Die Predella-Plastik im Poppenreuther Altar
Als Predella wird das Verbindungselement zwischen Altartisch (Mensa) und dem Retabel (Bildteil eines Hochaltares an der hinteren Kante der Tischplatte bezeichnet. Häufig stellt sich dieses Element als ein Hohlraum dar. Damit war es in vorreformatorischer Zeit ideal als Aufbewahrungsort, z. B. eines Reliquars. In reformierten Kirchengebäuden wurde die Predella vorzugsweise für Bildwerke genutzt, den Gläubigen biblische Szenen oder Glaubenssätze näher zu bringen.
Die Predella in der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul ist gänzlich ein Werk des Historismus. Bei der Kirchenrenovierung der Jahre 1859/60 setzte August Kreling den heutigen Hochaltar aus verschiedenen alten Teilen zusammen. Die Predella wurde historistisch gestaltet, erkenntlich an dem vergoldeten Damastrelief der Rückwand, dass im Vergleich zu dem Schrein des Flügelaltares schablonierter wirkt. Das nach vorne abschließende Maßwerk des Schleierbrettes nimmt wohl Formen des gotischen Pendants im Schrein auf, ist aber im Gegensatz zu diesem nicht vollplastisch ausgearbeitet. Kreling hat also bei der Altarumgestaltung erst einmal ein rein dekoratives Zwischenstück von Mensa zu Retabel geschaffen.
Im Jahr 1994 beschloss der Poppenreuther Kirchenvorstand die Predella mit einem Kunstwerk zu bestücken. Ausgewählt war dafür Heinz Heiber, der im Gemeindegebiet (Sprengelort Schnepfenreuth) wohnte, dort sein Atelier hatte und schon immer einmal „etwas für seine Kirche schaffen wollte”. Inhaltlich sollte es um den Satz aus dem Glaubensbekenntnis gehen: „Auferstanden von den Toten“.
Heinz Heibers Kunstwerk als moderne Interpretation des österlichen Glaubenssatzes
Als das Werk dann schließlich am Reformations-Sonntag 1996 in der Altarnische aufgestellt und der Gemeinde übergeben wurde, hatte Heinz Heiber vor Ort eine Farbgebung gewählt, die sich harmonisch in die übrige Altargestaltung einpasste. So betonte er, das erste Mal in seinem Leben die Farbe Gold verwendet zu haben. In diese Farbe des Sieges - hier des Ostersieges - wurden die Teile des Christus getaucht, die sich gewissermaßen schon im Auferstehungsprozess befinden. Dies sind der Kopf und die Hände. Letztere sind mit den Wundmalen der Kreuzigung behaftet, stilisiert durch quadratische Löcher.
In seiner Gesamtheit bildet der Altar nun einen gewichtigen Teil des christlichen Glaubensbekenntnisses ab.
- „Gelitten unter Pontius Pilatus; gekreuzigt, gestorben und begraben“
- Hierfür steht die Kreuzigungsgruppe oberhalb des Retabels.
- „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“
- Diese Bewegung nimmt der Blick auf, wenn er sich von der Kreuzigungsgruppe zur Predella bewegt und in den grau-weißen Totenköpfen das „Reich des Todes“ wahrnimmt. Ein Motiv, das häufig in Heibers Werken vorkommt und sich aus seinen 2. Weltkriegserlebnissen erklärt.[1]
- „Am dritten Tage auferstanden von den Toten“
- Dies ist die Aussage der Mittelfigur in der Predella. Diesen Hohlraum der Altarnische könnte man als Sarkophag begreifen, aus dem Kopf und Arme des Christus in der Farbe des Ostersieges unterhalb des Maßwerkes der Schleierbretter schon hervorragen.
Die Predellaplastik entstand aus einem etwa 300 Jahre alten Stück Mahagoniholz, das Heiber 1949 im Hamburger Hafen erwarb. Es lag beständig in seinem Atelier und konnte von dem mittlerweile 68-jährigen Heiber nur noch unter Mühen bearbeitet werden.
Das Presbyterium der Marienkirche Osnabrücks wollte bei Heiber auch eine Predellaplastik in Auftrag geben und kam zu einem Besichtigungstermin nach Poppenreuth. Zur Ausführung kam es aber nicht mehr, denn Heiber starb 2003 über der Ausführung dieses Auftrags. Somit steht sein letztes Werk in Poppenreuth.
Sein erstes - nach eigener Aussage - auch: ein Grabstein auf dem Poppenreuther Friedhof an der Schneegasse.
Siehe auch
Weblinks
Heinz Heiber (Wikipedia)
Einzelnachweise
- ↑ Tympanon Sebalduskirche, Türgriffe Portal Lorenzkirche, Altar Altstädter Kirche Erlangen