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In Fürth hatte es nach dem Tod des hochangesehenen Oberrabbiners [[Meschullam Salman Kohn]] im Jahr [[1819]] lange Konflikte zwischen der bayerischen Regierung und der überwiegend orthodoxen Gemeinde gegeben, so dass die Wahl eines Nachfolgers immer wieder scheiterte. | In Fürth hatte es nach dem Tod des hochangesehenen Oberrabbiners [[Meschullam Salman Kohn]] im Jahr [[1819]] lange Konflikte zwischen der bayerischen Regierung und der überwiegend orthodoxen Gemeinde gegeben, so dass die Wahl eines Nachfolgers immer wieder scheiterte. | ||
Samson Wolf Rosenfeld war [[1830]] orthodoxer Gegenkandidat zu dem Reformrabbiner Loewi bei der Wahl in Fürth, in der größten bayerischen Gemeinde. „Rosenfeld galt, mit einigem reformistischen Anstrich (er konnte deutsch schreiben), im Allgemeinen für orthodox, und seine Wahl wäre sicher erfolgt“ <ref>siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref>, hätte nicht [[Meschullam Salman Kohn|Meschullam Salman Kohns]] Schwiegersohn Gewissensskrupel gehabt, für den Gebannten <ref>nach liturgischen Reformen [[1819]] war Rosenfeld wegen Bekenntnis zum religiösen Pluralismus durch den Fürther Oberrabbiner [[Meschullam Salman Kohn]] mit dem Bann belegt worden. Siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref> zu stimmen | Samson Wolf Rosenfeld war [[1830]] orthodoxer Gegenkandidat zu dem Reformrabbiner Loewi bei der Wahl in Fürth, in der größten bayerischen Gemeinde. „Rosenfeld galt, mit einigem reformistischen Anstrich (er konnte deutsch schreiben), im Allgemeinen für orthodox, und seine Wahl wäre sicher erfolgt“ <ref>siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref>, hätte nicht [[Meschullam Salman Kohn|Meschullam Salman Kohns]] Schwiegersohn Gewissensskrupel gehabt, für den Gebannten<ref>nach liturgischen Reformen [[1819]] war Rosenfeld wegen Bekenntnis zum religiösen Pluralismus durch den Fürther Oberrabbiner [[Meschullam Salman Kohn]] mit dem Bann belegt worden. Siehe Rosenfeld, Samson Wolf in: BHR Biographisches Portal der Rabbiner [http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1504 - online]</ref> zu stimmen. | ||
Dr. phil. Loewi war der erste liberale Rabbiner in Fürth. Er hatte u. a. auch bei seinem Vorgänger Rabbiner [[Meschullam Salman Kohn]] und bei [[Wolf Hamburger]] in Fürth studiert. Seinem großen Einfluss ist es zu verdanken, dass sich in Fürth die liberale Auffassung des Judentums, das die Integration in die allgemeine Gesellschaft anstrebte, gegen die orthodoxe Auffassung durchsetzte, die auf der Beibehaltung aller traditionellen Eigenarten auch im täglichen Leben beharrte. Fürth wurde im 19. Jahrhundert unter diesem Rabbiner der Ort einer echten Integration. "''Die Fürther Juden, die schon im 18. Jahrhundert viel zum Aufschwung Fürths beigetragen hatten, trieben nun die Industrialisierung in der Stadt voran. Viele von ihnen wurden reich und machten unzählige Stiftungen. Früher hatten solche Zuwendungen vermögender Juden immer nur der eigenen Gemeinde gegolten, nun profitierte von ihnen die ganze Stadt.''"<ref> {{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=14}} </ref> | Schließlich bat man Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]] um eine Entscheidung. Dieser trat für den Reformrabbiner Dr. Isaak Loewi ein. Am [[31. Dezember]] [[1830]] bestätigte die bayerische Regierung Loewi als Rabbiner in Fürth, fertigte bereits dessen Bestallungsdekrete aus und ordnete seine Installation an, als es eine Beanstandung gab. Erst am [[10. März]] [[1831]] wurde die Wahl von Dr. Loewi höchsten Ortes sanktioniert. Am Montag, den [[21. März]] [[1831]] wurde er feierlich in seine neue Gemeinde eingeführt;<ref>''Antrittsrede des Herrn Dr. Isaak Löwi, bei seiner Installation als Rabbiner zu Fürth, gehalten am 21. März 1831. Nebst der Rede des Wahlkommissairs Herrn Bürgermeisters v. Bäumen und einer kurzen Erzählung der bei der Einsegnung stattgehabten Feierlichkeiten.'' Fürth. Jul. Volkhart´scher Druck. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10383631-0 zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref> an der Feier nahmen auch zahlreiche Christen und alle Magistratsräte teil. | ||
Dr. phil. Loewi war der erste liberale Rabbiner in Fürth. Er hatte u. a. auch bei seinem Vorgänger Rabbiner [[Meschullam Salman Kohn]] und bei [[Wolf Hamburger]] in Fürth studiert. Seinem großen Einfluss ist es zu verdanken, dass sich in Fürth die liberale Auffassung des Judentums, das die Integration in die allgemeine Gesellschaft anstrebte, gegen die orthodoxe Auffassung durchsetzte, die auf der Beibehaltung aller traditionellen Eigenarten auch im täglichen Leben beharrte. Fürth wurde im 19. Jahrhundert unter diesem Rabbiner der Ort einer echten Integration. "''Die Fürther Juden, die schon im 18. Jahrhundert viel zum Aufschwung Fürths beigetragen hatten, trieben nun die Industrialisierung in der Stadt voran. Viele von ihnen wurden reich und machten unzählige Stiftungen. Früher hatten solche Zuwendungen vermögender Juden immer nur der eigenen Gemeinde gegolten, nun profitierte von ihnen die ganze Stadt.''"<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=14}}</ref> | |||
Gleich nach seinem Amtsantritt kündigte Loewi für seine Gemeinde umfassende Reformen an und setzte zeitgemäßere Formen des Kultus durch. [[1831]] ließ er die Hauptsynagoge restaurieren, was das seit [[1617]] bestehende Gebäude grundlegend veränderte. Die Umgestaltung übernahm mit [[Wikipedia: Albert Christoph Reindel|Albert Christoph Reindel]] derselbe Künstler, der nahezu gleichzeitig auch die [[Michaelskirche]] mit der heute noch dominierenden neugotischen Innenausstattung prägte, was eine (gewollte) Anpassung des Erscheinungsbildes von Synagoge und Kirche mit sich brachte. Den Frauen, die zuvor in Nebenräumen den jüdischen Gottesdienst verfolgten, ließ er eine Empore in der Synagoge bauen. | |||
1854 unternahm er die Wiedereinweihung der [[Neuschul]] nach der Renovierung ein. Loewi führte Gebete, Gesang und Predigt in deutscher Sprache ein und unterstützte die Entwicklung der Stadt. So setzte sich für die Gründung des Gewerbevereins und der Gewerbeschule ein. Stadtbekannt war sein gutes Verhältnis zu seinen evangelischen und katholischen Amtsbrüdern. | 1854 unternahm er die Wiedereinweihung der [[Neuschul]] nach der Renovierung ein. Loewi führte Gebete, Gesang und Predigt in deutscher Sprache ein und unterstützte die Entwicklung der Stadt. So setzte sich für die Gründung des Gewerbevereins und der Gewerbeschule ein. Stadtbekannt war sein gutes Verhältnis zu seinen evangelischen und katholischen Amtsbrüdern. | ||
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Später gab es aber eine Stellungnahme einer jüdischen Zeitung: | Später gab es aber eine Stellungnahme einer jüdischen Zeitung: | ||
"''Was übrigens die Notiz über Herrn Dr. Löwi betrifft, so müssen wir zur Steuer der Wahrheit mitteilen, dass er schon über ein Jahr sehr leidend ist, und sich ganz von seinem Wirkungskreise zurückziehen musste, da lange Zeit jede Kopfanstrengung vom Arzte ihm untersagt war und er gegenwärtig in einem Bade verweilt zur Herstellung seiner Gesundheit. 'Beurteile einen jeden nach der guten Seite!''"<ref> Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1854 </ref> | "''Was übrigens die Notiz über Herrn Dr. Löwi betrifft, so müssen wir zur Steuer der Wahrheit mitteilen, dass er schon über ein Jahr sehr leidend ist, und sich ganz von seinem Wirkungskreise zurückziehen musste, da lange Zeit jede Kopfanstrengung vom Arzte ihm untersagt war und er gegenwärtig in einem Bade verweilt zur Herstellung seiner Gesundheit. 'Beurteile einen jeden nach der guten Seite!''"<ref>Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1854</ref> | ||
Dr. Loewi setzte sich sehr stark für die Gleichstellung der Juden in Bayern ein. Deshalb wurde er am [[4. Dezember]] [[1866]] von König [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II.]] in der Fürther Synagoge besucht. Im Jahre [[1868]] erließ König Ludwig II. auch daraufhin ein Gesetz, das in Bayern alle Einschränkungen für Juden aufhob. | Dr. Loewi setzte sich sehr stark für die Gleichstellung der Juden in Bayern ein. Deshalb wurde er am [[4. Dezember]] [[1866]] von König [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II.]] in der Fürther Synagoge besucht. Im Jahre [[1868]] erließ König Ludwig II. auch daraufhin ein Gesetz, das in Bayern alle Einschränkungen für Juden aufhob. | ||
Besondere Verdienste erwarb sich Loewi um die jüdische Gemeinde Nürnberg, die er von 1857 bis 1872 betreute. Diese schied zwar am [[18. März]] [[1866]] aus seinem Bezirk aus, war aber bis zur Nürnberger Rabbinerwahl 1872 mit seinem Kreis verbunden<ref>Dr. Sigfrid Behrens: "Doktor Isak Loewi - Oberrabbiner zu Fürth", in: Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt, 1. März 1931</ref> | Besondere Verdienste erwarb sich Loewi um die jüdische Gemeinde Nürnberg, die er von 1857 bis 1872 betreute. Diese schied zwar am [[18. März]] [[1866]] aus seinem Bezirk aus, war aber bis zur Nürnberger Rabbinerwahl 1872 mit seinem Kreis verbunden.<ref>Dr. Sigfrid Behrens: "Doktor Isak Loewi - Oberrabbiner zu Fürth", in: Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt, 1. März 1931</ref> Er schuf in Nürnberg die gemeindliche Organisation und verfocht bei den Behörden deren Rechte. | ||
Im Jahre [[1869]] erhielt Rabbiner Dr. Isaak Loewi den bayerischen Michaelsorden 1. Klasse. Bevor er allerdings vom bayerischen [[Ludwig II. (Bayern)|König Ludwig II.]] den bayerischen Verdienstorden erhielt, wurde bei der Regierung in Ansbach eine Stellungnahme eingeholt, in der Loewis Verdienste um die jüdische Gemeinde wie um die Stadt überhaupt aufgeführt wurden. Es wurde aber auch bemerkt, dass Loewi sich bei der jüngsten Landtagswahl für die [[Fürther Volksverein|Volkspartei]] ausgesprochen haben soll. Der Berichterstatter kam dann aber zu dem Urteil, dass Loewi nicht zu "extremen politischen Anschauungen" neige und er erhielt den Orden.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Reg. v. Mfr. K. d. I., Abg. 1968, Judensachen, Nr. 13 vom 23.6.1869</ref> | Im Jahre [[1869]] erhielt Rabbiner Dr. Isaak Loewi den bayerischen Michaelsorden 1. Klasse. Bevor er allerdings vom bayerischen [[Ludwig II. (Bayern)|König Ludwig II.]] den bayerischen Verdienstorden erhielt, wurde bei der Regierung in Ansbach eine Stellungnahme eingeholt, in der Loewis Verdienste um die jüdische Gemeinde wie um die Stadt überhaupt aufgeführt wurden. Es wurde aber auch bemerkt, dass Loewi sich bei der jüngsten Landtagswahl für die [[Fürther Volksverein|Volkspartei]] ausgesprochen haben soll. Der Berichterstatter kam dann aber zu dem Urteil, dass Loewi nicht zu "extremen politischen Anschauungen" neige und er erhielt den Orden.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Reg. v. Mfr. K. d. I., Abg. 1968, Judensachen, Nr. 13 vom 23.6.1869</ref> | ||
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Er war seit [[17. November]] [[1828]] mit Rosalie Sofie Kohn verheiratet und hatte mit ihr neun Kinder - sieben Söhne und zwei Töchter. | Er war seit [[17. November]] [[1828]] mit Rosalie Sofie Kohn verheiratet und hatte mit ihr neun Kinder - sieben Söhne und zwei Töchter. | ||
Sein Grab befindet sich heute noch auf dem [[Jüdischer Friedhof| | Sein Grab befindet sich heute noch auf dem [[Alter Jüdischer Friedhof|Alten jüdischen Friedhof]].<ref>Gisela Naomi Blume: ''Der alte jüdische Friedhof in Fürth, 1607 - 2007''; 2007, Seite 296</ref> Dort wird als Todesdatum 26. Dezember angegeben, was - sofern die Datierung 25. Dezember korrekt ist - eventuell religiöse Gründe hatte (Einhaltung der Beerdigungsfrist). | ||
==Auszeichnungen und Ehrungen== | ==Auszeichnungen und Ehrungen== | ||
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== Sonstiges == | ==Sonstiges== | ||
Auf dem Grabstein Loewis stehen die Lebensdaten 31. Januar 1803 bis 26. Dezember 1873. Insbesondere das zweite Datum suggeriert, dass Loewi am 26. Dezember 1873 verstorben ist. Tatsächlich verstorben ist er aber am 25. Dezember, allerdings wurden bei [[wikipedia:Mazewa|jüdischen Grabsteinen]] gelegentlich nicht der Sterbetag vermerkt, sondern in einigen Fällen das Beerdigungsdatum angezeigt - in | Auf dem Grabstein Loewis stehen die Lebensdaten 31. Januar 1803 bis 26. Dezember 1873. Insbesondere das zweite Datum suggeriert, dass Loewi am 26. Dezember 1873 verstorben ist. Tatsächlich verstorben ist er aber am 25. Dezember, allerdings wurden bei [[wikipedia:Mazewa|jüdischen Grabsteinen]] gelegentlich nicht der Sterbetag vermerkt, sondern in einigen Fällen das Beerdigungsdatum angezeigt - in dieem Fall der 26. Dezember 1873.<ref>{{Quelle Wikipedia|Mazewa}}</ref> | ||
[[Datei:1 nürnberg-fürther Israelisches Gemeindeblatt 1.März 1931 c-zusammengefügt.pdf|mini|right|Lebensbild '''Doktor Isak Loewi''']] | [[Datei:1 nürnberg-fürther Israelisches Gemeindeblatt 1.März 1931 c-zusammengefügt.pdf|mini|right|Lebensbild '''Doktor Isak Loewi''']] | ||
==Lebensbild Isaak Loewi von Rabbiner [[Siegfried Behrens]]== | ==Lebensbild Isaak Loewi von Rabbiner [[Siegfried Behrens]]== | ||
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* Gabi Pfeiffer: ''L wie Loewi''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. August 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/l-wie-loewi-1.2287611 online] | * Gabi Pfeiffer: ''L wie Loewi''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. August 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/l-wie-loewi-1.2287611 online] | ||
== Siehe auch == | ==Siehe auch== | ||
* [[Fiorda#Ober- und Gemeinderabbiner an der Altschul|Fürther Rabbiner]] | * [[Fiorda#Ober- und Gemeinderabbiner an der Altschul|Fürther Rabbiner]] | ||
* [[Fiorda]] | * [[Fiorda]] | ||
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* [[Jakob Immanuel Neubürger]] | * [[Jakob Immanuel Neubürger]] | ||
* [[Isaias Heidegger]] | * [[Isaias Heidegger]] | ||
* [[Jüdisches Museum Franken | * [[Jüdisches Museum Franken]] | ||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
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== Bilder == | ==Bilder== | ||
{{Bilder dieser Person}} | {{Bilder dieser Person}} | ||
[[Kategorie: Fiorda]] | [[Kategorie:Fiorda]] | ||
[[Kategorie:Geistlicher]] | [[Kategorie:Geistlicher]] |
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