Pluralismus durch den Fürther Oberrabbiner [[Meschullam Salman Kohn]] mit dem Bann belegt worden. Siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref> zu stimmen.<ref>Er war der erste bairische Rabbiner, der die deutsche Predigt in die Synagoge einführte und für eine zeitgemäße Umbildung des jüdischen Religionswesens wirkte. Siehe: [https://www.deutsche-biographie.de/sfz76966.html Rosenfeld, Samson Wolf] in ''Deutsche Biographie''</ref></br>


Schließlich bat man Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]] um eine Entscheidung. Dieser trat für den Reformrabbiner Dr. Isaak Loewi ein. Am [[31. Dezember]] [[1830]] bestätigte die bayerische Regierung Loewi als Rabbiner in Fürth.
Schließlich bat man Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]] um eine Entscheidung. Dieser trat für den Reformrabbiner Dr. Isaak Loewi ein. Am [[31. Dezember]] [[1830]] bestätigte die bayerische Regierung Loewi als Rabbiner in Fürth.
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