Fürther Memorbücher

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Der Name Memorbuch wird manchmal auf lateinisch memoria („Gedächtnis“) zurückgeführt. An gewissen Sabbathen des Jahres sei es üblich zu „memern“, d.h. der Toten zu gedenken. Diesem Brauch des Seelengedächtnisses sei die Entstehung der Memorbücher zu verdanken.[1] Wissenschaftler betonen dagegen, dass der Ausdruck "Memorbuch" nach dem historischen Aufbewahrungsort entstanden ist. Früher wurden die Memorbücher nämlich unter dem Almemor (Gebetspult in der Synagoge) gelagert."[2] Demnach wäre der Ausdruck Memorbuch eine verkürzte Form von Almemorbuch.

In Fürth gab es sechs Memorbücher. Damit war Fürth die an Memorbüchern reichste Gemeinde in Deutschland.[3] Die Memorbücher verfügen über die typischen Elemente mittelalterlicher Vorlagen wie Martyrologium, Nekrologien und schabbatliche Gebete.[4]

Memorbuch der Mannheimer Schul

Beginn um 1700

Memorbuch der Gabrielschul

Beginn um 1700

Memorbuch der Waisenschul[8]

Die Einträge beginnen mit dem Jahr 1767.
Unter der Nummer 12 findet sich „Jentel, Tochter des R. Israel Lichtenstadt aus Prag, Gattin der R. Joel Bamberg; während ihrer Krankheit stiftete ihr Vater eine große Summe zum Bau des Waisenhauses; starb 1763“.[9] Nr. 29 Gitel, „Gattin des eben genannten R. Israel Lichtenstadt, welche dessen Absicht, die Gründung eines Waisenhauses zu veranlassen, kräftigst unterstützte und stets für Bekleidung der Waisenkinder thätig besorgt war; starb 1769.[10] Nr. 90 „der Rabb.-Assessor und Lehrer des Waisenhauses R. Lippmann Gerau, der noch im höchsten Alter in der Morgenfrühe sich in das Lehrhaus begab, um zu lernen und zu beten; starb 1829.[11] Den letzten Eintrag des Buches bildet die Nr. 108 mit dem langjährigen Kassier des Waisenvereins Isak Heß, der 1866 starb.
Das Memorbuch schließt ebenso, wie das Memorbuch der Neuschul, mit einer gleichlautenden Auflistung der deutschen und polnischen Ortschaften, in denen Verfolgungen stattgefunden haben.

Literatur

  • Leopold Löwenstein: „Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. I, 1887, Seiten 194-198, 274-276, 389-391
  • Bernhard Purin: „Buch der Erinnerung. Das Wiener Memorbuch der Klaus-Synagoge“, 1999

Einzelnachweise

  1. Leopold Löwenstein: „Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Jg. 1 (1887). Band I. Heft 2, S. 194
  2. Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hrsg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern - Teilband III/1 (Unterfranken). Lindenberg 2015. S. 847 und 853 (Glossar). ebenso Sabine Hödl: "Erinnerung als Gegenwart: Jüdische Gedenkkulturen", 2000, S.50
  3. Audrey Pommerance: „Die Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Franken”, in: Michael Brenner, Daniela Eisenstein (Hrsg.): „Die Juden in Franken“, 2012, Seite 98
  4. Audrey Pommerance: „Die Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Franken”, S. 99
  5. Aubrey Pomerance: „Die Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Franken“, in: Michael Brenner, Daniela F. Eisenstein (Hrsg.): Die Juden in Franken, S. 98
  6. Inhaltliches liefert Leopold Löwenstein: Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. II, 1888, Seite 94 - 96
  7. Leopold Löwenstein: Leopold Löwenstein: „Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. I, 1887, Seiten 274-276, 389-391
  8. Inhaltliches liefert Leopold Löwenstein: Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. II, 1888, Seite 90 f
  9. Leopold Löwenstein: „Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. II, 1888, Seite 91
  10. ebenda
  11. ebenda
  12. Inhaltliches liefert Leopold Löwenstein: Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. II, 1888, Seite 91 - 94

Siehe auch

Hinweis: Audrey Pommerance, Seite 98 ff