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<noinclude><pagequality level="1" user="Red Rooster" /></noinclude>XV. Epilog
1. Schlussbemerkungen
Die Geschichte der Lebenshilfe Fürth e.V. und die von ihr
geschaffenen Einrichtungen wurden im Detail vorgestellt, es
bedarf hier keiner Wiederholung. Aus einem Spielnachmittag
entstand ein mehrstufiges Betreuungssystem, aufgelassene Kindergärten und Kinderkrippen verwandelten sich
in Förderschulen, Werkstätten und Betreuungszentren. Die
Anfangsziele der Gründungsmütter und Gründungsväter aus
dem Jahre 1961 wurden somit mehr als erfüllt:
- Schaffung von Einrichtungen in Eigeninitiative.
- Kontaktaufnahme mit den zuständigen Behörden,
um sie zur Mitarbeit zu gewinnen.
- Werbung von Mitgliedern, um den Verein auf
sichere Füße zu stellen.
- Aufklärung der Fürther Bevölkerung über geistig
Behinderte und die Ziele des Vereins.
Integration muss als Bereicherung unserer Gesellschaft nicht nur
verstanden, sondern verinnerlicht werden. Eine Schwierigkeit
dabei wird vielleicht immer bestehen bleiben: Menschen
mit Behinderungen benötigen individuelle Angebote zur
Bewältigung ihrer Lebens- und Lernschwierigkeiten. Die
Schließung von Sondereinrichtungen kommt von daher auch
im Rahmen der Inklusion nicht in Frage, das schließt aber
eine evolutionäre Umstrukturierung nicht aus. Dabei tun sich
Träger wie die Lebenshilfe aufgrund ihres historischen und
gesellschaftlichen Ansatzes leichter als Fürsorgeeinrichtungen,
deren Wurzeln historisch älter sind.
Aber die Forderung nach Inklusion richtet sich letztendlich
weniger an die Träger der Hilfen für behinderte Menschen,
sondern vor allem an das gesellschaftliche Umfeld: „Wir brauchen ganz verschiedene Menschen, damit die Welt sich dreht“.
Und die Grenzen der Integration sind noch lange nicht erreicht.

Menschen mit Behinderung einfach die Gesellschaft reicher und vielfältiger machen, nicht nur etwas kosten.
Die Lebenshilfe hat in den letzten Jahren viel aufgebaut,
von einem Betreuungsnetzwerk von der Wiege bis zur
Bahre ist die Rede. Ist das System lückenfrei?
Nicht lückenfrei, aber für Kernfragen des Lebens bietet
die Lebenshilfe passgenaue Angebote. Wichtig ist dabei
immer der Integrationsgedanke, das bedeutet, bestehende
Einrichtungen auch immer in Frage zu stellen und weiter
zu entwickeln.
Gesetzesänderungen haben viel dazu beigetragen, dass die
Lebenshilfe überhaupt erst aufgebaut werden konnte. In
letzter Zeit gab es aber auch Rückschritte, Kürzungen, mehr
Bürokratie. Wie würden Sie die Situation einschätzen?
Die Versorgung der Menschen mit Behinderung in Fürth
ist immer noch auf einem sehr hohen Niveau möglich,
Einschränkungen kann ich für das letzte Jahrzehnt nicht
bestätigen. Der bürokratische Aufwand hat sich vergrößert, aber auch die Angebotsvielfalt hat deutlich zugenommen, sei es im Bereich Werkstätten oder auch bei neuen
Wohnformen, zum Beispiel Wohngruppen statt Heim.
Die Diskussion vergleicht heute Separation - Integration
- Inklusion. Die Inklusion sucht die Wertschätzung der
Vielfalt. Wo sind die Vorteile und die Chancen, wo die
Probleme?
Inklusion bietet für viele Kinder sicherlich erhöhte Chancen
der Teilhabe am „normalen Leben“, die Gefahr aber ist,
dass die Kinder überfordert werden. Bestes Beispiel für
mich sind Blindenschulen. Blinde Kinder können in einem
Ausmaß gefördert werden, wie es in der Regelschule nie
möglich wäre. Blinde Kinder können in der Blindenschule
Abitur schaffen, das ist in einer normalen Schule kaum
vorstellbar.

2. Interview mit dem Vorsitzenden Dr. Thomas Jung
Dr. Thomas Jung ist seit 1995 Vorsitzender der
Lebenshilfe Fürth und seit 2002 Oberbürgermeister der
Stadt Fürth. Der Autor sprach mit ihm Ende April 2011.
Herr Dr. Jung, stellen wir uns vor, in 100 Jahren gibt es
aufgrund von Pränatal Diagnostik und Gentechnik keine
geistig behinderten Kinder mehr. Wie würden Sie diese
Situation einschätzen?
Der Gesellschaft würde auch etwas fehlen. Das spürt man
deutlich bei vielen Anlässen, zum Beispiel, wenn man
die Band Vollgas sieht und hört oder wenn man beim
Marathon zum Welt Down Syndrom Tag zuschaut, dann
spürt man die besondere Begeisterungsfähigkeit - und dass

Können sich nur wohlhabende Gesellschaften eine
Betreuung von behinderten Menschen leisten?
Der materielle Level ist weniger entscheidend, viel wichtiger ist die Qualität der Zuwendung und dies kann eine
materiell arme Gesellschaft mindestens genauso gut.
Angesichts der hohen Investitionen der Lebenshilfe könnte
man die Frage stellen: Werden mit viel Geld gesellschaftliche Defizite und mangelnde Inklusion verdeckt?
Die Lebenshilfe muss nichts verdecken, sondern versuchen,
dass behinderte Menschen am hohen baulichen und sonstigen Niveau unserer Gesellschaft teilhaben. Wir dürfen
nicht für Menschen mit Behinderungen schlechter bauen

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