Änderungen

4 Bytes hinzugefügt ,  Samstag um 12:00
K
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 55: Zeile 55:  
Von [[1931]] bis [[1933]] war er als Vikar in der Münchner Stadtrandsiedlung Obersendling-Thalkirchen beschäftigt, ehe er [[1933]] als theologischer Hilfsreferent in die Kirchenregierung des Landeskirchenrats nach München berufen wurde. Diese Berufung war insofern ungewöhnlich, als Putz bisher beruflich kaum Erfahrung sammeln und keine eigene Pfarrstelle aufweisen konnte. Die Besetzung erfolgte durch den Bischof [https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Meiser_(Bischof) Hans Meiser] (1881 - 1956) am [[13. Juni]] [[1933]], also nur zwei Tage nach der öffentlichen Amtseinführung Meisers in der Lorenzkirche zu Nürnberg - unter starker Beteiligung von Vertretern des Staates sowie der [[NSDAP]]. Die SA kam auf eigene Initiative, um Spalier zu stehen. Meiser war nach der Machtergreifung [[1933]] bemüht, die Eigenständigkeit der evangelischen Kirche in Bayern aufrechtzuerhalten. Unter anderem versuchte er dies durch zahlreiche Kompromisse, die er als Bischof mit dem NS-Regime einging. Ausschlaggebend für das sich arrangieren war, dass nach Meinung Meisers eine nationalsozialistische Weltanschauung mit deutschchristlicher Theologie und den Glaubensgrundlagen der evangelischen Kirche vereinbar sei. Die Einsicht, dass die Eigenständigkeit trotz Kompromissen unter dem NS-Regime nicht zu realisieren war, kam bereits ein Jahr später, als Meiser am [[11. Oktober]] [[1934]] erstmals verhaftet und die Landeskirche im Sinne des NS-Regimes zunehmend gleichgeschaltet wurde. Die Wahl von Putz im Juni [[1934]] erfolgte demzufolge ganz bewusst durch Meiser, da Eduard Putz bereits seit April [[1927]] Mitglied der [[NSDAP]] war. Damit gehörte Putz zu den sog. "Alten Kämpfern" der [[NSDAP]], also zu dem Personenkreis, der bereits vor der Machtergreifung der Partei beigetreten war und dessen Mitgliedsnummern unter 100.000 lagen.<ref>Anmerkung: Putz hatte die Mitgliedsnummer 60.049. Laut Parteistatistik gab es im Mai 1935 lediglich 22.282 Träger dieses dritthöchsten Partei-Ordens</ref> Meisers Intention bei der Nominierung von Putz war offensichtlich: Er beabsichtigte, einen aus seiner Sicht völlig loyalen Theologen als Verbindungsmann in die NS-Bewegung zu installieren, um so mit der politisch herrschenden Partei verbunden zu sein - und gleichzeitig "seine" Landeskirche autark zu halten.<ref>Müller-Weiglt-Zorn (Hrsg.): Handbuch der Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern. Band II 1800 - 2000, EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, 2000, S. 302</ref> Ob Putz sich dieser Rolle bewusst war, ist aktuell nicht bekannt, ebenfalls nicht, ob Putz diese Rolle gleichzeitig in beide Richtungen ausübte.  
 
Von [[1931]] bis [[1933]] war er als Vikar in der Münchner Stadtrandsiedlung Obersendling-Thalkirchen beschäftigt, ehe er [[1933]] als theologischer Hilfsreferent in die Kirchenregierung des Landeskirchenrats nach München berufen wurde. Diese Berufung war insofern ungewöhnlich, als Putz bisher beruflich kaum Erfahrung sammeln und keine eigene Pfarrstelle aufweisen konnte. Die Besetzung erfolgte durch den Bischof [https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Meiser_(Bischof) Hans Meiser] (1881 - 1956) am [[13. Juni]] [[1933]], also nur zwei Tage nach der öffentlichen Amtseinführung Meisers in der Lorenzkirche zu Nürnberg - unter starker Beteiligung von Vertretern des Staates sowie der [[NSDAP]]. Die SA kam auf eigene Initiative, um Spalier zu stehen. Meiser war nach der Machtergreifung [[1933]] bemüht, die Eigenständigkeit der evangelischen Kirche in Bayern aufrechtzuerhalten. Unter anderem versuchte er dies durch zahlreiche Kompromisse, die er als Bischof mit dem NS-Regime einging. Ausschlaggebend für das sich arrangieren war, dass nach Meinung Meisers eine nationalsozialistische Weltanschauung mit deutschchristlicher Theologie und den Glaubensgrundlagen der evangelischen Kirche vereinbar sei. Die Einsicht, dass die Eigenständigkeit trotz Kompromissen unter dem NS-Regime nicht zu realisieren war, kam bereits ein Jahr später, als Meiser am [[11. Oktober]] [[1934]] erstmals verhaftet und die Landeskirche im Sinne des NS-Regimes zunehmend gleichgeschaltet wurde. Die Wahl von Putz im Juni [[1934]] erfolgte demzufolge ganz bewusst durch Meiser, da Eduard Putz bereits seit April [[1927]] Mitglied der [[NSDAP]] war. Damit gehörte Putz zu den sog. "Alten Kämpfern" der [[NSDAP]], also zu dem Personenkreis, der bereits vor der Machtergreifung der Partei beigetreten war und dessen Mitgliedsnummern unter 100.000 lagen.<ref>Anmerkung: Putz hatte die Mitgliedsnummer 60.049. Laut Parteistatistik gab es im Mai 1935 lediglich 22.282 Träger dieses dritthöchsten Partei-Ordens</ref> Meisers Intention bei der Nominierung von Putz war offensichtlich: Er beabsichtigte, einen aus seiner Sicht völlig loyalen Theologen als Verbindungsmann in die NS-Bewegung zu installieren, um so mit der politisch herrschenden Partei verbunden zu sein - und gleichzeitig "seine" Landeskirche autark zu halten.<ref>Müller-Weiglt-Zorn (Hrsg.): Handbuch der Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern. Band II 1800 - 2000, EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, 2000, S. 302</ref> Ob Putz sich dieser Rolle bewusst war, ist aktuell nicht bekannt, ebenfalls nicht, ob Putz diese Rolle gleichzeitig in beide Richtungen ausübte.  
   −
Putz selbst hatte nach seinem Eintritt in die [[NSDAP]] im April [[1927]] nicht nur die Absicht, ein nominelles Mitglied der Partei zu sein, sondern er war auch bestrebt, den Nationalsozialismus aktiv in die Studentenschaft hineinzutragen. Bereits während seiner Dienstzeit in München Mitte der 1920er Jahre vertrat Putz eine völkische Theologie im Sinne des Nationalsozialismus und hatte direkte Kontakte zum Theologen [[wikipedia:Gottfried Traub|Gottfried Traub]] in München-Solln, der die antirepublikanisch völkische Protestantenszene erheblich beeinflusste, u.a. durch die seit 1919 erscheinende Zeitschrift "Eisernen Blätter" und der 1918 gegründeten [[wikipedia:Deutschnationale Volkspartei|Deutschnationalen Volkspartei (DNVP)]].<ref>Müller-Weiglt-Zorn (Hrsg.): Handbuch der Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern. Band II 1800 - 2000, EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, 2000, S. 268</ref> Putz gründete [[1927]]/28 jeweils den NS-Studentenbund in Erlangen und Tübingen und war [[1928]] Hochschulgruppenführer an der Universität Erlangen. Er trat offensiv als Propagandaredner der völkischen Idee auf und agitierte für den Nationalsozialismus an der Hochschule. Deshalb war es auch maßgeblich der Erfolg von Putz, dass im November 1929 die Nationalsozilisten in Erlangen als erste Studentenvertretung in Deutschland der Mehrheit an der Hochschule erreichen konnte.<ref>KELGB: Korrespondenzblatt für die evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern (rechts des Rheins), Rothenburg o.T., 1933, Heft 58, S. 199</ref> Die Agitation für den Nationalsozialismus führte Putz auch während seiner Zeit als Vikar im Predigerseminar fort. So rühmte er sich gegenüber einem Kollegen [[1934]] damit, dass er "''seit dem Jahre 1929 [...] durch [...] Vorträge [...] eine große Zahl von Kollegen veranlasst habe [sic!], [...] aktive Nationalsozialisten zu werden.''"<ref>Ev.-luth. Landeskirchenrat München. Schreiben von Putz an Pfarrer Friedrich Möbus vom 20. August 1934</ref> Welche Hoffnung Putz mit der neuen politischen Bewegung verband, wird durch eine Festrede in der Erlangen Burschenschaft Bubenruthia deutlich, die er später auf anderen Veranstaltungen mehrfach wiederholte:  
+
Putz selbst hatte nach seinem Eintritt in die [[NSDAP]] im April [[1927]] nicht nur die Absicht, ein nominelles Mitglied der Partei zu sein, sondern er war auch bestrebt, den Nationalsozialismus aktiv in die Studentenschaft hineinzutragen. Bereits während seiner Dienstzeit in München Mitte der 1920er Jahre vertrat Putz eine völkische Theologie im Sinne des Nationalsozialismus und hatte direkte Kontakte zum Theologen [[wikipedia:Gottfried Traub|Gottfried Traub]] in München-Solln, der die antirepublikanisch völkische Protestantenszene erheblich beeinflusste, u.a. durch die seit 1919 erscheinende Zeitschrift "Eiserne Blätter" und der 1918 gegründeten [[wikipedia:Deutschnationale Volkspartei|Deutschnationalen Volkspartei (DNVP)]].<ref>Müller-Weiglt-Zorn (Hrsg.): Handbuch der Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern. Band II 1800 - 2000, EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, 2000, S. 268</ref> Putz gründete [[1927]]/28 jeweils den NS-Studentenbund in Erlangen und Tübingen und war [[1928]] Hochschulgruppenführer an der Universität Erlangen. Er trat offensiv als Propagandaredner der völkischen Idee auf und agitierte für den Nationalsozialismus an der Hochschule. Deshalb war es auch maßgeblich der Erfolg von Putz, dass im November 1929 die Nationalsozialisten in Erlangen als erste Studentenvertretung in Deutschland die Mehrheit an der Hochschule erreichen konnten.<ref>KELGB: Korrespondenzblatt für die evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern (rechts des Rheins), Rothenburg o.T., 1933, Heft 58, S. 199</ref> Die Agitation für den Nationalsozialismus führte Putz auch während seiner Zeit als Vikar im Predigerseminar fort. So rühmte er sich gegenüber einem Kollegen [[1934]] damit, dass er "''seit dem Jahre 1929 [...] durch [...] Vorträge [...] eine große Zahl von Kollegen veranlasst habe [sic!], [...] aktive Nationalsozialisten zu werden.''"<ref>Ev.-luth. Landeskirchenrat München. Schreiben von Putz an Pfarrer Friedrich Möbus vom 20. August 1934</ref> Welche Hoffnung Putz mit der neuen politischen Bewegung verband, wird durch eine Festrede in der Erlanger Burschenschaft Bubenruthia deutlich, die er später auf anderen Veranstaltungen mehrfach wiederholte:  
    
:''"Heute, 1933, ist das Sehnen der Urburschenschaft erfüllt. Die nationalsozialistische Bewegung hat nämlich dort angeknüpft, wo 1817 die Urburschenschaft erwacht war. Die nationalsozialistische Idee ist deshalb die wahrhaftige und berechtigte Erbin der altburschenschaftlichen Bewegung. Es bedeutet für unser altburschenschaftlichen Fahnen ... eine unerhörte geschichtliche Rechtfertigung und eine Reinigung vor einer nunmehr vierzehnjährigen Schmach, wenn [[Adolf Hitler]] die schwarz-rot-goldenen Revolutionsfahnen von 1918 verbrannt hat. Wir müssen ihm für die Ehrenrettung unserer Fahnen aufs Tiefste danken.''"<ref>Bubenreuther - Zeitung 15 Jahrgang Nr. 2 - Juli/August 1933, S. 28 f.</ref>
 
:''"Heute, 1933, ist das Sehnen der Urburschenschaft erfüllt. Die nationalsozialistische Bewegung hat nämlich dort angeknüpft, wo 1817 die Urburschenschaft erwacht war. Die nationalsozialistische Idee ist deshalb die wahrhaftige und berechtigte Erbin der altburschenschaftlichen Bewegung. Es bedeutet für unser altburschenschaftlichen Fahnen ... eine unerhörte geschichtliche Rechtfertigung und eine Reinigung vor einer nunmehr vierzehnjährigen Schmach, wenn [[Adolf Hitler]] die schwarz-rot-goldenen Revolutionsfahnen von 1918 verbrannt hat. Wir müssen ihm für die Ehrenrettung unserer Fahnen aufs Tiefste danken.''"<ref>Bubenreuther - Zeitung 15 Jahrgang Nr. 2 - Juli/August 1933, S. 28 f.</ref>
   −
In einem weiteren Vortrag [[1931]] auf der Zusammenkunft der bay. Pfarrschaft betonte Putz, dass der Nationalsozialismus als letzte Rettung Deutschlands vor dem Bolschewismus zu verstehen sei, und jeglicher Kapitalismus, Marxismus, Internationalismus, Liberalismus, Rationalismus und Pazifismus aus seiner und der Sicht des Nationalsozialismus zu verurteilen sei. In diesen würde lediglich der "große Abfall" der Gesellschaft verkörpert, und nicht zuletzt sei das neuzeitliche Judentum verantwortlich für diese Entwicklungen.<ref>Korrespondenzblatt für evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern, Nr. 18 und 19/1933</ref> Auch wenn Putz durchaus Gefahren im Nationalsozialismus sah (Rassenmythos und heldischen Lichtglauben), so überwog bei ihm die Überzeugung, dass man den nationalsozialistischen Staat mit der Ordnung des Christentums unterbauen und sich somit eine positive Zukunft einstellen kann.
+
In einem weiteren Vortrag [[1931]] auf der Zusammenkunft der bay. Pfarrerschaft betonte Putz, dass der Nationalsozialismus als letzte Rettung Deutschlands vor dem Bolschewismus zu verstehen sei, und jeglicher Kapitalismus, Marxismus, Internationalismus, Liberalismus, Rationalismus und Pazifismus aus seiner und der Sicht des Nationalsozialismus zu verurteilen sei. In diesen würde lediglich der "große Abfall" der Gesellschaft verkörpert, und nicht zuletzt sei das neuzeitliche Judentum verantwortlich für diese Entwicklungen.<ref>Korrespondenzblatt für evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern, Nr. 18 und 19/1933</ref> Auch wenn Putz durchaus Gefahren im Nationalsozialismus sah (Rassenmythos und heidnischen Lichtglauben), so überwog bei ihm die Überzeugung, dass man den nationalsozialistischen Staat mit der Ordnung des Christentums unterbauen und sich somit eine positive Zukunft einstellen kann.
    
== Bekennende Kirche ==
 
== Bekennende Kirche ==
18.186

Bearbeitungen