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Altstadtverein Fürth �

48 – 14/15

Altstadtgeschichten Erinnerungen von Paul Altmann (Fortsetzung) ... 1940 hat mein Vater die Konditorei in der Königstraße 63 vom kgl. Bayer. Hoflieferanten Georg Schöller käuflich erworben. So landeten wir, aus Unterfranken kommend, in Fürth. Ab 1942/43 machte sich dann der Krieg auch in Franken bemerkbar. … An einem schönen Tag Ende April 1945 waren dann die ersten Amis im Ort. Langsam kam das Leben wieder in Gang … Die US-Army: Sieger, Besatzer, Erzieher, Beschützer, Freunde. Genau in dieser Reihenfolge lässt sich eine lange Entwicklung aufzeichnen. Am Anfang galt ein „Fraternisierungsverbot”. Dem US-Personal war jeder freundliche Umgang mit den Eingeborenen strikt untersagt. Aber der Krieg war aus, es drohte von den „Krauts” keine Gefahr mehr, der Frühling war da, die Soldiers waren jung und hatten alles, was das Herz begehrte. Und was hatten wir? Nix und Hunger nach ein bisschen mehr Lebensqualität, nach neuen Schuhen, 100 Gramm mehr Butter, ein eigenes Bett, nach echten Kaffee, Zigaretten („Kippensammeln” war ein Volkssport), nach Schokolade (Hershey’s Schokosirup war ein Renner) ... kurzum nach allen Dingen. Wir waren schon froh, dass uns kein Fliegeralarm in der Nacht in die Keller scheuchte. … Obiger Text war bereits im letzten Altstadtbläddla abgedruckt. Wir setzen fort: 10

Die GI suchten den Kontakt zu den Einheimischen und hatten es leicht mit Kaugummi, Lucky Strike oder anderen Kleinigkeiten Vorurteile zu überwinden. Die Radiosender spielten amerikanische Musik und brachten uns mit ihrem „way of life” in Berührung. Das Fraternisierungsverbot schmolz dahin wie Schnee im Juli. … Mit einigen GI hatte ich mich angefreundet. Wir waren etwa gleichaltrig und hatten viel Spaß miteinander, Hugo, dessen Eltern aus der Tschechei stammten, sprach fließend deutsch und lernte auch schnell den Fürther Slang. Als wir einmal in Nürnberg waren (in Zivil), wurde er gefragt „Sie sind aber nicht aus Nürnberg?”, seine Antwort: „na, i komm aus Färth”. Ein Ausflug mit Hugos Auto zur Siegelsdorfer Kärwa: Hugo war in Uniform mit Ordensspange und durfte deshalb nicht mit in den Saal vom Egelseer. Kurzerhand tauschten deshalb er und Siggi die Jackets und wir stürzten uns in den Trubel. An unserm Tisch, beim Bier, kamen dann ein paar neue, die uns noch nicht kannten und meinten, dass wir den „Zupfer” (den Ami), der nicht hierher gehört, aus den Saal schmeißen sollten. Hugo war sofort Feuer und Flamme für diesen Plan. Als die ersten Siggi

anrempelten und der sich verteidigte, kam die Sache natürlich heraus und die Gaudi wurde gebührend gefeiert. Dass sie „good old Bavaria” kennen lernen, organisierte auch die US-Army Ausflüge für ihre Leute. Eine Fahrt ging nach München und ich war eingeladen. Nachdem wir Nymphenburg und die anderen Sehenswürdigkeiten absolviert hatten fehlte noch der Höhepunkt, das Hofbräuhaus. Ich wurde beauftragt, für die 30 bis 40 Mann Platz zu schaffen und wir wurden in einen Nebenraum, betitelt „St. Adelheim”, geführt. Dort saßen nur ein paar alte Ureinwohner hinter ihren Krügen, für uns war noch Platz. Für die Ami war ich jetzt der Leithammel und alles, was ich machte, wurde kopiert. Ich bestellte mir eine Maß und alle anderen auch. Nach dem ersten Schluck wurde es lockerer. Ein Brezenverkäufer kam in den Raum und ich kaufte mir eine Bierstange. Die anderen auch. Dann biss mich der Jokus und ich rührte mit der Bierstange im Maßkrug. Die anderen natürlich auch: Und ich werde mein Leben lang nicht die Reaktion der alten Münchner vergessen! Denen ging buchstäblich der Hut hoch! Sommervergnügen: natürlich im Bad. Fürth hatte sogar zwei, das Zahlbad (Eintritt 30 Pfennig)

und das Freibad. Beide waren an der Rednitz, zwischen Siebenbogenbrücke und Hardsteg eingerichtet. (Und dann gab es noch das Militärbad und das Dambacher Bad). Das Zahlbad war flussauf und hatte zwei gemauerte Ausbuchtungen, die auch heute noch zu sehen sind, oben für die Knaben und weiter unten für die Mädchen. Im Fluss schwammen Stege, Balkenkonstruktionen auf alten Ölfässern, drei oder vier zur Überquerung und jeweils ein Steg längs der Ufer. Im Freibad gab es nur einen Übergang. Der Grund des Wassers war sandig, fast ohne Steine, ein angenehmes Gefühl an der Fußsohle. Die Aufsicht führten die Bademeister, die außerhalb der Saison im städt. Brausebad an der Hirschenstraße beschäftigt waren. Der oberste war der Herr Franck, der seine Residenz in einer Bretterbude genau auf der Grenze zwischen Zahlund Freibad hatte. Klein, grauhaarig, drahtige Figur, mit Schnurrbart, war er für uns eine Respektsperson, zu der wir aber gerne kamen, wenn uns ein Schmerz plagte, zum Beispiel mit einer Verletzung durch eine Glasscherbe, einer blutende Wunde oder einer Abschürfung. Da er auch beim Roten Kreuz aktiv war kannte er sich aus. Das erste war immer die Desinfektion mit Jod: Aua!!! Das brannte rich-