Gänsberg
Der Gänsberg (färdderisch: "Goonsberch") war neben dem St. Michael-Viertel der zweite Fürther Altstadtteil. Er war der jüngere der beiden Altstadtteile. Seine Bebaung begann nach dem Dreißigjährigen Krieg. Im Zuge einer rigorosen Flächensanierung wurde er in den 1960er Jahren abgerissen, und mit völlig anderer Raumaufteilung neu bebaut. Am Rand des Gänsbergviertel stand das zweite wichtige geschichtliche Gebäude, einer der Dreiherren von Fürth, das Geleitshaus, es wurde erst 1968 auch im Zuge der "Flächensanierung" abgerissen.
Im Bereich des Gänsbergviertel war von 1617 bis zum Jahre 1938, als es dem Naziteror zum Opfer fiel, das Zentrum der Jüdischen Gemeinde von Fürth. Es blieb ein große Sandwüstung übrig, die jahrzehntelang nur als Parkplatz genutzt wurde und erst im Zuge der "Flächensanierung" neu bebaut wurde. Seit 1986 erinnert nur noch ein Denkmal in der Geleitgasse an diesen sehr traditionsreichen historischen Ort.
Bezeichnung und Erstreckung
"Gänsberg" ist der Flurname für den Uferberg in Erstreckung zwischen Königstraße und jüdischem Friedhof. Der Name leitet sich von den Gänsen ab und nicht wie um 1700 herum erfunden vom Gehen. Als eine der ersten Erwähnungen dieser bis heute geläufigen Bezeichnung ist bereits der März des Jahres 1449 zu nennen. Um 1700 versuchte man den Namen durch die an die erfundene Definition angepasste Phantasiebezeichnung Gängersberg zu verdrängen.
"Flächensanierung"
1958 wurde über den Gänsberg eine Bausperre verhängt der 1962 die ersten Abrissaktivitäten folgten. Doch bis zur endgültigen Neubebauung, die erst mit der Einweihung der Stadthalle im Jahr 1982 als beendet betrachtet werden kann, dauerte es noch so lange, dass das Areal zwischenzeitlich besser unter dem Namen Scherzer Wüste bekannt war - benannt nach dem damaligen Oberbürgermeister Kurt Scherzer.
- Siehe Hauptartikel Flächensanierung
Sozialer Aspekt
Da bei der Flächensanierung die Bevölkerung umgesiedelt werden musste, zerbrach das soziale Gefüge der zentralen Innenstadt in weiten Teilen. Dies hatte für den näheren Umkreis des Gänsbergs enorme Folgen. So änderte sich z.B. die Struktur der Gastronomie folgenden Jahren drastisch und viele Geschäfte um den Gänsberg verschwanden aus dem Stadtbild.
Am Gänsberg wohnten die sozial schwächeren Bevölkerungsteile Fürths. Ein Problem dessen man sich vorsätzlich mit der Flächensanierung ebenso auf einfachstem Wege entledigen wollte wie der tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Grundstück des ehemaligen jüdischen Schulhofes.
Wirtschaftlicher Aspekt
Es darf trotz des so oft zitierten Raubbaues an den Gebäuden des Gänsbergs nicht verschwiegen werden, dass die Flächensanierung aus wirtschaftlicher Sicht ein voller Erfolg für die Stadt Fürth war. Zur damaligen Zeit stellte der Freistaat Bayern nur für den Neubau von Wohnraum Gelder zur Verfügung, nicht aber für die Sanierung von Altbauten, auch das Denkmalschutzgesetz trat erst später in Kraft.
Literatur
- Gänsberg-Erinnerungen, Fürth, 1988 - 2008
- Ernst-Ludwig Vogel: "Vergessene Stadt, Fürth, 1987