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44 – 10/11�

mussten für den gebildeten Leser des frühen 18. Jahrhunderts bestechend gewirkt haben wie schon der Historiker Helmut Weigel 1953 vermutet hat, sie leiden aber unter einem entscheidenden Fehler. Weder die Haltestationen Karls noch das wahre Alter unseres Martinspatroziniums sind bekannt, geschweige denn belegbar. Dazu gesellt sich die Frage, hat Karl der Große, der ein großer Martinsverehrer gewesen sein soll, überhaupt Martinskirchen erbauen lassen und wenn ja, wo? Schließlich war St. Martin der Schutzpatron des merowingischen Königshauses, das gut vierzig Jahre zuvor von den Karolingern endgültig entmachtet worden war, während das Christentum des Heiligen Martin die eigentliche Vorherrschaftsstellung der Merowinger im Frankenreich symbolisieren sollte. Wie war es also möglich, dass der Meinung, Fürth habe mit seiner Martinkapelle karolingische vielleicht sogar merowingische Wurzeln, auch heute noch eine hohe Wahrscheinlichkeit eingeräumt wird? Die humanistische Bildungsschicht

Zunächst sollte festgehalten werden, dass es in Fürth nur eine begrenzte Anzahl Personen mit entsprechender Bildung gab. Dazu gehörten auf jeden Fall Pfarrer Daniel Lochner, der domprobsteiliche Amtmann Uz und seine Nach-

Altstadtverein Fürth

folger, der Geleitsmann Seyfried, die Handelsleute van Lierd oder danach Blommart, vielleicht auch der Apotheker Barthel am Marktplatz und schließlich die ansässigen jüdischen Rabbiner, alles Leute, die in Fürth den Ton angaben. Was sie gelesen hatten, was sie gehört hatten, das entsprach der Wahrheit, das bezweifelte man nicht. Vollkommen unabhängig davon, ob Boener diesen Personenkreis als „Ortskundige“ über die ehemalige Art und Funktion der Ruine im Wiesengrund befragte oder seine intelligenten Schlussfolgerungen zur Entstehung Fürths im Rahmen eines Lokalpatriotismus weitererzählt wurden, für den gebildeten Menschen in Fürth war schnell klar, im Zuge seiner Schiffsreise 793 hat Karl der Große im Wiesengrund eine Kapelle erbauen lassen, obwohl jeder von ihnen dort nie ein Kirchlein, sondern

nur Ruinen gesehen hat. Wenn man so will, gehörte die gebildete Schicht in Fürth dem Kreis der nach dem Dreißigjährigen Krieg zugewanderten Personen an, die hier ihre Karrieren machten und mithalfen den Ort wieder aufzubauen – quasi mit Ruinen zu tun hatten. Keiner von ihnen hatte in Fürth eine familiäre Tradition, die in die Zeit vor den Dreißigjährigen Krieg zurück reichte und damit von der Zerstörung einer Kapelle im Wiesengrund hätte wissen können. Der niedergeschriebene Text war intelligent und mit Quellen belegt – hier hatte jemand gewusst, wovon er sprach. Während andere Ortschaften versuchten, sich legendär auf Karl den Großen zurück zu führen und sich dadurch wohl älter machten, als sie tatsächlich waren, in Fürth war das hohe Alter durch Karls Reise nachvollziehbar.

Carl Friedrich Lochners Mutmaßung

Nun ist aber interessant, dass schon der Vater von Daniel Lochner, Carl Friedrich, 1679 davon überzeugt war, dass es sich bei der Ruine im Wiesengrund um die „mutmaßlich in dem Markgräf(lichen) Krieg zerstörte St. Martins Capell“ gehandelt habe – in Fürth die Geschichte über eine Kapelle im Wiesengrund älter als die Darstellung Boeners zu sein scheint. Nur woher hatte der Pfarrer sein Wissen? Als 25-Jähriger kam er 1659 nach Fürth, 11 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, um die Stelle eines Vikars bei Pfarrer Schuster zu bekleiden. Wie sein Vater gehörte er dem Pegnesischen Blumenorden als „Periander II.“ an und war sicherlich mit den historischen Schriften Sigmund von ➢ Seite 32

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