Rathaus: Unterschied zwischen den Versionen

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== Überblick ==
== Beschreibung des Gebäudes ==
Es ist das erste und einzige [[wikipedia:Rathaus|Rathaus]] von Fürth, da sich die Kommune in der [[Dreiherrschaft]], in der [[Königreich Preußen|preußischen Zeit]] und auch am Anfang der [[Königreich Bayern|bayerischen Zeit]] ab 1806 nicht selbst verwalten durfte. Fürth wurde erst [[1818]] eine Stadt mit eigener Verwaltung und brauchte deshalb erst danach einen Regierungs- und Verwaltungssitz, sprich ein eigenes Rathaus. In der Zeit zwischen 1818 und dem Bezug des neuen Rathauses werden das [[Geleitshaus]] sowie die [[Grundschule Kirchenplatz|Knabenschule]] am [[Kirchenplatz]] als Sitz der Stadtverwaltung genannt. Vor 1818 fanden Gemeindeversammlungen u. a. im [[Bambergisches Amtshaus|Bambergischen Amtshaus]] und im [[Schießhaus]] statt.
=== Beschreibung des Baudenkmals ===
[[Rathaus]], zweiflügeliger, dreigeschossiger Sandsteinbau in Ecklage mit Walmdach, in der Mitte des Ostflügels Turm nach Vorbild des Palazzo Vecchio in Florenz, in der Mitte des Nordflügels Portikus mit Balkonbrüstung, italianisierender Rundbogenstil, von [[Friedrich Bürklein]]<ref>Antje Seilkopf: ''Friedrich war's, nicht Eduard''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. März 2014 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/friedrich-war-s-nicht-eduard-1.3530537 online]</ref>, [[1840]]/50; mit Ausstattung; westlich anschließender Erweiterungsbau, viergeschossiger traufseitiger Sandsteinbau mit Flachsatteldach und Biforienfenstern, italianisierender Rundbogenstil, unter Mitwirkung von Friedrich Thiersch, 1898 - 1901; Gedenktafel für Wilhelm Königswarter, Bronze; Nebengebäude im Hof, zweigeschossiger Sandsteinbau mit Walmdach und Fachwerk-Aufzugsgaube, um 1850; Nebengebäude im Hof, zweigeschossiger Sandsteinbau mit einseitigem Walmdach, seitlichem Risalit mit Aufzugsgaube und südlichem erdgeschossigem Anbau, um 1850.


Das Rathaus soll dem [[wikipedia:Palazzo Vecchio|Palazzo Vecchio]] in [[wikipedia:Florenz|Florenz]] nachempfunden sein, wofür aber keine Belege existieren. [[1900]]/[[1901|01]] entstand der Anbau an der [[Königstraße]], in dem sich der Sitzungssaal des Stadtrats befindet. Er wird auch vom Standesamt als Trauungssaal benutzt.
=== Gestalterische Anlehnung ===
Im Inneren stechen besonders die prachtvoll ausgestalteten Treppenhäuser und Eingangshallen sowie der große Sitzungssaal mit Holzkassettendecke ins Auge. Nur zu besonderen Anlässen wie dem Tag der offenen Tür wird auch der Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, von dem man einen weitreichenden Ausblick über die Stadt hat.
[[Bild:Rathaus_Fürth_-Turm-.JPG|mini|left|hochkant|Der Turm des ''Rathauses'' von ''[[Fürth]]'' ...]]
[[Bild:Palazzo_Vecchio_Florenz__-Turm-.JPG|mini|right|hochkant|... und sein älterer "Verwandter", der Turm des ''Palazzo Vecchio'' in ''Florenz''.]]
 
Das Rathaus soll dem [[wikipedia:Palazzo Vecchio|Palazzo Vecchio]] in [[wikipedia:Florenz|Florenz]] nachempfunden sein, wofür aber keine Belege existieren. In seiner äußeren Erscheinungsform ist das ''Rathaus der Stadt Fürth'' dennoch stark an den 1314 fertiggestellten ''Palazzo Vecchio'' angelehnt. Wie auch das Rathaus Fürth, ist der [http://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_Vecchio Palazzo Vecchio] heute wieder das Rathaus der Stadt Florenz. Er wurde damals als erster Sitz der Regierung der Republik Florenz erbaut.
 
Deshalb ist die Anlehnung des Rathauses (Turm und Portal) von Fürth an das ältere Florentiner Vorbild vom Planer Friedrich Bürklein bewusst gewählt, wobei er nicht einfach Gestaltung und Ausführung übernommen hat, sondern in einer neuen leichteren Formensprache, mit stark veränderten Proportionen, etwas völlig Neues geschaffen hat. So kann man nicht von einem einfachen Nachbau sprechen. Der Baukörper selbst mit den Rundbogenfenstern entspricht dem Vorbild der Bauten in der Münchner Ludwigstraße (Staatsbibliothek).
 
Auch mit dem Baukörper des Rathauses in [http://de.wikipedia.org/wiki/Opole#Bauwerke Oppeln] weist es erstaunliche Ähnlichkeiten auf, da auch bei ihm der Palazzo Vecchio in Florenz als Vorbild diente.


== Beschreibung des Baudenkmals ==
[[Rathaus]], zweiflügeliger, dreigeschossiger Sandsteinbau in Ecklage mit Walmdach, in der Mitte des Ostflügels Turm nach Vorbild des Palazzo Vecchio in Florenz, in der Mitte des Nordflügels Portikus mit Balkonbrüstung, italianisierender Rundbogenstil, von [[Friedrich Bürklein]]<ref>Antje Seilkopf: ''Friedrich war's, nicht Eduard''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. März 2014 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/friedrich-war-s-nicht-eduard-1.3530537 online]</ref>, [[1840]]/50; mit Ausstattung; westlich anschließender Erweiterungsbau, viergeschossiger traufseitiger Sandsteinbau mit Flachsatteldach und Biforienfenstern, italianisierender Rundbogenstil, unter Mitwirkung von Friedrich Thiersch, 1898 - 1901; Gedenktafel für Wilhelm Königswarter, Bronze; Nebengebäude im Hof, zweigeschossiger Sandsteinbau mit Walmdach und Fachwerk-Aufzugsgaube, um 1850; Nebengebäude im Hof, zweigeschossiger Sandsteinbau mit einseitigem Walmdach, seitlichem Risalit mit Aufzugsgaube und südlichem erdgeschossigem Anbau, um 1850.


== Besonderheiten ==
=== Besonderheiten ===
* Die Höhe des Turms wird häufig mit 55 m angegeben, die tatsächlich gemessene Höhe liegt bei 51,65 m.<ref>Anmerkung: Der Unterschied in der Höhe durch die Hinzuziehung oder Weglassung der Fahnenstange auf dem Rathausturm als höchster Punkt.</ref>
* Die Höhe des Turms wird häufig mit 55 m angegeben, die tatsächlich gemessene Höhe liegt bei 51,65 m.<ref>Anmerkung: Der Unterschied in der Höhe durch die Hinzuziehung oder Weglassung der Fahnenstange auf dem Rathausturm als höchster Punkt.</ref>
* [[Rathaus#Beleuchtung|Beleuchtung]] des Rathausturms  
* [[Rathaus#Beleuchtung|Beleuchtung]] des Rathausturms  
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* Eingangshalle/Vestibül, Treppenhaus und Sitzungssaal
* Eingangshalle/Vestibül, Treppenhaus und Sitzungssaal
* Zugänge:  
* Zugänge:  
Die östliche Fassade mit dem Turm liegt an der Brandenburger Straße. Diese Ostseite des Rathauses von der Königstraße bis zum Kohlenmarkt hat an sich drei Zugänge. Der eine an der Ecke zur Königstraße ist jedoch stets geschlossen, weil dahinter der Dienstraum des Hausmeisters liegt. Dieser ist zugänglich von der Eingangshalle der Königstraße (Haus-Nummer 88).  
Die östliche Fassade mit dem Turm liegt an der Brandenburger Straße. Diese Ostseite des Rathauses von der Königstraße bis zum Kohlenmarkt hat an sich drei Zugänge. Der eine an der Ecke zur Königstraße ist jedoch stets geschlossen, weil dahinter der Dienstraum des Hausmeisters liegt. Dieser ist zugänglich von der Eingangshalle der Königstraße (Haus-Nummer 88).
Betritt man das Fürther Rathaus durch die große Tür unter der Loggia an der Königstraße, kommt man in ein hohes gewölbtes Vestibül mit klassizistischen Malereien, die aus regelmäßigen, symmetrisch angeordneten Blattornamenten bestehen. Den Scheitelpunkt bildet das Kleeblattwappen. Die Ausmalung des Gewölbes der Eingangshalle führte 1844 der Dekorationsmaler Josef Schwarzmann in München durch. Beauftragt wurde er vom Architekten und Oberbauleiter bzw. „Baukondukteur“ Friedrich Bürklein.  
Betritt man das Fürther Rathaus durch die große Tür unter der Loggia an der Königstraße, kommt man in ein hohes gewölbtes Vestibül mit klassizistischen Malereien, die aus regelmäßigen, symmetrisch angeordneten Blattornamenten bestehen. Den Scheitelpunkt bildet das Kleeblattwappen. Die Ausmalung des Gewölbes der Eingangshalle führte 1844 der Dekorationsmaler Josef Schwarzmann in München durch. Beauftragt wurde er vom Architekten und Oberbauleiter bzw. „Baukondukteur“ Friedrich Bürklein.  
Für die Säulen in der Eingangshalle beauftragte Bürklein den Bildhauer Sickinger von München. Dieser fertigte für die vier Kapitäle als oberen Abschluss der Säulen zuerst Modelle in Gips nach Zeichnung des Architekten Bürklein. Die Anfertigung übernahm dann der Steinmetz Ludwig Graf in Stadtamhof (heute Stadtteil von Regensburg). Die Kapitäle kosteten insgesamt 800 Gulden (4 x 200 fl.).  
Für die Säulen in der Eingangshalle beauftragte Bürklein den Bildhauer Sickinger von München. Dieser fertigte für die vier Kapitäle als oberen Abschluss der Säulen zuerst Modelle in Gips nach Zeichnung des Architekten Bürklein. Die Anfertigung übernahm dann der Steinmetz Ludwig Graf in Stadtamhof (heute Stadtteil von Regensburg). Die Kapitäle kosteten insgesamt 800 Gulden (4 x 200 fl.).  
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Der dritte Zugang außen an der Ecke zur Ludwig-Erhard-Straße führt in das Kriminalmuseum. Diese Halle (heutiger Empfangsraum des Kriminalmuseums) diente ursprünglich dem Zweck einer Auktionshalle, um dort öffentlich die nicht eingelösten Pfänder der dortigen Pfandanstalt zu versteigern. Die Pfänder selbst lagerten in den Kellerräumen. Dieser südlichste Zugang hat keine eigene Nummer. Ein weiteres Tor gibt es aber im Durchgang zum Hof, gleich neben dem Eingang in der Brandenburger Straße. Dieser diente auch in Kriegszeiten dazu, bei Fliegeralarm schnell Schutz in den Kellerräumen zu suchen. Kurz nach dem Tor führen nach rechts unten steile Stufen in die Kellerräume.  
Der dritte Zugang außen an der Ecke zur Ludwig-Erhard-Straße führt in das Kriminalmuseum. Diese Halle (heutiger Empfangsraum des Kriminalmuseums) diente ursprünglich dem Zweck einer Auktionshalle, um dort öffentlich die nicht eingelösten Pfänder der dortigen Pfandanstalt zu versteigern. Die Pfänder selbst lagerten in den Kellerräumen. Dieser südlichste Zugang hat keine eigene Nummer. Ein weiteres Tor gibt es aber im Durchgang zum Hof, gleich neben dem Eingang in der Brandenburger Straße. Dieser diente auch in Kriegszeiten dazu, bei Fliegeralarm schnell Schutz in den Kellerräumen zu suchen. Kurz nach dem Tor führen nach rechts unten steile Stufen in die Kellerräume.  
Später wurden sie für Altakten-Aufbewahrung genutzt. Dazu mussten aber Entfeuchtungs-Lüfter betrieben werden. Dies half aber nicht gänzlich. Die Altakten wurden feucht. Als die Hausmeister-Wohnung im Westtrakt aufgegeben wurde, sind dort die Altakten des Standesamts untergebracht worden.
Später wurden sie für Altakten-Aufbewahrung genutzt. Dazu mussten aber Entfeuchtungs-Lüfter betrieben werden. Dies half aber nicht gänzlich. Die Altakten wurden feucht. Als die Hausmeister-Wohnung im Westtrakt aufgegeben wurde, sind dort die Altakten des Standesamts untergebracht worden.
=== Beleuchtung ===
[[Datei:Beleuchtung Rathaus.jpg|miniatur|links|LED-Glühbirne am Rathausturm, 2018]]
[[Bild:Rathaus Festbeleuchtung.JPG|mini|right|Rathaus in Festbeleuchtung]]
[[Datei:RATHAUS FUERTH.jpg|mini|right|Festbeleuchtung, gesehen durch das Zoom-Objektiv]]
Seit dem Kirchweihsamstag, dem ''[[2. Oktober]] [[1858]]'', wurde der ''Rathausturm und der obere Rand des Baukörpers'' zu festlichen Anlässen zuerst mit hunderten von Gasflammen und später mit hunderten Glühlampen als Lichterketten an den Kanten ''illuminiert''. Als einige diesen schönen Brauch im Jahr [[1989]] abschaffen wollten ("wegen Kitsch und Kosten") und das beleuchtete Rathaus vom nach Fürth "zugereisten" Baureferenten als "beleuchteter Mississippi Dampfer" bezeichnet wurde , kam es zu massenhaften Protesten in den [[Fürther Nachrichten]]. Diesem eindeutigen Votum widersetzte sich weise der Fürther Stadtrat nicht. Der weithin sichtbare, erleuchtete Rathausturm ist ein lieb gewordener Gruß zu festlichen Anlässen für die Einwohner und die Gäste der Stadt Fürth.
Pünktlich zum Start der [[Michaelis-Kirchweih]] [[2009]] sparte das Rathaus bei seiner Festbeleuchtung eine Menge Energie. Mit Einbruch der Dunkelheit beleuchten ab Samstagabend keine herkömmlichen Glühbirnen mehr das städtische Wahrzeichen, sondern 1.900 LED-Lampen. Die 8.400 Euro teure Umrüstung, die die [[infra fürth gmbh]] im Sommer vorgenommen hatte, auf die modernen, energieeffizienten Lämpchen spart bei einer Betriebszeit von etwa 400 Stunden rund 2.300 Euro Stromkosten pro Jahr und ist zudem weitaus weniger wartungsintensiv als die Vorgängermodelle. Im Jahr [[2018]] war jedoch eine Generalsanierung mit Kosten von etwa 100.000 Euro fällig. 500 m Kabel wurden ersetzt, die zum Teil schon über 30 Jahre alte Kabel waren, da die letzte große Sanierung im Jahr 1990 war. Ebenfalls ausgetauscht wurden die Lampen, rund neue 2.000 LED-Lampen wurden laut Angaben der Stadt Fürth an der Rathausfassade neu angebracht.<ref>Presse-Information des BmPA vom 12. September 2018 / 396/18: Fürther Rathaus erhält neue Beleuchtung</ref>
Die beliebte Rathausillumination wird traditionsgemäß während der [[Michaelis-Kirchweih]], in der Advents- und Weihnachtszeit und zu besonderen Anlässen eingeschaltet, so z. B. jährlich zur Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg.
Unter nachts fliegenden Piloten hat das Fürther Rathaus wegen seiner aus vielen Kilometern Entfernung sichtbaren Lichterketten auch den Spitznamen "''Geisterschiff''".
=== Uhr ===
Das Rathausuhrwerk wurde von der ''J. Mannhardt'schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik'' in München hergestellt und wegen Mängeln schon [[1887]] durch ein neues Exemplar von der gleichen Firma ersetzt. [[1951]] Renovierung der Turmuhr, die Zeiger wurden neu mit Blattgold vergoldet. [[1960]] wurde die Uhr auf Vollautomatik umgestellt. Zeiger und Ziffern leuchten seit [[1964]]. Im Februar 1990 wurden die Zifferblätter ausgetauscht. Es wurden vier neue Ziffernblätter von einer Bayreuther Spezialfirma angebracht, jedes hat 3,2 m Durchmesser.<ref>Fn; Vier schwebende Zifferblätter. In: Fürther Nachrichten vom 8. Februar 1990, S. 37</ref>
=== Glocken ===
[[Datei:Rathausglocken_1850.jpg|miniatur|Zeitungsbericht über die Ankunft der Rathausglocken, 1850]]
[[Datei:Glockenabgabe Rathaus Fürth a.jpg|miniatur|Glockenabgabe im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] am Rathaus Fürth]]
Am [[25. November]] [[1850]] trafen die von [[Johann Paul Lotter]] in Bamberg  gegossenen Glocken des Rathauses ein, sie wogen 7, 9 und 17 Zentner (350, 450 und 850 kg). „In der Neujahrsnacht 1850 ertönten zum ersten Male vom Rathausturme herab die neuen Glocken. Damit galt das Rathaus als ganz vollendet.“<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)]], S. 291 f.</ref> Diese wurden um 1902 stillgelegt, da man Bedenken wegen der Statik des Turms hatte, lediglich im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] reaktivierte die Stadt sie beginnend vom 21. August 1914 (Einmarsch in Brüssel) einige Jahre zwecks Einläuten von Siegesnachrichten. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden die Glocken am [[30. Dezember]] [[1941]] im Rahmen der Bronzesammlung <ref>Auslöser dafür war die sog. ''Hermann-Göring-Abgabe''. Die „gespendeten Metalle wurden als „Geschenk der Deutschen Nation“ zum „Führergeburtstag“ am 20. April 1940" erstmals überreicht. Siehe [Nr. 35] Verordnung zum Schutz der Metallsammlung des Deutschen Volkes vom 29. März 1940, in: Gerhard Werle: Justiz-Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989, S. 304 [https://books.google.de/books?id=GKmc6hH-2S4C&pg=PA304&dq=Verordnung+zum+Schutz+der+Metallsammlung+des+Deutschen+Volkes&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwikyJrXrpXsAhWNjKQKHRCgCNYQ6AEwAnoECAAQAg#v=onepage&q=Verordnung%20zum%20Schutz%20der%20Metallsammlung%20des%20Deutschen%20Volkes&f=false – online]</ref> abgenommen und vermutlich eingeschmolzen, wie ein Zeitungsbericht Anfang 1948 "Rathausglocken endgültig verloren" zu einer Mitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege annehmen lässt: ''Wie Oberbürgermeister Dr. [[Hans Bornkessel]] in der letzten Stadtratssitzung  mitteilte, haben die vielfachen Nachforschungen nach dem Verbleib der drei großen Rathausglocken im Gesamtgewicht von 1600 Kilogramm, die von den Nazis weggeschafft wurden, ergeben, daß, wie das Landesamt für Denkmalspflege dieser Tage mitteilte, mit dem endgültigen Verlust der Rathausglocken gerechnet werden muß. Der Oberbürgermeister gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß bis zum 100jährigen Jubiläum des Rathauses, das in etwa zwei Jahren gefeiert wird, ein neues Geläute beschafft werden kann.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Nürnberger Nachrichten - Fürther Ausgabe, 7. Februar 1948, S. 3</ref>
=== Glockenspiele ===
Anfang Dezember 1950 wurden die sog. „Bornkesseli“ in den Probebetrieb genommen und in der Silvesternacht 1950/51 offiziell eingeweiht. Es handelte sich um fünf [[Wikipedia: Porzellanglockenspiel|Porzellanglocken]] der [[Wikipedia: Rosenthal (Unternehmen)|Fa. Rosenthal]] in Selb, die der Stadtrat aufgrund der wesentlich geringeren Kosten gegenüber Bronzeglocken und Glocken aus [[Wikipedia:Meissener Porzellan|Meissener Porzellan]] auswählte. Das war insofern riskant, da es nur in Meißen Erfahrung mit Porzellanglocken gab. Die größte der Porzellanglocken wog drei Kilogramm. Das Geläut wurde entsprechend einem Gutachten auf die Glocken der umgebenden Kirchenglocken in Moll abgestimmt, sie hatten angeblich die Stimmung "E<sup>1</sup>" (laut Quelle, richtig vermutlich: Es oder es), des<sup>1</sup>, g<sup>1</sup>, b<sup>1</sup>, des<sup>2</sup> und wurden von einem 80-Watt-Verstärker auf acht Siluminguß-Druckkammerlautsprecher übertragen (weswegen der Klang von vorneherein bescheiden gewesen sein dürfte). Die Lautsprecher waren paarweise in den Turmfenstern unter den Ziffernblättern angebracht und sorgten dafür, dass die Glocken im Umkreis von zwei bis drei Kilometern gehört werden konnten.<ref>Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 1950: "Wieder Glockenklang vom Rathausturm"; Fürther Nachrichten vom 30. Dezember 1950: "Rathaus-Glocken läuten wieder".</ref> Das Spiel erfüllte nicht die Ansprüche. Es blieb der einzige Versuch, keine Porzellanglocken aus der [[Wikipedia: Meißner Porzellan|Manufaktur Meißen]] für ein Glockenspiel zu verwenden; alle heute noch existierenden spielbaren Porzellanglockenspiele sind aus Meissener Porzellan (vgl. [[Wikipedia: Porzellanglockenspiel|Porzellanglockenspiel]]).<ref>Annelene Raasch: ''Glockenspiele aus Meissener Porzellan'', Verlag Hauschild, Bremen 1994, S. 73.</ref> Im Juni 1956 besuchten im Rahmen einer Studienfahrt 70 Glockenfachleute Fürth und bestätigten den ausnehmend schlechten Klang der Porzellanglocken. Wegen Beschädigungen ([[Wikipedia:Haarriss|Haarrisse]]), vor allem war eine Glocke gesprungen, und des daraus resultierenden schlechten (bzw. noch schlechteren) Klangs wurden sie am 20. November 1966 ausgeschaltet.
[[Datei:Mayer und Glockenspiel in Bayreuth.jpg|mini|[[Alexander Mayer]] entdeckte in Bayreuth ein Glockenspiel, das sich heute auf dem Rathausturm befindet]]
[[Datei:Hans Schmidt-Mannheim und Karl Dietrich Dittmar.JPG|mini|Hans Schmidt-Mannheim und Karl Ludwig Dittmar an der ursprünglichen Steuerung der Glockenanlage im Rathaus, 2008]]
[[Datei:Rathaus Glockenspielsteuerung.jpg|mini|Alte, inzwischen ausgetauschte Glockenspiel-Steuerung mit Liedauswahlliste, 2018]]
Am Tag des Stadtjubiläums, dem [[1. November]] [[2007]], um 15:00 Uhr wurde zum ersten Mal offiziell das neue ''Glockenspiel'' im Turm des Rathauses geläutet. Jeden Mittag kurz nach 12:00 Uhr und zu besonderen Anlässen wird nun, mit passender Melodie, geläutet, um die Fürther und ihre Gäste zu erfreuen. Das Spielwerk besteht aus 25 Glocken (chromatisch von c<sup>3</sup> bis c<sup>5</sup>) und konnte mit der ursprünglichen Steuerung 43 verschiedene Melodien erklingen lassen. Diese Stücke können bei der im Frühjahr 2023 vorgesehenen Reparatur nicht übernommen werden, so dass zunächst nur 5 wieder einzuspielende Lieder zur Verfügung stehen. Die Glocken selbst stammen von der niederländischen [[Wikipedia:Glockengießerei Eijsbouts|Glockengießerei Royal Eijsbouts]] in [[Wikipedia:Asten (Niederlande)|Asten]], die Steuerung von der Firma "Bayreuther Turmuhren". Es ist kein [[Wikipedia:Carillon|Carillon]], da es keine anschlagsdynamische Klaviatur besitzt. Ursprünglich war es im Eigentum der Fa. "Bayreuther Turmuhren", dann übernahm Anfang der 2000er Jahre Fabrik-Eigentümer Karl Ludwig Dittmar beim Verkauf seiner Firma das Glockenspiel für das inzwischen aufgelöste Fränkische Turmuhrenmuseum e.V., dessen Vorsitzender Dittmar war. Es wurde seinerzeit als mobiles Glockenspiel auf einem Autoanhänger für Messen, Weihnachtsmärkte o.ä. benutzt. Im Juni 2007 bot Dittmar das Glockenspiel dem damaligen Stadtheimatpfleger [[Alexander Mayer]] an, der schon länger nach einem Ersatz für die "Bornkesseli" suchte, was sich über die deutsche Glockenspielervereinigung e.V. herumgesprochen hatte. Nachdem Mayer das Glockenspiel in Bayreuth geprüft hatte, empfahl er der Stadt Fürth den Erwerb. Ende Juli 2007 befürwortete der Stadtrat mit 24 (SPD) gegen 18 (CSU, Grüne) Stimmen den Kauf für 20.000 Euro.<ref name="Mayer">Alexander Mayer: [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/specials-glockenspiel-rathaus.pdf Glockenspiel auf dem Fürther Rathaus] (PDF-Datei)</ref><ref>Johannes Goecke: ''Glocken als Attraktion. Das Publikum strömte zur Premiere in den Rathaushof'' ; in: Fürther Nachrichten, Ausgabe vom 3. November 2007 - [https://web.archive.org/web/20090511093545/http://www.fuerther-nachrichten.de/artikel.asp?art=722073&kat=12 online auf webarchive.org]</ref><ref>Johannes Alles: Ein Glockenspiel für den Rathausturm. In: Fürther Nachrichten vom 27. Juli 2007 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/ein-glockenspiel-fur-den-rathausturm-1.834911 online]</ref>
Seit dem [[2. November]] [[2007]] erklingen die  Takte 8 bis 16 des Rockklassikers [[Wikipedia: Stairway to Heaven|Stairway to Heaven]] der britischen Rockgruppe [[Wikipedia: Led Zeppelin|Led Zeppelin]] täglich um 12:04 Uhr. Zur Premiere kamen rund 1.000 Besucher in dein Rathausinnenhof um erstmals die Glocken wieder spielen zu hören.<ref>Johannes Goecke: Glocken als Attraktion. In: Fürther Nachrichten vom 3. November 2007</ref> Die Auswahl erfolgte durch [[Alexander Mayer]], da sich seiner Meinung nach mehr Menschen mit dem 1971 veröffentlichten Rockklassiker (Auflage der Schallplatte bzw. der CD: über 37 Millionen) identifizieren können als mit einem Volkslied o.ä. Mayer und Kirchenmusikdirektor Hans Schmidt-Mannheim<ref>Hans Schmidt: [http://www.nmz.de/artikel/ein-jubilar-in-nordbayern Artikel in der ''Neuen Musikzeitung'']</ref> bearbeiteten die Melodie soweit, dass sie vom Glockenspiel wiedergegeben werden kann. So wurde die Melodie nach c-moll transponiert (Originaltonart a-moll) und überwiegend die Notenführung der Gesangstimme verwendet. Ursprünglich wollte Mayer die für das Stück charakteristische Gitarrenbegleitung mitklingen lassen, das Glockenspiel konnte dies technisch aber nicht leisten.<ref>[http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/stairwaytoheaven.mp3 Glockenspiel als mp3-Datei]</ref> Der Zeitversatz zur Mittagsstunde dient dazu, nicht akustisch mit dem Geläut der Kirchenglocken in Konflikt zu treten.<ref name="Mayer"/><ref>Johannes Goecke: ''Glocken als Attraktion - Das Publikum strömte zur Premiere in den Rathaushof''. Fürther Nachrichten vom 3. November 2007</ref>
Die beste Wiedergabequalität kann in der [[Bäumenstraße]] gehört werden.
=== Reparaturmaßnahmen an Glocken und Glockenspiel ===
Durch einen technischen Defekt bei Reinigungsarbeiten im Rathausturm schwiegen die Glocken seit Mai [[2022]]. Weder das Glockenspiel um 12:04 Uhr noch der Glockenschlag für die Uhrzeit waren seitdem zu hören. Später stellte sich heraus, dass der Defekt nicht reparabel ist und die gesamte Steuerung ausgewechselt werden muss. Am 7. Februar 2023 wurde der Auftrag zur Reparatur an die Firma "Bayreuther Turmuhren" ([[Wikipedia:Eckersdorf|Eckersdorf]]) erteilt, die Instandsetzungsarbeiten waren am 1. Juni 2023 abgeschlossen, seitdem ist (in verbesserter Form) das Stundenläuten wieder zu hören.<ref>Pressemitteilung Stadt Fürth 23. Juni 2023 199/23 - Endlich wieder mit "Stairway to Heaven" in die Mittagspause</ref>. Die offizielle Wiederinbetriebnahme erfolgte am 27. Juni 2023. Zukünftig sind jedoch nur noch sechs Lieder im Repertoire (zuvor 43): Stairway to Heaven, Europahymne (Freude, schöner Götterfunken), Hochzeitsmarsch (aus dem Sommernachtstraum von Mendelssohn-Bartholdy), "Fröhliche Weihnacht überall" und für Franken „Wohlauf die Luft geht frisch und rein“. Aus gegebenem Anlass und auf ein kostenloses Angebot der ''Bayreuther Turmuhren'' hin wurde noch "[[Wikipedia:Imagine (Lied)|Imagine]]" einprogrammiert. Abgesehen von "Stairway to Heaven" konnte bei allen Stücken auf vorgefertige Files der Branche zurückgegriffen werden. Für "Stairway to Heaven" stellte wiederum Alexander Mayer einen auf die Möglichkeiten des Glockenspiels abgestimmten Notensatz zur Verfügung. 
Die Frage nach der Melodie des Glockenspiels am Fürther Rathausturm zur Mittagszeit (Stairway to Heaven) war inzwischen mehrfach Thema von Fernseh-Quizsendungen, so zum Beispiel in ''[[Wikipedia: Wer weiß denn sowas?|Wer weiß denn sowas?]]'' vom 4. Februar 2021 mit etwa 4 Millionen Zuschauern und in ''Deutschlands größte Geheimnisse'' vom 6. Oktober 2024.<ref>[[Wikipedia:Kabel Eins|Kabel Eins]]: Deutschlands größte Geheimnisse. [https://www.joyn.de/play/serien/deutschlands-groesste-geheimnisse/4-2-eine-parabelfoermige-abkuerzung-fuer-studenten-und-12-weitere-geniale-geheimnisse Sendung vom 6. Oktober 2024] (8:30 bis 14:40 Min.:Sek.). ([[Wikipedia:Joyn (Streaminganbieter)|Joyn]]).
</ref>
→ ''Siehe auch: [[Wikipedia:Glockenspiel im Rathaus Fürth|Glockenspiel im Rathaus Fürth]] auf Wikipedia''


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Das erste Rathaus ===
[[Datei:Rathausentwurf Leonhard Schmidtner.jpg|mini|left|Rathausentwurf 1837]]
[[Datei:Rathausentwurf Leonhard Schmidtner.jpg|mini|left|Rathausentwurf 1837]]
Im 17. und 18. Jahrhundert wurden u. a. das [[Schießhaus]] und das [[Bambergisches Amtshaus|Bambergische Amtshaus]] für Gemeindeversammlungen verwendet.
Es ist das erste und einzige [[wikipedia:Rathaus|Rathaus]] von Fürth, da sich die Kommune in der [[Dreiherrschaft]], in der [[Königreich Preußen|preußischen Zeit]] und auch am Anfang der [[Königreich Bayern|bayerischen Zeit]] ab 1806 nicht selbst verwalten durfte. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden u. a. das [[Schießhaus]] und das [[Bambergisches Amtshaus|Bambergische Amtshaus]] für Gemeindeversammlungen verwendet.
Als Fürth [[1818]] Stadt erster Klasse wurde und einen eigenen [[:Kategorie:Bürgermeister|Bürgermeister]] nebst gemeindlichen Kollegien bekam, fehlte es an einem Rathaus. Behelfsweise war die Stadtverwaltung im [[Geleitshaus]] und im Schulhaus am [[Kirchenplatz]] untergebracht. Ab [[1823]] bemühte man sich dann um die Errichtung eines eigenen Rathauses.
 
Als Fürth [[1818]] Stadt erster Klasse wurde und einen eigenen [[:Kategorie:Bürgermeister|Bürgermeister]] nebst gemeindlichen Kollegien bekam, brauchte es einen Regierungs- und Verwaltungssitz, sprich ein eigenes Rathaus. Ab [[1823]] bemühte man sich dann um die Errichtung eines eigenen Rathauses. In der Zeit zwischen 1818 und dem Bezug des neuen Rathauses werden das [[Geleitshaus]] sowie die [[Grundschule Kirchenplatz|Knabenschule]] am [[Kirchenplatz]] als Sitz der Stadtverwaltung genannt.


Die ursprünglichen Pläne des Nürnberger Bauinspektors [[Johann Brüger|Brüger]] bzw. von [[Leo von Klenze]], dem Hofbaumeister König [[wikipedia:Ludwig I. (Bayern)|Ludwigs I.]], wurden nicht umgesetzt, weil es bei der Beschaffung des vorgesehenen Bauplatzes am [[Obstmarkt]] zu Problemen kam. Nach langen Rechtsstreitigkeiten mit den Besitzern der dort hinderlichen Gebäude beschloss man, das an bevorzugter Lage stehende [[Brandenburger Haus]] abzureißen und an dieser Stelle ein monumentales Rathaus zu errichten. [[1837]] wurde die ministerielle Genehmigung zum Abriss des Gasthauses zum Brandenburger Hof erteilt; allerdings gab es noch keine Einigung darüber, welcher der fünf eingereichten Bauentwürfe genommen werden soll. Große Zustimmung in Fürth fand [[1837]] der Entwurf von [[Leonhard Schmidtner]], der kurz zuvor das [[Schloss Burgfarrnbach]] erbaut hatte. Wohl auch wegen der dabei deutlich überzogenen Kosten setzte Friedrich von Gärtner, der neue Hofbaumeister des Königs, den Plan seines Schülers (signiert mit [[Eduard Bürklein]]) durch, der aus einem Wettbewerb hervorgegangen war. Der ältere Bruder [[Friedrich Bürklein|Friedrich]] als tatsächlicher Planfertiger übernahm auch die oberste Bauleitung und führte die Veränderungen aus, die während des Baus notwendig wurden. Die Entscheidung, dass der Bürklein-Plan genommen wird, wurde [[1838]] durch das Staatsministerium des Innern getroffen. Die Regierung von Mittelfranken in Ansbach bestätigte ihm, dass er auch das Vestibül mit den Säulen und der Kuppelausmalung nach seinen Wünschen mit Beauftragung anerkannter Künstler in München und Stadtamhof (nun Stadtteil von Regensburg) gestalten könne.
=== Die Pläne ===
Die ursprünglichen Pläne des Nürnberger Bauinspektors [[Johann Brüger|Brüger]] bzw. von [[Leo von Klenze]], dem Hofbaumeister König [[wikipedia:Ludwig I. (Bayern)|Ludwigs I.]], wurden nicht umgesetzt, weil es bei der Beschaffung des vorgesehenen Bauplatzes am [[Obstmarkt]] zu Problemen kam. Nach langen Rechtsstreitigkeiten mit den Besitzern der dort hinderlichen Gebäude beschloss man, das an bevorzugter Lage stehende [[Brandenburger Haus]] abzureißen und an dieser Stelle ein monumentales Rathaus zu errichten. [[1837]] wurde die ministerielle Genehmigung zum Abriss des Gasthauses zum Brandenburger Hof erteilt; allerdings gab es noch keine Einigung darüber, welcher der fünf eingereichten Bauentwürfe genommen werden soll. Große Zustimmung in Fürth fand [[1837]] der Entwurf von [[Leonhard Schmidtner]], der kurz zuvor das [[Schloss Burgfarrnbach]] erbaut hatte. Wohl auch wegen der dabei deutlich überzogenen Kosten setzte Friedrich von Gärtner, der neue Hofbaumeister des Königs, den Plan seines Schülers (signiert mit [[Eduard Bürklein]]) durch, der aus einem Wettbewerb hervorgegangen war. Der ältere Bruder [[Friedrich Bürklein|Friedrich]] als tatsächlicher Planfertiger übernahm auch die oberste Bauleitung und führte die Veränderungen aus, die während des Baus notwendig wurden. Die Entscheidung, dass der Bürklein-Plan genommen wird, wurde [[1838]] durch das Staatsministerium des Innern getroffen. Die Regierung von Mittelfranken in Ansbach bestätigte ihm, dass er auch das Vestibül mit den Säulen und der Kuppelausmalung nach seinen Wünschen mit Beauftragung anerkannter Künstler in München und Stadtamhof (nun Stadtteil von Regensburg) gestalten könne. Um den wahren Baumeister des Rathauses gibt es in Fürth einen [[Diskurs der Heimatforscher|Rathaus#Eduard Bürklein vs. Friedrich Bürklein]].


=== Der Bau des Rathauses ===
Am [[1. November]] [[1840]] begann der Bau des Rathauses. Die Schreinerarbeiten wurden ab Februar 1843 von den Gebrüdern Haas in Verbindung mit Julius Finster übernommen.<ref>"Fürther Tagblatt" vom 8. Februar 1843</ref> Die gesamten Zimmermannsarbeiten wurden vom Zimmermeister [[Johann Georg Schmidt]] ausgeführt. Bis [[1844]] entstand der Bauteil an der [[Königstraße]] und wurde in Betrieb genommen. Im 2. OG befand sich der Festsaal, später als Registratur verwendet. Darunter im 1. OG - mit Loggia davor - tagte der Stadtmagistrat.
Am [[1. November]] [[1840]] begann der Bau des Rathauses. Die Schreinerarbeiten wurden ab Februar 1843 von den Gebrüdern Haas in Verbindung mit Julius Finster übernommen.<ref>"Fürther Tagblatt" vom 8. Februar 1843</ref> Die gesamten Zimmermannsarbeiten wurden vom Zimmermeister [[Johann Georg Schmidt]] ausgeführt. Bis [[1844]] entstand der Bauteil an der [[Königstraße]] und wurde in Betrieb genommen. Im 2. OG befand sich der Festsaal, später als Registratur verwendet. Darunter im 1. OG - mit Loggia davor - tagte der Stadtmagistrat.
Offenbar war es für [[Friedrich Bürklein]] als Bauleiter schwierig, bei Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Franz Joseph von Bäumen]] die prachtvolle Gestaltung des Eingangsbereichs durchzusetzen. Bäumen war darüber wohl so verärgert, dass es nach Bezug des Südflügels an der Königstraße [[1844]] keine feierliche Eröffnung gab. Immerhin wurde der neue Rathaussaal im Oktober [[1845]] mit einem Festakt, bei dem erfolgreiche Fürther Industrielle ausgezeichnet wurden, feierlich eingeweiht.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 273 f.</ref>
Offenbar war es für [[Friedrich Bürklein]] als Bauleiter schwierig, bei Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Franz Joseph von Bäumen]] die prachtvolle Gestaltung des Eingangsbereichs durchzusetzen. Bäumen war darüber wohl so verärgert, dass es nach Bezug des Südflügels an der Königstraße [[1844]] keine feierliche Eröffnung gab. Immerhin wurde der neue Rathaussaal im Oktober [[1845]] mit einem Festakt, bei dem erfolgreiche Fürther Industrielle ausgezeichnet wurden, feierlich eingeweiht.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 273 f.</ref>
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Man war in Fürth nicht nur wegen der langen Bauzeit verärgert, sondern mehr noch wegen der immensen Kosten von 220.000 Gulden. Aber das neue Rathaus war ein Prachtbau geworden. Die Lage an der wichtigen [[Königstraße]] und die eindrucksvolle Monumentalität drückten das Selbstverständnis der avancierten Industriestadt aus.
Man war in Fürth nicht nur wegen der langen Bauzeit verärgert, sondern mehr noch wegen der immensen Kosten von 220.000 Gulden. Aber das neue Rathaus war ein Prachtbau geworden. Die Lage an der wichtigen [[Königstraße]] und die eindrucksvolle Monumentalität drückten das Selbstverständnis der avancierten Industriestadt aus.


[[1869]] befand sich die von [[Conrad Gebhardt]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] in Räumlichkeiten des Rathauses und war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit befand sich ebenfalls das kgl. Bezirksgericht im Rathaus.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref>
=== Baukosten ===
Entlohnung von Friedrich Bürklein nach den Baukosten:
Bürklein fungierte als Architekt, Planfertiger und oberster Bauleiter. Mit der Stadt Fürth ausgehandelt wurden von ihm wie üblich 1 % von den Baukosten.
Die von Friedrich Bürklein vor dem Baubeginn gefertigte Kostenaufstellung, eingereicht bei der Regierung von Mittelfranken in Ansbach als Aufsichtsbehörde von Fürth, lautete 1838 auf 125.000 Gulden. Im Dezember 1841 legte die Regierung ein Honorar von 1.610 Gulden fest wg. der Erhöhung der Kosten.
Bürklein erhielt durch den städtischen Rechnungsführer Fronmüller bis Dezember 1847 in drei Abschlagszahlungen 1.350 Gulden. Sie wurden aus der Bieraufschlagskasse bezahlt. Also bezahlten die Fürther Biertrinker ihr Rathaus. Bis 1850 nach Bau-Fertigstellung beliefen sich die Kosten auf 250.000 Gulden. Ob Bürklein danach 2.500 Gulden Entlohnung bekommen hat, entzieht sich der Kenntnis.
Diese Baukosten von 250.000 Gulden bedeuteten nach Einführung der Reichsmark eine Summe von 1,5 bis 2 Millionen RM.<ref>Hans Lippert: Abhandlung von 1940 über den Rathausbau. In: Fürther Heimatblätter 1940, Heft 3/5, S. 42.</ref>


Von [[1895]] bis [[1908]] diente das Rückgebäude am Innenhof des Rathauses der [[Feuerwache]] der [[Feuerwehr|freiwilligen Feuerwehr]]. Da seinerzeit noch Pferde für die Einsatzfahrzeuge eingesetzt wurden, lagerte man im Dachgeschoss Heu. Räume für die Wachmannschaft befanden sich im I. Obergeschoss, d. h. über den Garagen. Im seitlichen Trakt hinter der Sternstraße - heutige Ludwig-Erhard-Straße - nutzte man Räume für zwei Kutscher. Sie waren zu erreichen über eine enge Stiege ganz rechts.  
=== Polizeiwache im Rathaus ===
Nach der Fertigstellung des Rathauses zog die Fürther Polizei mit ihrer "Hauptwache" dort ein. Im Jahr 1901 erfolgte der Umzug in den neuen Erweiterungsbau. Nach der Errichtung der "Polizeidirektion" an der [[Nürnberger Straße 18]] war die Rathauswache nur noch Wache III. Während der Nazizeit hieß sie 21. Polizeirevier (mit den nachgeordneten Revierzweigstellen Erlanger Straße 2 und dem Landposten in Burgfarrnbach).
Im Jahr 1945 bezeichnete man die Rathauswache mit "Polizeiwache 1", zwei Jahre später mit "Polizeirevier 2". Die Wache wurde schließlich am 15. Oktober 1986 endgültig geschlossen.


Der Erweiterungsbau an der Königstraße entstand in den Jahren [[1900]]/[[1901|01]]. Er enthält noch heute im II. OG den Sitzungssaal des Stadtrats, im I. OG war ursprünglich das Einwohnermeldeamt, später Standesamt, untergebracht und im EG befand sich die Polizeiwache. Nach dem Informationsschild an der Fassade des Erweiterungsbaus wird [[Friedrich von Thiersch]] aus München als Erbauer genannt. Professor Friedrich von Thiersch, seinerzeit Rektor der TH München, wurde von der Stadt Fürth damals lediglich als Sachverständiger gehört. Seinem Gutachten folgte man für die Fassaden-Gestaltung.<ref>nach Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern – Stadt Fürth, S. 214</ref> Dadurch wurde der Sitzungssaal mit gekuppelten Fenstern mit Frührenaissance-Säulchen und farbigen Glasbausteinen auch nach außen hin hervorgehoben. Im Übrigen ist der Anbau ganz nach den Plänen des Stadtbauamtes erbaut worden. Der Sitzungssaal erfreut sich in seiner zusätzlichen Nutzung als Trauungssaal großer Popularität. An seiner Westseite befindet sich ein Porträt des sitzenden Prinzregenten [[Luitpold von Bayern]], welches im Dritten Reich zeitweise einem Standbild [[Adolf Hitler]]s weichen musste. Die Portale sind mit reichem figürlichen Dekor ausgestaltet. Abschluss sind am Ostportal die Stadtkrone und über dem Südportal die Krone des Bayerischen Königreichs. Über dem Haupteingang des Sitzungssaales ist die Inschrift „PUBLICO CONSILIO - PUBLICAE SALUTI“ (lat.: „ Dem öffentlichen Rat - Dem öffentlichen Wohl“) zu lesen.
=== Turmwächter / Feuerwächter ===
Heute fast unbekannt ist, dass im Fürther Rathausturm von Februar [[1857]] bis [[1898]] zwei Feuerwächter als Turmwache über Brände im Stadtgebiet Ausschau hielten. Vor allem nachts wurde aus der Turmwächterkammer auf Brände geachtet. Die Richtung eines Brandes wurde durch Heraushängen einer Fahne, bei Nacht mit einer Laterne, angezeigt.<ref>Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr zum  125-jährigen Jubiläum 1987</ref>. Eine elektrische Alarmstation für die Feuerwehr im Rathaus der 1890er Jahre sorgte nun für Alarmierung, Sammeln im Rathaushof und Abrücken mit den dort gelagerten Geräten und Fahrzeugen. Leiter der Feuerwehr war damals Brandmeister Mucke. Nach Bezug der neuen Feuerwache am [[Helmplatz]] [[1908]] wurde die Feuerwache im Rathaus aufgelöst und dorthin verlegt.<ref>"Peter Frank: [[Fürther Heimatblätter]]", Nr. 3, 2000</ref>)


== Das Rathaus unter amerikanischer Besatzung 1945-1948 ==
Über die Turmwächter Christoph Vollrath und Johann Arnold wusste [[Georg Wüstendörfer]] zu berichten: [[1856]] wurde angeregt, auf dem Rathausturm zwei Feuerwächter abwechselnd einzusetzen. Am [[1. Dezember]] des gleichen Jahres beschlossen die Gemeindekollegien die Anstellung von zwei Feuerwächtern auf dem Rathausturm. Von den 23 Bewerbern wurden ausgewählt: Vollrath und Arnold. Als das Wachtzimmer über der umlaufenden Turmgalerie in ca. 40 Metern Höhe eingerichtet war, nahmen die zwei ab [[23. Februar]] [[1857]] ihren Dienst auf.
Über den „Amtssitz des Standesbeamten“ und damit zur Raum-Belegung im Rathaus äußerte sich am 27. September 1956 der seiner zeitige Amtsleiter Kiedeisch:
 
:''„Am 8. Mai 1945, bei Kriegsende, befand sich das Standesamt in den Zimmern 11, 12, 13, 14 und 15 des Rathauses. Durch Beschlagnahme von Räumen durch die amerikanische Militärregierung mussten zunächst einzelne Räume verlegt werden. Im Januar 1946 wurde dann das gesamte Amt in den Räumen des Heimatmuseums (Gebäude des [[Altes Spital|alten Krankenhauses]]) untergebracht, da sämtliche Zimmer des Standesamts im Rathaus von der [[US-Militärregierung|Militärregierung]] belegt wurden. Am 1. August 1946 wurden die Räume im Rathaus von der Militärregierung freigegeben und dem Standesamt zugewiesen. Am 1. Oktober 1946 erfolgte wiederum die Beschlagnahme. Das Standesamt wurde in das Gebäude [[Hornschuchpromenade 6; Nürnberger Straße 50|Hornschuchpromenade 6]] verlegt. Von dort aus am 1. März 1946 der Umzug in das Gebäude [[Königswarterstraße 16]] (ehem. Haus der Gewerkschaft). Der Umzug wurde nötig, da die damalige Spruchkammer mehr Räume in der Hornschuchpromenade brauchte. Am 19. April 1948 Verlegung des Standesamts in die Zimmer 53, 54 und 55 des Rathauses, da der Deutsche Gewerkschaftsbund seine Räume vollständig benötigte.''
[[Johann Arnold]], ein gelernter Schneider, stets fröhlichen Gemütes, wachte tagsüber im Turmstübchen des Rathauses. Er schneiderte und wachte zugleich durch Blicke aus den vier Fenstern. Brände hatte er durch Signal mit Glocke an die Polizeistation unten zu melden. Stimmlich verständigten sie sich mit Sprachrohr. Dann schwärmten Polizeisoldaten aus und gaben durch Hupentöne kund, dass es in der Gegend brenne. Die Richtung zum Brandherd wurde durch eine rote Fahne und nachts durch eine brennende Laterne angezeigt. Die Feuerwehrleute hatten erst später eine ständige Wache. Der Wächter hatte jede halbe Stunde die Turmgalerie ringsum zu begehen. Dort waren Kontrolluhren angebracht, in die ein Schlüssel einzustecken war.  


Ein Rückblick auf diesen dreijährigen Zeitraum lässt erkennen, dass das Standesamt während dieser Zeit insgesamt 10-mal umziehen musste. Jeder Umzug erfolgte unter Mitnahme der gesamten Einrichtungsgegenstände, unter anderem von 27 Schränken und 7 Schreibmaschinen. Bauamtmann Burghart von der Abteilung „Gebäudeunterhalt“ prägte damals den Satz: „''Man möge dem Standesamt einen Wohnwagen überlassen und diesen auf dem Dreikönigsplatz aufstellen.''"<ref>StAF Fürth, Standesamtsakten, Recherche [[Peter Frank]], ehem. Standesbeamter bei der Stadt Fürth</ref>
Über die Wächter ist Näheres bekannt:
[[Christoph Vollrath]], bereits 60jährig, wusste gut zu singen und so zog es ihn die Wirtschaft, wo er z.B. das Lied vom „gerösteten Griesbrei“ oder „die Katz“ und „die Uhr“ vortrug. Das erregte große Heiterkeit. In seine Schnupftabaksdose, die umhergereicht wurde, sammelten sich viele Groschen. Im August 1889 verstarb Vollrath, der pensionierte Turmwächter. Der Chronist [[Paul Rieß]] veröffentliche die Traueranzeige seiner Witwe Anna Vollrath in seinen Chronikband.


== Gestalterische Anlehnung ==
[[Johann Arnold]], bisher Flurschütz, hatte laut Georg Wüstendörfer einen ernsteren Charakter und eine Art philosophischer Natur. Im Jahr [[1882]] gab es den Wechsel von Arnold auf Rößler, bisheriger Taglöhner. Und [[1883]] ging Vollrath mit 70 Jahren in Pension. Es folgten Rößler (bis 1891), Stoll und Hormes. 1891 wurde vom Magistrat die Auflassung der Turmwächter in Erwägung gezogen.  
[[Bild:Rathaus_Fürth_-Turm-.JPG|mini|left|hochkant|Der Turm des ''Rathauses'' von ''[[Fürth]]'' ...]]
[[Bild:Palazzo_Vecchio_Florenz__-Turm-.JPG|mini|right|hochkant|... und sein älterer "Verwandter", der Turm des ''Palazzo Vecchio'' in ''Florenz''.]]


In seiner äußeren Erscheinungsform ist das ''Rathaus der Stadt Fürth'' an den 1314 fertiggestellten ''Palazzo Vecchio'' in Florenz stark angelehnt. Wie auch das Rathaus Fürth, ist der [http://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_Vecchio Palazzo Vecchio] heute wieder das Rathaus der Stadt Florenz. Er wurde damals als erster Sitz der Regierung der Republik Florenz erbaut.
Ihren Dienst verrichteten die Turmwächter bis es dann die technische Neuerung der elektrischen Feuermelder (so genannte Weckerlinien oder Läutewerke) gab und Alarmierungssignale durch Leitung an die Feuerwehrleute möglich war: ab 1890 Linien gelegt und ab 1892 angeschlossen an das öffentliche Telefonnetz.


Deshalb ist die Anlehnung des Rathauses (Turm und Portal) von Fürth an das ältere Florentiner Vorbild vom Planer Friedrich Bürklein bewusst gewählt, wobei er nicht einfach Gestaltung und Ausführung übernommen hat, sondern in einer neuen leichteren Formensprache, mit stark veränderten Proportionen, etwas völlig Neues geschaffen hat. So kann man nicht von einem einfachen Nachbau sprechen. Der Baukörper selbst mit den Rundbogenfenstern entspricht dem Vorbild der Bauten in der Münchner Ludwigstraße (Staatsbibliothek).
Anlass für die Aufhebung der Turmwache war aber auch „die unregelmäßige Dienstführung“ durch einen Turmwächter. Dieser wurde entlassen und die Aufhebung der Turmwache beschlossen (lt. Chronik Käppner zum Berichtsjahr 1898). Am 7. März 1898 wurde die Rathausturmwache zum letzten Mal bezogen.=== Stadtbibliothek  und Bezirksgericht ===
[[1869]] befand sich die von [[Conrad Gebhardt]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] in Räumlichkeiten des Rathauses und war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit befand sich ebenfalls das kgl. Bezirksgericht im Rathaus.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref>


Auch mit dem Baukörper des Rathauses in [http://de.wikipedia.org/wiki/Opole#Bauwerke Oppeln] weist es erstaunliche Ähnlichkeiten auf, da auch bei ihm der Palazzo Vecchio in Florenz als Vorbild diente.
=== Feuerwache im Rathaus ===
Von [[1895]] bis [[1908]] diente das Rückgebäude am Innenhof des Rathauses der [[Feuerwache]] der [[Feuerwehr|freiwilligen Feuerwehr]]. Die nicht ständig besetzte Feuerwache befand sich im 1. Stock über dem Feuerlösch-Requisitenhaus im Hof. Da seinerzeit noch Pferde für die Einsatzfahrzeuge eingesetzt wurden, lagerte man im Dachgeschoss Heu. Räume für die Wachmannschaft befanden sich im I. Obergeschoss, d. h. über den Garagen. Im seitlichen Trakt hinter der Sternstraße - heutige Ludwig-Erhard-Straße - nutzte man Räume für zwei Kutscher. Sie waren zu erreichen über eine enge Stiege ganz rechts.  


== Feuerwache im Rathaus ==
Die Planung für das Neubau-Projekt einer Feuerwache begann 1903, denn die Kapazität des Feuerlöschrequisitenhauses im Rathaushof war nicht nur für die Aufnahme der Löschgeräte und Fahrzeuge unzureichend. Auch die Ausfahrtsverhältnisse durch das Tor zur Brandenburger Straße waren „sehr misslich“, wie im Verwaltungsbericht für 1906/07 festgehalten wird. „Nur bei Beobachtung äußerster Vorsicht konnten Unfälle hintangehalten werden.“ Im Fürther Zentralanzeiger Nr. 266 von 1906 wird berichtet: „Beim Einrücken des Mannschaftswagens kam es im Rathaus-Hausgang zu einer Stockung. Beim Zurückstoßen stieß dieser mit einem vorbeifahrenden Straßenbahnwagen zusammen. Das Vorkommnis zeigt wieder drastisch, wie gefährlich die Ein- und Ausfahrtsverhältnisse im Rathaus für die Feuerwehr sind und wie notwendig die Erbauung der Feuerwehrzentrale auf dem Dietz’schen Anwesen ist.“
Die Planung für das Neubau-Projekt einer Feuerwache begann 1903. Die Kapazität des Feuerlöschrequisitenhauses im Rathaushof war nicht nur für die Aufnahme der Löschgeräte und Fahrzeuge unzureichend. Auch die Ausfahrtsverhältnisse durch das Tor zur Brandenburger Straße waren „sehr misslich“, wie im Verwaltungsbericht für 1906/07 festgehalten wird. „Nur bei Beobachtung äußerster Vorsicht konnten Unfälle hintangehalten werden.“ Im Fürther Zentralanzeiger Nr. 266 von 1906 wird berichtet: „Beim Einrücken des Mannschaftswagens kam es im Rathaus-Hausgang zu einer Stockung. Beim Zurückstoßen stieß dieser mit einem vorbeifahrenden Straßenbahnwagen zusammen. Das Vorkommnis zeigt wieder drastisch, wie gefährlich die Ein- und Ausfahrtsverhältnisse im Rathaus für die Feuerwehr sind und wie notwendig die Erbauung der Feuerwehrzentrale auf dem Dietz’schen Anwesen ist.“


Problematisch war es vor allem nachts und außerhalb der Betriebszeiten der Ämter im Rathaus, wenn die Tore geschlossen waren. Im Brandfall mussten die Schutzleute in der Polizeihauptwache im Rathausflügel an der Königstraße die Feuerwehrleute alarmieren. Dann öffneten sie die Tore. 1898 hatte der Feuerwehr-Kommandant Ferdinand Dörfler beantragt, die Rathaustore zur Nachtzeit offen zu halten. Nach einer negativen Stellungnahme durch Brandmeister [[Bernhard Mucke|Mucke]] lehnte dies der Magistrat ab. Zugestimmt wurde nur, das Tor mit den beiden Laternen die ganze Nacht zu beleuchten.  
Problematisch war es vor allem nachts und außerhalb der Betriebszeiten der Ämter im Rathaus, wenn die Tore geschlossen waren. Im Brandfall mussten die Schutzleute in der Polizeihauptwache im Rathausflügel an der Königstraße die Feuerwehrleute alarmieren. Dann öffneten sie die Tore. 1898 hatte der Feuerwehr-Kommandant Ferdinand Dörfler beantragt, die Rathaustore zur Nachtzeit offen zu halten. Nach einer negativen Stellungnahme durch Brandmeister [[Bernhard Mucke|Mucke]] lehnte dies der Magistrat ab. Zugestimmt wurde nur, das Tor mit den beiden Laternen die ganze Nacht zu beleuchten. Dörfler monierte auch, dass tagsüber im Rathaushof wartende Chaisen (Kutschen) der Brautleute während der Trauungen der Feuerwehr bei Alarmierung behindernd im Wege stehen. Von dieser Zufahrt der Hochzeiter wollte der Magistrat aber auch nicht abgehen.
Dörfler monierte auch, dass tagsüber im Rathaushof wartende Chaisen (Kutschen) der Brautleute während der Trauungen der Feuerwehr bei Alarmierung behindernd im Wege stehen. Von dieser Zufahrt der Hochzeiter wollte der Magistrat aber auch nicht abgehen.


Die nicht ständig besetzte Feuerwache befand sich im 1. Stock über dem Feuerlösch-Requisitenhaus im Hof.
=== Erweiterungen ab 1900 ===
[[1900]]/[[1901|01]] entstand der Anbau an der [[Königstraße]]. Er enthält noch heute im II. OG den Sitzungssaal des Stadtrats, im I. OG war ursprünglich das Einwohnermeldeamt, später Standesamt, untergebracht und im EG befand sich die Polizeiwache. Nach dem Informationsschild an der Fassade des Erweiterungsbaus wird [[Friedrich von Thiersch]] aus München als Erbauer genannt. Professor Friedrich von Thiersch, seinerzeit Rektor der TH München, wurde von der Stadt Fürth damals lediglich als Sachverständiger gehört. Seinem Gutachten folgte man für die Fassaden-Gestaltung.<ref>nach Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern – Stadt Fürth, S. 214</ref> Dadurch wurde der Sitzungssaal mit gekuppelten Fenstern mit Frührenaissance-Säulchen und farbigen Glasbausteinen auch nach außen hin hervorgehoben. Im Übrigen ist der Anbau ganz nach den Plänen des Stadtbauamtes erbaut worden. Der Sitzungssaal erfreut sich in seiner zusätzlichen Nutzung als Trauungssaal großer Popularität. An seiner Westseite befindet sich ein Porträt des sitzenden Prinzregenten [[Luitpold von Bayern]], welches im Dritten Reich zeitweise einem Standbild [[Adolf Hitler]]s weichen musste. Die Portale sind mit reichem figürlichen Dekor ausgestaltet. Abschluss sind am Ostportal die Stadtkrone und über dem Südportal die Krone des Bayerischen Königreichs. Über dem Haupteingang des Sitzungssaales ist die Inschrift „PUBLICO CONSILIO - PUBLICAE SALUTI“ (lat.: „ Dem öffentlichen Rat - Dem öffentlichen Wohl“) zu lesen.


==Polizeiwache im Rathaus==
=== Das Rathaus unter amerikanischer Besatzung 1945-1948 ===
Nach der Fertigstellung des Rathauses zog die Fürther Polizei mit ihrer "Hauptwache" dort ein. Im Jahr 1901 erfolgte der Umzug in den neuen Erweiterungsbau. Nach der Errichtung der "Polizeidirektion" an der [[Nürnberger Straße 18]] war die Rathauswache nur noch Wache III. Während der Nazizeit hieß sie 21. Polizeirevier (mit den nachgeordneten Revierzweigstellen Erlanger Straße 2 und dem Landposten in Burgfarrnbach).
Über den „Amtssitz des Standesbeamten“ und damit zur Raum-Belegung im Rathaus äußerte sich am 27. September 1956 der seiner zeitige Amtsleiter Kiedeisch:
Im Jahr 1945 bezeichnete man die Rathauswache mit "Polizeiwache 1", zwei Jahre später mit "Polizeirevier 2". Die Wache wurde schließlich am 15. Oktober 1986 endgültig geschlossen.
:''„Am 8. Mai 1945, bei Kriegsende, befand sich das Standesamt in den Zimmern 11, 12, 13, 14 und 15 des Rathauses. Durch Beschlagnahme von Räumen durch die amerikanische Militärregierung mussten zunächst einzelne Räume verlegt werden. Im Januar 1946 wurde dann das gesamte Amt in den Räumen des Heimatmuseums (Gebäude des [[Altes Spital|alten Krankenhauses]]) untergebracht, da sämtliche Zimmer des Standesamts im Rathaus von der [[US-Militärregierung|Militärregierung]] belegt wurden. Am 1. August 1946 wurden die Räume im Rathaus von der Militärregierung freigegeben und dem Standesamt zugewiesen. Am 1. Oktober 1946 erfolgte wiederum die Beschlagnahme. Das Standesamt wurde in das Gebäude [[Hornschuchpromenade 6; Nürnberger Straße 50|Hornschuchpromenade 6]] verlegt. Von dort aus am 1. März 1946 der Umzug in das Gebäude [[Königswarterstraße 16]] (ehem. Haus der Gewerkschaft). Der Umzug wurde nötig, da die damalige Spruchkammer mehr Räume in der Hornschuchpromenade brauchte. Am 19. April 1948 Verlegung des Standesamts in die Zimmer 53, 54 und 55 des Rathauses, da der Deutsche Gewerkschaftsbund seine Räume vollständig benötigte.''


== Baukosten ==
Ein Rückblick auf diesen dreijährigen Zeitraum lässt erkennen, dass das Standesamt während dieser Zeit insgesamt 10-mal umziehen musste. Jeder Umzug erfolgte unter Mitnahme der gesamten Einrichtungsgegenstände, unter anderem von 27 Schränken und 7 Schreibmaschinen. Bauamtmann Burghart von der Abteilung „Gebäudeunterhalt“ prägte damals den Satz: „''Man möge dem Standesamt einen Wohnwagen überlassen und diesen auf dem Dreikönigsplatz aufstellen.''"<ref>StAF Fürth, Standesamtsakten, Recherche [[Peter Frank]], ehem. Standesbeamter bei der Stadt Fürth</ref>
Entlohnung von Friedrich Bürklein nach den Baukosten:
Bürklein fungierte als Architekt, Planfertiger und oberster Bauleiter. Mit der Stadt Fürth ausgehandelt wurden von ihm wie üblich 1 % von den Baukosten.
Die von Friedrich Bürklein vor dem Baubeginn gefertigte Kostenaufstellung, eingereicht bei der Regierung von Mittelfranken in Ansbach als Aufsichtsbehörde von Fürth, lautete 1838 auf 125.000 Gulden. Im Dezember 1841 legte die Regierung ein Honorar von 1.610 Gulden fest wg. der Erhöhung der Kosten.
Bürklein erhielt durch den städtischen Rechnungsführer Fronmüller bis Dezember 1847 in drei Abschlagszahlungen 1.350 Gulden. Sie wurden aus der Bieraufschlagskasse bezahlt. Also bezahlten die Fürther Biertrinker ihr Rathaus. Bis 1850 nach Bau-Fertigstellung beliefen sich die Kosten auf 250.000 Gulden. Ob Bürklein danach 2.500 Gulden Entlohnung bekommen hat, entzieht sich der Kenntnis.
Diese Baukosten von 250.000 Gulden bedeuteten nach Einführung der Reichsmark eine Summe von 1,5 bis 2 Millionen RM.<ref>Hans Lippert: Abhandlung von 1940 über den Rathausbau. In: Fürther Heimatblätter 1940, Heft 3/5, S. 42.</ref>


== Eduard Bürklein vs. Friedrich Bürklein ==
== Eduard Bürklein vs. Friedrich Bürklein ==
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Im Frühjahr [[2018]] wurde vom [[Ältestenrat |Ältestenrat]] der Stadt Fürth diese Sichtweise übernommen und beschlossen, dass künftig Eduard und Friedrich Bürklein gleichwertig als Architekten bzw. Fertiger der Pläne für den Rathausbau zu bezeichnen sind. Diese "Sichtweise" lehnt der Lokalhistoriker [[Peter Frank]] ab, da seiner Meinung nach keine Belege dieser Argumentation in den Akten des Archivs zu finden sind. Deshalb kann weiterhin seiner Meinung nach von einer "Gleichwertigkeit" der beiden Brüder nicht die Rede sein.
Im Frühjahr [[2018]] wurde vom [[Ältestenrat |Ältestenrat]] der Stadt Fürth diese Sichtweise übernommen und beschlossen, dass künftig Eduard und Friedrich Bürklein gleichwertig als Architekten bzw. Fertiger der Pläne für den Rathausbau zu bezeichnen sind. Diese "Sichtweise" lehnt der Lokalhistoriker [[Peter Frank]] ab, da seiner Meinung nach keine Belege dieser Argumentation in den Akten des Archivs zu finden sind. Deshalb kann weiterhin seiner Meinung nach von einer "Gleichwertigkeit" der beiden Brüder nicht die Rede sein.
== Beleuchtung ==
[[Datei:Beleuchtung Rathaus.jpg|miniatur|links|LED-Glühbirne am Rathausturm, 2018]]
[[Bild:Rathaus Festbeleuchtung.JPG|mini|right|Rathaus in Festbeleuchtung]]
[[Datei:RATHAUS FUERTH.jpg|mini|right|Festbeleuchtung, gesehen durch das Zoom-Objektiv]]
Seit dem Kirchweihsamstag, dem ''[[2. Oktober]] [[1858]]'', wurde der ''Rathausturm und der obere Rand des Baukörpers'' zu festlichen Anlässen zuerst mit hunderten von Gasflammen und später mit hunderten Glühlampen als Lichterketten an den Kanten ''illuminiert''. Als einige diesen schönen Brauch im Jahr [[1989]] abschaffen wollten ("wegen Kitsch und Kosten") und das beleuchtete Rathaus vom nach Fürth "zugereisten" Baureferenten als "beleuchteter Mississippi Dampfer" bezeichnet wurde , kam es zu massenhaften Protesten in den [[Fürther Nachrichten]]. Diesem eindeutigen Votum widersetzte sich weise der Fürther Stadtrat nicht. Der weithin sichtbare, erleuchtete Rathausturm ist ein lieb gewordener Gruß zu festlichen Anlässen für die Einwohner und die Gäste der Stadt Fürth.
Pünktlich zum Start der [[Michaelis-Kirchweih]] [[2009]] sparte das Rathaus bei seiner Festbeleuchtung eine Menge Energie. Mit Einbruch der Dunkelheit beleuchten ab Samstagabend keine herkömmlichen Glühbirnen mehr das städtische Wahrzeichen, sondern 1.900 LED-Lampen. Die 8.400 Euro teure Umrüstung, die die [[infra fürth gmbh]] im Sommer vorgenommen hatte, auf die modernen, energieeffizienten Lämpchen spart bei einer Betriebszeit von etwa 400 Stunden rund 2.300 Euro Stromkosten pro Jahr und ist zudem weitaus weniger wartungsintensiv als die Vorgängermodelle. Im Jahr [[2018]] war jedoch eine Generalsanierung mit Kosten von etwa 100.000 Euro fällig. 500 m Kabel wurden ersetzt, die zum Teil schon über 30 Jahre alte Kabel waren, da die letzte große Sanierung im Jahr 1990 war. Ebenfalls ausgetauscht wurden die Lampen, rund neue 2.000 LED-Lampen wurden laut Angaben der Stadt Fürth an der Rathausfassade neu angebracht.<ref>Presse-Information des BmPA vom 12. September 2018 / 396/18: Fürther Rathaus erhält neue Beleuchtung</ref>
Die beliebte Rathausillumination wird traditionsgemäß während der [[Michaelis-Kirchweih]], in der Advents- und Weihnachtszeit und zu besonderen Anlässen eingeschaltet, so z. B. jährlich zur Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg.
Unter nachts fliegenden Piloten hat das Fürther Rathaus wegen seiner aus vielen Kilometern Entfernung sichtbaren Lichterketten auch den Spitznamen "''Geisterschiff''".
== Turmwächter / Feuerwächter ==
Heute fast unbekannt ist, dass im Fürther Rathausturm von Februar [[1857]] bis [[1898]] zwei Feuerwächter als Turmwache über Brände im Stadtgebiet Ausschau hielten. Vor allem nachts wurde aus der Turmwächterkammer auf Brände geachtet. Die Richtung eines Brandes wurde durch Heraushängen einer Fahne, bei Nacht mit einer Laterne, angezeigt.<ref>Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr zum  125-jährigen Jubiläum 1987</ref>. Eine elektrische Alarmstation für die Feuerwehr im Rathaus der 1890er Jahre sorgte nun für Alarmierung, Sammeln im Rathaushof und Abrücken mit den dort gelagerten Geräten und Fahrzeugen. Leiter der Feuerwehr war damals Brandmeister Mucke. Nach Bezug der neuen Feuerwache am [[Helmplatz]] [[1908]] wurde die Feuerwache im Rathaus aufgelöst und dorthin verlegt.<ref>"Peter Frank: [[Fürther Heimatblätter]]", Nr. 3, 2000</ref>)
Über die Turmwächter Christoph Vollrath und Johann Arnold wusste [[Georg Wüstendörfer]] zu berichten: [[1856]] wurde angeregt, auf dem Rathausturm zwei Feuerwächter abwechselnd einzusetzen. Am [[1. Dezember]] des gleichen Jahres beschlossen die Gemeindekollegien die Anstellung von zwei Feuerwächtern auf dem Rathausturm. Von den 23 Bewerbern wurden ausgewählt: Vollrath und Arnold. Als das Wachtzimmer über der umlaufenden Turmgalerie in ca. 40 Metern Höhe eingerichtet war, nahmen die zwei ab [[23. Februar]] [[1857]] ihren Dienst auf.
[[Johann Arnold]], ein gelernter Schneider, stets fröhlichen Gemütes, wachte tagsüber im Turmstübchen des Rathauses. Er schneiderte und wachte zugleich durch Blicke aus den vier Fenstern. Brände hatte er durch Signal mit Glocke an die Polizeistation unten zu melden. Stimmlich verständigten sie sich mit Sprachrohr. Dann schwärmten Polizeisoldaten aus und gaben durch Hupentöne kund, dass es in der Gegend brenne. Die Richtung zum Brandherd wurde durch eine rote Fahne und nachts durch eine brennende Laterne angezeigt. Die Feuerwehrleute hatten erst später eine ständige Wache. Der Wächter hatte jede halbe Stunde die Turmgalerie ringsum zu begehen. Dort waren Kontrolluhren angebracht, in die ein Schlüssel einzustecken war.
Über die Wächter ist Näheres bekannt:
[[Christoph Vollrath]], bereits 60jährig, wusste gut zu singen und so zog es ihn die Wirtschaft, wo er z.B. das Lied vom „gerösteten Griesbrei“ oder „die Katz“ und „die Uhr“ vortrug. Das erregte große Heiterkeit. In seine Schnupftabaksdose, die umhergereicht wurde, sammelten sich viele Groschen. Im August 1889 verstarb Vollrath, der pensionierte Turmwächter. Der Chronist [[Paul Rieß]] veröffentliche die Traueranzeige seiner Witwe Anna Vollrath in seinen Chronikband.
[[Johann Arnold]], bisher Flurschütz, hatte laut Georg Wüstendörfer einen ernsteren Charakter und eine Art philosophischer Natur. Im Jahr [[1882]] gab es den Wechsel von Arnold auf Rößler, bisheriger Taglöhner. Und [[1883]] ging Vollrath mit 70 Jahren in Pension. Es folgten Rößler (bis 1891), Stoll und Hormes. 1891 wurde vom Magistrat die Auflassung der Turmwächter in Erwägung gezogen.
Ihren Dienst verrichteten die Turmwächter bis es dann die technische Neuerung der elektrischen Feuermelder (so genannte Weckerlinien oder Läutewerke) gab und Alarmierungssignale durch Leitung an die Feuerwehrleute möglich war: ab 1890 Linien gelegt und ab 1892 angeschlossen an das öffentliche Telefonnetz. 
Anlass für die Aufhebung der Turmwache war aber auch „die unregelmäßige Dienstführung“ durch einen Turmwächter. Dieser wurde entlassen und die Aufhebung der Turmwache beschlossen (lt. Chronik Käppner zum Berichtsjahr 1898). Am 7. März 1898 wurde die Rathausturmwache zum letzten Mal bezogen.
== Uhr ==
Das Rathausuhrwerk wurde von der ''J. Mannhardt'schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik'' in München hergestellt und wegen Mängeln schon [[1887]] durch ein neues Exemplar von der gleichen Firma ersetzt. [[1951]] Renovierung der Turmuhr, die Zeiger wurden neu mit Blattgold vergoldet. [[1960]] wurde die Uhr auf Vollautomatik umgestellt. Zeiger und Ziffern leuchten seit [[1964]]. Im Februar 1990 wurden die Zifferblätter ausgetauscht. Es wurden vier neue Ziffernblätter von einer Bayreuther Spezialfirma angebracht, jedes hat 3,2 m Durchmesser.<ref>Fn; Vier schwebende Zifferblätter. In: Fürther Nachrichten vom 8. Februar 1990, S. 37</ref>
== Glocken ==
[[Datei:Rathausglocken_1850.jpg|miniatur|Zeitungsbericht über die Ankunft der Rathausglocken, 1850]]
[[Datei:Glockenabgabe Rathaus Fürth a.jpg|miniatur|Glockenabgabe im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] am Rathaus Fürth]]
Am [[25. November]] [[1850]] trafen die von [[Johann Paul Lotter]] in Bamberg  gegossenen Glocken des Rathauses ein, sie wogen 7, 9 und 17 Zentner (350, 450 und 850 kg). „In der Neujahrsnacht 1850 ertönten zum ersten Male vom Rathausturme herab die neuen Glocken. Damit galt das Rathaus als ganz vollendet.“<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)]], S. 291 f.</ref> Diese wurden um 1902 stillgelegt, da man Bedenken wegen der Statik des Turms hatte, lediglich im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] reaktivierte die Stadt sie beginnend vom 21. August 1914 (Einmarsch in Brüssel) einige Jahre zwecks Einläuten von Siegesnachrichten. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden die Glocken am [[30. Dezember]] [[1941]] im Rahmen der Bronzesammlung <ref>Auslöser dafür war die sog. ''Hermann-Göring-Abgabe''. Die „gespendeten Metalle wurden als „Geschenk der Deutschen Nation“ zum „Führergeburtstag“ am 20. April 1940" erstmals überreicht. Siehe [Nr. 35] Verordnung zum Schutz der Metallsammlung des Deutschen Volkes vom 29. März 1940, in: Gerhard Werle: Justiz-Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989, S. 304 [https://books.google.de/books?id=GKmc6hH-2S4C&pg=PA304&dq=Verordnung+zum+Schutz+der+Metallsammlung+des+Deutschen+Volkes&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwikyJrXrpXsAhWNjKQKHRCgCNYQ6AEwAnoECAAQAg#v=onepage&q=Verordnung%20zum%20Schutz%20der%20Metallsammlung%20des%20Deutschen%20Volkes&f=false – online]</ref> abgenommen und vermutlich eingeschmolzen, wie ein Zeitungsbericht Anfang 1948 "Rathausglocken endgültig verloren" zu einer Mitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege annehmen lässt: ''Wie Oberbürgermeister Dr. [[Hans Bornkessel]] in der letzten Stadtratssitzung  mitteilte, haben die vielfachen Nachforschungen nach dem Verbleib der drei großen Rathausglocken im Gesamtgewicht von 1600 Kilogramm, die von den Nazis weggeschafft wurden, ergeben, daß, wie das Landesamt für Denkmalspflege dieser Tage mitteilte, mit dem endgültigen Verlust der Rathausglocken gerechnet werden muß. Der Oberbürgermeister gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß bis zum 100jährigen Jubiläum des Rathauses, das in etwa zwei Jahren gefeiert wird, ein neues Geläute beschafft werden kann.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Nürnberger Nachrichten - Fürther Ausgabe, 7. Februar 1948, S. 3</ref>
Anfang Dezember 1950 wurden die sog. „Bornkesseli“ in den Probebetrieb genommen und in der Silvesternacht 1950/51 offiziell eingeweiht. Es handelte sich um fünf [[Wikipedia: Porzellanglockenspiel|Porzellanglocken]] der [[Wikipedia: Rosenthal (Unternehmen)|Fa. Rosenthal]] in Selb, die der Stadtrat aufgrund der wesentlich geringeren Kosten gegenüber Bronzeglocken und Glocken aus [[Wikipedia:Meissener Porzellan|Meissener Porzellan]] auswählte. Das war insofern riskant, da es nur in Meißen Erfahrung mit Porzellanglocken gab. Die größte der Porzellanglocken wog drei Kilogramm. Das Geläut wurde entsprechend einem Gutachten auf die Glocken der umgebenden Kirchenglocken in Moll abgestimmt, sie hatten angeblich die Stimmung "E<sup>1</sup>" (laut Quelle, richtig vermutlich: Es oder es), des<sup>1</sup>, g<sup>1</sup>, b<sup>1</sup>, des<sup>2</sup> und wurden von einem 80-Watt-Verstärker auf acht Siluminguß-Druckkammerlautsprecher übertragen (weswegen der Klang von vorneherein bescheiden gewesen sein dürfte). Die Lautsprecher waren paarweise in den Turmfenstern unter den Ziffernblättern angebracht und sorgten dafür, dass die Glocken im Umkreis von zwei bis drei Kilometern gehört werden konnten.<ref>Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 1950: "Wieder Glockenklang vom Rathausturm"; Fürther Nachrichten vom 30. Dezember 1950: "Rathaus-Glocken läuten wieder".</ref> Das Spiel erfüllte nicht die Ansprüche. Es blieb der einzige Versuch, keine Porzellanglocken aus der [[Wikipedia: Meißner Porzellan|Manufaktur Meißen]] für ein Glockenspiel zu verwenden; alle heute noch existierenden spielbaren Porzellanglockenspiele sind aus Meissener Porzellan (vgl. [[Wikipedia: Porzellanglockenspiel|Porzellanglockenspiel]]).<ref>Annelene Raasch: ''Glockenspiele aus Meissener Porzellan'', Verlag Hauschild, Bremen 1994, S. 73.</ref> Im Juni 1956 besuchten im Rahmen einer Studienfahrt 70 Glockenfachleute Fürth und bestätigten den ausnehmend schlechten Klang der Porzellanglocken. Wegen Beschädigungen ([[Wikipedia:Haarriss|Haarrisse]]), vor allem war eine Glocke gesprungen, und des daraus resultierenden schlechten (bzw. noch schlechteren) Klangs wurden sie am 20. November 1966 ausgeschaltet.
[[Datei:Mayer und Glockenspiel in Bayreuth.jpg|mini|[[Alexander Mayer]] entdeckte in Bayreuth ein Glockenspiel, das sich heute auf dem Rathausturm befindet]]
[[Datei:Hans Schmidt-Mannheim und Karl Dietrich Dittmar.JPG|mini|Hans Schmidt-Mannheim und Karl Ludwig Dittmar an der ursprünglichen Steuerung der Glockenanlage im Rathaus, 2008]]
[[Datei:Rathaus Glockenspielsteuerung.jpg|mini|Alte, inzwischen ausgetauschte Glockenspiel-Steuerung mit Liedauswahlliste, 2018]]
Am Tag des Stadtjubiläums, dem [[1. November]] [[2007]], um 15:00 Uhr wurde zum ersten Mal offiziell das neue ''Glockenspiel'' im Turm des Rathauses geläutet. Jeden Mittag kurz nach 12:00 Uhr und zu besonderen Anlässen wird nun, mit passender Melodie, geläutet, um die Fürther und ihre Gäste zu erfreuen. Das Spielwerk besteht aus 25 Glocken (chromatisch von c<sup>3</sup> bis c<sup>5</sup>) und konnte mit der ursprünglichen Steuerung 43 verschiedene Melodien erklingen lassen. Diese Stücke können bei der im Frühjahr 2023 vorgesehenen Reparatur nicht übernommen werden, so dass zunächst nur 5 wieder einzuspielende Lieder zur Verfügung stehen. Die Glocken selbst stammen von der niederländischen [[Wikipedia:Glockengießerei Eijsbouts|Glockengießerei Royal Eijsbouts]] in [[Wikipedia:Asten (Niederlande)|Asten]], die Steuerung von der Firma "Bayreuther Turmuhren". Es ist kein [[Wikipedia:Carillon|Carillon]], da es keine anschlagsdynamische Klaviatur besitzt. Ursprünglich war es im Eigentum der Fa. "Bayreuther Turmuhren", dann übernahm Anfang der 2000er Jahre Fabrik-Eigentümer Karl Ludwig Dittmar beim Verkauf seiner Firma das Glockenspiel für das inzwischen aufgelöste Fränkische Turmuhrenmuseum e.V., dessen Vorsitzender Dittmar war. Es wurde seinerzeit als mobiles Glockenspiel auf einem Autoanhänger für Messen, Weihnachtsmärkte o.ä. benutzt. Im Juni 2007 bot Dittmar das Glockenspiel dem damaligen Stadtheimatpfleger [[Alexander Mayer]] an, der schon länger nach einem Ersatz für die "Bornkesseli" suchte, was sich über die deutsche Glockenspielervereinigung e.V. herumgesprochen hatte. Nachdem Mayer das Glockenspiel in Bayreuth geprüft hatte, empfahl er der Stadt Fürth den Erwerb. Ende Juli 2007 befürwortete der Stadtrat mit 24 (SPD) gegen 18 (CSU, Grüne) Stimmen den Kauf für 20.000 Euro.<ref name="Mayer">Alexander Mayer: [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/specials-glockenspiel-rathaus.pdf Glockenspiel auf dem Fürther Rathaus] (PDF-Datei)</ref><ref>Johannes Goecke: ''Glocken als Attraktion. Das Publikum strömte zur Premiere in den Rathaushof'' ; in: Fürther Nachrichten, Ausgabe vom 3. November 2007 - [https://web.archive.org/web/20090511093545/http://www.fuerther-nachrichten.de/artikel.asp?art=722073&kat=12 online auf webarchive.org]</ref><ref>Johannes Alles: Ein Glockenspiel für den Rathausturm. In: Fürther Nachrichten vom 27. Juli 2007 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/ein-glockenspiel-fur-den-rathausturm-1.834911 online]</ref>
Seit dem [[2. November]] [[2007]] erklingen die  Takte 8 bis 16 des Rockklassikers [[Wikipedia: Stairway to Heaven|Stairway to Heaven]] der britischen Rockgruppe [[Wikipedia: Led Zeppelin|Led Zeppelin]] täglich um 12:04 Uhr. Zur Premiere kamen rund 1.000 Besucher in dein Rathausinnenhof um erstmals die Glocken wieder spielen zu hören.<ref>Johannes Goecke: Glocken als Attraktion. In: Fürther Nachrichten vom 3. November 2007</ref> Die Auswahl erfolgte durch [[Alexander Mayer]], da sich seiner Meinung nach mehr Menschen mit dem 1971 veröffentlichten Rockklassiker (Auflage der Schallplatte bzw. der CD: über 37 Millionen) identifizieren können als mit einem Volkslied o.ä. Mayer und Kirchenmusikdirektor Hans Schmidt-Mannheim<ref>Hans Schmidt: [http://www.nmz.de/artikel/ein-jubilar-in-nordbayern Artikel in der ''Neuen Musikzeitung'']</ref> bearbeiteten die Melodie soweit, dass sie vom Glockenspiel wiedergegeben werden kann. So wurde die Melodie nach c-moll transponiert (Originaltonart a-moll) und überwiegend die Notenführung der Gesangstimme verwendet. Ursprünglich wollte Mayer die für das Stück charakteristische Gitarrenbegleitung mitklingen lassen, das Glockenspiel konnte dies technisch aber nicht leisten.<ref>[http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/stairwaytoheaven.mp3 Glockenspiel als mp3-Datei]</ref> Der Zeitversatz zur Mittagsstunde dient dazu, nicht akustisch mit dem Geläut der Kirchenglocken in Konflikt zu treten.<ref name="Mayer"/><ref>Johannes Goecke: ''Glocken als Attraktion - Das Publikum strömte zur Premiere in den Rathaushof''. Fürther Nachrichten vom 3. November 2007</ref>
Die beste Wiedergabequalität kann in der [[Bäumenstraße]] gehört werden.
Durch einen technischen Defekt bei Reinigungsarbeiten im Rathausturm schweigen die Glocken seit Mai [[2022]]. Weder das Glockenspiel um 12:04 Uhr noch der Glockenschlag für die Uhrzeit sind seitdem zu hören. Später stellte sich heraus, dass der Defekt nicht reparabel ist und die gesamte Steuerung ausgewechselt werden muss. Am 7. Februar 2023 wurde der Auftrag zur Reparatur an die Firma "Bayreuther Turmuhren" ([[Wikipedia:Eckersdorf|Eckersdorf]]) erteilt, die Instandsetzungsarbeiten waren am 1. Juni 2023 abgeschlossen, seitdem ist (in verbesserter Form) das Stundenläuten wieder zu hören.<ref>Pressemitteilung Stadt Fürth 23. Juni 2023 199/23 - Endlich wieder mit "Stairway to Heaven" in die Mittagspause</ref>. Die offizielle Wiederinbetriebnahme erfolgte am 27. Juni 2023. Zukünftig sind jedoch nur noch sechs Lieder im Repertoire (zuvor 43): Stairway to Heaven, Europahymne (Freude, schöner Götterfunken), Hochzeitsmarsch (aus dem Sommernachtstraum von Mendelssohn-Bartholdy), "Fröhliche Weihnacht überall" und für Franken „Wohlauf die Luft geht frisch und rein“. Aus gegebenem Anlass und auf ein kostenloses Angebot der ''Bayreuther Turmuhren'' hin wurde noch "[[Wikipedia:Imagine (Lied)|Imagine]]" einprogrammiert. Abgesehen von "Stairway to Heaven" konnte bei allen Stücken auf vorgefertige Files der Branche zurückgegriffen werden. Für "Stairway to Heaven" stellte wiederum Alexander Mayer einen auf die Möglichkeiten des Glockenspiels abgestimmten Notensatz zur Verfügung. 
Die Frage nach der Melodie des Glockenspiels am Fürther Rathausturm zur Mittagszeit (Stairway to Heaven) war inzwischen mehrfach Thema von Fernseh-Quizsendungen, so zum Beispiel in ''[[Wikipedia: Wer weiß denn sowas?|Wer weiß denn sowas?]]'' vom 4. Februar 2021 mit etwa 4 Millionen Zuschauern und in ''Deutschlands größte Geheimnisse'' vom 6. Oktober 2024.<ref>[[Wikipedia:Kabel Eins|Kabel Eins]]: Deutschlands größte Geheimnisse. [https://www.joyn.de/play/serien/deutschlands-groesste-geheimnisse/4-2-eine-parabelfoermige-abkuerzung-fuer-studenten-und-12-weitere-geniale-geheimnisse Sendung vom 6. Oktober 2024] (8:30 bis 14:40 Min.:Sek.). ([[Wikipedia:Joyn (Streaminganbieter)|Joyn]]).
</ref>
→ ''Siehe auch: [[Wikipedia:Glockenspiel im Rathaus Fürth|Glockenspiel im Rathaus Fürth]] auf Wikipedia''


== Kriegergedenktafel am Hauptportal ==
== Kriegergedenktafel am Hauptportal ==
Nach Beendigung des Krieges 1870/71 war es der Wunsch König Ludwigs von Bayern, dass in den Kirchen Gedenktafeln für die Gefallenen des Krieges aufgestellt werden. Daraufhin beschloss der Stadtmagistrat noch 1871, für die toten Krieger aus der Stadt Fürth eine marmorne Gedenktafel in der [[Kirche St. Michael|Kirche von St. Michael]] anbringen zu lassen und bestimmte dann noch ausdrücklich, ''"daß die Namen sämmtlicher Soldaten ohne confessionellen Unterschied in der Gedenktafel, welche in der Michaelskirche aufgestellt wird, eingegraben werden."'' Bei der Ausführung ergaben sich immer wieder Verzögerungen und Änderungen. Letztlich entschied man sich für eine Gedenktafel aus Bronze, gefertigt von der Firma Lenz & Herold in Nürnberg.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer '''Gedenktafel''' [in der Michaelskirche = nachträglich durchgestrichen] dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines '''Grabmonuments''' für die dahier verstorbenen Krieger</ref> Als sie schließlich Ende August 1884 fertig war, argumentierte Bürgermeister [[Georg Friedrich von Langhans|Langhans]] in einer eigens einberufenen Sitzung des Magistrats ''„gegen die zuerst in’s Auge gefasste Aufstellung in einer Kirche mache sich das Gedenken geltend, daß eine solche immer nur von einer Religionspartei besucht, daher nicht der Platz sei, wo sie allgemein sichtbar für Jedermann ist“''.<ref>Fürther Tagblatt vom 30. August 1874, Bericht über die öffentliche Sitzung des Stadtmagistrats am Samstag, 29. August 1874</ref> Für den passendsten Ort hielt er die östliche Nische des Rathaushauptportals und diesem Vorschlag stimmte die Mehrheit zu. Am [[2. September]] [[1874]] wurde die Gedenktafel dort feierlich enthüllt.<ref>Fronmüller: Chronik der Stadt Fürth, 2. Aufl., S. 436-437</ref> Eigenartigerweise blieb die Bronzetafel im [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieg]] von der Erfassung und Ablieferung zur sog. [[Metallspende]] verschont.
Nach Beendigung des Krieges 1870/71 war es der Wunsch König Ludwigs von Bayern, dass in den Kirchen Gedenktafeln für die Gefallenen des Krieges aufgestellt werden. Daraufhin beschloss der Stadtmagistrat noch 1871, für die toten Krieger aus der Stadt Fürth eine marmorne Gedenktafel in der [[Kirche St. Michael|Kirche von St. Michael]] anbringen zu lassen und bestimmte dann noch ausdrücklich, ''"daß die Namen sämmtlicher Soldaten ohne confessionellen Unterschied in der Gedenktafel, welche in der Michaelskirche aufgestellt wird, eingegraben werden."'' Bei der Ausführung ergaben sich immer wieder Verzögerungen und Änderungen. Letztlich entschied man sich für eine Gedenktafel aus Bronze, gefertigt von der Firma Lenz & Herold in Nürnberg.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer '''Gedenktafel''' [in der Michaelskirche = nachträglich durchgestrichen] dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines '''Grabmonuments''' für die dahier verstorbenen Krieger</ref> Als sie schließlich Ende August 1884 fertig war, argumentierte Bürgermeister [[Georg Friedrich von Langhans|Langhans]] in einer eigens einberufenen Sitzung des Magistrats ''„gegen die zuerst in’s Auge gefasste Aufstellung in einer Kirche mache sich das Gedenken geltend, daß eine solche immer nur von einer Religionspartei besucht, daher nicht der Platz sei, wo sie allgemein sichtbar für Jedermann ist“''.<ref>Fürther Tagblatt vom 30. August 1874, Bericht über die öffentliche Sitzung des Stadtmagistrats am Samstag, 29. August 1874</ref> Für den passendsten Ort hielt er die östliche Nische des Rathaushauptportals und diesem Vorschlag stimmte die Mehrheit zu. Am [[2. September]] [[1874]] wurde die Gedenktafel dort feierlich enthüllt.<ref>Fronmüller: Chronik der Stadt Fürth, 2. Aufl., S. 436-437</ref> Eigenartigerweise blieb die Bronzetafel im [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieg]] von der Erfassung und Ablieferung zur sog. [[Metallspende]] verschont.


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Errichtet v. der Stadtgemeinde Fürth 1874.
Errichtet v. der Stadtgemeinde Fürth 1874.


== Rathausturm-Besteigung ==
== Tourismus und Verkehr ==
Der etwas über 50 m hohe Rathausturm kann regelmäßig bestiegen werden. Anfragen können hierzu an die [https://www.fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-39/287_read-1525/ Tourist-Information] der Stadt Fürth gestellt werden.  
* ''Blickpunkt Rathaus, Turm und Co.'', Stadtspaziergang der [[Tourist-Information]]
Im Inneren stechen besonders die prachtvoll ausgestalteten Treppenhäuser und Eingangshallen sowie der große Sitzungssaal mit Holzkassettendecke ins Auge.
 
=== Rathausturm-Besteigung ===
Nur zu besonderen Anlässen wie dem Tag der offenen Tür wird auch der Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, von dem man einen weitreichenden Ausblick über die Stadt hat. Der etwas über 50 m hohe Rathausturm kann regelmäßig bestiegen werden. Anfragen können hierzu an die [https://www.fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-39/287_read-1525/ Tourist-Information] der Stadt Fürth gestellt werden.  


Die Besteigung des Turms beginnt im obersten Stock des östlichen Treppenhauses. Ab dem Glockenraum gibt es eine schmale Stiege bis man die Galerie erreicht. Von dort bietet sich ein herrlicher Blick ringsum über die Stadt. Das Treppenhaus im Nordflügel mit der hölzernen Treppe bietet in Vitrinen einen kurzen Überblick über die Stadtgeschichte. Den Anfang macht eine vom Fürther Künstler [[Karl Muggenhöfer]] geschaffene Kunstskulptur: Der [[Amtsschimmel]].
Die Besteigung des Turms beginnt im obersten Stock des östlichen Treppenhauses. Ab dem Glockenraum gibt es eine schmale Stiege bis man die Galerie erreicht. Von dort bietet sich ein herrlicher Blick ringsum über die Stadt. Das Treppenhaus im Nordflügel mit der hölzernen Treppe bietet in Vitrinen einen kurzen Überblick über die Stadtgeschichte. Den Anfang macht eine vom Fürther Künstler [[Karl Muggenhöfer]] geschaffene Kunstskulptur: Der [[Amtsschimmel]].
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* Uhrwerk der Rathausuhr;  
* Uhrwerk der Rathausuhr;  
* Nistkästen der Turmfalken.
* Nistkästen der Turmfalken.
=== Kriminalmuseum ===
Im Kellergeschoss des Südflügels wurde am [[22. September]] [[2010]] das Fürther [[Kriminalmuseum]], ein Museum zur Polizei- und Justizgeschichte mit starkem Bezug zu Fürth, eröffnet. Der Zugang ist über eine Halle, die ehemals als Auktionshalle für den Verkauf der nicht wieder eingelösten Pfänder in den anschließenden Kellerräumen benutzt wurde. Nach der Auflösung der Anstalt wurde in den Räumen das anfallende Papier des Rathauses datenschutzkonform vernichtet. Heute ist die Papier-Entsorgung anderweitig geregelt, was der blaue Container für Recycling am Rathaus-Hintereingang in der Ludwig-Erhard-Straße beweist.
=== ÖPNV ===
[[Bild:UBahnhofRathaus.jpg|mini|right|Der U-Bahnhof Rathaus]]
Vor dem Rathaus befindet sich der gleichnamige Busbahnhof, und seit [[1998]] befindet sich direkt unter dem Rathaus die [[U-Bahnhof Rathaus|U-Bahnhaltestelle Rathaus]].


== Verwaltung ==
== Verwaltung ==
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== StadtZeitung Fürth ==
== StadtZeitung Fürth ==
Die [[StadtZeitung Fürth]] ist das Mitteilungs- und Amtsblatt der Stadt Fürth. Es wird vom [[Bürgermeister- und Presseamt]] herausgegeben.
Die [[StadtZeitung Fürth]] ist das Mitteilungs- und Amtsblatt der Stadt Fürth. Es wird vom [[Bürgermeister- und Presseamt]] herausgegeben.
== Kriminalmuseum ==
Im Kellergeschoss des Südflügels wurde am [[22. September]] [[2010]] das Fürther [[Kriminalmuseum]], ein Museum zur Polizei- und Justizgeschichte mit starkem Bezug zu Fürth, eröffnet. Der Zugang ist über eine Halle, die ehemals als Auktionshalle für den Verkauf der nicht wieder eingelösten Pfänder in den anschließenden Kellerräumen benutzt wurde. Nach der Auflösung der Anstalt wurde in den Räumen das anfallende Papier des Rathauses datenschutzkonform vernichtet. Heute ist die Papier-Entsorgung anderweitig geregelt, was der blaue Container für Recycling am Rathaus-Hintereingang in der Ludwig-Erhard-Straße beweist.
== ÖPNV ==
[[Bild:UBahnhofRathaus.jpg|mini|right|Der U-Bahnhof Rathaus]]
Vor dem Rathaus befindet sich der gleichnamige Busbahnhof, und seit [[1998]] befindet sich direkt unter dem Rathaus die [[U-Bahnhof Rathaus|U-Bahnhaltestelle Rathaus]].


== Zeitzeugenberichte ==
== Zeitzeugenberichte ==
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Im Frühjahr [[2024]] wurde auf dem Westdach eine Solaranlage aus 28 Modulen mit einer Leistung von knapp 12 kW (peak) installiert, die Investitionskosten beliefen sich auf rund 60.000 Euro. Der jährliche Ertrag wurde mit ca. 12&nbsp;000 kWh prognostiziert, der jährliche Stromverbrauch des Rathauses beläuft sich auf etwa 200&nbsp;000 kWh. Weitere Flächen auf dem Rathausdach sollen in absehbarer Zeit  mit Solarmodulen bestückt werden.
Im Frühjahr [[2024]] wurde auf dem Westdach eine Solaranlage aus 28 Modulen mit einer Leistung von knapp 12 kW (peak) installiert, die Investitionskosten beliefen sich auf rund 60.000 Euro. Der jährliche Ertrag wurde mit ca. 12&nbsp;000 kWh prognostiziert, der jährliche Stromverbrauch des Rathauses beläuft sich auf etwa 200&nbsp;000 kWh. Weitere Flächen auf dem Rathausdach sollen in absehbarer Zeit  mit Solarmodulen bestückt werden.


== Tourismus ==
Im Januar 2024 wurde eine Miniaturversion des Fürther Rathauses, die im Rahmen des Beschäftigungsprojekts für Langzeitarbeitslose „Leo to go“ in zwei Jahren entstanden war, öffentlich zugänglich aufgestellt.<ref>''In Fürth steht nun ein Miniatur-Rathaus'' In: Fürther Nachrichten vom 12. März 2024, S. 26</ref>
*''Blickpunkt Rathaus, Turm und Co.'', Stadtspaziergang der [[Tourist-Information]]


== Literatur ==
== Literatur ==