Kaff (Magazin)

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Cover des Magazins Kaff - "auch Stupiditas provinciae", Nummer 1, November 1985.

Kaff - "auch stupiditas provinciae", erschien im November 1985 im Fröhn-Verlag als "das normative Magazin für ortsgebundenen Konsens".

Das hochwertig gestaltete und gedruckte Stadtmagazin stellt den künstlerischen Höhepunkt einer Reihe von gesellschaftskritischen, gleichwohl selbstironischen Publikationen der links-intellektuellen Fürther Szene dar, vgl. "Sonnenuntergang über der Flößau".

Aus dem Inhalt

Dummheit

1 In eigener Dummheit: Am Anfang steht die eigene Dummheit: wie imbezill muß einer sein, eine Zeitung edieren zu wollen in Fürth? Ganz recht, schön blöd. 2 Besitz macht dumm: Zu dumm auch, daß gerade du es sein sollst, hypocrite lecteur, mon idiot, dem all dies zugeeignet ist: fast steht zu fürchten, du verstündest nicht, es anzueignen. So sei's denn auch, ärgre dich nicht, Besitz macht ja bekanntlich eines, nämlich DUMM. 3 Wer ist Dr. Fröhlich? Hochgradig dumm auch diese Frage nach der Identität von Dr. Fröhlich. Gierig streckst du deine Finger nach ihr aus und wirst sie doch niemals in den Griff bekommen. Dr. Fröhlich ist der Mann mit den tausend Masken. Heute ist er so, und morgen wieder ganz anders. Einmal kommt er als gescheiter Student daher, dann will er wieder von nichts wissen. Hier geriert er sich zynisch, dort tritt er als Moralist auf. Der große Dr. Fröhlich hat viel zu viele Facetten für deinen kleinen Kopf. Alles, was dir bleibt, ist sein mysteriöser Schatten in der Ferne. Von allem hat er genug gelesen, um es für seine hanebüchenen Zwecke mißverstehend zu gebrauchen. Mit einem Schwenk seines stolzen Zylinderhuts setzt er tausend NEUE MEINUNGEN in die Welt. Sein Ziel ist die systematische Expansion der Ziellosigkeit. Aber Vorsicht! Fröhlich ist beileibe kein Wirrkopf. Die Bezeichnung "Freigeist" könnte ihm gleichfalls nur ein mattes "PROST" entlocken. Alles Paradoxe haßt Fröhlich. Dabei kann er ganz schlicht sein und alle Welt zum Freunde haben. Wenn er nicht selber Freund der Popmusik wäre, würde er mit seiner Kopulation von Frankfurter Schule (Adorno-Titanic) mit popularisiertem Poststrukturalismus groß herauskommen. Laufend zitiert er Bücher, die er überhaupt nicht verstanden hat. Andererseits versteht er dauernd Bücher, die er gar nicht zitiert. Es ist schon so eine Sache mit dem Doktor. Er ist ja spendabler Gönner der Waisen und Heimatlosen dieser Erde. Doch halt, ich lüge: Dr. Fröhlich ist Polyhistor und enthusiastischer Wochenspiegelleser. Auf jeden Fall tut Fröhlich all das, wozu du NIE in der Lage sein wirst. Zum Beispiel gibt er gerade eine Zeitung in Fürth heraus. Ouuh, Frohlich, he's a real camp and prima beerdrinking-fellow, meinen seine schwarzen Spießgesellen. In seiner Freizeit hört er klassische Musik, nicht ständig diese Pop-scheiße. Dr. Fröhlich widerspricht sich selten, aber gründlich. Jeder kennt ihn, aber keiner weiß, wer's ist. Spaß beiseite, Dr. Fröhlich ist pure Fiktion, nur eine werbetaktische Erfindung. Dr. Fröhlich ist ein besonders windiger Strohmann. Wie DER NORMALE MENSCH greift er in unbeobachteten Momenten gern zur Flasche. Bei allen Wirten ist Fröhlich gern gesehener Gast. Selbst wenn er stets nur BLUNA trinkt. Fröhlich ist der Poltergeist der Postmoderne (Prostmoderne). Nein, auch falsch. Um vollends die Wahrheit zu versprechen: im Ehrlich ist Fröhlich die neue alkoholfreie Heroinsorte einer bekannten Fürther Brauerei. So ein Quatsch!“

[sic] »Kaff«, Nr.1, Seite 2 f.