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Altstadtverein Fürth �

Fortsetzung von Seite 33

hätte Johann Alexander Boener im Anschluss daran auf dem zugehörigen Überblick „Der Marckflecken Fürth wie er von Niedergang anzusehen“ die Ergänzungen „Juden Gräber“ und „Rednitz fl.“ mit seinem lateinischem „d“ vorgenommen und signiert, ohne zu wissen, was der Stein neben der Straße möglicherweise darstellen soll. Das würde letztendlich darauf hindeuten, dass die Abbildung von der „Martinskapelle“ vor dem Jahr 1679 entstanden sein müsste, dem Jahr als Pfarrer Lochner seine Meldung ans Nürnberger Landalmosenamt gemacht hat und die Überreste wahrscheinlich abgerissen worden sind. Lochner wohnte immerhin schon seit 20 Jahren in Fürth. Dann hätte die Darstellung der „Martinskapelle“ aber noch den einsturzgefährdeten Giebel aufweisen müssen. Wenn allerdings die Druckplatten „Martinskapelle“ und „Seyfriedisches Gartenhaus“ erst nach 1684 entstanden wären und zu diesem Zeitpunkt nicht nur beschriftet wurden, müsste man davon ausgehen, dass auch ihr Hersteller die Kapelle am Standort neben der Straße nicht mehr hätte sehen können und darum die Überreste der Albrecht-Ruine als „Martinskapelle“ skizziert hätte mit dem Unterschied, dass der Giebel von 1624 dann nicht mehr vorhanden gewesen wäre. Zum selben Ergebnis käme man auch, wenn vorausgesetzt werden müsste, dass Pfarrer Lochner mit „gewöhnliche Fuhrstraße“ die späte34

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re Kapellenstraße im Sinn gehabt hätte. Dann hätte es tatsächlich nur die eine Ruine im Wiesengrund gegeben, die nach Fürther Interpretation als ehemalige Kapelle betrachtet wurde, von dem Nürnberger Ingenieur Albrecht dagegen als Bestandteil der wasserrechtlich relevanten Gebäude kartiert worden wäre. Bliebe die Frage warum diese Ruine dann in einem über hundert Jahre älteren Kunststil dargestellt ist und ob die „δ“-Beschriftung erst später, auf jeden Fall aber früher als Boeners Schreibweise erfolgt sein könnte. Diese Frage wird sich wohl nicht mehr beantworten lassen, es sei denn, dass die Darstellungsweise tatsächlich aus der Jahrhundertwende vom 16. ins 17. Jahrhundert stammt und nicht Boener angerechnet werden kann. Dann wären die als „Martinskapelle“ bezeichneten Gebäudereste zwar nicht die Albrecht-Ruine und ihr Standort völlig im dunkeln. Sie wäre aber vor oder im Laufe des Dreißigjährigen Krieges verschwunden und Pfarrer Lochner hätte dann auf jeden Fall die Albrecht-Ruine als „Martinskapelle“ beschrieben, denn nur bei dieser ist der einsturzgefährdete Giebel belegbar. Wichtig bleibt der Größenunterschied zwischen den Platten mit „δ“-Beschriftung und den signierten BoenerPlatten. Während die ersteren sowohl im unteren wie auch im oberen Größenverhältnis anzutreffen sind, liegen die eindeutigen Platten Boeners genau dazwischen. Das heißt, dass der

„δ“-Schreiber Platten benutzt hat, die entweder größer oder kleiner als Boeners Plattenmaterial gewesen ist und damit ein Hinweis vorhanden ist, dass die Bearbeitung des Plattenmaterials in Boeners „Kurzer Bericht ...“ nicht nur auf ihn allein zurück geführt werden darf und wahrscheinlich aus einem älteren Fundus übernommen wurde. Es gab nach 1679 in der Wiese anscheinend nur noch die Ruine, die bereits 55 Jahre davor von Andreas Albrecht kartiert worden war. Aus noch älterer Zeit läst sich über die Gebäudereste in der Wiese nichts mehr konkret rekonstruieren. Offensichtlich hat man in Fürth nicht beachtet, dass durch ihren Herstellungszeitpunkt die Druckplatte mit „Martinskapelle“ nicht als die vergrößerte Version der Signatur auf Boeners „Grund=Riß“-Plan gesehen werden darf und die Verwechslung auf eine Außerachtlassung der Darstellung Albrechts zurück zu führen wäre. Da auf Albrechts Flusskarte die entsprechende Erläuterung fehlt, konnte in Fürth mit den späteren Kapellen-Eintragungen natürlich sehr gut spekuliert werden. Für die Stadtväter, die sich 150 Jahre danach für das Denkmal „Kapellenruh“ entschieden haben, galten Boeners Behauptungen jedenfalls als neue „wissenschaftliche“ Erkenntnis. 1717

Wie schnell sich die Darstellungsweise Boeners durchgesetzt hat wird auf dem Siedlungsplan

des Vermessungsingenieurs Johann Georg Vetter „Grund=Riß des Fleckens Fürth“ von 1717 deutlich. Er setzt an die Stelle, an der Albrecht (Abb.  3) die mutmaßliche Mühlenruine kartiert und später Boener (Abb.  5) die vermeintliche „Martinskapelle“ platziert hat, ein Symbol, das er auch für die neben der Michaelskirche liegende Heiliggrabkapelle verwendet (Abb.  7 schwarze Pfeile). Obwohl ohne Nummer ist es mit grauer Farbe entweder den „Fürther gemein Häusern“, den „Fürther Gottshauß Güthern“ oder den „HochStift Bambergl. Häußern“ zuzuordnen. Auf jeden Fall wird mit der gleichen Darstellungsform suggeriert, dass es sich wie auf dem Kirchenplatz um eine Kapelle handelt. Die Eintragung Boeners war damit kartographisch bestätigt. Aus einer anfänglich mutmaßlichen Mühlenruine war jetzt endgültig eine Kapellenruine geworden, das Zentrum des Fürther Ursprungs. 1759

Im folgenden ist diese Ruine in der Wiese von den Fürthern als Ersatzbegräbnisstätte für Personen genutzt worden, die nicht auf natürliche Weise aus dem Leben geschieden sind. So schreibt der Chronist Andreas Gruber, dass der Kaufmann Sebastian Zimmermann am 2. Juni 1759 tot aufgefunden worden war und man an Selbstmord geglaubt hatte. Da er ein frommer und gottesfürchtiger Mann gewesen sei, sollte er nach Hochfürstlichen