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42/07�

Altstadtverein Fürth 28/19

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Zum Weihnachtsfest

Von Kurt Konrad Knippschild

Z

u keinem Festtag im Jahresablauf, sei er weltlicher oder kirchlicher Art, gibt es wohl so viele Lieder wie zum Weihnachtsfest. Ab dem 1. Advent – und oftmals auch schon davor – hört man sie alleroten: in jedem Kaufhaus, auf jedem Weihnachtsmarkt, wir kennen sie und singen sie, wen auch manchmal nur noch die erste Strophe. Sie sind uns altvertraut. Wir lernten sie in der Kindheit, in der Schule, im Elternhaus. Von Generation zu Generation wurden sie weitergegeben. Es sind alte Lieder. Doch sind sie wirklich immer so alt? Wann und wie entstanden sie? Wenn man dieser Frage nachgeht, erlebt man manche Überraschung.

Immer schon war es üblich, dass auf eine bekannte Melodie neue Texte geschrieben wurden und es konnte sehr wohl passieren, dass ein solch neuer Text den ursprünglichen Wortlaut verdrängte, in Vergessenheit gerieten ließ. Das Lied wurde zwar mit der ursprünglichen Melodie, jedoch nun mit dem neuen Text weitergegeben. Oftmals geschah das mit Liedern weltlichen Ursprungs. Sie erhielten einen neuen Wortlaut geistlichen Inhalt und konnten so, d ja die Melodie allgemein bekannt war, leicht zum kirchlichen Gebrauch benutzt werden. Uns allen ist der Text des Weihnachtsliedes „vom Himmel hoch, da komm ich her“ bekannt. Martin Luther hat ihn für seine Kinder zur Weihnachtsbescherung 1534 gedichtet. Als Melodie dazu benutzte er eine schon damals alte Weise, die sicherlich ins 15. Jahrhundert, wenn nicht sogar ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Bei diesem Lied handelt es sich um ein Rätsellied beim „Kranzsingen“. Der „Kranz“ war der Preis, um den beim Reigen oder Ringeltanz von den Burschen gesungen ward. In unserem Lied werden ihn mehr als dreißig Strophen Rätselfragen gestellt. In Klugs Gesangbuch aus dem Jahre 1535 steht nun die weltliche Melodie erstmals mit Luthers geistlichem Text unterlegt. Und sie wurde auch sicherlich mit diesem zum kirchlichen Gebrauch gesungen. Doch nach wie vor erklang auch sommers das weltliche Reigenlied. Für manchen waren mit diesem Lied wohl sehr „sommerliche „ Erinnerung verbunden. Und das wird Luther wohl veralaßt haben, die Melodie ein wenig zu variieren. So entstand die uns heute noch bekannte Melodie zum Weihnachtslied, welches dann 1539 erstmals mit Luthers Text und seiner Weise in Schumanns Gesangbuch veröffentlicht wurde. Wie nah beide Melodien beieinander liegen, zeigen nachstehende Noten. Sie lassen sich ohne weiteres zusammen spielen

Musikant, Nachtwächter, Sack­ pfeifer Kurt Konrad Knippschild (Foto: Armin Gläsel)

und bereits 1544 geschah dieses in einem fünfstimmigen Chorsatz von G. Forster, veröffentlicht im Liederbuch „Gesänge für gemeine Schulen“. Ich möchte die Quellen zu vorstehenden Angaben nennen: Franz M. Böhme, Geschichte des Tanzes in Deutschland, Band II, Nr. 15 a, L eipzig 1886, Reprint Olms-Verlag 1980 Erk/Böhme, Deutscher Liederhort, Band III Nr. 1062 und Nr. 1928, Leipzig 1893, Reprint Olms-Verlag 1972 Franz M. Böhme, Altdeutsches Liederbuch Nr. 271 und Nr. 518, Leipzig 1877, Reprint Olms-Verlag 1966 Hier nun die ersten drei Strophen des Rätselliedes:

Ich kumm aus frembden landen her und bring euch vil der newen mär der newen mär bring ich so vil mer dann ich euch hie sagen will Die frembden land sie seind so weit darin wechst uns gut summerzeit darin wachsen blümlin rot und weiß die brechend junkfrawen mit ganzem f leiß Und machen darauß einen kranz und tragen in an dem abentanz und lond die gesellen drumb singen biß einer das krenzlin tut gewinnen

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