Jean Mandel
Auszeichnung | VerleihungAm | AuszeichnungBemerkung |
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Bayerischer Verdienstorden | 1973 | |
Bundesverdienstkreuz | 3 September 1956 | 1. Klasse |
Straßenbenennung | März 2018 | Platz beim Jüd. Museum Franken |
Adressart | VonObjekt |
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Wohnadresse ab 1945 Firmensitz | Hirschenstraße 65 |
Geburtsadresse Wohnadresse bis 1938 | Königswarterstraße 64 |
Geburtsadresse | Marktplatz 10 |
Person | Verwandtschaftsgrad |
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Adele, geb. Schumann | Ehefrau |
Jeheskel Mordechai (Marcus) Mandel | Vater |
Leo Mandel | Bruder |
Louis Mandel | Sohn |
Malka Amelie, geb. Breisach | Mutter |
Marianne Keller | Tochter |
Ruth Schreiber | Tochter |
Jean Mandel (geb. 20. September 1911 in Fürth, gest. 25. Dezember 1974 auf Schloss Höhenried (Klinik) in Bernried) war erster Gemeindevorsitzender der Jüdischen Gemeinde Fürth nach dem Zweiten Weltkrieg. Mandel war verheiratet mit Adele, geb. Breisach. Aus der Ehe stammen drei Kinder.
Leben und Wirken
Der 1911 in Fürth geborene Jean Mandel besuchte in Fürth zunächst die Isrealitische Realschule. Anschließend wechselte er zur Sabel’schen Handelsschule nach Nürnberg und begann eine kaufmännische Ausbildung zum Hopfengroßhändler bei den Gebrüder Schwarz, ebenfalls in Nürnberg. Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete Mandel im elterlichen Betrieb, der "Ersten Fürther Lumpensortieranstalt". Mit seinem Bruder Leo Mandel übernahm er die Geschäftsführung 1936.
Am 28. Oktober 1938 wurde die Familie Mandel nach Polen deportiert, dort lies sie sich zunächst im ehem. Lemberg - dem heutigen Lwiw (Polen) - nieder. Der Deportationstermin legt den Verdacht nahe, dass die Familie Mandel im Rahmen der sog. Polenaktion als polnische Staatsbürger jüdischen Glaubens aus dem Deutschen Reich ausgewiesen wurde, nachdem das polnische Parlament im März 1938 die Ausbürgerung aller polnischen Staatsbürger beschlossen hatte, die länger als fünf Jahre ununterbrochen im Ausland lebten. Mit diesem Beschluss wollte sich Polen gegen den Zuzug (Flucht) der jüdischen Bürger aus dem Deutschen Reich "wehren", während das Deutsche Reich in diesem Beschluss seine Chance gekommen sah, sich auf einen Schlag knapp 20.000 Juden durch Deportation nach Polen "zu entledigen".
Flucht & Vertreibung
In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde das Geschäft der Familie Mandel in Fürth zerstört bzw. stark beschädigt. Mandel gelang die Rückreise nach Fürth im März 1939, allerdings nur für knapp zwei Monate. Danach tauchte Mandel im inzwischen besetzten Polen zwischen 1941 und 1944 an verschiedenen Orten um Lwiw unter. Ende Juli 1944 wurde Lwiw durch die Rote Armee befreit, allerdings kam Mandel zunächst in ein Internierungslager, da er von der sowjetischen Geheimpolizei für einen westlichen Spion gehalten wurde. In der Folge muss sich Mandel dem Partisanenkampf in der Sowjet-Union gegen die Wehrmacht angeschlossen haben, ehe er wieder nach dem Krieg nach Fürth kam.[1]
Rückkehr nach Fürth
Nach einem kurzen Aufenthalt im DP-Lager in Zettwitz kehrte Mandel im Sommer 1945 als einer der ersten ehemaligen Fürther Juden wieder nach Fürth zurück, sein Bruder schaffte es allerdings nicht mehr, er verstarb während des 2. Weltkrieges. Jean Mandel war neben dem Rabbiner David Spiro eine der treibenden und führenden Kräfte bei der Wiedergründung der Jüdischen Gemeinde Fürth. Er wurde ihr erster "Erster Vorsitzender" (von 1947 bis 1974, mit Unterbrechung von 1950 bis 1954). In der Hirschenstraße 65 baute Mandel, gemeinsam mit seiner Frau, sein neues Textilgeschäft "Adema - Jean Mandel Fürth" zu einem mittelständigen Unternehmen mit ca. 50 Mitarbeitern auf. Die drei Kinder wurden von der Familie jeweils ins Ausland auf ein Internat verschickt. Die jüngste Schwester und der Bruder Louis Mandel kamen 1957 auf ein Internat in England, während die ältere Schwester in der Schweiz zur Schule ging. Heute lebt die Familie weitestgehend im Ausland, Louis Mandel lebt z.B. in Kanada, hat aber noch Kontakte nach Fürth.
Mandel war von 1947 bis zu seinen Tod Mitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und genoß eine hohe gesellschaftlichte Anerkennung, ähnlich wie Arno Hamburger in Nürnberg. Von 1964 an war er Senator im Bayerischen Senat, der damaligen zweiten Kammer des Freistaates Bayern. Jean Mandel arbeite außerdem im Zentralrat der Juden in Deutschland mit.
Als Jean Mandel 1974 starb, endete die wichtige Phase des Wiederaufbaus der Jüdischen Gemeinde Fürth. Mit seinem Tod endete auch die Firmengeschichte der Adema.
Sein Grab befindet sich auf dem neuen Jüdischen Friedhof Fürth [2].
Bayerischer Senat
Mandel war vom 1. Januar 1964 bis zum 25. Dezember 1974 für die Gruppe der Religionsgemeinschaften Mitglied des Bayerischen Senats. Dabei war er in folgenden Ausschüssen und Funktionen tätig:
- Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik (Senat) (1964) Mitglied 1964/1974
- Wirtschaftsausschuss (Senat) (15. Juli 1966) Mitglied 1966/1974
- Hauptausschuss (Senat) (1968) Mitglied 1968/1969
- Hauptausschuss (Senat) (1974) Mitglied 1974/1974
Auszeichnungen und Ehrungen
1956 erhielt Jean Mandel das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, sowie 1973 den Bay. Verdienstorden. Im Mai 2018 wurde bekannt, dass der neu umgestaltete Platz zwischen dem Erweiterungsbau des Jüdischen Museums und der Königstraße 95 in "Jean-Mandel-Platz" benannt wird. Ebenfalls im Jahr 2018 wurden zwei Gedenktafeln auf Initative der Museumsleiterin Dr. Eisenstein an den Wohn- bzw. Geburtshäusern Leo und Jean Mandel angebracht, jeweils eine am Marktplatz 10 am Grünen Markt sowie an der Königswarterstraße 64. Hierzu kamen eigens die in Kanada, USA bzw. in der Schweiz lebenden Kinder nach Fürth.[3]
Veröffentlichungen
- Bericht über das Fürther Kehillaleben im Jahr 5722. In: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths, 1962
- Bericht über das Fürther Kehillaleben im Jahr 5723. In: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths, 1963
Literatur
- Juden. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 187
- Sascha Freese und Kim Graf, Staatl. BOS Nürnberg, Klasse VKTB: Fürth - das „fränkische Jerusalem“. Dokumentation der Arbeit, 11. Mai 2007, 17 Seiten - PDF-Datei History-Award 2007
- Helga Schmöger: Der Bayerische Senat - Biographisch-statistisches Handbuch 1947 - 1997. Droste Verlag Düsseldorf, 1998, S. 216
Lokalberichterstattung
- Gwendolyn Kuhn: Zwei Platten erinnern an Jean Mandel. In: Fürther Nachrichten vom 16. Mai 2018 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de - online abrufbar
- Johannes Alles: Ausruhen auf dem Jean-Mandel-Platz. In: Fürther Nachrichten vom 20. Oktober 2018 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de - online abrufbar
Siehe auch
Weblinks
- Jean Mandel (Wikipedia)
- Zentralrat der Juden in Deutschland - im Internet
- Liste der Mitglieder des Bayerischen Senats - Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ Siegfried Imholz: Gebt ihnen einen Namen - Widerstand und politische Verfogung in Fürth 1933 - 1945. Städtebilder Fotoverlag, Fürth 2017, S. 145
- ↑ Gisela Naomi Blume: Der neue jüdische Friedhof in Fürth, 2019, Seite 34
- ↑ Gwendolyn Kuhn: Zwei Platten erinnern an Jean Mandel. In: Fürther Nachrichten vom 16. Mai 2018
Bilder
"Stolperstein" der Fam. Mandel am Anwesen Marktplatz 10
Neuweihe der Synagoge nach der Renovierung 1967, am Tora-Schrein bestickter Parochet, links neben dem Tora-Schrein Jean Mandel, rechts Kantor Hochwald, München.
v.l.n.r.: Rednitzstraße 14, 12 und 10, rechte Straßenseite: 9 und 11
Personen: v.l.n.r.: Senator Jean Mandel, Oberbürgermeister Andreas Urschlechter (Nürnberg), Oberbürgermeister Hans Bornkessel, Baureferent Friedrich Hirsch; im Hintergrund zwischen Mandel und Urschlechter Regierungspräsident Burkhardt. Rechts ein VW T1 der Firma Johann Hitz Wäscherei. Foto um 1960.Originalunterschrift Jean Mandels von 1955