Stadtentwässerung

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Die Kläranlage der Stadt Fürth am Wiesengrund

Die Stadtentwässerung Fürth (StEF) ist seit 2005 ein kommunaler Eigenbetrieb der Stadt Fürth; dieser ist in die Abteilungen Kanalnetz, Kläranlagen und Verwaltung/Rechnungswesen gegliedert.[1]

Geschichte

Bereits im Jahre 1830 wurde in Fürth mit dem Bau eines ersten, einfachen Kanalsystems begonnen.[2] Die erste Fürther Kläranlage ging 1911 im Bereich der Fürther Westvorstadt in Betrieb. Die Hauptkläranlage an der Erlanger Straße entstand bereits im Jahr 1916 und wird seither beständig erweitert und modernisiert. Eine der wichtigsten Umbaumaßnahmen war die Umstellung des Klärprozesses in den Jahren 1952 - 1962, was praktisch einem Neubau der gesamten Anlage gleichkam.[3]

Aufgaben

Grubenentleerung

Die Grubenentleerung war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Aufgabe der StEF, da viele Stadtbereiche zu dieser Zeit noch nicht an das städtische Kanalnetz angeschlossen waren. Erst mit dem Aufkeimen der Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und wegen der vielerorts unhaltbaren hygienischen Zustände wurde das Fürther Kanalnetz massiv ausgebaut und die Tätigkeit der Grubenentleerer ging immer weiter zurück.[4]


Abwasserreinigung

Die StEF ist Betreiber der zwei Fürther Kläranlagen - der Hauptkläranlage in der Erlanger Straße sowie der Kläranlage Nord in Vach - und der etwa 430 km[1] langen Kanalisation incl. einiger Vorhebewerke im gesamten Stadtgebiet. Die Mitte der 1970er Jahre errichtete Vacher Kläranlage ist technisch veraltet und soll stillgelegt werden; die Außerbetriebnahme kann jedoch erst nach Fertigstellung eines Pumpwerks in Vach, voraussichtlich im Jahr 2017, erfolgen.[5]

Neben den Fürther Abwässern entsorgt bzw. reinigt die Stadtentwässerung auch die Abwässer einiger Gemeinden aus dem Umland (z. B. Cadolzburg, Obermichelbach, Zirndorf).[6][7] Die Stadt Oberasbach war bis 2011 Abwassergast in Fürth, seit dem 14. Dezember 2011 wird das Abwasser aus Oberasbach dem Kanalnetz der Stadt Nürnberg zugeleitet.[8]

Betriebe, die stark erhöhte Schmutzkonzentrationen in das Kanalsystem einleiten und hohe Gebührenzulagen zahlen müssen, sogenannte "Starkverschmutzer" (in alphabetischer Reihenfolge) sind:[9]

Neubau „Hebewerk West“ und „Schmutzwasserschiene Nord“ 1999

Das „Hebewerk West“, u. a. mit einem großen Rundbassin, wurde neben der Kläranlage unweit des Regnitzufers erbaut, um künftig größere Mengen zufließenden Abwassers aus der im Wiesengrund verlegten Leitung in die Kläranlage fördern zu können. Die Anlage ist im Jahr 2000 fertiggestellt worden. Die dafür notwendigen Rohrleitungen wurden unter dem Projektnamen „Schmutzwasserschiene Nord“ mit einem erheblichen Eingriff in den Wiesengrund (mit einer Länge von ca. drei Kilometern) verlegt. Der Kostenaufwand für beide Projekte betrug 14,5 Millionen DM.[10]

Regenrückhaltebecken

ein neues übermannshohes Regenüberlaufbecken samt Stauraumkanal an der Vacher Regnitzbrücke für 1,2 Millionen Euro wird im Sommer 2003 neu erbaut.. [11]

Ein neues Rückhaltebauwerk im Verlauf der Vacher Straße mit einem Fassungsvermögen von 3 Millionen Liter, dass bei starkem Unwetter das Regenwasser aufstauen sollt. Die Stauröhren haben eine Höhe von 2,50 Meter und werten nach der Fertigstellung zum Jahresende 2003 von der Billinganlage bis zur Einmündung Heimgartenstraße gehen. Am Heckenweg zweigt ein Abgangskanal zum Wiesengrund ab, wo neben dem alten Regenüberlaufbecken West das neue Entlastungsbauwerk bei einem Kostenaufwand von 6,8 Millionen Euro entsteht Dort wird, wenn der Kanal voll ist, das überzählige Mischwasser durch einen Ablaufkanal in die Regnitz geleitet. [12]

Privatisierungspläne

Seit dem Jahr 2006 wird die Stadtentwässerung als kommunaler Eigenbetrieb geführt. Das Ziel der Stadt war es, diesen Eigenbetrieb vollständig zu privatisieren. Gegen dieses Vorhaben hat sich in der Fürther Bevölkerung Widerstand formiert. Zur Herbeiführung des vom "Fürther Wasserbündnis" initiierten Bürgerbegehrens wurden ab März 2006 in kurzer Zeit mehr als 13.000 Unterschriften gesammelt. Aufgrund der großen Unterstützung beschließt der Stadtrat am 31. Mai 2006 die Entwässerungsanlagen im Eigentum der Stadt Fürth zu belassen.

Neues Betriebsgebäude an der Hauptkläranlage

Auf dem Gelände der Hauptkläranlage errichtete StEF ein neues Betriebsgebäude, in dem ihre Funktionsbereiche für etwa 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem dreieinhalbgeschossigen Gebäude zusammengefasst wurden. Dort sind auf rund 5 700 Quadratmetern Verwaltungstrakt, chemisches Untersuchungslabor, Elektro- und Schlosser-Werkstätten, Lager, Garagentrakt, insbesondere für die Fahrzeuge der Kanalreinigung, Sanitärbereiche nach Biostoffverordnung, Schaltwarte, Aufenthalts- und Schulungsräume nach modernem Standard untergebracht. Die Gebäudeheizung wird mit aus Abwasser gewonnener Wärme betrieben, auch eine Solaranlage auf dem Dach ist vorhanden. Die Gesamtinvestition war mit 19 Millionen Euro veranschlagt. Die Grundsteinlegung für das neue Betriebsgebäude fand am 12. November 2015 statt; die Fertigstellung war anfänglich für Sommer 2017 angekündigt,[7][13] später rechnete man zu Mitte des Jahres 2018 mit dem Einzug.[14] Dann sah man sich allmählich auf der Zielgeraden, ein Bezugstermin wurde jedoch lange nicht mitgeteilt.[15] Erst am 1. Oktober 2020 war der Presse eine kurze Mitteilung über den Umzug in das neue Betriebsgebäude in der Erlanger Straße 105 mit Betriebsbeginn zum 5. Oktober zu entnehmen. Schließlich kosteten die Maßnahmen 33 Millionen Euro und der Betriebsbeginn war im Jahr 2021. Damit verfügte die Kläranlage über eine Ausbaugröße von 265.000 sogenannten Einwohnerwerten. Dies war notwendig, da an die Hauptkläranlage auch Zirndorf, Cadolzburg und Obermichelbach angeschlossen sind. In der Spitze konnten jetzt bis zu 1.650 Liter einfließendes Abwasser in der Sekunde verarbeitet werden.[16]

Literatur

  • Willi Hirt [Bearbeiter]: Fürth 1946 - 1955. Wiederaufbau eines Gemeinwesens. Entwicklung zur Großstadt. Hrsg.: Stadt Fürth. Fürth: Stadtverwaltung, 1956, 189 S.
  • Kläranlage und Kanalisation in Frauenhand. In: Stadtnachrichten vom 5. Mai 2003 - Stadt Fürth

Lokalberichterstattung

  • Hans von Draminski: Moderne Umwelttechnik zum Jubiläum. In: Fürther Nachrichten vom 15. Mai 2010 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Der Stadelner Kanalbau geht in eine neue Etappe. In: Fürther Nachrichten vom 26. Mai 2010 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Kläranlage wird wieder zur Großbaustelle. In: Fürther Nachrichten vom 30. Mai 2012 - online abrufbar
  • Claudia Ziob: Fürther Stadtentwässerung: Neubau für 19 Millionen Euro? In: Fürther Nachrichten vom 03. August 2013 - online abrufbar
  • di: Kläranlage hat ausgedient - Betrieb in Vach wird eingestellt. In: Fürther Nachrichten vom 19. März 2016 (Druckausgabe) bzw. Kläranlage im Fürther Norden hat ausgedient. In: nordbayern.de vom 21. März 2016 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Topfit mit 100 Jahren - Fürther Kläranlage macht seit 1916 eine gute Figur. In: Fürther Nachrichten vom 20. Oktober 2016 (Druckausgabe) bzw. Fürther Kläranlage: Topfit mit 100 Jahren. In: nordbayern.de vom 21. Oktober 2016 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Kraftakt fürs Abwasser. In: Fürther Nachrichten vom 19. Oktober 2017 (Druckausgabe)
  • Volker Dittmar: Kanäle viel zu billig abgerechnet - Stadt muss Anlieger für die Entwässerung künftig stärker zur Kasse bitten. In: Fürther Nachrichten vom 14. März 2018 (Druckausgabe)
  • Volker Dittmar: Pool fürs Regenwasser - Stadt Fürth plant erstmals offenes Rückhaltebecken. In: Fürther Nachrichten vom 17. Juli 2018 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 18. Juli 2018 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Abwasser fließt wieder nach Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 7. Dezember 2018 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 8. Dezember 2018 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Kläranlage bekommt neue Zentrale. In: Fürther Nachrichten vom 13. Februar 2019 (Druckausgabe) bzw. Fürther Kläranlage bekommt neue Zentrale. In: nordbayern.de vom 14. Februar 2019 - online abrufbar
  • Kurz berichtet: Entwässerung zieht um. In: Fürther Nachrichten vom 1. Oktober 2020 (Druckausgabe)
  • Armin Leberzammer: 33 Millionen fürs Fürther Abwasser. In: Fürther Nachrichten vom 18. Mai 2021 (Druckausgabe)
  • Mehr Reservekapazitäten für die Hauptkläranlage. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 10 vom 26. Mai 2021, S. 9 – PDF-Datei
  • Für die Zukunft bestens gerüstet. In: INFÜ, Nr. 21 vom 24. November 2021, S. 30 – PDF-Datei
  • Luisa Degenhardt: Ein Großprojekt jagt das nächste. In: Fürther Nachrichten vom 17. Mai 2022 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Angabe StEF in der städtischen Internetpräsenz, Abrufe vom 21.03./23.10.2016
  2. Barbara Ohm: Zur Geschichte der Kanalisation in Fürth. In: 180 Jahre Stadtentwässerung Fürth, StEF, 2010, S. 16/17
  3. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. 1968, S. 220
  4. Willi Hirt [Bearbeiter]: Fürth 1946 - 1955. 1956, S.
  5. di: Kläranlage im Fürther Norden hat ausgedient. Fürther Nachrichten vom 21. März 2016 - online abrufbar
  6. Gabi Pfeiffer: bilder buch stadt fürth - Fürth, 2006, S.105
  7. 7,0 7,1 Volker Dittmar: Topfit mit 100 Jahren. Fürther Nachrichten vom 20. Oktober 2016
  8. Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN): Die Abwasserüberleitung von Oberasbach nach Nürnberg. SUN-Information vom Dezember 2011
  9. Die größten Abwasserlieferanten. In: Fürther Nachrichten vom 19. November 2018 (Druckausgabe)
  10. Fürther Nachrichten vom 16. August 1999 (Druckausgabe)
  11. In:Fürther Nachrichten vom 28./29. Juni 2003 (Druckausgabe)
  12. In:Fürther Nachrichten vom 6. November 2003 (Druckausgabe)
  13. Nachricht vom 12. November 2015 im Internetportal der Stadt Fürth - Betriebsgebäude für Stadtentwässerung
  14. Volker Dittmar: Kraftakt fürs Abwasser. In: Fürther Nachrichten vom 19. Oktober 2017
  15. Volker Dittmar: Kläranlage bekommt neue Zentrale. In: Fürther Nachrichten vom 13. Februar 2019
  16. Armin Leberzammer: 33 Millionen fürs Fürther Abwasser. In: Fürther Nachrichten vom 18. Mai 2021

Kontakt

Kläranlage
Erlanger Str. 105
90765 Fürth
Tel.: 0911 9740

Rufbereitschaft bei Kanalstörungen: 0911 974-2580

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