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48 – 14/15�  Altstadtverein Fürth

tig – und das gibt es heute auch nicht mehr, oder? An seiner Hütte hingen ein Rettungsring und lange Stangen mit einem Drahtring, innen befand sich auch eine Schwimmweste aus durchbohrten und aufgefädelten Flaschenkorken, die beim Schwimmenlernen Verwendung fand. Es wäre interessant, zu wissen, wo dieses historische städtische Objekt heute aufbewahrt wird. Wir gingen natürlich immer ins Freibad. Die paar Pfennige, die wir hatten, legten wir lieber in „Jopa” an, ein Eis am Steckerl. Als wir größer wurden und besser schwimmen konnten, war es natürlich eine Herausforderung gegen die Strömung ins Zahlbad zu gelangen. Dort war mehr los, man konnte zum Beispiel die Stege in Schwingung bringen. Resultat: die Mädchen quieksten, die Bademeister fluchten und wir „stucherten” ins Wasser um uns unter und hinter den Stegen zu verstecken. 1945 waren dann die Zäune ums Bad und im Bad jegliche Ordnung weg, das Kassenhäuschen und ein Teil der Kabinen waren Brennholzdieben zum Opfer gefallen, die Mädchen badeten bei den Knaben und die Buben im „Madlasbad”; Sodom und Gomorrha! Ein richtiger Saustall! Direkt unterhalb der Siebenbogenbrücke war das Wasser jetzt vier Meter tief, ob von einer Fliegerbombe oder von einem missglückten Zerstörungsversuch weiß ich nicht. Einer fing an und

immer mehr folgten ihm nach und sprangen von der Brücke (ca. 11 Meter hoch) ins Wasser, bewundert von zahlreichen Zuschauern. Das war natürlich auch ein Tätigkeitsfeld für die neu gegründete Polizei, die, mit einer Armbinde bewaffnet, die Übeltäter jagte. In den folgenden Jahren fuhr das K ra f t werk in Stein die Leistung hoch, um den Strombedarf im Großraum zu decken und benutzte fast alles Wasser im Fluss zur Kühlung, was zur Folge hatte, dass die Temperatur bis auf 33 Grad anstieg; sogar im Winter sank das Thermometer selten unter 12 Grad. Etliche von uns beendeten die Badesaison deshalb erst an Sylvester und eröffneten die neue am 1. Januar. Ein Aspekt ist in meiner Erinnerung noch aufgetaucht: das tägliche Leben in der Familie. 1943 waren wir Papa, Mama, 4 Kinder, Tante Käthe und Sophie (ein kriegsverschlepptes Mädchen aus der Ukraine) für den Haushalt, Frl. Emmi im Laden und in der Backstube 1 Gehilfe (aus Utrecht) und 2 Stiften, insgesamt 13 Personen die regelmäßig am Mittagstisch saßen. Später kam dann noch unser Großvater hinzu, der in Nürnberg ausgebombt worden war. Das war auch für die Küche eine große tägliche Her-

Foto: Vitzethum

a u s f o rderung. Die meisten Lebensmittel waren ja rat ionier t und waren nur mit Lebensmittelmarken zu beziehen. Diese Marken gab es immer für einen Monat und waren in kleine Abschnitte eingeteilt z.B. für 50 Gramm Wurst, oder 1 Ei, oder für 250 Gramm Teigwaren (Nudeln, Brot), für 100 Gramm Zucker.... und mussten für den Einkauf ausgeschnitten und abgegeben werden. Die Verkäufer (auch wir) hatten dann die Aufgabe, diese Marken abzurechnen. Dazu mussten sie erst auf große Bögen sortenweise aufgeklebt werden. Klebstoff oder Leim gab es nicht, deshalb behalf man sich mit „Mehlpapp”, Mehl mit etwas Wasser angerührt. Das Zeug trocknete schlecht und so wurden die Bögen über Nacht mit „Boggerli” (Wäscheklammern) auf Schnüren, die im Wohnzimmer aufgespannt waren, getrocknet. Das Aufkleben war immer auch die Arbeit der Schulkinder.

I m me r zum Wochenbeginn wurde von den Mittagsgästen, die nicht im Hause wohnten, entsprechend dem Speiseplan die Marken eingefordert. Frei auf dem Markt waren zu der Zeit lediglich Gemüse, Salat, Kartoffeln und einheimisches Obst im Handel. Eisschränke oder gar Tiefkühltruhen, worin man verderbliche Ware hätte lagern können, gab es noch nicht und so musste täglich eingekauft werden. Es gab auch keinen Supermarkt, in dem man alles bequem unter einem Dach gefunden hätte, statt dessen gab es für jedes Nahrungsmittel einen Spezialisten. Molkereiprodukte, Milch, Butter, Käse, Quark kauften wir bei der Frau Rohr, die ihr bl it z sauberes Lädchen in der Königstraße gleich neFortsetzung auf Seite 12 11