Bernhard Eras

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Bernhard Eras (geb. 5. August 1894 in Nürnberg[1], gest. 18. Oktober 1982 in Fürth[2]) war ein zeitweise in Fürth lebender Bauunternehmer, der jahrzehntelang sein Baugeschäft im Reußischen Oberland (Ostthüringen) betrieb.

Leben

Bernhard Eras war der jüngste Sohn des Bauunternehmers Konrad Eras sen. und seiner Ehefrau Anna, geborene Regelein. 1901 – im Alter von sechs Jahren – zog seine Familie nach Fürth, sieben Jahre später übersiedelte sie wieder nach Nürnberg. Dort besuchte er um 1910 die Bauschule; vom Bauschüler Bernhard Eras sind eine Reihe seiner im Rahmen der Ausbildung angefertigten Zeichnungen erhalten geblieben.[3] Im Jahr 1912 war er als Baupraktikant u. a. in Kulmbach tätig.

Als 20-jähriger lediger Bautechniker musste er in den Ersten Weltkrieg ziehen. Eras rückte am 3. Oktober 1914 als Rekrut beim kgl. bayer. 4. Pionier-Ersatz-Bataillon in Ingolstadt ein. Dort wurde er am 16. Dezember zur 1. Kompanie versetzt und am 30. April 1915 zum Gefreiten ernannt. Bereits einen Monat später, am 2. Juni, beförderte man ihn zum überzähligen und am 20. November zum etatmäßigen Unteroffizier. Eras wurde am 1. September 1916 auf die Dauer von 3 Monaten probeweise zum Kgl. Militär-Neubauamt Fürth kommandiert, dann aber zum 1. Dezember 1916 zur 4. Kompanie versetzt. Im Rahmen der deutschen Frühjahrsoffensive von 1918 wurde er als Angehöriger der bayerischen Mineurkompanie Nr. 1 am 6. April 1918 ins Feld geschickt und nahm vom 10. April bis zum 12. September an den Kämpfen zwischen Maas und Mosel teil. Bis zum 12. Mai waren es Stellungskämpfe auf den Maashöhen bei St. Mihiel und im Wald von Apremont und Ailly sur Meuse, anschließend weitere Stellungskämpfe auf den Maashöhen bei Lamorville-Spada und St. Mihiel. In den Tagen vom 12. bis 14. September folgten Ausweichkämpfe im Mihielbogen und anschließend bis zum 18. Oktober 1918 Stellungskämpfe in der Woëvre-Ebene und westlich der Mosel. Dann wurde er zum Pionier-Feldrekrutendepot 8 der Armeeabteilung A beordert. Am 24. August 1918 verlieh man ihm das Eiserne Kreuz I. Klasse.[4]

Bernhard Eras ist etwa Mitte der 1920er Jahre der Süddeutschen Baugesellschaft m. b. H. seiner Brüder Johann Friedrich und Konrad beigetreten. Die Firma suchte in dieser Zeit ein neues Betätigungsfeld und kam kurz vor Baubeginn der Bleilochtalsperre nach Schleiz. Die Gebrüder Eras teilten später die Firma unter sich auf; die in Thüringen verbliebenen Unternehmensteile wurden von Bernhard Eras übernommen und unter der Bezeichnung „Bernhard Eras, Tiefbauunternehmen Schleiz“ weitergeführt.

Das erste große Bauvorhaben war die Errichtung der Bahnstrecke Schleiz – Saalburg. Der Bau dieser Strecke, die ursprünglich bis Lobenstein weitergeführt werden sollte, wurde im Frühjahr 1928 in Saalburg begonnen. Dafür wurden zwei große, heute als Denkmal geschützte, Brücken über den künftigen Stausee, die Saalburger Stauseebrücke[5] und gleichzeitig die Wettera-Brücke[6], errichtet. Diese beiden Brücken dienten zugleich auch dem Straßenverkehr; sie wurden die größten Brücken im Schleizer Oberland. Die Saalburger Brücke hat eine Gesamtlänge von 239 m bei einer maximalen Höhe von 55 m über dem alten Saalebett, die Wettera-Brücke ist 164 m lang und weist eine Höhe von 37 m über der Talsohle auf. Am 10. Januar 1929 begannen die Arbeiten für den Bau der Zweigstrecke Gräfenwarth – Sperrmauer-Baustelle. Dieser Abzweig wurde gebaut, um den Materialtransport zur Baustelle der Sperrmauer der Bleilochtalsperrre zu gewährleisten, insbesondere auch für die schweren Wasserturbinen und Transformatoren, weil damals ein Schwertransport nicht auf der Straße erfolgen konnte. Nicht nur der Brückenbau, sondern die schwierigen Teile der felsigen Strecke erforderten eine hohe Leistung aller Beteiligten. Die Bahnstrecken wurde Mitte 1930 fertiggestellt und in Betrieb genommen.

Das Unternehmen Bernhard Eras erreichte schnell eine Größe von 100 Mitarbeitern, kaufte das Grundstück des Brauvereins in der Nikolaistraße in Schleiz und errichtete dort seinen Baubetriebshof.[7]

In den folgenden Jahren war die Bauunternehmung Bernhard Eras in großem Umfang beim Straßenbau im Oberland beteiligt, auch am ständigen Ausbau der Motorsport-Rennstrecke Schleizer Dreieck, dem ältesten Straßenrundkurs Deutschlands, wirkte die Fa. Eras maßgeblich mit. 1934 wurden die Bauarbeiten für die Autobahn Berlin – München (heutige BAB 9) im Abschnitt Schleiz – Lanzendorf mit einem Spatenstich bei Görkwitz am 19. Juli begonnen.[8] Auch hier war bei den vielen Brücken über die Autobahn die Firma Eras dabei.[7]

Zur Deckung des großen Materialbedarfs im Straßenbau erschloss die Fa. Eras zwischen Gräfenwarth und Möschlitz bei Burgk einen Steinbruch, der gutes gebrochenes Gesteinsmaterial aus Diabas lieferte, aber auch Werksteine abgab. Dieser Steinbruch wurde ständig vergrößert und später zu DDR-Zeiten in Volkseigentum überführt; zum Schluss wurde dort eine Asphaltmischanlage betrieben. Nach der Wende entstand 1992 unmittelbar südlich dieses alten Bruches ein neuer, großer Steinbruch der Hartsteinwerke Burgk, zu dessen Erweiterungsgelände der ehemalige Eras-Steinbruch gehört. Der Bauunternehmung Eras gehörten noch weitere Steinbrüche, einer befand sich in Lobenstein.[9]

In den Jahren 1946 bis 1948, als der Verkehr zwischen Schleiz und Lobenstein fast zusammengebrochen war, erwarb sich die Firma Eras einen besonderen Verdienst beim Wiederaufbau der völlig zerstörten Wettera-Brücke. Der Verkehr In Saalburg dagegen wurde nach der Brückensprengung noch bis 1968 mit einer Fähre bewerkstelligt.

Die private Bauunternehmung Bernhard Eras bestand aufgrund seiner großen Fachkenntnisse und seinem gut ausgebildetem Mitarbeiterstab als einer der größten Tiefbaubetriebe im DDR-Bezirk Gera noch bis 1958. Als Bernhard Eras sich aus Altersgründen entschloss aufzugeben, wurde er wohl enteignet. So entstand 1958 aus seinem Bauunternehmen der VEB Straßen- und Tiefbau Schleiz. Später wurde dieser ein Betriebsteil des VEB (B) Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat (SBTK) Gera. Nach der Wende entwickelte sich daraus die Schleizer Straßen- und Tiefbaugesellschaft mbH, die zeitweise weiter auf dem Grundstück in der Schleizer Nikolaistraße bestand.[7] Im Jahr 2014 meldete diese Gesellschaft Insolvenz an.

Bernhard Eras ging nach der Enteignung in seine alte Heimat zurück, seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte er in Fürth.

Familie

Bernhard Eras war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe mit Elisabeth Klein wurde am 7. Mai 1919 in Nürnberg geschlossen.[10] Seine zweite Frau, Maria Therese Raab, heiratete er am 24. Mai 1932, wiederum in Nürnberg.[10] Über Kinder ist derzeit nichts bekannt.

Wohn- und Geschäftsadressen

Einzelnachweise

  1. Familienbogen Konrad Eras sen.; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  2. 2,0 2,1 Sterbebuch 1982, Bd.12, Urkunde Nr. 1148, StadtAFÜ
  3. Stadtarchiv Nürnberg, Sign. A 4/VII Nr. 643 und lfd. Nr. 710, 1011, 1497, 1744, 1906, 2034
  4. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 16207; Band 16705, 2; Band 16738, 4; Band 16756, 1
  5. siehe Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr, L 1095 Stauseebrücke Saalburg – Dokumentation in Bildern, Baufortschritt (abgerufen am 07.11.2020) - online
  6. IBB Weimar, Thüringer Brücken: Wetterabrücke bei Gräfenwarth (abgerufen am 07.11.2020) - online
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Fridolin Heuschkel: Beiträge zur Geschichte der Schleizer Betriebe – Aufstieg und Niedergang, Verlag Naumann, Schleiz 2007, S. 112 - 115
  8. Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte, Historischer Kalender: Ereignisse des Jahres 1934 - online
  9. Auskunft von Erich Scheffel, Neumühle bei Greiz, ehem. Geschäftsführer der Hartsteinwerke Burgk vom 19.10.2020
  10. 10,0 10,1 Aufzeichnung in familysearch.org (abgerufen am 22.09.2020)
  11. 11,0 11,1 Familienbogen Bernhard Eras; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  12. Branchen-Adressbuch Wirtschaftsgebiet Mitteldeutschland 1941, S. 989
  13. Einwohnerbuch für den Stadt- u. Landkreis Schleiz 1949, Teil II, S. 9
  14. Adressbücher von 1972, 1976, 1982

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