Pegnitzstraße 13

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Das alte Spital in der Pegnitzstraße 13/15.
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Langgestreckter, zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Mansarddach, seitlichen Halbwalm-Volutengiebel und breitem, mittigem Zwerchhaus mit verschiefertem Aufsatz, Ende 18. Jahrhundert; Teil des Ensembles Altstadt.

Beherbergte Anfang des 19. Jahrhunderts (1820–1835) das gemeindliche Spital.

Alte Adressbezeichnung (1819): Beim Panzersgarten Haus Nr. 91. Später war es Hs.-Nr. 73, II. Bez. bzw. Heiligengasse 16.

Nutzung als Arbeitshaus

In der königlich preußischen Zeit wurde das Gebäude als Arbeitshaus genutzt.

Erwerb durch die Stadt

Am 30. Dezember 1815 berichtete das Fürther Polizei-Kommissariat an die vorgesetzte Kreisbehörde in Ansbach über den Ankauf der Stöber'schen Besitzung. Neben der Abschrift des Kaufvertrages wurden über das Hauptgebäude Haus-Nr. 91 Pläne zu Grund- und Aufriss, über die übrigen Zugehörungen ein genauer Situationsplan mit dem Garten vorgelegt. Der Situationsplan vermerkte: „15 heizbare Zimmer in allem. – Situationsplan über die von dem Bürger und Goldschlägermeister Ludwig Stoeber zu Fürth seit dem 6. Jan. 1798 besessenen und am 1. November 1815 an die Gemeinde zur Einrichtung eines Armenhauses und Spitals käuflich abgetretenen Realitäten.“[1]

In einem zweiten Situationsplan wurde die Immobilie beschrieben, "bestehend

  1. aus dem Wohnhaus No. 91 mit 1 Keller, 10 Stuben, 10 Küchen, 10 Kammern,
  2. aus einem Nebengebäude mit 1 Stube und 1 Küche,
  3. aus einem Nebengebäude mit 2 Stuben, 2 Küchen, 2 Kammern,
  4. aus einem Stadel mit 1 Stube, 1 Kammer, 1 Küche,
  5. aus einer Stallung,
  6. aus einer Holzlege, Dungstätte und Abtritt,
  7. aus einer Hofrait,
  8. aus einem Garten mit 1 Gartenhaus und 1 Pumpbrunnen,
  9. aus einer daran stoßenden Wiese, mit einer Quadermauer umgeben,
  10. aus einem gemeinschaftlichen, zurzeit eingegangenen Pumpbrunnen.“[2]

Der Aufrissplan zeigte die Vorderansicht des dreigeschossigen Anwesens, die anderen Pläne beinhalteten 1. Grundriss (= Erdgeschoss), 2. Grundriss (= 1. Obergeschoss) und 3. Grundriss (= 2. Obergeschoss). Die „Stuben“ befanden sich an der Vorderseite, die „Küchen und Kammern“ auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes.

Begründet wurde der Ankauf wie folgt: „Es solle der Einrichtung eines städtischen Armenhauses und Spitals dienen. Der Stadt Fürth leide bis jetzt an einem der ersten Institute, an einem Zufluchtsort für alte, zum Arbeiten unfähig gewordene und der öffentlichen Wohltätigkeitsanstalt zufallende Gemeindeglieder. Und seit 1807 die vormalige Gemeindehirtenwohnung mit einer daran anstoßenden Bettelhütte – sonst Armenhaus genannt –, welches die Stelle eines solchen Instituts höchst notdürftig vertrat. Mangel an Fonds, noch mehr aber Mangel an Lokalitäten in der übermäßig bevölkerten Stadt hinderten die Ausführung des längst gefassten Plans zur Einrichtung eines Armenhauses und Spitals.“

Das Königliche General-Kommissariat des Rezat-Kreises als Kreis-Kommunal-Administration erteilte nach Einholung eines Gutachtens von der Kreis-Kommunal-Bau-Inspektion am 14. Februar 1816 die Genehmigung zum Kauf des Stöber’schen Hauses nebst Zugehörungen „zum Behuf einer städtischen Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt“. Zum 1. Mai 1816 wurde in einer Verhandlung bzw. Sitzung des Munizipalrates die Vertragserfüllung durch die verschiedenartigen Zahlungen an Stöber durch Protokoll bestätigt. Damit war das Anwesen auf die Stadt Fürth übergegangen.[1][2]

Nutzung als Krankenhaus

Nachdem die Stadt Fürth 1816 für 7.700 Gulden das Wohnhaus in der heutigen Pegnitzstraße 13/15 (ehemals Panzersgarten Haus Nr. 91) gekauft hatte, baute sie es zu einem Hospital um.[3] Die Umbaukosten des 2 ½-stöckigen Gebäudes mit Nebengebäuden, Stadel und Hofraum mit 2 Morgen Wiese und Garten beliefen sich auf 1.300 Gulden, sodass hier bis zur Inbetriebnahme des neuen Krankenhauses in der Schwabacher Straße die hilfsbedürftigen Patienten versorgt werden konnten.[4] Die Räume boten anfänglich Platz für ca. 50 Menschen, die jedoch bald ebenfalls nicht mehr ausreichten. Zusätzlich stellte sich kurz nach der Inbetriebnahme heraus, dass das Gebäude für die Nutzung ungeeignet war, da "die Räume zu niedrig, ungesund und feucht und daher für Kranke und alte Leute wenig geeignet, die Gebäude selbst laufend reparaturbedürftig, (und) die Belegungsfähigkeit der Anstalt nicht ausreichend" waren.[5]

Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen brachte am 24. März 1819 den Antrag im Stadtmagistrat auf Errichtung eines neuen Krankenhauses ein, da sich das Hospital an der Pegnitzstraße als völlig unzureichend erwiesen hatte, das den jahrhundertealten Siechkobel abgelöst hatte. In seinem Antrag schrieb er als Begründung:

"Unbezweifelt gehört die Fürsorge für die Verpflegung der Armen und Heilung der Kranken unter die ersten Pflichten des Stadtmagistrats, dessen Würksamkeit in dieser Beziehung sich vorzüglich in einem Zeitpunkt äußern soll, wo durch den Stillstand des Handelns und das Stocken aller Gewerbe die Quelle der Verarmung sich auf eine unerhörte Weise vermehrt hat ... Es fehlt an einem Lokal, um den verarmten Gebrechlichen Unterkunft, den Dürftigen mitllerer Klasse die nöthige Nahrung und den Arbeitsfähigen Beschäftigten zu verschaffen. ... Das gegenwärtig bestehende Hospital entspricht nicht (diesem) seinem Bestimmungszweck. ... Ich bin demnach der Meinung, daß die Erbauung eines neuen Krankenhauses ein wahres Bedürfnis für die hiesige Stadt seie."[6]

Zwischen 1836 und 1846 wurden von der Ludwigswaisenstiftung zunächst zwei Wohnungen in der Pegnitzstraße 13/15 angemietet. Erst 1875 entstand ein christliches Waisenhaus und Kinderheim in der Poppenreuther Straße 5[7] (Kinderheim St. Michael).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ankauf der Ludwig Stöberischen Besitzung in der sog. Heiligen-Gasse zur Einrichtung eines bürgerl. Hospitals; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 64 b/2
  2. 2,0 2,1 Ankauf der Ludwig Stöberischen Besitzung in der sog. Heiligen-Gasse zur Einrichtung eines bürgerl. Hospitals; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 64 b/1
  3. Heinrich Habel, Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Band V.61, Lipp Verlag 1994, S. 326 f.
  4. Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 2
  5. Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 62
  6. Stadtarchiv Fürth, Bauakten Altes Krankenhaus, Bauakte Nr. 3, Prod. 1
  7. Oliver Bender: Die Entwicklung der Fränkischen Industriestadt Fürth im 19. Jahrhundert", Bamberg, 1999, S. 162 - online

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