EuromedClinic

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Logo: ehem. EuromedClinic in der Südstadt, 1994
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Die EuromedClinic war zunächst eine Privatklinik mit angrenzendem Hotel in der Fürther Südstadt, Europaallee 1. Ab Ende der 1990er Jahre konnten aus Patienten aus der allgemeinen Kassenversorgung im Stadtgebiet mit versorgt werden.

Geschichte

Die Idee zur EuromedClinic entstand nach Angaben der beiden ehem. Geschäftsführer bei einem Rucksack-Urlaub auf Madeira. Der Dipl.-Ing. Michael Wünsche und Apotheker und Geschäftsführer Jochen Schreier gaben gegenüber der örtlichen Presse an, dass sie im Herbst 1988 diese gemeinsame Idee hatten, sodass sie ihr "privates und berufliches Leben völlig auf den Kopf" stellten.[1] Ziel sollte dabei sein, Medizin und medizinische Dienstleistungen unter einem Dach anzubieten mit besonderer Architektur. Gleichzeitig sollten ambulante und stationäre Leistungen unter "einem Dach" angeboten werden - und somit die von der Gesundheitspolitik vorgeschriebene Sektorentrennung der beiden Versorgungsarten besser zu verzahnen.

Die Konzeption des Projektes nahm ca. 1,5 Jahre in Anspruch, so dass im Januar 1990 erstmals Gespräche mit Architekten, Steuerberatern und Kommune stattfinden konnten. Zur Realisierung des Projektes wurden finanzielle Mittel der beiden Partner freigesetzt, in dem sie ihre Unternehmen veräußerten. Der Verkauf der drei bis dahin geführten Unternehmen war im Oktober 1990 abgeschlossen, so dass jetzt das Projekt in "Vollzeit" vorangetrieben werden konnte. Allerdings drohte das Projekt auf Grund von Veränderungen der Krankenhausfinanzierung und der geänderten Gesetzgebung durch die Gesundheitsreform zu scheitern. Als das sog. "Gesundheitsstrukturgesetz" durch den damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer zum 21. Dezember 1992 erlassen wurde, musste das Konzept der EuromedClinic durch die Initiatoren grundlegend geändert werden, da eine Finanzierung der allgemein kassenärztlichen Betten nicht mehr gewährleistet war. Stattdessen entstand jetzt das Konzept einer Privatklinik für minimal-invasive Eingriffe. Die in der Pyramide geplanten Praxen und Büroeinheiten wurden zu Gunsten eines Hotels aufgegeben. 1992 fand die Grundsteinlegung statt. Architekt der Pyramide und des 1. Bauabschnittes war Erwin Erdlen aus dem Nürnberger Architekturbüro INSUMMA Projektgesellschaft mbH.

Als Rechtsform wurde zunächst die GmbH gewählt, neu im Team war der Verwaltungsdirektor Thomas Heizmann. Im März 1994 vermeldete das Unternehmen, dass ca. 80 % der Chefarztstellen besetzt seien, und auch ein Großteil der Räume vermietet wurden. Am 18. September 1994 wurde der Öffentlichkeit erstmals das Unternehmen an einem Tag der offenen Tür präsentiert. Der Betrieb wurde im gleichen Zeitraum aufgenommen mit insgesamt fünf medizinischen Kliniken. Die Baukosten beliefen sich auf 120 Mio. DM. Im Eingangsbereich der Klinik wurde ein Kunstwerk des russischen Bildhauers Vadim Kosmatschof aufgestellt.

1995 fand die erste Erweiterung innerhalb der Klinik statt. Eine zweite Station konnte in Betrieb genommen und zusätzlich vier weitere Operationssäle in Betrieb genommen werden. 1996 vermeldete das Unternehmen, dass es inzwischen ca. 60.000 ambulante und stationäre Kontakte hatte, innerhalb von 20 Abteilungen und Bereichen in der EuromedClinic.

1998 wurden erste Planungen für einen Erweiterungsbau vorgenommen. Am 22. Oktober 1999 erfolgte die Grundsteinlegung für den 70 Millionen D-Mark teuren Trakt. Neben einer Tiefgarage und einem langgezogenen Bau in Form eines Bogens entstand auch die markante gläserne "Tasse". In direkter Nachbarschaft wurde zudem ein Park mit einer 1,5 Kilometer langen Joggingstrecke angelegt.[2] Gleichzeitig verschmolzen die Unternehmen EuromedClinic & Co. KG zur EUROMED AG. Im darauffolgenden Jahr ging das Unternehmen erstmals an die Börse. Im Jahr 2000 fanden die Baumaßnahmen auf dem Gelände zur Klinikerweiterung statt, so dass ein Jahr später im Jahr 2001 die Klinikerweiterung EMC II auf dem inzwischen umbenannten Areal des "Euro-Health-Parks" eröffnet werden konnte. Das Unternehmen präsentierte stolz seine Zahlen, indem es mit 16 medizinischen Fachbereichen, über 50 Ärzten und ca. 150 EUROMED-Mitarbeitern warb. Zusätzlich zur EUROMED AG wurde 2001 die ENTACON GmbH gegründet, die als Beratungsgesellschaft für Qualitätsmanagementsysteme im Gesundheitswesen fungierte. Zu den Fachgebieten zählten: Anästhesiologie, Augenheilkunde, Chirurgie, Dermatologie und Allergologie, Gynäkologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Innere Medizin und Kardiologie, Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie, Orthopädie/Neurochirurgie, Neurologie, Orthopädie, Orthopädie/Unfallchirurgie, Physikalische und Rehabilitative Medizin, Psychotherapie, Radiologie, Urologie und Zahnmedizin.

2001 trat der Mitbegründer Jochen Schreier nach 13-jähriger Tätigkeit aus dem Unternehmen aus, nur kurze Zeit später trat auch der zweite Mitbegründer Wünsche zum 31. Dezember 2002 aus. Alleinvorstand des Unternehmens wurde der Geschäftsführer der ENTACON, Dr. Ole Wiesinger, der zunächst das Unternehmen restrukturierte. Dr. Wiesinger war zuvor von 1995 bis 1998 Oberarzt in der EuromedClinic und anschließend CEO (geschäftsführender Vorstand) bzw. COO (Vorstand) des Unternehmens bis 2004.[3] Die anschließend notwendig gewordenen finanziellen Maßnahmen bedurften einer Teilstundung der Mietkosten von Mitte 2003 bis zum 30. Juni 2005, und auch der Vorstandsvorsitz wechselt erneut nach nur kurzer Zeit. Nachfolger von Dr. Wiesinger wird Dipl.-Vw. Hartwig Barthold.

2006 wurde der Geschäftsbetrieb erneut geändert. Neue Geschäftsführer wurden Dr. med. Clemens Ritter von Kempski (ehem. Schön-Kliniken) und Dr. med. Guido J. Quanz (ehem. MVZ GmbH und Aescuran GmbH).[4] Beide führten das Unternehmen bis zur Übernahme an die Schön-Klinik Gruppe im Jahr 2013.

Kritik

Schon bei Bekanntwerden des Projektes kamen erste Kritikpunkte auf. Insbesondere das städtische Krankenhaus sah durch die Konkurrenz in der Südstadt einen drohenden Bettenabbau im eigenen Haus, mit der Befürchtung einer weiteren Verschlechterung der Finanzierungssituation des Klinikum Fürth. Zusätzlich befürchteten die Chefärzte des Klinikums durch die Auslagerung von diagnostischen Großgeräten, wie z. B. von Röntgengeräten, einen sog. "Diagnostik-Tourismus" schwerstkranker Patienten.[5] Insbesondere die Forderung der EuromedClinic nach ca. 70 - 80 sog. "Kassenbetten" empörte die damalige Leitung des städtischen Krankenhauses, da dies nach der gesetzlichen Regelung nur "Bettenneutral" hätte abgebildet werden können. D. h., nur wenn das Klinikum Fürth der EuromedClinic diese Betten "überlassen" hätte, hätte die EuromedClinic diese Betten auch erhalten können, womit das Klinikum weitere Einnahmeverluste befürchtete.[6] Letztendlich konnte in der Folge die Geschäftsführung der EuromedClinic weder die Krankenkassen als Leistungserbringer noch die Bay. Staatsregierung davon überzeugen, dass eine Übertragung von allgemein kassenfinanzierten Krankenhausbetten "auf Kosten" des städtischen Klinikums zielführend war, sodass die EuromedClinic sich gezwungen sah, zunächst rein als Privatklinik mit sog. "Privatbetten" an den Start zu gehen. Die Frage der Übertragung von "Kassenbetten" sollte in den folgenden Jahren mehrere Ämter und Gerichte beschäftigen - und wurde letztendlich außergerichtlich entschieden.

In der Folge hatte sich der Stadtrat mehrfach mit der Frage zu beschäftigen, ob er dem Bauantrag der beiden Investoren zustimmen und damit Gefahr laufen würde, dem eigenen - damals defizitär laufenden - Kommunalunternehmen eine Konkurrenz vor die Nase zu setzen. Auch der Ärztliche Kreisverband, der zuständig war für die niedergelassenen Ärzte, sah in der EuromedClinic klar eine Konkurrenz zum bestehenden Klinikum. In einem Schreiben vom 26. Februar 1993 trugen die beiden Vorsitzenden des Ärztlichen Kreisverbandes gegenüber dem Stadtrat vor, dass es ... für uns unerklärlich ist, warum die Stadt Fürth aktiv die Etablierung einer Konkurrenz für alle die Ärzte unterstützt, die seit vielen Jahren als Fürther Bürger in der ambulanten Versorgung der Bevölkerung ihre Pflicht tun, bzw. ... warum die Stadt Fürth ihr eigenes Klinikum amputieren will, das nun endlich, bei fortschreitender Altbaurenovierung und durch die Möglichkeiten des Gesundheitsstrukturgesetzes, am Ende eines langen Tunnels zu sein scheint.[7] In einer Stellungnahme des Ärztlichen Kreisverbandes geht dieser gegenüber der Stadt noch einen Schritt weiter und schrieb u. a.: Für das Projekt besteht kein Bedarf; die bisherigen Projekte dieser Art in Deutschland haben sich nicht gehalten; das Projekt hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Steueraufkommen der Stadt Fürth; die Verbesserung des Rufs der Stadt Fürth als med. Forschungs- und Kongresszentrum ist eine Utopie; die Notwendigkeit ambulanter Operationen wie z. B. in der USA sind für uns glücklicherweise kein Vorbild und die Stadt Fürth könne das neue Zentrum nicht verhindern, sollte aber seine Entstehung auch nicht fördern.[8]

In der Reihe der Kritiker gesellte sich eine weitere Gruppierung. Die damals in Fürth aktive Deutsche Kommunistische Partei (DKP) sprach sich gegen eine Privatisierung des Gesundheitssektors aus und forderte keine Förderung des "Bonzenkrankenhauses" durch Steuermittel bzw. auf Kosten des städtischen Krankenhauses.[9]

Befürworter der "ersten Stunde" für das Projekt EuromedClinic war der ehem. Referent des städtischen Krankenhauses und damalige Oberbürgermeister der Stadt Fürth, Uwe Lichtenberg. Dafür stand er zum Teil massiv in der Kritik, änderte jedoch nichts an seiner Haltung, dem Projekt seine Zustimmung zu geben, und somit für Mehrheit im Stadtrat zu sorgen, dass letztendlich die EuromedClinic mit dem Bau und Betrieb beginnen konnte.

Übernahme Schön-Kliniken

Zum 1. Januar 2013 wurde die EuromedClinic an die Schön-Klinik Gruppe verkauft. Seit dem 17. April 2013 hieß die ehem. EuromedClinic "Schön Klinik Nürnberg Fürth". Damit ging das Konzept einer europaweit geplanten Privatklinik-Kette mit Zentrum in Fürth endgültig zu Ende. Im Oktober 2021 schloß die Schönklinik den Standort, lediglich ein kleiner Bereich des ehemaligen Klinikbereichs wird aktuell (Stand 2021) noch medizinisch genutzt, weite Teile des Gebäudes stehen leer.

Auszeichnungen

  • 1998: Bay. Innovationspreis für modellhafte Umsetzung der "integrierten Patientenversorgung"
  • 1999: 2. Platz - Klinikförderpreis der Bay. Landesbank
  • 2000: Aufnahme als Mitglied im Deutschen Netz gesundheitsfördernder Krankenhäuser der WHO
  • 2009: Klinik Award 2009 für die Beste Website

Sonstiges

Auf die Frage, warum die Betreiber die Form einer Pyramide wählten, sagte Jochen Schreier bei der Grundsteinlegung am 9. Oktober 1992: Die Faszination der Pyramidenform ist seit Jahrtausenden ungebrochen. Die Schönheit der Pyramide ist zeitlos und von schlichtem Ebenmaß. Stabilität gepaart mit Dynamik, Einfachheit gepaart mit Größe. Sie ruht auf festen Fundamenten und strebt gleichzeitig in beachtliche Höhe. Sie ist schlicht und schnörkellos. Die Pyramide scheint eine vollendete Form und eine in sich geschlossene Logik zu besitzen. Vielleicht ist sie auch deshalb Ausdruck und Symbol für die Rückbesinnung auf jahrtausendaltes Wissens. Beides, Form und Wissen, ist heute, kombiniert mit High-Tech und den Ergebnissen modernster wissenschaftlicher Forschung, offensichtlich wieder wichtig geworden. Vielleicht verkörpert die Pyramide deshalb auch einen Trend unserer Zeit? [10]

Im Dezember 1997 sollte in der Fürther Pyramide eine Erotikmesse abgehalten werden. Dagegen formierten sich Widerstand aus der Ärzteschaft vor Ort.[11]

Lokalberichterstattung

  • ru: Kette negativer Auswirkungen - Personalrat lehnt einen Bettentransfer zu Euromec entschieden ab. In: Fürther Nachrichten vom 19. April 1993, S. 33 (Druckausgabe)
  • fn: Euro-med-Center in der Glaspyramide - Betreiber spricht von europaweit einzigartiger Konzeption. In: Fürther Nachrichten vom 21. Oktober 1993, S. 54 (Druckausgabe)
  • fn: An der Europaaalle 1 läuft Countdown für die Eröffnung. In: Fürther Nachrichten vom 28. Juli 1994, S. 41 (Druckausgabe)
  • fn/ Anzeige: Euro-Med-Clinic in Fürth setzt neue Maßstäbe. In: Fürther Nachrichten / Sonderbeilage vom 7. September 1994, S. 25 ff. (Druckausgabe)
  • Volker Dittmar: Durchbruch für die EuromedClinic. In: Fürther Nachrichten vom 17. Mai 2010 - online
  • Johannes Handl: Klinik-Umbenennung: "Euromed" ist Geschichte. In: Fürther Nachrichten vom 18. April 2013 online

Siehe auch

Weblinks

Kontakt

Schön Klinik Nürnberg Fürth
Europa-Allee 1
D-90763 Fürth (Germany)
Telefon +49 (0)911 9714-0
Telefax +49 (0)911 9714-555

Einzelnachweise

  1. fn: Zwei Visionäre mit viel Tatkraft. In: Fürther Nachrichten vom 7. September 1994 (Druckausgabe)
  2. nn: "Riesen-Tasse". In: Fürther Nachrichten vom 23. Oktober 1999, S. 18 (Druckausgabe)
  3. Mantres Unternehmensberatung, Homepage, online abgerufen am 6. September 2019 | 21:21 Uhr
  4. Northdata, Guido Joachim Quanz - München, Homepage online abgerufen am 6. September 2019 | 21:23 Uhr
  5. Klinikum Fürth, Drohender Bettenabbau im Klinikum, Schreiben vom 22. Februar 1993
  6. Klinikum Fürth, Schreiben vom 8. März 1993 - Gespräch mit Prof. Dr. Stadelmann und div. Stadträte
  7. Schreiben des Ärztlichen Kreisverbandes Fürth, Bay. - EUROMED-Projekt vom 26. Februar 1993
  8. Stellungnahme des Ärztlichen Kreisverbandes an die Stadt Fürth vom 11. Februar 1991
  9. Fürther Kleeblatt - Stadtzeitung der DKP, Ausgabe 1. Mai 1993, Unternehmensgewinne enteignen
  10. Euromed Forum, Ausgabe 3, Dezember 1992, Die Pyramide als Credo, S. 4
  11. Abendzeitung vom 19. Dezember 1997

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