Quelle-Kaufhaus

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Das Fürther Quelle-Kaufhaus, ca. 1990

Das Quelle-Kaufhaus in Fürth von der Fa. Quelle befand sich unter der Adresse Fürther Freiheit 8 - 10. Nach "Definition" wäre der richtige Terminus für das Geschäftshaus jedoch nicht "Kaufhaus", sondern Warenhaus - da ein Warenhaus im Gegensatz zu einem Kaufhaus über ein größeres Sortiment und vor allem über eine Verkaufsfläche von mehr 3.000 qm verfügt.[1][2] Beides traf auf das Quelle-Warenhaus an der Fürther Freiheit zu, spätestens ab 1977. Im sog. Volksmund blieb aber das Warenhaus stets das Quelle-Kaufhaus.

Geschichte und Entstehung der Quelle-Warenhäuser

Gustav Schickedanz eröffnete 1945 seine ersten Agenturen, parallel zum stark expandierenden Versandhandel. Ziel der Agenturen war, potentiellen Kunden die Möglichkeit zu bieten, die Katalogware in natura zu sehen bzw. zu probieren und bei Gefallen, dies direkt vor Ort zu bestellen. Mit der Erweiterung des Sortiments, insbesondere um die sog. weiße Ware (Kühlschrank, Waschmaschine etc.) wurden die bisherigen Agenturen als reine Bestellannahmestelle abgelöst durch die neuen Verkaufsstellen. Diese neue Vertriebsschiene war maßgeblich am Erfolg der Quelle - insbesondere im Bereich der Großgeräte - mit verantwortlich. Bis Ende der 1970er Jahre hatte die Firma Quelle 129 Verkaufsstellen im Bundesgebiet mit über 41.000 qm Verkaufsfläche als regionales Verkaufsnetzwerk.[3]

Zusätzlich zu den Verkaufsstellen etablierte Schickedanz bereits kurz nach Kriegsende 1945 im benachbarten Hersbruck das erste Kaufhaus mit dem Schwerpunkt auf Textilien. Erst vier Jahre später eröffnete die Fa. Quelle in Fürth an der Fürther Freiheit das nächste Kaufhaus, immerhin das zweite Kaufhaus von späteren 29 zu Spitzenzeiten. Die Kaufhäuser hatten verschiedene Funktionen, im Gegensatz zu den einfachen Verkaufsstellen die eher als Ergänzung zum Vertriebsweg dienten. Die Warenhäuser waren von Anfang an als Pendant zum Versandgeschäft konzipiert, um u.a. das bestehende Marktpotential ab zu schöpfen.

Ausbau der Quelle-Warenhäuser

In ersten Kundenbefragungen Anfang der 1950er hatte sich herausgestellt, dass gerade in Großstädten für die meisten Befragten Quelle als Versandhandel zwar gut bekannt war, aber ein Kauf nach Katalog gewisse Grundskepsis bei einigen Käuferschichten auslöste. Deshalb entschied man sich zur Einführung von Warenhäusern, um weitere Kundenbindungen zu generieren - bei gleichzeitiger Ausschöpfung der Verwertungsmöglichkeiten der Waren im Unternehmen.

  • Im Bereich der Textilien wurden oft Restposten verkauft, die Menge der Restposten reichte aber oft nicht aus, um sie im großen Umfang schriftlich zu bewerben. Also wurden diese Restposten - zu reduzierten Preisen - oft in die Warenhäuser zum Verkauf gegeben und dienten gleichzeitig als Frequenzbringer für andere Produkte im Warenhaus.
  • Die Warenhäuser dienten zur Erkennung von Kundenwünschen und Anforderungen, so dass hier in einem gewissen Umfang stets eine Sortimentsausweitung oder Anpassung vorgenommen werden konnte - auch oder gerade für den Versandhandel.[4]

Erweitertes Angebot

Der Ausbau der Quelle-Warenhäuser erfolgte im Wesentlichen in der Zeit von 1960 bis 1970. Hier entstanden im gesamten Bundesgebiet 20 Kaufhäuser und ermöglichte eine gegenseitige Unterstützung der beiden Vertriebswege: Versand und stationärer Handel. Mit der Eröffnung der Kaufhäuser wurden zusätzlich weitere Geschäftsfelder besetzt. Neben der Einrichtung von Kundendiensteinrichtungen an den Warenhäusern wurden auch folgende Bereiche, meist im Warenhaus direkt, mit angesiedelt:

  • Restaurants und Cafés (Quelle-Quick-Restaurants)
  • Beratungs- und Buchungs-Counter "Reise-Quelle", in Zusammenarbeit mit der TUI
  • Noris-Bank-Filialen bzw. Kreditbüros
  • Spezialabteilung für "Foto-Quelle" mit Annahme von Laborarbeiten
  • Fertighaus-Beratung
  • Haus-Zustelldienst
  • Änderungsschneiderei
  • Skiwerkstatt
  • Schlüsseldienst, Express-Schuh-Bar, Schnellreinigungen, Lotto- und Toto-Annahme
  • Nahrungsmittel und Genussmittel (nur in einigen Häusern)

Neben dem umfangreichen Sortiment gehörte zu jedem Quelle-Warenhaus meist auch ein großes Parkhaus unmittelbar am Gebäude.

Quelle-Warenhäuser im Bundesgebiet

Das ehem. Quelle-Kaufhaus mit Versandabteilung in Nürnberg an der Fürther Straße, 2019

Folgende Quelle-Warenhäuser existierten zum Stand 1977. Die Jahreszahl hinter der Stadt gibt jeweils das Eröffnungsjahr bzw. in der Klammer das Sanierungsjahr an[5]:

Quelle-Warenhaus Quelle-Warenhaus Quelle-Warenhaus
Hersbruck 1945 (1973) Fürth 1949 (1977/1990) Nürnberg Allersberger Str. 1958
Quelle-Markt Nbg 1960 (1967/1984) Augsburg 1961 (1973) Koblenz 1962 (1968)
Bielefeld 1962 Ansbach 1963 Mainz 1963 (1974)
Duisburg 1964 (1976) Bochum 1964 (1974) Mönchengladbach 1965 (1969)
Kempten 1965 Hamburg 1966 Berlin I Wilmersdorfer Str. 1966 (1977)
Hagen 1966 (1976) Berlin II Tauentzienstr. 1967 Regensburg 1967
Neuß 1967 (1976) Essen 1969 (1970) Darmstadt 1970
Hannover 1970 Erlangen 1970 Berlin III Karl-Marx-Str. 1971 (1976)
Hürth-Hermühlheim 1973

Struktur der Quelle-Warenhäuser

Das Sortiment der Quelle-Häuser war stets nach dem gleichen Muster aufgebaut. Es wurden stets ca. 70% Katalogware und ca. 30 % sog. Zukaufware angeboten. Letzteres waren meist Textilien oder saisonale Waren wie Camping- und Freizeitartikel, Weihnachtsmärkte oder Länderschauen.

Die Warendarbietung erfolgte in drei Zonen:

  • Nahrungs- und Genussmittel und sog. problemlose Artikel wurden zur Selbstbedienung in der ersten Zone angeboten.
  • Textilwaren und einfache Konfektionsware mit Beratungsleistung durch das Personal wurden in der zweiten Zone angeboten.
  • Hoher Bedienungsaufwand mit erweiterten Erklärungsoptionen, wie z.B. beim Kauf von Möbeln, Großgeräten oder erklärungsbedürftigen technischen Geräten (Foto-Quelle), sowie der Verkauf von Pelzen und höherwertigen Kleidungstücken wurde in der dritten Zone angeboten.

Laut eigenen Angaben war der Beratungsaufwand der Quelle-Kunden relativ gering, da sich die meisten Kunden bereits über den Quelle-Katalog ausführlich vor informiert hatten.

Ebenfalls neu und erstmalig in den Quelle-Warenhäuser: die sog. Inselkasse mit elektronischer Datenerfassung und -verarbeitung. So konnten die Kunden an jeder beliebigen Kasse im Gebäude zahlen und mussten sich nicht zentral an eine Kasse anstellen. 1976 lag der durchschnittliche Umsatz in den Warenhäusern je Quadratmeter Verkaufsfläche bei 10.900 DM (~ 5.600 Euro) bzw. je Beschäftigter im Warenhaus bei 180.500 DM (~ 92.000 Euro).[6]

Das Fürther Quelle-Warenhaus

Das "alte" Quelle-Kaufhaus an der Fürther Freiheit, 1958
Im Hintergrund das Quelle-Kaufhaus nach der Sanierung 1990

Das erste Quelle-Warenhaus in Fürth wurde 1949 eröffnet. In dem bestehenden und vom Krieg wenig beschädigten Gebäude an der Fürther Freiheit / Ecke Bahnhofstraße (heute Gustav-Schickedanz-Straße) wurde auf 1.900 qm Verkaufsfläche die Ware von der Fa. Quelle angeboten. Die zunächst kleinen und beengten Verhältnisse wurde erst 1977 durch den Bau des neuen Quelle-Warenhauses an gleicher Stelle abgestellt.

In dem für damalige Verhältnisse modernen Gebäude ohne Fenster - mit Ausnahme der Schaufenster im Erdgeschoss - konnten nun auf 8.600 qm die Ware angeboten werden. Die Verkaufsräume erstreckten sich über drei Geschosse. Der Neubau hatte das Unternehmen ca. 30 Mio. DM gekostet - die Bauzeit betrug gerade einmal 16 Monate. Allein die technische Einrichtung kostete damals ca. 10 Mio. DM, die gleichzeitig täglich soviel Strom in dem über 165 km langen Stromleitungen im Gesamtgebäude verbrauchte eine Kommune mit 5.000 Einwohnern. Selbst an eine Radarsicherung hatte man gedacht, die nicht nur Einbrecher aufspürte - sondern angeblich der Polizei zeigte, welchen Weg der Einbrecher in das Gebäude genommen hatte.[7]

Am 7. September 1977 eröffnete feierlich das Quelle-Kaufhaus an der Fürther Freiheit. Bevor die Tore für die Bevölkerung geöffnet wurden, durften zunächst Vertreter der Wirtschaft und Kommunalpolitik exklusiv die Räumlichkeiten begehen. Oberbürgermeister Scherzer hob bei der Eröffnung die Verdienste Gustav Schickedanz hervor und nannte die Realisierung des neuen Kaufhauses als das Vermächtnis Schickedanz, der kurz zuvor im März 1977 verstorben war. Statt Kränze bat man bei der Beerdigung um Spenden für das Städtische Klinikum, die doch zahlreich eingingen. Die Witwe Grete Schickedanz übergab an diesem Tag den Spendenscheck an den Oberbürgermeister in Höhe von 500.000 DM, nachdem sie zuvor die Summe der eingegangen Spenden selbst in der Summe verdoppelt hatte. Zur feierlichen Eröffnung wurden viele Attraktionen auf der Fürther Freiheit aufgebaut, u.a. auch eine Nachbildung des Adlers. Mit dem Kaufhaus erzielt die Fa. Quelle in den ersten Jahren jährlich ca. 35 Mio. DM.[8]

Insgesamt arbeiteten 500 Beschäftigte im Quelle-Kaufhaus bei einem Sortiment von knapp 70.000 Artikeln.

Die Aufteilung der Abteilungen in Fürth war wie folgt:

  • Im Untergeschoss befand sich die Technik-Quelle, der Supermarkt MiniMal
  • Im Erdgeschoss befand sich die Damenkleidung, im Außenbereich die Reise-Quelle, Foto-Quelle und die Noris-Bank
  • Im 1. OG
  • Im 2. OG

Zusätzlich zum regulären Kaufhausbetrieb existierten als Angebot auch die Noris-Bank, Foto- und Reise-Quelle sowie ein Schlüssel- und Schuhdienst. Unmittelbar in der Nachbarschaft befand sich noch die Gaststätte Grüner Bräu und die Hauptverwaltung der Brauerei Grüner, die spätestens ab 1972 dem Schickedanz-Konzern mit angehörte. Gaststätte und Hauptverwaltung mussten für den Neubau 1977 weichen. Die Wiedereröffnung im Herbst 1977 erlebt der Konzerngründer Schickedanz nicht mehr. Kurz zuvor war er im Alter von 82 Jahren verstorben.

Schließung und Neuanfang unter neuer Flagge

Das ehem. Quelle-Kaufhaus - Nachnutzung nach der Schließung, 2012

Letztmalig wurde das Quelle-Kaufhaus in Fürth 1990 saniert, obwohl das Unternehmen hier bereits in die finanzielle Schieflage geraten war. Über viele Jahre konnte das Unternehmen alleine mit den Warenhäusern ca. 1/3 des Umsatzes im stationären Handel generieren. Doch bereits Mitte der 1980er Jahre schrieb man im Quelle-Konzern rote Zahlen und reagierte darauf mit bundesweiten Schließungen. So existierten 1994 lediglich noch das Stammhaus in Hersbruck, sowie der Warenhaus im benachbarten Nürnberg in der Fürther Straße.[9] Nach der Insolvenz wechselte das Gebäude mehrfach den Eigentümer. So war zunächst das Kaufhaus Hertie im Gebäude, ehe es vom Modehaus Wöhrl Anfang der 2000er Jahre abgelöst wurde.

Seit 2016 befindet sich in dem Gebäude - nach erneuter Sanierung - das sog. Carré Fürther Freiheit.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Warenhaus, Wikipedia, online abgerufen am 4. Februar 2021 | 23:14 Uhr
  2. Kaufhaus, Wikipedia, online abgerufen am 4. Februar 2021 | 23:14 Uhr
  3. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 99 ff.
  4. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 100 ff.
  5. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 99 ff.
  6. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 101 ff.
  7. Fürth 1977, 12. August 1977, städtebilder Verlag, Fürth, 2012, S. 72
  8. Fürth 1977, 7. September 1977, städtebilder Verlag, Fürth, 2012, S. 79
  9. Matthias Henkel (Hrsg.): Meine Quelle, Museen der Stadt Nürnberg, 2013, S. 38

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