Bilderbücherfabrik Löwensohn: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Bilderbücherfabrik Löwensohn''' produzierte von [[1882]] bis [[1937]] an der Fürther [[Sommerstraße]] Bilderbücher in zahlreichen Sprachen.
Die '''Bilderbücherfabrik Löwensohn''' produzierte von [[1882]] bis [[1937]] in der Fürther [[Sommerstraße 16 / 18 / 20; Otto-Seeling-Promenade 28 / 30; Maistraße 13|Sommerstraße 16 und 18]] Bilderbücher in zahlreichen Sprachen.


==Geschichte==
==Geschichte==
[[Datei:Löwensohn I.jpg|thumb|left|Originalunterschrift ''Löwensohn'' (vermutlich Gustav) auf einem Vertrag vom 14. Januar 1925]]
[[Datei:Löwensohn I.jpg|thumb|left|Originalunterschrift ''Löwensohn'' (vermutlich Gustav) auf einem Vertrag vom 14. Januar 1925]]
[[Datei:Löwensohn II.jpg|thumb|right|Firmenstempel ''Löwensohn'' auf einem Vertrag vom 3. März 1932]]
[[Datei:Löwensohn II.jpg|thumb|right|Firmenstempel ''Löwensohn'' auf einem Vertrag vom 3. März 1932]]
[[Datei:Löwensohn III.jpg|thumb|right|Firmenstempel ''Pestalozziverlag'' auf einem Vertrag vom 10. Januar 1938]]
[[Datei:Löwensohn III.jpg|thumb|right|Firmenstempel ''Pestalozziverlag'' auf einem Vertrag vom 10. Januar 1938]]
Die Bilderbücherfabrik Löwensohn geht auf die Druckereigründung von Gerson Löwensohn (1817 - 1871) in Fürth im Jahre 1844 zurück. Er produzierte Bilderbogen, Mal- und Bilderbücher.  
Die Bilderbücherfabrik Löwensohn geht auf die Druckereigründung von Gerson Löwensohn (1817 - 1871) in Fürth im Jahre 1844 zurück. Er produzierte in der [[Ludwig-Erhard-Straße 19|Sternstraße 19]] Bilderbogen, Mal- und Bilderbücher.  
Seine Söhne Theodor und Bernhard bauten den Verlag und eine angeschlossene Buchhandlung weiter aus. 1890 erfolgte die Umwandlung in eine OHG. [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Albert Rosenfelder]] stieg mit der für damalige Verhältnisse großen Summe von 100.000 Goldmark als Mitinhaber in die Firma ein (die Frau Albert Rosenfelders, Dora Heim, war die Cousine der späteren Besitzer Robert und [[Gustav Löwensohn]]).
Seine Söhne [[Theodor Löwensohn|Theodor]] und [[Bernhard Löwensohn|Bernhard]] bauten den Verlag und eine angeschlossene Buchhandlung nach der Übernahme [[1871]] weiter aus. [[1890]] erfolgte die Umwandlung in eine OHG. [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Albert Rosenfelder]] stieg mit der für damalige Verhältnisse großen Summe von 100.000 Goldmark als Mitinhaber in die Firma ein.
1894 waren über 700 Titel in zehn verschiedenen Sprachen im Verlagssortiment.
1894 waren über 700 Titel in zehn verschiedenen Sprachen im Verlagssortiment.
[[Bernhard Löwensohn]] formulierte prägnant in seiner Festrede zum 50-jährigen Firmenjubiläum [[1894]]: „Aus einem Handbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb, anstatt einer täglichen Leistung auf der Handpresse von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen.“<ref name="Ohm">[[Barbara Ohm]]: Was geht uns heute das Leben im Industriezeitalter an? Herausforderungen an die Heimatpflege. ''Nachlesbar: [http://www.bay-bezirke.de/downloads/046a0da7156dc3c969b4ad3881c91b43_Was%20geht%20uns%20heute%20das%20Leben%20im%20Industriezeitalter%20an.pdf als PDF] ''</ref>
[[Bernhard Löwensohn]] formulierte prägnant in seiner Festrede zum 50-jährigen Firmenjubiläum [[1894]]: „Aus einem Handbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb, anstatt einer täglichen Leistung auf der Handpresse von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen.“<ref name="Ohm">[[Barbara Ohm]]: Was geht uns heute das Leben im Industriezeitalter an? Herausforderungen an die Heimatpflege. ''Nachlesbar: [http://www.bay-bezirke.de/downloads/046a0da7156dc3c969b4ad3881c91b43_Was%20geht%20uns%20heute%20das%20Leben%20im%20Industriezeitalter%20an.pdf als PDF] ''</ref> 1919 übernehmen die beiden Söhne von [[Theodor Löwensohn]], [[Robert Löwensohn|Robert]] und [[Gustav Löwensohn]], zusammen mit [[Ernst Rosenfelder]], der die Anteile an der Bilderbücherfabrik von seinem Vater [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Albert Rosenfelder]] nach dessen Tod [[1916]] erbte, die Leitung der Bilderbücherfabrik.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte auch dieses jüdische Unternehmen in Schwierigkeiten, 1937 musste der Betrieb an die Kunstanstalten May (KAMAG) in Dresden verkauft werden. Die Firma wird in eine GmbH umgewandelt und tritt nun unter dem Namen Pestalozziverlag auf, ein Verlag, den die Firma Löwensohn schon Ende der 1920er Jahre übernommen hatte. Der bisherige Prokurist, Emil Franke, übernimmt die Geschäftsführung.
Die Machtergreifung der [[NSDAP|Nationalsozialisten]] [[1933]] brachte auch dieses jüdische Unternehmen in Schwierigkeiten, [[1937]] musste der Betrieb an die Kunstanstalten May (KAMAG) in Dresden verkauft werden. Die Firma wird in eine GmbH umgewandelt und tritt nun unter dem Namen Pestalozziverlag auf, ein Verlag, den die Firma Löwensohn schon Ende der 1920er Jahre übernommen hatte. Der bisherige Prokurist, Emil Franke, übernimmt die Geschäftsführung.


[[Gustav Löwensohn]], sein Bruder Robert und dessen Frau Ella-Ruth werden deportiert und ermordet. Der letzte Teilhaber (seit 1916), [[Ernst Rosenfelder]], der die Anteile an der Bilderbücherfabrik von seinem Vater [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Albert Rosenfelder]] nach dessen Tod erbte, überlebte im Exil.
[[Gustav Löwensohn]], sein Bruder [[Robert Löwensohn|Robert]] und dessen Frau Ella-Ruth wurden deportiert und ermordet. Der letzte Teilhaber, [[Ernst Rosenfelder]], überlebte im Londoner Exil.


1949 werden die Eigentumsverhältnisse neu geordnet: Die Überlebenden der jüdischen Eigentümerfamilien erhalten 50 %, die anderen 50 % verbleiben bei den Kunstanstalten May, die ihren Firmensitz nach Fürth verlegt haben, nachdem der Stammbetrieb in Dresden verstaatlicht worden war. In den 1950er und 60er Jahren entwickelt sich der Pestalozziverlag zu einem der führenden Kinderbuchverlage und ist Marktführer im Bereich von Pappbilderbüchern. Erweiterungsbauten im Hof der Sommerstraße 12 und 14 sollen ab 1964 weitere Raumkapazitäten bieten; letztendlich sind jedoch die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Stammareal begrenzt und man entschließt sich zu einem Neubau in Erlangen-Eltersdorf. Im Januar 1972 wird die Produktion nach Erlangen verlagert; im April ist die gesamte Verlagerung des Betriebes aus Fürth abgeschlossen und damit endete die jahrzehntelange Tradition der Bilderbuchherstellung in Fürth.
[[1949]] werden die Eigentumsverhältnisse neu geordnet: Die Überlebenden der jüdischen Eigentümerfamilien erhalten 50 %, die anderen 50 % verbleiben bei den Kunstanstalten May, die ihren Firmensitz nach Fürth verlegt haben, nachdem der Stammbetrieb in Dresden verstaatlicht worden war. In den 1950er und 60er Jahren entwickelt sich der Pestalozziverlag zu einem der führenden Kinderbuchverlage und ist Marktführer im Bereich von Pappbilderbüchern. Erweiterungsbauten im Hof der Sommerstraße 12 und 14 sollen ab [[1964]] weitere Raumkapazitäten bieten; letztendlich sind jedoch die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Stammareal begrenzt und man entschließt sich zu einem Neubau in Erlangen-Eltersdorf. Im Januar 1972 wird die Produktion nach Erlangen verlagert; im April ist die gesamte Verlagerung des Betriebes aus Fürth abgeschlossen und damit endete die jahrzehntelange Tradition der Bilderbuchherstellung in Fürth.


Nach der Umsiedelung nach Erlangen kaufte der Pestalozziverlag den Scholz-Mainz-Verlag (1972), den Stuttgarter Boje-Verlag (1983) und den Kinderbuchbereich von Mulder BV (1988). Nach Umsatzrückgängen erwarb 1998 die dänische Egmont-Medienholding den Verlag und führte ihn ein Jahr lang als "Egmont-P." weiter. Seit 1999 gehört er zum Egmont-Franz-Schneider-Verlag in München.  
Nach der Umsiedelung nach Erlangen kaufte der Pestalozziverlag den Scholz-Mainz-Verlag (1972), den Stuttgarter Boje-Verlag (1983) und den Kinderbuchbereich von Mulder BV (1988). Nach Umsatzrückgängen erwarb 1998 die dänische Egmont-Medienholding den Verlag und führte ihn ein Jahr lang als "Egmont-P." weiter. Seit 1999 gehört er zum Egmont-Franz-Schneider-Verlag in München.  
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* Rudolf Rühle: ''Pestalozzi-Verlag - Ein Stück deutscher Zeitgeschichte'' In: [http://rkspiele.de/wordpress/wp-content/uploads/2014/12/Spielbox-2-2013-Deutsch_150dpi.pdf Spielebox 2-2013]
* Rudolf Rühle: ''Pestalozzi-Verlag - Ein Stück deutscher Zeitgeschichte'' In: [http://rkspiele.de/wordpress/wp-content/uploads/2014/12/Spielbox-2-2013-Deutsch_150dpi.pdf Spielebox 2-2013]
* Stadtlexikon Erlangen, Artikel über den Pestalozzi - Verlag in der Onlineausgabe, [http://www.stadtlexikon.erlangen.de/lstan.FAU?sid=F584F77429&dm=1&apos=1&erg=I&listex=2]
* Stadtlexikon Erlangen, Artikel über den Pestalozzi - Verlag in der Onlineausgabe, [http://www.stadtlexikon.erlangen.de/lstan.FAU?sid=F584F77429&dm=1&apos=1&erg=I&listex=2]
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