Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897

Der Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V. ist ein aus drei Kolonien bestehender Kleingartenverein in der Fürther Südstadt.

Kantine des GBV 1897 Fürth e. V.

Gründung

Neugründung eines Fürther Vereins.

Am 15. September 1897 wurde der "Kaninchenzüchterverein für Fürth und Umgebung" in das Vereinsregister der Stadt Fürth eingetragen. Gründungsvorstand war der "Tünchnermeister" Benno Schögel (Vorstand des Vereins bis 1899). Als Zweck des nicht politischen Vereins wurde die "Förderung und Verbreitung der Kaninchenzucht unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung derselben in volkswirtschaftlicher Beziehung" vermerkt. 1913 erfolgte die Gründung des Nutzkaninchenvereins, im Fürther Volksmund bekannt als "die Hoserer".

Kaninchenzucht - das bedeutete in dieser Zeit vor allem öfter mal Fleisch auf dem Teller.

Durch die aufblühende Glasindustrie waren vor der Jahrhundertwende etliche Zuwanderer aus der Oberpfalz nach Fürth gekommen. Sie fanden bei der alteingesessenen königlich bayrischen Hofspiegelfabrik N. Wiederer & Co. Arbeit und wohnten vorwiegend in der Gegend Wald- bzw. Leyher Straße, dem sogenannten Glasscherbenviertel. Die Kaninchenzucht war vermutlich mehr ein lebensnotwendiger Beitrag zur Familienernährung als eine Freizeitbeschäftigung, die der Eigentümer der Firma Wiederer, Herr Kommerzienrat Konrad Georg Schwarz, durch Verpachtung der sogenannten "Wiederergärten" - dies entspricht dem Gelände der heutigen Kolonie 1 - unterstützte.

Rasanter Aufschwung

Aufschwung im Kleingartenwesen - 30 neue Gärten entstehen.

Nach dem Beitritt des Ziegenzuchtvereins im Jahre 1915 lautete der Vereinsname nunmehr "Nutzkaninchen- & Ziegenzuchtvereinigung Fürth und Umgebung", bis am 4. Mai 1918 die Eintragung in das Vereinsregister unter dem Namen "Kleintierzucht- und Gartenbauverein 1897" erfolgte. Das Kleingartenwesen nahm in den 1920er Jahren regen Aufschwung, davon zeugt der 1923 erfolgte Anschluss an den heutigen Stadtverband der Kleingärtner und die Gründung der Kolonie 2 mit ca. 30 neuen Gärten im Jahr 1927.

Nationalsozialismus

 
Anstecker zur 2. Landestagung Bayerischer Kleingärtner in Fürth, 1937

Ankauf durch den Reichsverband - Weiterverkauf an die Vereinsmitglieder.

1935 wurden die "Wiederergärten" von Kommerzienrat und Fabrikbesitzer Georg Schwarz an den Reichsverband der Kleingärtner , vertreten durch Georg Vogtmann, für 22.000 Goldmark verkauft. Durch ein noch vorhandenes Kontobuch, lautend auf den Namen Michael Schmidt, ist belegbar, dass die Vereinsmitglieder ihren Garten zu einem Preis von RM 1,75/m² vom Reichsverband käuflich erwerben und durch Rückzahlung in kleinsten Raten tilgen konnten.

Umbenannt in "Deutsche Scholle" - eine weitere Kolonie entsteht.

Vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung folgte eine turbulente Zeit mit "Gleichschaltungsschwierigkeiten" als deren Endpunkt die Gründung der Kolonie 3 und die Umbenennung des Vereins in "Kolonie Deutsche Scholle" anzusehen ist. Durch diese Neuanlage wuchs die Mitgliederzahl von 98 auf 130 Personen. Im August 1937 fand außerdem unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und zahlreicher Gäste die 2. Landestagung Bayerischer Kleingärtner in Fürth statt.

Nachkriegszeit

Der Garten - ein Zufluchtsort für Kriegsgeschädigte

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges verhinderte eine weitere Ausweitung der Kleingartenbewegung. Bedingt durch Zerstörung von Wohnraum wurden in der Zeit vor und nach 1945 eine Reihe von Behelfsheimen auf dem Vereinsgelände ohne offizielle Baugenehmigung erstellt. Nach Beendigung des Krieges begann die Nachfrage nach Gartenland sprunghaft zu steigen. Die Zahl der Kleingärten erhöhte sich in Fürth auf 3200. So konnten die Kleingärtner mit ihren Produkten sehr zur Linderung der Lebensmittelknappheit beitragen.

Nach den Kriegswirren erfolgte nochmals eine Namensänderung: am 17. Dezember 1947 erfolgte die Eintragung in das Fürther Vereinsregister unter dem heutigen Namen "Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V.".

Kolonie 4 wird gegründet - Kolonie 2 fällt.

Die Fünfziger Jahre brachten die nächsten heftigen Turbulenzen in der Vereinsgeschichte. Der Bedarf an Gelände für Industrieansiedlungen, sozialen Wohnungsbau und nicht zuletzt die baulichen Aktivitäten der Amerikaner in der Fürther Südstadt betrafen das gesamte Kleingartenwesen in der Stadt Fürth. Den Baumaßnahmen fielen bis 1954 über 1200 Kleingärten zum Opfer. Die Kleingärtner waren gezwungen innerhalb weniger Tage ihre Lauben und Gärten selbst zu zerstören. Trotz heftiger Proteste wurde im Jahr 1952 die Kolonie 2 aufgelöst, nachdem kurz zuvor die Kolonie 4 entstanden war. Nicht immer konnte Ersatzland im selben Maße zur Verfügung gestellt werden.

Endlich kommt Ruhe in den Verein.

Seit dem sechzigjährigen Bestehen der Gärten im Jahr 1957 bewegt sich das Vereinsleben in ruhigeren Gewässern. In dieser Zeit konnten manche Mitglieder bereits auf 40 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken. Zum 75-jährigen Jubiläum 1972, welches im Kolpingsaal begangen wurde, berichtet der damals amtierende Vorstand Höfer von einem Bestand an 56 Eigentumsparzellen und zwei gepachteten Grundstücken mit ca. 60 Parzellen.

Jüngere Vergangenheit

1986 konnte der Verein das Gelände der Kolonie 3 als Eigentum erwerben. Im Zuge des Neubaus der Hans-Bornkessel-Straße mußten einige Gärten der Anlage 4 dem Straßenbau weichen, gleichzeitig entstanden neue Parzellen. Im direkten Umfeld fand ein tiefgreifender Wandel statt: die zumeist landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden ab Mitte der Achtziger Jahre zunehmend überbaut. Zum 100-jährigen Jubiläum 1997 wird nach langem Bemühen- die Verhandlungen laufen bereits seit 1983 - die Kolonie 4 erweitert. Die Umwandlung eines Teils des Vereinsgeländes in Bau- bzw. Grünland regte zu Erschließungs- und Baumaßnahmen im Bereich der Kühschanze an. Von den aktiven Vereinsmitgliedern sind Stand 1997 nur noch 4 aktive Kleintierzüchter. Der allgemeine Trend geht weg vom Nutzpflanzenanbau. Der Kleingärtner sucht in seinem Garten in erster Linie Erholung, will die Natur erleben, dem Alltagsstress entfliehen und vor Allem die Seele baumeln lassen.

Situation heute

Heute kann der Gartenbau- und Kleintierzuchtverein Fürth 1897 e. V. in drei Anlagen über 100 aktive Mitglieder in 114 Gärten zählen. Zahlreiche passive Mitglieder unterstützen den Verein. Die Verwaltung konnte das sehr in Vergessenheit geratene Vereinsleben durch Veranstaltung neuer und bewährter Feste erfolgreich wiederbeleben. So gibt es unter Anderem ein Herbstfest, eine Weihnachtsfeier, eine Pflanzentauschbörse, einen Frühjahrsputz sowie viele Privatfeiern in den einzelnen Gärten.[1]

Literatur

  • Kleingärten. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 221
  • Ich erinnere mich... Zeitzeugen im Gespräch. Schrebergärtner - Südstädter Urgestein. In: Auf in den Süden! Geschichte der Fürther Südstadt, 2017, Sandberg Verlag, ISBN 978-930699-94-0, S. 118 - 119
  • 1897er Infoblatt (Das "1897er Infoblatt" erscheint nach Bedarf mit aktuellen Themen rund um den Verein. Die jeweils aktuelle Ausgabe kann auch im Internet abgerufen werden.)

Siehe auch

Adresse

Gartenbau- und Kleintierzuchtverein 1897 Fürth e. V.
Hans-Bornkessel-Str. 10
90763 Fürth
E-Mail: gbv1897.fuerth(at)freenet.de
Vorstand Regor Knauer

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kleine Chronik des Gartenbau- und Kleintierzuchtvereins Fürth 1897 e. V., Fürth, 1997, S. 4

Bilder