Friedhof Poppenreuth

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Aquarell Poppenreuther Kirche mit Friedhof, 1835
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Der Poppenreuther Friedhof war jahrhundertelang um die Kirche gelegen. Alte Darstellungen zeigen, dass Liegesteine vorherrschend waren, wie sie auf dem Nürnberger Johannesfriedhof noch heute zu sehen sind. Als der bayerische Staat durch Verordnung bestimmte, Friedhöfe aus den Ortschaften zu verlegen, erließ die Regierung eine Anordnung, den Poppenreuther Friedhof ebenfalls aus hygienischen Gründen zu verlagern. Die Poppenreuther wehrten sich zuerst, weil es bislang weder Modergeruch noch irgendwelche Erkrankungen gegeben habe, die sich aus dem innerörtlichen Begräbnisplatz herleiten ließen, allerdings ohne Erfolg.

Bürgermeister Pfann finanzierte die Kosten für das neue Friedhofsgrundstück von 1.140 Gulden vor.[1] In der Ausgabe vom 3. Mai 1871 der Fürther Neuesten Nachrichten schrieb Pfann auch den Bau für die Mauer des neuen Begräbnisplatzes aus.[2]

Am Sonntag, dem 22. September 1872 war der Weiheakt des neuen Friedhofs mit dem Begräbnis eines neun Monate alten Kindes. Mittwochs darauf gab die Kirchengemeinde in einer Pressemitteilung die Eröffnung des neuen Friedhofes bekannt.[3]

Friedhof Poppenreuth an der Schneegasse
Tafel über dem Eingang der Friedhofskapelle mit Einweihungsdatum 1891

Friedhofskapelle

Die Friedhofskapelle bzw. Leichenhalle wurde erst im Dreikaiserjahr 1888 angegangen und 1891 fertig gestellt, wie die Tafel über dem Eingang verrät. Dabei kam der historistische Entwurf von Friedrich Wanderer zur Ausführung und nicht der alternative Entwurf des Bezirkbaumeisters Schwemmer.[1] Wanderer hatte zu dem damaligen Poppenreuther Pfarrer Karl Andreas Gutmann eine fast schon freundschaftliche Beziehung, was auch durch die Chorfenster in St. Peter und Paul und die Illustration eines gemeinsam herausgegebenen Fremdenbuches unterstrichen wird. Die späte Ausführung der Leichenhalle mag auch ihren Grund darin haben, dass am nördlichen Kirchhofmauerring noch immer die alte Leichenhalle - oder müsste man wegen der Größe des Gebäudes eher von einem "Leichenschuppen" sprechen - existierte. Dieses kleine Bauwerk gibt es auch noch heute und dient dem Poppenreuther Kindergarten als Spiel- und Geräteschuppen.

Die Spruchtafel über dem Eingang zur Friedhofskapelle in der Schneegasse weist eine kleine Ungenauigkeit auf. Dort heißt es „Der Tod ist verschlungen in den Sieg“ 1. Kor. 15,23, 55. Doch dieses Zitat steht eigentlich 1. Kor. 15,54.

Probleme in der Friedhofsträgerschaft

Nach der Eingemeindung Poppenreuths weigerte sich die Stadt Fürth fortan noch Friedhofs-Zuschüsse zu geben, da sie selber gerade erst an der Erlanger Straße einen großen Begräbnisplatz angelegt hatte. Pfarrer Franz Karl Brehm übertrug darum die Verantwortung über den Poppenreuther Friedhof der Gemeinde Höfles, die auch Sprengelort der Kirchengemeinde Poppenreuth war. Die Poppenreuther Kirchengemeindemitglieder von Höfles, Schnepfenreuth, Sack, Braunsbach, Bislohe, Wetzendorf, Schniegling und Doos nutzten den Friedhof weiterhin, wie auch die alteingesessenen Poppenreuther. Lediglich Poppenreuther Neubürger, vornehmlich im Espan, fühlten sich von dem Angebot des Fürther Zentralfriedhofs angesprochen. Mit der Eingemeindung von Höfles übernahm 1926 die Stadt Nürnberg die Verwaltung des Friedhofs.
1926 verzichtete Nürnberg auf sämtliche Eigentumsrechte an Friedhof und Kapelle/Leichenhalle und die Gemeinde Sack übernahm die Trägerschaft. Dies rief nun endgültig Pfarrer Karl Heckel auf den Plan. Er machte geltend, dass der Friedhof in Poppenreuth immer eine genuin kirchliche Angelegenheit war und darum nur alleiniges Eigentum der Kirchengemeinde sein könne. Pfarrer Brehm habe lediglich wegen seiner Krankheit die Verantwortung der Friedhofsträgerschaft an die Gemeinde Höfles übergeben. Den Widerspruch der Sacker konnte die evang.-luth. Landeskirchenstelle in Ansbach sowie der Landeskirchenrat in München entkräften. Seit dem Jahr 1933 ist das Poppenreuther Pfarramt wieder allein für den Begräbnisplatz an der Schneegasse zuständig.

Am Sonntag, dem 16. Oktober 1949 konnte um 11 Uhr nach dem Sonntagsgottesdienst die Einweihung einer neuen Friedhofsglocke auf dem Dachreiter der Kapelle gefeiert werden.[4] Das alte Friedhofsglöcklein stammte aus dem Jahr 1851 (wurde also offensichtlich von der Leichenhalle am Kirchhof übernommen) und wurde im 2. Weltkrieg eingeschmolzen.[5]

Das zentrale Kruzifix im Poppenreuther Friedhof

Neue Entwicklungen

Ab 1997 begannen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. Zuerst musste die Einfriedungsmauer aus Sandsteinquadern erneuert werden. Dabei wurde der durch winterliches Streusalz sehr marode gewordene Burgsandstein durch ein Quarzitmaterial ausgetauscht. Bei der Gelegenheit entstand auch ein Baumkonzept für das ganze Areal. Erstmalig wurde dann an der Friedhofsmauer ein Bürgersteig angelegt und die Wasserleitungen zu den Gießbrunnen im gesamten Friedhofsbereich frostsicher tiefergelegt. Alle Wege wurden neu gestaltet und eine Satzung 1998 auf den Weg gebracht, die konsequent den Poppenreuther Friedhof als Auswahlfriedhof positioniert, womit eine größere Gestaltungsvorgabe möglich ist.

Im Jahr 2000 kam eine Erweiterung des Begräbnisplatzes nach Norden hinzu. Der Abschluss dieser Erweiterung wurde mit einer Grabmalsausstellung des bayerischen Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks begangen. Das Logo-Kreuz der Wanderaustellung wurde erworben und steht heute als zentrales Kruzifix im Erweiterungsteil.

Von der Kirche St. Michael wurde die Sakristei-Orgel erworben, die dort zur Ausbildung von Orgelschülern nicht mehr gebraucht wurde. Seitdem können Trauerfeiern musikalisch würdevoll begleitet werden.

Die Friedhofskapelle und der Gerätebau wurden 2005 renoviert und restauriert und nicht zuletzt der Wirtschaftshof für Erd- und Grünabfälle neu gestaltet. Schließlich gibt es seit 2011 eine neugestaltete Urnengemeinschaftsgrabanlage.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Barbara Ohm: Poppenreuth - Geschichte eines Fürther Dorfes, Arbeitskreis Dorfgestaltung Poppenreuth e. V., Fürth, 2011, S. 92, ISBN 978-3-940889-04-1
  2. Bekanntmachung in Fürther neueste Nachrichten für Stadt und Land (Fürther Abendzeitung), 03.05.1871
  3. Dankbare Anerkennung in Fürther neueste Nachrichten für Stadt und Land (Fürther Abendzeitung) vom 25.09.1872 (die zwei dort erwähnten „trefflichen Reden“ von Pfarrer Georg Muck dürften sich auf die Bestattung des neun Monate alten Kindes und der Eröffnung des Friedhofes beziehen)
  4. Poppenreuther Monatsgruß 1949, Nr. 9
  5. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z, 1967, S. 146

Bilder

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