e.V." nach Nürnberger Vorbild gegründet, um das Entstehen einer Fürther "Volksküche" zu
beschleunigen. Erster Vorsitzender war Kommerzienrat Jakob Eckart, Geschäftsführer Rechtsrat
Dr. Bornkessel von der Stadt Fürth.
Mittwoch, 7. Januar 1931
Die weiterhin steigende Arbeitslosigkeit machte den Fürther Stadtvätern mächtig Sorgen.
Betriebsstilllegungen und angemeldete Kurzarbeit waren dafür die Ursachen. Derzeit gab man
rund 200.000 RM für Wohlfahrtsunterstützungen aus und stand damit an der Spitze der
bayerischen, wenn nicht gar aller deutschen Städte. In Fürth lebten Anfang 1931 etwa 2000
Personen von Wohlfahrtsunterstützung. Diese wurde gezahlt, wenn die Bezugsdauer für das
höhere Arbeitslosengeld abgelaufen war, ebenso die danach folgende - schon deutlich niedrigere Krisenfürsorge. Die Höhe der dritten Stufe in Form der Wohlfahrtsunterstützung reichte
normalerweise gerade dazu aus, sich für einen Monat zu ernähren.
Donnerstag, 8. Januar 1931
Wie die Bezirksregierung in Ansbach mitteilte, durften Friseure in der Zeit vom Sonntag nach dem
Feiertag Heilige drei Könige bis zum Sonntag vor dem Faschingsdienstag an Sonntagen zwischen
15 und 19 Uhr Damen frisieren und für Masken schminken. Lehrlinge durften in dieser Zeit jedoch
nicht beschäftigt werden. Herren (Haare schneiden oder Rasieren) durften nicht bedient werden.
Auch der Verkauf von Toilettenartikeln im Verkaufsraum war in dieser Zeit verboten.
Am letzten Sonntag war in Fürth einiges geboten. Während die Fußballer der SpVgg am
Nachmittag im Ronhof kämpften, feierten die evangelischen Christen das diesjährige
"Missionsfest" in ihren Kirchen. In der Mittagszeit veranstaltete das Musikkorps der Schutzpolizei
ein Standkonzert in der Hindenburganlage (heute Adenauer-Anlage).
Die Pegnitz brachte aus dem Hersbrucker Raum Hochwasser mit. Durch das Abschmelzen der
Neuschneedecke kam es im Fürther Wiesengrund zu Hochwasser. Der Karlsteg musste deshalb
gesperrt werden. Wegen des vor Tagen einsetzenden Föhnwetters waren am Wochenende schon
die beiden Wintersportzüge abgesagt worden, da selbst Ochsenkopf und Schneeberg keinen
Schnee mehr aufwiesen.
Bei der "Fassonieranstalt Lösel" in der Fürther Mohrenstraße 15 kostete das Überarbeiten eines
Damenhutes 3 RM.
Freitag, 9. Januar 1931
Der Fürther Stadtrat beschloss in seiner Sitzung vom gestrigen Donnerstag in Übereinstimmung
von Land und Staat, die Gehälter der städtischen Beamten und Angestellten sowie sämtliche
Pensionen ab 1. Februar 1931 um 6% zu kürzen.
Nachdem die Fürther Glasarbeiter in ihren Betrieben in der Südstadt einige Tage gestreikt hatten,
stimmten die Streikenden jetzt einem Schlichterspruch zu. Danach wurden die Stundenlöhne der
Belegerinnen von 55 auf 50 Pfennige, die der Hilfsarbeiter um 25%, die der übrigen Arbeiter um
15% und die Löhne der Flachschleifer und Polierer sogar um 30% herabgesetzt.
Das angeblich beste Mittel gegen Wanzen erhielt man mit "Riesolda" bei Friseur Klinger in der
Fürther Amalienstraße 47.
Das Fürther "Tanzlehrinstitut J. Streng" in der Theaterstraße 5 warb für die demnächst
beginnenden neuen Tanzkurse. Es gab sogar "Privatzirkel für ältere Herrschaften".
Samstag, 10. Januar 1931
An diesem Samstag begannen in den Fürther Geschäften wieder die "Inventur- und WinterSaisonausverkäufe". Sie dauerten bis einschließlich Samstag, 24. Januar. Die Geschäftsinhaber
erhofften sich ein ordentliches Stück Umsatzplus, schließlich wollte man festgestellt haben, dass
nicht nur ein Kaufbedürfnis, sondern auch ein Kaufwille in der Bevölkerung vorhanden wäre.
In Anzeigen in der NZ warb Wirtin Anni Drescher um den Besuch ihrer Weinstube "Zum Duckla" in
der Mühlstraße 2 in Fürth. Dort konnte man Flaschenwein auch zum Mitnehmen kaufen. Im Keller
des Anwesens lag in früherer Zeit ein jüdisches Ritualbad ("Ducke").
Seite:Kuntermann 1931.pdf/3
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