Wasserversorgung der Lungenheilstätte: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Direktor des Gas- und Wasserwerks [[Jakob Lindmann]] richtete am 14. August aus dem Urlaub in [[wikipedia:Hohenschwangau|Hohenschwangau]] seine Stellungnahme an die Wasserwerkskommission. Darin erklärte er sein Einverständnis für den Anschluss an den Druckstrang in Dambach, weil diese Lösung zum einen die erforderlich werdende Versorgung von Ober- und Unterfürberg ermöglicht und zum anderen früher oder später eine Verbindung zur Cadolzburger Straße hergestellt werden kann, die die Druckverhältnisse im unteren Stadtteil wesentlich bessern würde. Zur Kostenteilung schlug er vor, alle betreffenden Positionen der Rohrleitung von Dambach bis Oberfürberg sowie die Hälfte des Postens für Projektierung, Bauleitung und Unvorhergesehenes, also in Summe 28.520 M, auf Rechnung des Wasserwerks zu übernehmen, zu Lasten des Sanatoriums sollte der übrige Teil von 24.980 M gehen. Er bat um eine beschleunigte Beschlussfassung, damit das erforderliche Rohrmaterial sofort bestellt werden kann, um ggf. die Leitung noch im Herbst vor Eintritt der Frostperiode verlegen zu können.  
Der Direktor des Gas- und Wasserwerks [[Jakob Lindmann]] richtete am 14. August aus dem Urlaub in [[wikipedia:Hohenschwangau|Hohenschwangau]] seine Stellungnahme an die Wasserwerkskommission. Darin erklärte er sein Einverständnis für den Anschluss an den Druckstrang in Dambach, weil diese Lösung zum einen die erforderlich werdende Versorgung von Ober- und Unterfürberg ermöglicht und zum anderen früher oder später eine Verbindung zur Cadolzburger Straße hergestellt werden kann, die die Druckverhältnisse im unteren Stadtteil wesentlich bessern würde. Zur Kostenteilung schlug er vor, alle betreffenden Positionen der Rohrleitung von Dambach bis Oberfürberg sowie die Hälfte des Postens für Projektierung, Bauleitung und Unvorhergesehenes, also in Summe 28.520 M, auf Rechnung des Wasserwerks zu übernehmen, zu Lasten des Sanatoriums sollte der übrige Teil von 24.980 M gehen. Er bat um eine beschleunigte Beschlussfassung, damit das erforderliche Rohrmaterial sofort bestellt werden kann, um ggf. die Leitung noch im Herbst vor Eintritt der Frostperiode verlegen zu können.  


Die Kommission erklärte sich in der Sitzung vom 22. September zwar mit dem Projekt prinzipiell einverstanden, verlangte jedoch noch eine Planergänzung für den Anschluss der beiden Ortsteile mit Ausweisung der Kosten, die auf das städtische Wasserwerk entfallen würden. Kullmann lieferte am 29. September einen Kostenanschlag für die örtliche Versorgung von Ober- und Unterfürberg, der sich auf insgesamt auf 11.000 M belief. In beiden Ortschaften wurden Erhebungen durchgeführt, ob und ggf. welche Anwesenbesitzer an einem Anschluss an die städtische Wasserversorgung interessiert sind. Das Ergebnis fiel jedoch sehr ungünstig aus: In Unterfürberg samt seinen 28 Anwesen mit 51 Mietparteien wollten sich nur 3 Anwesen (Nr. 59: Schumacher Konrad Schuh, Nr. 60: Gasarbeiter Friedrich Eskofier, Nr. 99: Bäckermeister Johann Weiss) an die Wasserleitung anschließen und in Oberfürberg bei 14 Anwesen mit 25 Mietparteien nicht ein einziger. Daraufhin teilte Direktor Lindmann dem Magistrat am 26. Dezember 1905 mit, dass es vorerst bei dem ursprünglichen Projekt verbleiben, die Versorgung der beiden Ortschaften aber zurückgestellt  werden sollte.
Die Kommission erklärte sich in der Sitzung vom 22. September zwar mit dem Projekt prinzipiell einverstanden, verlangte jedoch noch eine Planergänzung für den Anschluss der beiden Ortsteile mit Ausweisung der Kosten, die auf das städtische Wasserwerk entfallen würden. Kullmann lieferte am 29. September einen Kostenanschlag für die örtliche Versorgung von Ober- und Unterfürberg, der sich auf insgesamt auf 11.000 M belief. In beiden Ortschaften wurden Erhebungen durchgeführt, ob und ggf. welche Anwesenbesitzer an einem Anschluss an die städtische Wasserversorgung interessiert sind. Das Ergebnis fiel jedoch sehr ungünstig aus: In Unterfürberg samt seinen 28 Anwesen mit 51 Mietparteien wollten sich nur 3 Anwesen (Nr. 59: Schuhmacher Konrad Schuh, Nr. 60: Gasarbeiter Friedrich Eskofier, Nr. 99: Bäckermeister Johann Weiss) an die Wasserleitung anschließen und in Oberfürberg bei 14 Anwesen mit 25 Mietparteien nicht ein einziger. Daraufhin teilte Direktor Lindmann dem Magistrat am 26. Dezember 1905 mit, dass es vorerst bei dem ursprünglichen Projekt verbleiben, die Versorgung der beiden Ortschaften aber zurückgestellt  werden sollte.


Die Pflegekommission zeigte sich grundsätzlich einverstanden, wollte sich aber erst entscheiden, wenn ihr Anteil an den Gesamtkosten von 53.500 M definitiv festgestellt wurde. Nun beauftragte der Stadtmagistrat die Direktion des städtischen Wasserwerks, einen Beschluss der Wasserwerkskommission zur Kostenteilung herbeizuführen. Man blieb bei der Teilung, wie sie Lindmann bereits am 14. August 1905 vorschlug mit der Ergänzung, dass die Heilstätte von dem Aufwand des Wasserwerks die Hälfte der Verzinsung mit 4 % solange übernimmt, bis nach dem Ermessen des Magistrats infolge des Wasserkonsums eine genügende Verzinsung des Kapitalaufwands gesichert ist. Mit Beschluss vom 5. Februar 1906 stimmte die Verwaltungskommission der Heilstätte dieser Kostenteilung zu. Sie beantragte zugleich dafür die Genehmigung bei den städtischen Kollegien unter den Voraussetzungen, dass die Durchführung dieser Arbeiten dem städt. Gas- und Wasserwerk übertragen wird und die auf die Heilstätte entfallenden Kosten aus dem sog. Sanatoriumsbaufonds bzw. dem Erneuerungsfonds zu decken und die Verzinsung der Hälfte des Aufwands für die Leitung bis Oberfürberg aus den laufenden Einnahmen der Heilstätte zu bestreiten sind. Der Stadtmagistrat und die Gemeindebevollmächtigten fassten am 8. bzw. 13. Februar [[1906]] die entsprechenden Beschlüsse.
Die Pflegekommission zeigte sich grundsätzlich einverstanden, wollte sich aber erst entscheiden, wenn ihr Anteil an den Gesamtkosten von 53.500 M definitiv festgestellt wurde. Nun beauftragte der Stadtmagistrat die Direktion des städtischen Wasserwerks, einen Beschluss der Wasserwerkskommission zur Kostenteilung herbeizuführen. Man blieb bei der Teilung, wie sie Lindmann bereits am 14. August 1905 vorschlug mit der Ergänzung, dass die Heilstätte von dem Aufwand des Wasserwerks die Hälfte der Verzinsung mit 4 % solange übernimmt, bis nach dem Ermessen des Magistrats infolge des Wasserkonsums eine genügende Verzinsung des Kapitalaufwands gesichert ist. Mit Beschluss vom 5. Februar 1906 stimmte die Verwaltungskommission der Heilstätte dieser Kostenteilung zu. Sie beantragte zugleich dafür die Genehmigung bei den städtischen Kollegien unter den Voraussetzungen, dass die Durchführung dieser Arbeiten dem städt. Gas- und Wasserwerk übertragen wird und die auf die Heilstätte entfallenden Kosten aus dem sog. Sanatoriumsbaufonds bzw. dem Erneuerungsfonds zu decken und die Verzinsung der Hälfte des Aufwands für die Leitung bis Oberfürberg aus den laufenden Einnahmen der Heilstätte zu bestreiten sind. Der Stadtmagistrat und die Gemeindebevollmächtigten fassten am 8. bzw. 13. Februar [[1906]] die entsprechenden Beschlüsse.
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In seiner Kritik ging er sogar so weit, dass er das Konzept von Kullmann hinsichtlich der Speicherung in Frage stellte und behauptete, das neue Reservoir im Wasserturm hätte es nicht gebraucht, da eines im Dachraum vorhanden war. Hier aber irrte sich Tillmetz gründlich, der die ausgefeilte Dimensionierung der Wasserversorgungsanlage nicht erfasst hatte.
In seiner Kritik ging er sogar so weit, dass er das Konzept von Kullmann hinsichtlich der Speicherung in Frage stellte und behauptete, das neue Reservoir im Wasserturm hätte es nicht gebraucht, da eines im Dachraum vorhanden war. Hier aber irrte sich Tillmetz gründlich, der die ausgefeilte Dimensionierung der Wasserversorgungsanlage nicht erfasst hatte.


Zusammenfassend schlug er vor, die bestehende Pumpe mit Benzinmotor als Reserve zu belassen und ein neues Pumpenaggregat mit Elektromotor der Fa. Schuckert zu beschaffen sowie eine elektrische Ofenanlage einzubauen. Der beigeheftete detaillierte Kostenanschlag für mehrere Varianten, aufgestellt von seinem Mitarbeiter Wilhelm Haagner, belief sich für die preisgünstige Version auf 6300 M.
Zusammenfassend schlug er vor, die bestehende Pumpe mit Benzinmotor als Reserve zu belassen und ein neues Pumpenaggregat mit Elektromotor der Fa. Schuckert zu beschaffen sowie eine elektrische Ofenanlage einzubauen. Der beigeheftete detaillierte Kostenanschlag für mehrere Varianten, aufgestellt von seinem Mitarbeiter [[Wilhelm Haagner]], belief sich für die preisgünstige Version auf 6300 M.
Der Verwaltungsrat der Heilstätte entschied Mitte Dezember 1908 die Sache auf Eis zu legen; einmal wurde das Vorhaben als nicht dringlich angesehen, andererseits sah man keine wesentliche Verringerung des Hilfspersonals. Die hohen Kosten werden ihr Übriges getan haben.
Der Verwaltungsrat der Heilstätte entschied Mitte Dezember 1908 die Sache auf Eis zu legen; einmal wurde das Vorhaben als nicht dringlich angesehen, andererseits sah man keine wesentliche Verringerung des Hilfspersonals. Die hohen Kosten werden ihr Übriges getan haben.


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Der Verwaltungsrat tagte am 29. Februar 1924; er hatte gegen die bereits angeordnete Reinigung des Bohrbrunnens und auch gegen eine Tieferbohrung nichts einzuwenden. Er verlangte aber vor einer Verwendung des Wassers ein Fachgutachten, welches dieses als völlig einwandfrei erklärt.  
Der Verwaltungsrat tagte am 29. Februar 1924; er hatte gegen die bereits angeordnete Reinigung des Bohrbrunnens und auch gegen eine Tieferbohrung nichts einzuwenden. Er verlangte aber vor einer Verwendung des Wassers ein Fachgutachten, welches dieses als völlig einwandfrei erklärt.  


Das Stadtbauamt, zuständiger Bearbeiter war Ingenieur Paul Müller, beauftragte die Fa. Fürther Tiefbohranstalt Gebrüder Gilde mit den Reinigungs- und Untersuchungsarbeiten. Für eine Tieferbohrung von 15 m unterbreitete Fa. Gilde mit Schreiben vom 8. April 1924 ein Angebot. Bei Annahme einer Arbeitsdauer von ca. 4 Wochen wurden 500 G. M. gefordert, wobei der Auftraggeber Hilfsarbeiter zu stellen und anfallende Transporte zu übernehmen hatte.
Das Stadtbauamt, zuständiger Bearbeiter war Ingenieur [[Paul Müller]], beauftragte die Fa. Fürther Tiefbohranstalt Gebrüder Gilde mit den Reinigungs- und Untersuchungsarbeiten. Für eine Tieferbohrung von 15 m unterbreitete Fa. Gilde mit Schreiben vom 8. April 1924 ein Angebot. Bei Annahme einer Arbeitsdauer von ca. 4 Wochen wurden 500 G. M. gefordert, wobei der Auftraggeber Hilfsarbeiter zu stellen und anfallende Transporte zu übernehmen hatte.


Mitte April berichtete die Fa. Gilde über die vorgenommenen Untersuchungen. Der Brunnen wurde als ziemlich verunreinigt beschrieben, so befanden sich darin Backsteinbrocken, Schrauben und auch Kupferblech. Bei einem 12-stündigen Pumpversuch wurde anfangs eine starke Verunreinigung mit Öl beobachtet, die nach 8 Stunden nur noch in geringen Spuren auftrat und bei längerer Wasserentnahme ganz verschwinden würde. Es wurde ermittelt, dass zuvor im Pumpenraum Schmieröl in Fässern lagerte. Während des Pumpversuchs wurde ein Abfluss von 42 l/min entnommen, in einer Stunde also 2520 l oder in 10 Stunden 25,2 m<sup>3</sup>, was als mittlerer Tagesverbrauch der Heilstätte angesehen wurde. Als Höchstleistung wurden 50 l/min angegeben. Um das benötigte Quantum in 4 bis 5 Stunden fördern zu können wären aber 90 l/min (1,5 l/s) nötig, die aber der vorhandene Brunnen nicht erbrachte. Daher wurde angeordnet, den Brunnen zu vertiefen.
Mitte April berichtete die Fa. Gilde über die vorgenommenen Untersuchungen. Der Brunnen wurde als ziemlich verunreinigt beschrieben, so befanden sich darin Backsteinbrocken, Schrauben und auch Kupferblech. Bei einem 12-stündigen Pumpversuch wurde anfangs eine starke Verunreinigung mit Öl beobachtet, die nach 8 Stunden nur noch in geringen Spuren auftrat und bei längerer Wasserentnahme ganz verschwinden würde. Es wurde ermittelt, dass zuvor im Pumpenraum Schmieröl in Fässern lagerte. Während des Pumpversuchs wurde ein Abfluss von 42 l/min entnommen, in einer Stunde also 2520 l oder in 10 Stunden 25,2 m<sup>3</sup>, was als mittlerer Tagesverbrauch der Heilstätte angesehen wurde. Als Höchstleistung wurden 50 l/min angegeben. Um das benötigte Quantum in 4 bis 5 Stunden fördern zu können wären aber 90 l/min (1,5 l/s) nötig, die aber der vorhandene Brunnen nicht erbrachte. Daher wurde angeordnet, den Brunnen zu vertiefen.
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Am 21. Juni 1927 wurde im Pumpwerk Oberfürberg die neu eingerichtete Pumpenanlage (Kreiselpumpe mit elektrischem Antrieb und Schwimmersteuerung) in Betrieb genommen. Am Folgetag unterrichtete Direktor Spitzfaden die Leitung der Heilstätte darüber und gab an, dass der Maschinenmeister Leonhard Faber über die Handhabung und Bedienung der Apparate entsprechend eingewiesen wurde.
Am 21. Juni 1927 wurde im Pumpwerk Oberfürberg die neu eingerichtete Pumpenanlage (Kreiselpumpe mit elektrischem Antrieb und Schwimmersteuerung) in Betrieb genommen. Am Folgetag unterrichtete Direktor Spitzfaden die Leitung der Heilstätte darüber und gab an, dass der Maschinenmeister Leonhard Faber über die Handhabung und Bedienung der Apparate entsprechend eingewiesen wurde.
Bald nach der Fertigstellung des in der Nachbarschaft befindlichen [[Hochbehälter Katzenstein|Hochbehälters Katzenstein]] im Jahr 1930 wurde zur weiteren Verbesserung der Löschwasserversorgung der Lungenheilstätte eine Zapfstelle für die Feuerwehr unmittelbar neben dem Hochbehälter hergestellt. Am 19. und 29. November 1931 wurden entsprechende Feuerlöschproben durchgeführt, wie Brandmeister Schrank am 9. Dezember 1931 berichtete. Dazu wurde eine ca. 200 m lange Schlauchleitung (B-Leitung) bis in den Hof der Anstalt verlegt. Mit der Motorspritze konnte der Wasserstrahl über den Dachreiter des Hauptgebäudes hochgetrieben werden. Mit einer C-Leitung wurde noch die Firsthöhe überschritten.<ref name="AR 12/35"/>
Einzelheiten zum weiteren Betrieb sowie Umstände und Zeitpunkt der Betriebseinstellung von Pumpwerk Oberfürberg, Druckleitung und Wasserturm sind derzeit nicht bekannt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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