Festwirt Michel Most hatte den Saal originell dekorieren lassen.
Samstag, 28. Februar 1931
Im Saal der Gaststätte "Schwarzes Kreuz" fand ein Vortrag zum Thema "Totenbestattung im
Wandel" statt. Nach gegenwärtigem Stand gab der Redner im Vergleich zu anderen
Bestattungsformen der Feuerbestattung den Vorzug, da diese Methode unter Berücksichtigung der
Volksgesundheit sowie der Wirtschaftlichkeit am besten abschnitt.
In Fürth eröffnete an diesem Samstag das "Musikhaus Hölldobler" in der Brandenburger Straße.
Man offerierte "Sprechmaschinen" in allen Preislagen und Schallplatten erster Marken. Nicht
vorrätige Schallplatten konnten schnellstens beschafft werden.
Auch die Fürther Tabakwarenhändler sowie die Gastwirte durften ab 1. März Zigaretten nicht mehr
einzeln, sondern nur noch in ganzen Packungen verkaufen.
Die Kurrende sang an diesem Samstag um 15.30 Uhr im Bereich Herrn-, Neumann- und
Fichtenstraße. Der Gesang der Vorwoche hatte dem Waisenhaus 68 RM gebracht.
Stadttheater Fürth: "Margarethe".
Montag, 2. März 1931
Zum Poculatorauftakt am Sonntag war der Fürther Geismannsaal komplett gefüllt. Man betrachtete
die Poculatoreröffnung trotz schwerer Zeiten als lokalpatriotisches Ereignis. Zentrum der
Dekoration war ein von der Saaldecke in Ketten hängender Riesenlüster, der mit 120 Glühlampen
bestückt war. Die weitere Draperie an Decke und Wänden erinnerten mehr an ein Sommerfest
eines indischen Maharadschas denn einem Bierfest. Zum Poculatorstart sprach Leo Hartmann den
Prolog, in dem es u.a. hieß: "In diesem Saale herrscht Gambrinus Reich, in diesem Saal sind alle
Menschen gleich."
Das Auswärtsspiel der SpVgg in der Meisterrunde zur Süddeutschen Meisterschaft am Sonntag
gegen den FK Pirmasens musste wegen Unbespielbarkeit des Platzes (tagelanger Dauerregen)
bereits am Samstagmittag abgesagt werden.
Dienstag, 3. März 1931
Noch glimpflich davongekommen: Der städtische Verwaltungsamtmann Lippert wurde vom
erweiterten Schöffengericht Fürth nach mehrtägiger Verhandlung wegen zweier Vergehen der
Bestechung und fortgesetzten Vergehens des Betruges zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
Darauf wurde die Untersuchungshaft von einem Monat angerechnet. Von weiteren Vergehen
wurde Lippert freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens hatte er zu tragen. Nun erwartete den
Verwaltungsamtmann das behördliche Disziplinarverfahren, in dem es um seine
Weiterbeschäftigung bei der Stadt ging.
Bereits jetzt ermahnte man über die Presse die Fürther Pilzfreunde zur Vorsicht. Die
"Frühjahrslorchel" galten als giftig, hatten sie doch im letzten Jahr in Deutschland zu mehreren
Todesfällen geführt. Man warnte vor dem Verzehr.
Mittwoch, 4. März 1931
Die Interessenvertretung "Treu Fürth" übergab dem Fürther Stadtrat ein Protestschreiben, das sich
gegen die Vergabe der Malerarbeiten und Wäschelieferungen für den Krankenhausneubau auf der
Schwand richtete. Die Arbeiten bzw. Lieferungen hätten auch Fürther Firmen in gleicher Qualität
verrichten können. Dem Fürther Stadtrat sei schließlich die Not der Fürther Geschäftswelt und die
überaus starke Arbeitslosigkeit bekannt gewesen. Zu den abgegebenen Angeboten der Fürther
Betriebe hätte man noch nachverhandeln können. Zudem hätte die Fürther Bevölkerung für den
Krankenhausneubau größte Opfer gebracht.
Wegen Hochwassers der Pegnitz musste seit Montag der Karlsteg gesperrt werden. Dagegen war
der Heckenweg von der Flutbrücke zur Flughafenstraße (heute Vacher Straße) gerade noch
begehbar.
Stadttheater Fürth: "Die Welt der Enkel".
Seite:Kuntermann 1931.pdf/13
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