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Twen, das dümmste käseblatt, das ich je in händen gehalten habe! Durch ihre zei tungen kann man noch blöder werden, als es andere illustrierte schon genug versuchen, w.p. Erfreulich ist, daß ein heft dieser art bei uns erscheint und ich möchte Sie zu dem mut beglückwünschen, der zur herausgabe ei nes solchen heftes notwendig ist. j.r. So etwa lauten die ansichten der leser der Zeitschrift "twen revue der zwanzigjährigen". Die aufläge des "twen" ist inner­ halb der letzten jahre auf Uber 110 000 gestiegen und "twen" steht somit als einmaliges phänomen auf dem deutschen presse­ markt da. Ich möchte sagen, verwunderlich iat das keinesfalls, denn die Zeitschrift scheint mir nicht nach einigen bestimmten richt­ linien, sondern nach einer breiten, bis dahin unbefriedigt® ge_ schmacksrichtung zusammengestellt zu sein. Die herausgeber ha­ ben sich hingesetzt und ein "rezept" ausgearbeitet, wie auf eben diesem deutschen pressemarkt in der abteilung "jugend" noch ein geschäft zu machen sei. Dabei haben sie es nicht un terlassen andere erfolgreiche massenpublikationen in dieser M n sicht zu konsultieren. So entstand eine bunte mischung, zusam­ mengesetzt aus Imitationen fremder elemente. Nichts neues, könnte man sagen, nur alles in größerer aufmachung und primi tiver. Äußerlich unterscheidet sich "twen" kaum von einer beliebigen filmrevue, nur daß die in jeder nummer als titelphotos ver­ wandten mädchen keine "stars" sind. Schlägt man nun aber die Zeitschrift auf, so "riecht" ea gleich tüchtig nach "Spiegel", der ebenfalls einige seiten den leserbriefen widmet, wobei man jedoch sagen muß, daß sie im "Spiegel" ungleich sinnvoller wir ken. Auch die rubriken: bücher und filme sind den "Spiegel"- lesern schon lange ein begriff geworden. Und so geht es durch das gan ze heft hindurch: bald wird man an "Radius" (photos),bald an "Magnum" oder an "Westermann’s monatshefte" erinnert,dann wie­ der an "Life" (bildbeilage) oder "Bravo" und sonstige starkult^ journale.

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Ebenso wie "twen" die verschiedensten Zeit­ schriften imitiert, wendet er sich auch an die verschiedensten jugendtypen: an die intellek tuellen, an die jazzfreunde, photognafen, mit der absioht, sich einen möglichst großen leser­ kreis zu schaffen. Man müßte jedoch vor diese typenbezeichnungen- das wort "pseudo-" setzen , denn den wirklich intellektuellen kann "twen" nichts bieten und ihnen ist die art " Probleme anzufassen", so wie "twen" es tut, viel zu al­ bern, um nicht zu sagen primitiv. Sie dient nur dazu das tiefe niveau zu bemänteln und einige "möchte-gern-intellektuelle" als leser zu ge­ winnen. Dasselbe gilt auch für die jazzfreunde und insbesonders die individualisten. Wenn einive leute "twen" vorwerfen einen (super-)individualismus zu erzeugen, so dürfte das doch eine leichte Verkennung sein. In Wirklichkeit prägt "twen" einen kitschig-rkonservativen ein­ heitstyp, der sich dann einbildet individuali­ stisch zu sein(typ: geistreich). Auch mit dem mut, den der leser so bewundert ist es nicht weit her. Mut bewiesen jene .leute vor 50 jahren die gegen das bürgertum und seine be­ gleiterscheinungen unter persönlichen opfern angingen, was "twen" jedoch macht ist nur noch eine nachahmung dieser leute und somit kitsch. Auch die "schonungslosen" kritiken ("twen greift den karneval an") weisen keinen "mut" auf, denn was "twen" auch kritisiert ist von geistreiche­ rer Seite schon angegriffen worden, "twen" be­ tätigt sich nur noch als nachschreier und macht geschäfte dabei. Eines muß man jedoch der Zeitschrift zugute rechnen: es ist faszinierend "twen" das erste mal durchzublättern, bevor man die "masche" durchschaut hat. Es ist dies wohl nicht zuletzt auf die gekonnt-gemachte graphik zurückzuführen die jedoch , sobald man mehrere ausgaben durch­ sieht, langweilig wird und zum leblosen Schema

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