Doris Kraus

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Als Pfeifendurla ("Pfeifndurla" oder "Pfeifn'durla") wurde die Fürtherin Doris (Durla) Krauß (geb. 1848, gest. 1927 in Fürth) bekannt. Sie war sehr klein und geistig zurückgeblieben, trotzdem wurde sie zu einem Fürther Original.

Geschichte

Aus einer langen Pfeife rauchend zog die angeblich nur 1,20 Meter große Frau bettelnd durch die Fürther Wirtschaften, leerte Aschenbcher auf der Suche nach Zigaretenstummeln und erbettelte Zigarren und Tabak. Mit der Spitze ihres langen Spazierstocks hob sie Zigarettenkippen auf und stopfte den restlichen Tabak in ihre Pfeife. Zudem genehmigte sie sich "tüchtige" Schlucke aus den Bierkrügen der Gäste, in der Regel ohne Erlaubnis. Ungestraft blieb solches Verhalten nicht, die Revanche war, dass ihr Spitzname solange gerufen wurde, bis sie Wutausbrüche bekam. In den 1920er Jahren konnte man das kleine, rundliche Weiblein fast täglich in den Straßen der Stadt sehen. Sommer und Winter war es in eine Fülle von Röcken gehüllt und hatte stets einen Spazierstock bei sich, mit dessen Nagelspitze sie Zigarren- und Zigarettenstummel von der Straße sammelte und in einen kleinen Beutel tat. In ihrer Dachkammer am Gänsberg zerschnitt und mischte sie das, was andere Raucher weggeworfen hatten. Diese sicherlich nicht leichte Mischung kann dann in eine ihrer zwei Tabakspfeifen, eine mit kurzem und eine mit langem Rohr. Das Pfeifendurla rauchte sein Pfeifchen oft auf der Straße, was damals natürlich Aufsehen erregte. Mit bürgerlichem Namen hieß sie Dorothea Krauß (*1847, verst. 24.6.1927). Aus dem Vornamen wurde auf Fürtherisch das „Durla“, was eher ein wenig liebevoll klang, aber gewiss nicht abfällig gemeint war. Sie ging still und bescheiden ihres Weges und sammelte ihre Kippen. Ihr kleines, rundes verrunzeltes Apfelgesicht ließ im Ausdruck erkennen, dass die Frau geistig beschränkt war. Sie war entmündigt. Doch wenn ihr einer der vorübergehenden Männer einmal eine Zigarette schenkte, da lächelte das Durla glücklich. Und wenn der Spender schon längst vorbei war, stand das Weiblein noch immer da, hielt die ihr wertvoll erscheinende Gabe in der Hand, sah sie an und lächelte noch immer.

1918 wurde sie in der "Pfründe" untergebracht und bekam dort in der Regel Ausgehverbot. 1927 verstarb sie dort im Alter von 79 Jahren und 9 Monaten.

Lokalberichterstattung

  • Wolfgang Händel: Ein Original mit langer Pfeife. In: Fürther Nachrichten vom 27. August 1997.
  • Paul Fischer: Neues vom "Pfeifendurla". In: Fürther Nachrichten vom 3. September 1997, S. 40. (Leserbrief, basierend auf einer Tonbandaufnahme mit der Zeitzeugin Marie Venedigeer, Jg. 1878, im April 1953).

Sonstiges

Nach dem Pfeifendurla war eine Wirtschaft in der Gustavstraße benannt, siehe: Pfeifendurla (Gasthaus).

Literatur

Siehe auch

Bilder