Paula-Luise Baer

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Paula-Luise Baer (geb. 11. Januar 1920; gest. 18. Mai 2007 in Nürnberg) war eine Lehrerin und bekannte Pianistin. Sie wirkte dreißig Jahre als Lehrkraft für Musik und Deutsch am Fürther Helene-Lange-Gymnasium.


Leben

Paula-Luise Baer wollte schon als Kind Klavierspielen lernen. Doch die Eltern befragten Herrn Sanitätsrat Dr. Frank (Initiator des neuen Fürther Krankenhauses). Dieser gab zu bedenken: „Sie macht einen so schüchternen Eindruck, vielleicht würde sie dann nervös werden, warten wir noch ein Jahr“. So begann der Unterricht erst mit 14 Jahren. Der Unterricht jedoch war ihr zu langsam, sie übte nicht viel, trotzdem wurde sie anderen Schülern als Vorbild dargestellt. Baer kaufte sich heimlich selbst Etüden und schwierige Stücke und fuhr ohne Wissen der Eltern zum Üben zur Tante nach Nürnberg. Heimlich erkundigte sie sich am Konservatorium Nürnberg zwecks Aufnahme. Zum Probespiel kam sie mit dem Fahrrad und vergaß dabei, ihre Noten mitzubringen. Jetzt merkte sie erst, dass sie alles auswendig beherrschte! Da stand natürlich einer sofortigen Aufnahme nichts mehr im Wege. Nach einem öffentlichen Konzert im Rahmen des Konservatoriums beichtete sie ihren hocherstaunten Eltern. So folgte nach dem Abitur der Wechsel an das Staatskonservatorium Würzburg (Meisterklasse Dr. H. Zilcher), dann nach Graz an die Musikhochschule (Prof. Dr. G. Kuhlmann) und an das Mozarteum Salzburg (Meisterkurse) und Privatstudium bei der weltberühmten Pianistin Elly Ney. Daneben lief gleichzeitig das Universitätsstudium in Musikwissenschaft, Höheres Lehramt für Musik, Germanistik und Psychologie. 1943 schloss sie alle Studiengänge erfolgreich ab. In Berlin begann ein ganz anderes Kapitel ihres Lebens. Sie wollte etwas für das Vaterland tun und meldete sich zur Truppenbetreuung der Wehrmacht (Kraft durch Freude). Nach vielen Vorsprachen fand sie plötzlich eine Agentur „Sie suche ich.....“. Ein Violinvirtuose suchte für seine Tourneen eine Pianistin, groß, blond, stark sollte sie sein und blaue Augen haben. Beim sofortigen Probespiel war man sich einig, ein wertvolles Programm aufzustellen. Das Leben war zu ernst für heitere Muse. Bei der Abnahme wurde diese Gruppe als Elitetruppe eingestuft. Der erste Einsatz sollte Frankreich sein: Am Tag der Abreise vom Berliner Bahnhof Zoo begann die amerikanische Invasion an der Normandie. So ging es nach Russland, Mittelabschnitt, Kiew bis Odessa ans Schwarze Meer. Als Leiterin der Truppe bestand sie auf schwierige Einsätzen in vorderen Linien — nicht in der Etappe. Auf einer Fahrt wurde sie von einem Granatsplitter am Hals getroffen, was sie aber nicht gleich bemerkte, sondern erst beim Wechsel der Kleidung. Mit blutigem Verband absolvierte sie ihr Programm bis nach Tagen der Ersatzpianist aus Berlin eingeflogen war. Bei der Operation im Lazarett Nikolajew wollte sie im Spiegel zusehen, doch es wurde ihr sofort schlecht. Die Truppen rückten immer näher, es erfolgte in Güterwagen der Transport ins Landesinnere. Dass sie im Krankenhaus Krakau zwischen ca. 40 Polinnen gelandet war, erfuhr sie erst nach Tagen. Sie wurde gewaschen und verpflegt, konnte nicht aufstehen. Ihr war aber klar, sobald es geht, mit den beiden abgestellten Koffern im Keller heimlich zu flüchten. Unter Aufwendung größter Energie und Wagemut gelang es ihr, aus dem zweiten Stock des Krankenhauses unbemerkt in den Keller zu verschwinden, sich anzuziehen, die Koffer herauszuschleppen und aus der Drehtür zu schleichen. Dank „5er- Päckchen“ von Zigaretten im Mantel - als Lohn für das Koffertragen — kam sie zum Bahnhof. Fronturlauber halfen ihr, einen Zug für Fronturlauber nach Fürth zu besteigen. Mit den schweren Koffern musste sie zu Fuß heimgehen, fand ihre Mutter ergraut vor Kummer, da alle Feldpostbriefe zurückkamen. Eine zweite Tournee ging nach Litauen, Lettland und Estland. Die Heimreise von dort auf einem der letzten Lazarettschiffe gelang nur durch inständiges Bitten, unter Zurücklassung der Koffer und der Verpflichtung, die Soldaten zu versorgen und dabei selbst auf alles zu verzichten. Abfahrt und Überfahrt von Reval von Tieffliegern beschossen, künstliche Einnebelung zum Schutz vor Luftangriffen in Swinemünde, bei Ankunft als einzige Ziviltruppe mit militärischen Ehren empfangen worden. Zuhause herrschte noch der „totale Krieg“. Sie wollte eine verantwortungsvolle Tätigkeit und ging umgehend zum Bahnhof Fürth. Mit offenen Armen empfangen, lernte sie innerhalb von drei Tagen das Morsen und wurde später sogar Aufsichtsbeamtin. Als die Amerikaner den Bahnhof besetzten, waren ihre Englischkenntnisse von großem Vorteil. Oft gab es Situationen, die sie entschärfen konnte. Die Militärregierung im Rathaus suchte Dolmetscher und holte sie im offenen Jeep, das war ihr sehr peinlich. Man galt doch als Feind... Der von ihr ausgefüllte fünfzig Fragen umfassende Testbogen verblüffte die Offiziere so sehr, dass sie sofort in die Dienste der Militärregierung übernommen wurde, am Befehlsstellwerk, da sie u. a. bahntechnische Fachkenntnisse hatte. Viele Fürther erkannten noch später ihre Stimme von den Bahnsteigansagen über den Zugverkehr.

Hier erfuhr sie, von der Möglichkeit, das zweite Staatsexamen für den Schuldienst zu machen (Assessorenprüfung). Also für vier Monate Lehramtskandidatin vormittags am Gymnasium, nachmittags Dolmetscher am Stellwerk. Allmählich reifte in ihr der Entschluss unbedingt wieder zur Musik zu finden. In Frankfurt gründete sie zusammen mit Prof. Dr. Kuhlmann die „Frankfurter Kunstgemeinde“, eine noch heute bestehende Organisation zur Hebung des Kunstinteresses im Allgemeinen. Musik, Dichtung und bildende Kunst erblühten vielerorts in kleinen häuslichen Zirkeln, daraus entstanden Museumskonzerte und Abonnementskonzerte. Eigene Soloabende, Kammermusik und Lieder- abende in Frankfurt wie im gesamthessischen Raum waren für sie sehr erfolgreich. Ebenso auch Einführungskurse in die moderne Musik in Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten. 1949 ging sie als hauptamtliche Lehrkraft für Musik mit großer Hingabe, Begeisterung und Optimismus in den Schuldienst an das Helene-Lange-Gymnasium. Diese über dreißig Jahre währende Tätigkeit befriedigte sie sehr, war sie doch durchstrahlt von ihrem künstlerischen Wirken in der Öffentlichkeit als Konzertpianistin und Liedbegleiterin von namhaften Sängern, wie Lotte Schädle, Brigitte Faßbaender, Joseph Traxel, Erika Köth u.a. 1954 wurde sie Studienrätin, 1962 Professorin, 1966 Oberstudienrätin, 1968 erhielt sie den Schulmusikpreis der Stadt Fürth. In Eigeninitiative gründete sie 1950 die „Kunstgemeinde Fürth“. Es konnte sich dadurch in Fürth ein reges Kulturleben entfalten: Konzerte im Berolzheimerianum, ja eine Kunstausstellung in den Gängen des Fürther Rathauses (mit Wohlwollen des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Hans Bornkessel) und Abonnementskonzerte stellte man mit großer Mühe auf die Beine. Nachdem sich erfreulicherweise das Leben wieder normalisierte, die Schulen öffneten, Theater, Kinos, viele kulturelle Vereine auflebten, sah man für die Kunstgemeinde keine direkten Aufgaben mehr und man beschloss 1963 die Auflösung der Institution. Paula-Luise Baer erhielt wiederholte Einladungen und Verpflichtungen zu Konzert-, Fernseh- und Funkaufnahmen auch im Ausland, (Türkei, Holland, Österreich und Schweiz). Solistische Auftritte als Konzertpianistin und Liedbegleitungen bestimmten auch noch in hohem Alter ihr Leben.[1]

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Roh-Biografie aus dem Nachlass Paula-Luise Baers. Archiv FürthWiki

Bilder