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45 – 11/12�  Altstadtverein Fürth

Juden durch die SA-Leute aus ihren Betten geholt und am Schlageterplatz [Anm. d. V.: heute Fürther Freiheit] aufgestellt worden. Um ½ 2 auch die 42 jüdischen Kinder vom jüdischen Waisenhaus an der Julienstraße. Gegen 6 Uhr früh kamen sie in den Saal des Volksbildungsheimes. Um 9 Uhr früh durften die Frauen, Mädchen und Kinder nach Hause gehen. Auch ihre Männer sind freigelassen worden. Etwa 132 davon wurden abends in den Autobussen fortgeschafft.“ Rettung durch Emigration ins Ausland – Flucht aus der Heimat

Viele jüdische Kinder und Jugendliche konnten ihr Leben retten, indem sie durch die so genannten „Kindertransporte“ nach England verschickt wurden. Diese Rettungsaktion geschah bereits Ende 1938/1939. Dabei darf man nicht vergessen, welche menschliche Tragödie sich mit dieser Aktion verband: Die Kinder mussten Abschied nehmen von ihren Eltern und Geschwistern, und die Eltern von ihren Kindern – vielleicht in der schmerzlichen Vorahnung, diese ein letztes Mal in den Arm geschlossen zu haben. In den meisten Fällen war es ein Abschied für immer – wie sich später herausstellen sollte.

Im Jahr 1941 wurde gesetzlich verordnet, dass kein Jude mehr aus dem Deutschen Reich ins Ausland auswandern darf. Zwischen 1933 und dem Zeitpunkt des Auswanderungsstopps im Jahr 1941, nutzten etwa 1400 Fürther Juden die Emigration, was nichts anderes bedeutete als Flucht aus der Heimat. Bei der Durchführung einer Emigration mussten oft hohe finanzielle Mittel aufgewendet werden. Zwei Beispiele für Emigrationen seien hier angeführt: Unter den Fürther Emigranten befand sich der „frühpensionierte“ Lehrer Louis Kissinger, der im Jahr 1938 zusammen mit Familie und Sohn Heinz (später „Henry“) Alfred Kissinger (* 1923), in die USA auswanderte. Die jüngste Tochter des Mazzenbecks Hugo Schuster, Ruth Schuster (* 1918), emigrierte 1939 als junges Mädchen im Alter von 21 Jahren ebenfalls in die USA. Sie überlebte als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust (siehe hierzu „Der Mazzenbeck von Fürth“ im Altstadtbläddla Ausgabe 36, 2001/2002). Die restlichen verbliebenen Juden in Fürth hofften auf eine Besserung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, warteten ab und gaben sich der trügerischen Illusion hin, „dass es nicht so schlimm werden würde“.

oben: Propagandatafel. Mitte: die Brüder Neuberge in der Schwabacher Straße. unten: Tag nach der Reichspogromnacht. Fotos F. Vitzethum

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